Wimperge

Wimperge
frühgotischer Wimperg mit Fialen über dem Westportal der Stadtkirche Bad Hersfeld (um 1330)
Erker mit Wimperg und Fialen am Reichssaal des Alten Rathauses in Regensburg in Bayern

Ein Wimperg (auch Wimperge,[1] oder Wimberg[2]) ist in der Architektur der Gotik eine giebelartige Bekrönung über Portalen und Fenstern.[3]

Das Wort ist im Deutschen seit dem 10. Jahrhundert belegt (ahd. wintberga, mhd. wintberge). Die Ausgangsbedeutung war „was vor dem Wind schützt, birgt“. Gemeint waren ursprünglich Giebelteile, die über das Dach hinausragen.[4] In diesem Zusammenhang findet sich Wintberge in älteren Quellen auch in der Bedeutung „Zinne“,[5] vereinzelt auch „Wimperg“ als „zahnartiger Aufsatz der Brüstungsmauer einer Zinne“.[6]

Der Wimperg gilt als ein Architekturelement, das als Ziergiebel den Höhendrang der Gotik verstärkt.[1] Er kann von Fialen flankiert, gerahmt oder auch damit besetzt sein. Die Giebelschrägen des Wimpergs wurden oft mit Krabben gerahmt beziehungsweise besetzt. Seine Giebelspitze ist häufig als Giebelblume ausgeführt,[2] beispielsweise in der Form einer Kreuzblume. Für Wimperge mit einer nach vorne überhängenden Spitze ist auch die Bezeichnung „Frauenschuh“ überliefert.[2] Das Giebelfeld kann glatt belassen sein, oft ist es jedoch mit vorgeblendetem oder durchbrochenem Maßwerk gefüllt.[1]

Außerhalb der unmittelbaren Baukunst findet sich der Wimperg als Motiv auch in der gotischen Schnitzkunst.[7]

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. a b c Satz nach Wilfried Koch: Baustilkunde, 27. Auflage, Gütersloh/München, 2006, Stichwortverzeichnis Wimperg, -e [843]
  2. a b c Satz nach Günther Wasmuth (Hrsg.): Wasmuths Lexikon der Baukunst, Berlin, 1929-1932 (4 Bände), Lemma Wimperg,Wimberg
  3. Satz nach Fritz Baumgart: DuMont's kleines Sachlexikon der Architektur, Köln, 1977, Lemma Wimperg, diese Definition findet sich aber auch in anderen Standardwerken
  4. Sätze zur Etymologie nach Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage, 2002
  5. Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage, 2002 erwähnt mhd. wintburgelin „Zinne“
  6. bei Wilfried Koch: Baustilkunde, 27. Auflage, Gütersloh/München, 2006, Stichwortverzeichnis Wimperg, -e [843] als Zweitbedeutung. Andere Standardwerke verwenden den Begriff aber ausschließlich für den gotischen Ziergiebel über Türen und Fenstern. Günther Wasmuth (Hrsg.): Wasmuths Lexikon der Baukunst, Berlin, 1929-1932 (4 Bände), Lemma Wimperg,Wimberg erwähnt „wintberg“ als Herleitung des Lemmas.
  7. Satz nach Rolf Toman [Hrsg.]: Die Kunst der Gotik, Köln, 1998, Glossar, S. 506

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