Wolfgang Lüth

Wolfgang Lüth

Wolfgang Lüth (* 15. Oktober 1913 in Riga; † 13. Mai 1945[1] in Flensburg) war ein deutscher Marineoffizier, zuletzt Kapitän zur See sowie U-Boot-Kommandant der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg. Er und Albrecht Brandi waren die einzigen U-Boot-Kommandanten, die mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten ausgezeichnet wurden.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge und Zwischenkriegszeit

Lüth absolvierte das Naturwissenschaftliche Gymnasium, machte das Abitur und studierte am Herder-Institut in Riga drei Semester Rechtswissenschaften. Am 1. April 1933 trat er als Offiziersanwärter (Crew 1933) in die Reichsmarine ein. Am 23. September 1933 wurde er zum Seekadetten, am 1. Juli 1934 zum Fähnrich zur See, am 1. April 1936 zum Oberfähnrich zur See, am 1. Oktober 1936 zum Leutnant zur See und am 1. Juni 1938 zum Oberleutnant zur See befördert.

Lüth absolvierte zunächst mehrere Lehrgänge und Ausbildungen auf Schiffen und begann am 1. Februar 1937 seine Ausbildung mit Unterseebooten. In dieser Zeit wurde er am 31. März 1937 mit der Dienstauszeichnung IV. Klasse sowie dem Spanienkreuz in Bronze am 6. Juli 1939 ausgezeichnet.

Zweiter Weltkrieg

Unternehmung U 9

Er fuhr auf verschiedenen Booten als Erster Wachoffizier und als stellvertretender Kommandant, bis er am 28. Dezember 1939 Kommandant von U 9 (Typ II B) wurde. Auf sechs Feindfahrten versenkte er acht Schiffe mit 17.221 BRT, bei seiner vorletzten Fahrt das französische U-Boot Doris.

In dieser Zeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse am 25. Januar bzw. 15. Mai 1940 sowie zwischenzeitlich am 18. Februar mit dem U-Boot-Kriegsabzeichen. Außerdem wurde ihm am 16. September 1939 die Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 verliehen.

Unternehmung U 138

Am 27. Juni 1940 übernahm Lüth das Typ II D-Boot U 138, mit dem er bis zum 19. Oktober 1940 im Nordatlantik operierte. Auf zwei Feindfahrten, mit zusammen 27 Seetagen, versenkte er fünf Schiffe mit 39.971 BRT.

Er wurde am 23. September 1940 im Wehrmachtbericht genannt und mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 24. Oktober 1940 ausgezeichnet.

Unternehmung U 43

Am 21. Oktober 1940 erhielt Lüth das IX (A) Boot U 43. Von November 1940 bis Februar 1942 versenkte er im Nordatlantik, auf sechs Feindfahrten in 192 Seetagen, neun Schiffe mit 54.795 BRT. Am 1. Januar 1941 wurde Lüth Kapitänleutnant.

Neben der Verleihung des Italienischen Kriegskreuzes mit Schwertern am 1. November 1941 wurde er am 14. Januar 1942 im Wehrmachtbericht genannt.

Unternehmung U 181

Im Mai 1942 stellte Lüth mit U 181 eines der sogenannten Monsun-Boote vom Typ IX D 2 in Dienst. Mit diesem Boot unternahm er zwei Feindfahrten mit insgesamt 333 Seetagen. Bei seiner ersten Fahrt, vom 12. September 1942 bis zum 18. Januar 1943, versenkte Lüth im Südatlantik zwölf Schiffe mit insgesamt 58.380 BRT. Hierfür erhielt er am 13. November 1942 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes als 142. Träger.

Seine zweite Feindfahrt mit diesem Boot sollte mit 205 Seetagen die zweitlängste des Krieges werden. Am 23. März 1943 verließ U 181 den Stützpunkt Bordeaux. In den folgenden Monaten versenkte es im Indischen Ozean zehn Schiffe mit 45.528 BRT. Er wurde am 1. April 1943 zum Korvettenkapitän befördert und zwei Wochen später am 15. April 1943 mit den Schwertern zum Eichenlaub des Ritterkreuzes ausgezeichnet (29. Träger). Nach der letzten Versenkung am 11. August 1943 wurde Lüth als erstem Marineoffizier die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern (7. Träger insgesamt) verliehen. Am 14. Oktober 1943 lief U 181 wieder in Bordeaux ein. Es hatte unter Lüths Führung insgesamt 22 Schiffe mit 103.908 BRT versenkt.

Flottillenchef

Am 15. Januar 1944 übernahm Wolfgang Lüth als Chef die 22. U-Boot-Flottille in Gotenhafen. Im Juli wurde er Leiter der I. Abteilung an der Marinekriegsschule in Flensburg-Mürwik. Am 1. August 1944 folgte die Beförderung zum Fregattenkapitän. Am 1. September 1944 wurde der erst 31-jährige Lüth zum Kapitän zur See befördert und zum Kommandeur obengenannter Marinekriegsschule ernannt.

Darüber hinaus wurde ihm am 12. Oktober 1944 die U-Boot-Frontspange in Bronze verliehen.

Kriegsende und Tod

Am 5. Mai 1945 wurde Flensburg von britischen Streitkräften besetzt, wobei das 400 Mann starke, von Korvettenkapitän Peter-Erich Cremer (U 333 und U 2519) befehligte Wachbataillon nicht entwaffnet wurde. Die Briten hatten erfahren, dass befreite Fremdarbeiter die Marineschule überfallen wollten. Lüth hatte befohlen, dass die Männer des Wachbataillons auf jeden, der auf Anruf die Parole nicht nannte, sofort zu schießen hätten. Kurz nach Mitternacht, am 14. Mai 1945, war er auf dem Weg in seine Unterkunft. Der Matrose Mathias Gottlob von U 2519 ging zu dieser Zeit Streife am Sportplatz der Schule. Als er Schritte hörte und dann einen Schatten auf sich zukommen sah, verlangte er „dreimal“ laut nach der Parole. Er bekam keine Antwort. Ob Lüth diese Warnrufe bewusst ignorierte oder aus irgendeinem Grund abgelenkt war, muss eine Vermutung bleiben. Gottlob gab daraufhin einen ungezielten Warnschuss ab, der Lüth wohl durch Zufall genau in den Kopf traf. Die Feststellung des Todes erfolgte nach Mitternacht am 14. Mai 1945. Lüth wurde in der Aula der Marineschule Mürwik aufgebahrt. Dönitz hielt die Trauerrede.

Gedenkstein Wolfgang Lüth in der Nähe der Marineschule Mürwik.

Zwei Tage später wurde Lüth auf dem Friedhof Adelby bei Flensburg beigesetzt. Es war das letzte Staatsbegräbnis des Dritten Reiches, an dem der damalige Reichspräsident Karl Dönitz die letzten Worte sprach.

Zwölf Jahre später, am Volkstrauertag 1957, ließ Korvettenkapitän Karl Peter zusammen mit den Fähnrichen der Crew V/56 im Beisein von Frau Lüth und ihren Kindern unweit der Stelle, wo Lüth den Tod fand, einen Gedenkstein setzen. Otto Schuhart, damals Ausbildungsleiter der Marineschule Mürwik, hielt dazu die Gedenkrede.

Militärische Bewertung

Insgesamt war Lüth an 17 Operationen in 609 Seetagen mit U 9, U 138, U 43 und U 181 beteiligt und versenkte hierbei 47 Schiffe mit insgesamt 225.755 BRT sowie das französische U-Boot Doris.

Damit war er, nach Otto Kretschmer, der erfolgreichste U-Boot-Kommandant im Zweiten Weltkrieg.

Literatur

  • Wolfgang Lüth / Claus Korth: Boot greift wieder an! Verlag Erich Klinghammer 1944
  • Jordan Vause: Der U-Boot-Kommandant Wolfgang Lüth, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 1999, ISBN 3-613-01937-X, Aus dem Amerikanischen: U-BOAT ACE - The story of WOLFGANG LÜTH, The United States Naval Institute, Annapolis, Maryland, 1990
  • Jordan Vauce: Die Wölfe, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-02002-5
  • Manfred Dörr: Die Ritterkreuzträger der U-Boot-Waffe, Biblio Verlag Osnabrück, 1988 / Bd. II K-Z, ISBN 3-7648-1153-6
  • Rainer Busch und Hans-Joachim Röll: Die Ritterkreuzträger der U-Boot-Waffe von 1939 bis Mai 1945. Band 5 aus Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Verlag E.S. Mittler & Sohn 2003; ISBN 3-8132-0515-0; S. 86–92
  • Andreas Dwulecki: Wolfgang Lüth: Unbekannte Verleihungen. In: Internationales Militaria-Magazin Nr. 111, Februar/März 2004
  • Andreas Dwulecki: Wolfgang Lüth: Unbekannte Verleihungen. In: Internationales Militaria-Magazin Nr. 129, September/Oktober 2007

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945 Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs , Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.518

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