Wirtschaftsspionage

Wirtschaftsspionage

Wirtschaftsspionage ist die staatlich gelenkte oder gestützte, von fremden Nachrichtendiensten ausgehende Ausforschung im Zielbereich Wirtschaft.[1]

In der öffentlichen Diskussion und Medienberichterstattung werden die Begriffe Wirtschaftsspionage und Konkurrenzspionage bzw. Industriespionage häufig nicht richtig voneinander abgegrenzt. So handelt es sich bei der Industrie- und Konkurrenzspionage um die illegale Beschaffung von Know-how und Waren durch konkurrierende Unternehmen.[1] Ziel ist es, durch entweder früheren Erhalt der Informationen sich selbst einen Vorteil zu verschaffen oder früh genug Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Dabei werden sowohl befreundete als auch oppositionelle Parteien in den Prozess einbezogen. Häufige Wirtschaftsspionagetechniken sind das unerlaubte Kopieren von Daten über offene und ungeschützte USB-Ports auf Wechselspeichermedien, wie z. B. dem USB-Memory-Stick, das Fotografieren von Schriftstücken, Fertigungsanlagen, Fertigungstechniken oder Prototypen mittels der heute schon sehr hochauflösenden Fotohandys, das Abfangen von Briefen und E-Mails, das Abhören von Telefonen und Internetverbindungen sowie das Einbringen von Informanten oder Aufkaufen anderer Informanten der Gegenpartei.

In Europa wird befürchtet, dass die USA mit ihrem Spionagesystem Echelon systematische Wirtschaftsspionage zugunsten der US-Unternehmen betreiben. Nachgewiesen wurde dies für den Fall der GATT-Verhandlungen 1993. Die geheimen Verhandlungspositionen der Europäischen Union konnten ausspioniert werden.

Für viele Unternehmen fällt der Schutz gegen Wirtschafts- und Industriespionage unter das Oberthema Informationssicherheit und ist heute ein wichtiger Bestandteil von Anwenderschulungen. Dies gilt insbesondere deshalb, weil viele Anwender weder die Gefahren noch die Konsequenzen entsprechender Attacken kennen. Da zugleich die technischen Schutzmaßnahmen wie etwa Verschlüsselung heute sehr ausgereift sind, wird die Manipulation von Menschen mit den Mitteln des Social Engineerings zu einer immer wichtigeren Angriffsmethode der Spione. Schulungen, die Mitarbeiter von Organisationen tatsächlich gegen derartige Spionageattacken wappnen, müssen insbesondere auf den Druck und die Unsicherheit Rücksicht nehmen, mit denen Zielpersonen während einer Social-Engineering-Attacke zu kämpfen haben. Ziel ist es, den Opfern aus ihrer unangenehmen Situation einfache Auswege zu bieten, damit sie nicht zu Kurzschlussreaktionen neigen und entsprechende Vorfälle verschweigen.[2]

In Deutschland wird Wirtschaftsspionage auf Bundesebene vom Bundesamt für Verfassungsschutz verfolgt. Auf Landesebene fällt die Verantwortung in den Bereich des jeweils zuständigen Landesamt für Verfassungsschutz, sofern es eine Abteilung Spionageabwehr betreibt. Allerdings gibt es in Deutschland auf Behördenebene keine wirkliche flächendeckende Abwehr, so dass ausländische Konzerne mit Hilfe ihrer Geheimdienste in Deutschland Firmen ausspionieren können. Lediglich das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik betreut mit der Abteilung 2 – Kryptologie und Abhörsicherheit ein Spionageabwehrteam, welches diese Leistung Bundes- und Landesbehörden sowie Unternehmen, die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) der Geheimschutzbetreuung unterliegen, anbietet.

Deutschland betreibt selbst offiziell keinen Geheimdienst, der für die deutsche Wirtschaft im Ausland spioniert.

Inhaltsverzeichnis

Siehe auch

Für den allgemeineren Zusammenhang:

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Bundesamt für Verfassungsschutz für die Verfassungsschutzbehörden in Bund und Ländern, Definition Wirtschaftsspionage
  2. Bettina Weßelmann: Interne Spionageabwehr. kes 1/2011, S. 66–69; online abrufbar auf kes.info, abgerufen am 15. August 2011

Weblinks


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