Whakapohane

Whakapohane
Studenten der Stanford University bei einem Massen-Mooning als Protest und Weltrekord-Versuch im Mai 1995

Mooning bezeichnet im Englischen den Vorgang jemandem seinen nackten Hintern zu zeigen, um Protest, Hohn oder Geringschätzung auszudrücken, um zu provozieren, zu schocken oder einfach aus Spaß. Bei den Māori bezeichnet man diese dort schon sehr lange existierende Geste als Whakapohane. In Deutschland bezeichnet man es unter anderem als „den Hintern blank ziehen“.

Mooning wird normalerweise als unanständiger und frecher Akt betrachtet, wenn auch meist milder als frontaler Exhibitionismus.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Verwendung

Das Verb moon existiert in der Bedeutung von „dem (Mond)licht aussetzen“ seit dem Jahre 1601. Seit 1756 ist das Hauptwort moon (dt. Mond) als Metapher für das Gesäß bekannt. Die Verwendung des Verbs to moon in der Bedeutung von „das Gesäß entblößen“ kommt aus der us-amerikanischen Studentensprache und ist 1968 erstmals schriftlich erwähnt.[1][2]

Mooning bezeichnet den Vorgang selbst, die Tätigkeit wird zum Beispiel mit „I mooned“ (dt.: ich habe jemandem mein Gesäß gezeigt) oder „I was mooned“ (dt.: mir hat jemand sein Gesäß gezeigt) ausgedrückt. Manchmal wird es auch im übertragenen Sinne verwendet, wenn einem Missachtung zuteil wird und manchmal verwendet man es auch wenn keine vorsätzliche Absicht dahinter steckt, wie etwa beim Umziehen.

In Australien ersetzte der Begriff „mooning“ die früher dort üblichen Ausdrücke „flashing a browneye“ (dt.: „das braune Auge aufblitzen lassen“) oder „chucking a browneye“ (dt.: „ein braunes Auge werfen“).

Vorgang und Verbreitung

Meist beugt man sich vornüber, zieht den Hosenboden herunter und zeigt sein entblößtes Gesäß den angesprochenen. Die Genitalien bleiben dabei meist bedeckt. Von jungen Menschen wird es gerne aus oder zu vorbeifahrenden Fahrzeugen gemacht.[2][3]

Diese Sitte ist besonders im angloamerikanischen Raum verbreitet, insbesondere unter Jugendlichen und Studenten in Nordamerika. Des weiteren ist diese Sitte im Vereinigten Königreich, in Australien, Kanada, Südafrika, Schweden, Dänemark[2] und bei den Māori in Neuseeland bekannt. Im deutschsprachigen Raum gibt es diese Sitte manchmal im Bereich des Amateurfußballs oder sie wird von den Fans betrieben.

Während der Schlacht von Crécy im Jahre 1346, als Eduard III. die Stadt Caen einnahm, standen am Weg nach Crécy mehrere hundert normannische Soldaten und entblößten ihren Hintern in Richtung der englischen Bogenschützen.[4]

Als Giovanni da Verrazano im Jahre 1524 das Volk der Etchemin im heutigen Maine (USA) besuchte, wurde er mit Zeigen der Hinterteile und Lachen verabschiedet.[5] Auch andere Seefahrer berichteten selbiges Verhalten.

Bei den Māori auf Neuseeland wird diese Geste gegenüber dem Feind Whakapohane genannt und existiert seit Zeiten bevor Europäer einen Fuß auf die Insel setzten. Erstmals beschrieben wurde es beim zweiten Landgang von Europäern durch Jonathan Monkhouse im Jahre 1769.[6] Es war das stärkste Zeichen der Verhöhnung, um die Person zu kränken, und kam auch als Geste in Haka-Tanzritualen vor.[7] Auch hochstehenden Personen wurde diese Ehre zu Teil: Im Jahre 1953 machte die frischgekrönte Elisabeth II. auf ihrer ersten großen Reise mit diesem Ritual Bekanntschaft.[3] Im Frühjahr 1983 bekamen Prinz Charles und Prinzessin Diana ein Māori-Hinterteil gezeigt. Der 42jährige in seiner Heimat bekannte Māori-Aktivist Te Ringa Mangu Mihaka (auch bekannt als Nathan Dun oder Dun Mihaka) protestierte damit gegen den Besuch der englischen Krone und gegen die Kanonenbootpolitik der Thatcher-Regierung. Er wurde trotz seiner Begründung, dass dies eine althergebrachte Form des Māori-Protest sei, dafür von einem Gericht in Wellington zu einer Geldstrafe von umgerechnet 370 € verurteilt.[2][8] Im Jahre 1986, bei einem neuerlichen Besuch von Elisabeth II., hatte Dun Mihaka ein Plakat mit dieser Geste an seinem hinteren Seitenfenster kleben und wollte sich dem königlichen Konvoi nähern, wurde jedoch von der Polizei abgedrängt.[9] Auch der Māori-Aktivist Tame Iti ist bekannt für seine Whakapohane.

Jello Biafra, Leadsänger der Punk-Band Dead Kennedys, „moont“ die Zuschauer des Hackers on Planet Earth-Konzerts 2006 in New York bei seiner Keynote

Manchmal wird aus dem Mooning in den USA auch ein Massenereignis für jung und alt und eine jahrelange Tradition. Im The Mugs Away Saloon in Laguna Niguel (Kalifornien) versprach im Jahre 1979 ein Mann jenen ein Getränk auf seine Kosten, die dem nächsten Zug auf der vorbeifahrenden Amtrak-Strecke den nackten Hintern zeigen. Daraus wurde eine jährliche Tradition. Das Annual Mooning of Amtrak findet im Jahre 2008 zum 29. Mal – inzwischen einen ganzen Tag lang bei jedem Zug und mit etwa 3.000 Besuchern – statt.[10][3]

Auch anderswo ist dieser Sport gegenüber Zügen recht beliebt. So etwa beim Rafting im Colorado River, neben dem über längere Strecken die Union Pacific Railroad fährt.[11] Im Bundesstaat New Hampshire betreibt man Mooning the Cog am Mount Washington gegenüber der Mount Washington Cog Railway. Die Tradition wird seit etwa 1977 oder 1987 von so manchen Wanderern, meisten Querfeldeinwanderen, betrieben und nimmt vor allem gegen Ende des Sommers zu. Eine private Theorie meint, dass es mit der Geschichte der Bahn zusammenhängen könnte, welche früher The Railway to the Moon genannt wurde. Andere meinen, dass es ein Protest gegen die Dampflok ist, deren Rauch den Berg hinaufzieht und den man über ein weites Gebiet merkt. Einige Fahrgäste finden es lustig, andere, vor allem Eltern, Pensionisten und die Bahnbetreiber nicht. Deshalb fuhren Ende 2007 an zwei Wochenenden dienstfreie Soldaten oder Ranger in Zivil mit, welche im Anlassfall ausstiegen und gerichtliche Ladungen ausstellten.[12][13] Acht männliche Personen erhielten so einen Zettel mit einer Strafe von 125 $. Die Nachricht wurde über Zeitungsartikel und Webseiten verbreitet und die Polizei hofft, dass dies das Problem im nächsten Jahr eindämmen wird.[14][15]

Das Künstlerpaar Gilbert & George erschuf im Jahre 1996 das Werk Piss Mooning, welches zwei „Mondgesichter“ zeigt.[16]

Im Juni 2000 wurde ein Massen-Mooning unter dem Titel Moon Against the Monarchy vor dem Buckingham Palast im Vereinigten Königreich von der Organisation Movement Against the Monarchy (M'AM) organisiert um gegen die Monarchie, der „teuersten Seifenoper der Geschichte“ zu protestieren. Es kamen zwar etwa 2.000 Leute, durch das massive Polizeiaufgebot ließen aber nur ganz wenige die Hüllen fallen. Manche schafften es, für die Presse zu posieren. Vier Personen wurden verhaftet, davon ein einziger wegen der heruntergelassenen Hosen.[3][17]

Um gegen die Politik der Vereinigten Staaten zu protestieren, zogen im Jahre 2001 etwa 200 Europäer ihre Hintern blank, als George W. Bush einen Staatsbesuch in Schweden absolvierte.[2][3]

Im Jahre 2002 wurden in Griechenland mehr als 300 Personen wegen Mooning verhaftet. Die meisten Personen waren betrunkene Jugendliche und junge Erwachsene aus England zwischen 16 und 30 Jahren.[2]

Robbie Williams ist dafür bekannt, dass er immer wieder Mooning betreibt.[18]

In der Fernsehserie Die Simpsons zeigt Sohn Bart in sehr vielen Folgen seinen Hintern vor vielen Menschen. Dies ist in der Serie ein Running-Gag.

In Simbach am Inn steht seit April 2008 am Brückenkopf nach Braunau eine Skulptur mit einem Huchen, der quasi aus dem Inn heraus nach Simbach springt und auf dessen Rücken der Flussgott Aenus reitet und dessen Rücken nach Braunau zeigt. Aenus trägt zwar einen Lendenschurz, dieser ist jedoch so gut wie nicht erkennbar wenn man über die Brücke von Braunau nach Simbach fährt. So tauchte neben den Diskussionen über die Schönheit des Denkmals und den fast nackten Flussgott die Frage auf, ob die Simbacher die Braunauer etwa beleidigen wollten.[19][20]

Literatur

  • Te Ringa Mangu Mihaka (alias Nathan Dun) und Diane Patricia Prince: Whakapohane, Ruatoria Publications, Porirua (Neuseeland), 1984, Neuauflage 1990, ISBN 0-9597745-0-5; Über den Kampf bekannter Maori-Aktivisten mit dem Gesetz

Einzelnachweise

  1. Moon, Online Etymology Dictionary, Aufgerufen: 30. Dezember 2007
  2. a b c d e f Blanche Poubelle: Shooting the moon, The Guide Magazine, August 2003
  3. a b c d e The Art of Mooning, Anglorama Nr 4/2005 (32), Polen, Online-Version
  4. The Hundred Years War - Battle of Crécy, archeryweb.com, Stand: 23. August 2006
  5. James Axtell: Beyond 1492: Encounters in Colonial North America, Oxford University Press, 1992, ISBN 0-19-508033-5, S. 189, (Google Books)
  6. Sally Planalp: Communicating Emotion. Social, Moral, and Cultural Processes, Cambridge University Press 1999, ISBN 0-521-55741-0, S. 207 (Google Books)
  7. Ministry of Justice: A Glimpse into the Maori World - Maori Perspectives on Justice Abschnitt: A Collection of Behaviours, Philosophies, Emotions and Cultural Influences, Teil 3/1, Teil 3/2, ISSN 0-478-501156-7, März 2001
  8. Carsten Ott: Niederlagen, die das Leben so schreibt - von ABERGLAUBEN bis AUTO - Nackter Hintern, alexander-tropf.de, Version: 26. Juni 2001
  9. UPI: AROUND THE WORLD; New Zealand Police Stop Royal Convoy Protester, New York Times, 28. Februar 1986
  10. www.moonamtrak.org, Stand: 16. Juli 2007, Aufgerufen: 30. Dezember 2007
  11. "tommytalldog": The Historiy Page - World History - Mooning, 19. September 2005, Aufruf: 2. Januar 2008
  12. Chris Jensen: Sights Along the Cog Railway, nhpr.org, 13. November 2007
  13. The BenSpark: Mooning the Cog, 15. November 2007
  14. Edith Tucker, Salmon Press North Country newspaper, November 2007, Bericht darüber
  15. Katie Zezima: Riding the Rail to the Top, and Not Amused (kostenlose Anmeldepflicht), New York Times, 23. November 2007
  16. Pissing Moon, Atnet.com, Aufruf: 2. Januar 2008
  17. Cheeky anarchists in palace protest, bbc.co.uk, 3. Juni 2000
  18. Beweisfotos: Robbie Williams, georgenick.co.uk, Aufruf: 2. Januar 2008
  19. Wirbel um Statue: Bayern recken Braunauern nackten Hintern zu, Oberösterreichische Nachrichten, 16. April 2008
  20. CHRONIK - Wirbel um nacktes Hinterteil in Braunau, ooe.orf.at, 16. April 2008

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