Wiener Eislaufverein

Wiener Eislaufverein

Der Wiener Eislauf-Verein (WEV) ist ein österreichischer Eissportverein aus Wien. Seine größten Erfolge hatte der Verein im Eiskunstlauf, Eisschnelllauf und im Eishockey (getrennte Vereine). Er betreibt auf dem Wiener Heumarkt mit über 6.000 m² Eisfläche einen der großflächigsten Freilufteisplätze der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte (Eishockey)

Der Wiener Eislauf-Vereinsplatz wurde 1900 vom Architekten Ludwig Baumann im Jugendstil errichtet
Wiener Eislauf-Vereinsplatz, ganz hinten links ist der Eingang zum Stadtpark und die Wienfluss-Einwölbung erkennbar. Das Jugendstil-Ensemble des Eislaufplatzes musste in den 1960er Jahren einem Hotelbau weichen und wurde abgerissen

Zwar fanden die „Schleiferbuben des Kanals“ schon 1803 Erwähnung,[1] zum Volkssport wurde der Eislauf jedoch erst um die Jahrhundertmitte. Es war dies die Zeit, da sich die sportlichen Wiener an Wintersonntagen im Hafen des Wiener Neustädter Kanals (Heute Areal Bahnhof Wien-Mitte) trafen oder den Kanal belebten und „in schnellstem Tempo bei Einbruch der Dunkelheit mit brennenden Fackeln zwischen Wien und Guntramsdorf dahin [glitten].“[2]

Nachdem das winterliche Hafenbecken also bereits zum „Eissportgebiet Österreichs Nr. 1 geworden war, wurde der 1867 der WEV gegründet und pachtete im Gründungsjahr einen Teil des ehemaligen Wiener Kanalhafens. “[3]

1914 wurde der Eishockeyverein gegründet. Ab 1923 wurde eine österreichische Eishockeymeisterschaft der Herren ausgetragen. In den ersten Jahren war diese auf Wien begrenzt. Von 1923 bis 1931 gewannen die Eishockeyspieler des Wiener Eislaufvereins jedes Jahr die österreichischen Meisterschaften. Auch 1933 und 1937 wurde der Meistertitel gewonnen. Nach dem Anschluss wurde in der deutschen Liga gespielt. Dort konnte der WEV im Jahr 1940 als zweiter Wiener Verein (nach EK Engelmann Wien, 1939) den deutschen Meistertitel im Eishockey erringen.

Nach dem Krieg siedelte der EK Engelmann Wien in die Arena des Wiener Eislaufvereins über. Die Meisterschaften 1947 und 1948 konnte der WEV erneut gewinnen. 1948 erfolgte eine Fusion der beiden Vereine zur Wiener Eissport-Gemeinschaft (WEG). Dieses Team holte in den folgenden drei Jahren (1949, 1950, 1951) den Meistertitel, bevor die Wiener Eissport-Gemeinschaft 1951 aufgelöst wurde und die beiden ursprünglichen Vereine wieder getrennte Wege gingen. Während der EK Engelmann Wien 1956 und 1957 noch zwei Meistertitel in die Hauptstadt holen konnte, dauerte die Durststrecke des WEV länger. 1962 konnte der WEV die österreichische Eishockeymeisterschaft zum bisher letzten Mal gewinnen.

1966 siedelte die WEV-Eishockeytruppe von der traditionsreichen Freilufteisarena am Wiener Heumarkt in die Donauparkhalle über. Diese Halle im 22. Bezirk wurde ursprünglich als Blumenhalle für die internationale Gartenbauausstellung 1964 errichtet. Unter EishockeyliebhaberInnen war die Donauparkhalle für ihre Akustik beliebt, ihre Betonpfeiler erschwerten jedoch mitunter das Zusehen. Sie fasste ca. 3.300 Besucher.

In Saison 1979/80 erkämpften die Eishockeycracks des WEV den Vizemeistertitel. Kuriosum: Torhüter Prochaska schloss die Augen für eine Motivationsübung und kassierte dabei ein unnötiges Tor, das den Meistertitel kostete. Nach einer verpatzten Saison 1983/84 stieg der WEV in die Nationalliga (2. Liga) ab. Der Wiederaufstieg gelang bereits in der Folgesaison. Zurück in der Bundesliga legte der WEV 1985/86 einen Fehlstart hin: Letzter Platz. Glücklicherweise mussten die Wiener dennoch nicht absteigen. Die beiden folgenden Saisons verliefen deutlich besser. Beide Male konnte der Vizemeistertitel geholt werden. 1989 verpasste der WEV mit Rang 5 jedoch die Meisterrunde.

1990/91 war schließlich die letzte Saison in der Donauparkhalle. Die Eishalle wurde abgerissen, um das Gelände für die EXPO Weltausstellung 1995 errichten zu können. Die EXPO wurde später per Volksabstimmung verhindert. Die WEV-Eishockeymannschaft bekam als Übergangsobjekt von der Gemeinde Wien die völlig ungeeignete Sporthalle Hopsagasse zu Verfügung gestellt. Diese fasste vergleichsweise wenige ZuseherInnen.

1992 waren die beiden stärksten Eishockeyclubs Wiens, der WEV und WAT Stadlau beide in ihrer Existenz bedroht. Da die Gemeinde Wien nur einem Eishockeyclub finanziell unter die Arme greifen wollte, wurden die Vereine zum EC Wien fusioniert. Der EC Wien spielte in der Saison 1992/93, bevor er in CE Wien (Clubeissport Wien) umbenannt wurde. 1995 siedelte der CE Wien in die für die Eishockey Weltmeisterschaft 1995 gebaute Albert-Schultz-Halle in Wien-Kagran über. Es folgten einige Jahre mit mittelmäßigen Leistungen, bevor der Verein 1997 aus Marketinggründen wieder in WEV (diesmal Wiener Eishockeyverein) umbenannt wurde. 1999/2000 sollte mit der Übernahme des Vereines durch die Anschutz Entertainment Group (AEG) unter Führung des US-amerikanischen Milliardärs Philip F. Anschutz eine neue Ära eingeleitet werden, tatsächlich war es dann die letzte Saison dieses Vereines. Anschutz stellte nach der Saison völlig überraschend sein Engagement ein, und mangels eines Käufers folgte die Vereinsauflösung. Selbst die Spieler der Nachwuchsabteilungen standen plötzlich auf der Straße. Die Nachwuchsarbeit ging in den darauffolgenden Jahren unter dem Namen Wiener Eislöwen-Verein (WE-V) weiter und der WEV konnte mit U14 und U16 je zweimal Meister bzw. mit der U20 einmal Meister und einmal Vizemeister werden. In der Saison 2003/04 entstand wieder eine neue Kampfmannschaft, die bis zur Saison 2006/07 in der Nationalliga ihre Spiele bestritt.

Siehe auch

Erfolge

Einzelnachweise

  1. Knoll: Heimatbuch Guntramsdorf. Seite 71
  2. Riebe: Der Wr. Neustädter Schiffahrtskanal, in: Knoll: Heimatbuch Guntramsdorf. Seite 71
  3. V.E.Riebe: Der Wr. Neustädter Schiffahrtskanal (Wien 1936)

Weblinks


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