Wolfgang Neuss

Wolfgang Neuss

Hans Wolfgang Otto Neuß (amtl.[1] Schreibweise, * 3. Dezember 1923 in Breslau; † 5. Mai 1989 in West-Berlin) war ein deutscher Kabarettist und Schauspieler.

Wolfgang Neuss (3. v. l.)
bei der Verleihung des
Berliner Kunstpreises für Film und Fernsehen (1964)

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Krieg

Wolfgang Neuss kam als Sohn von Otto und Elisabeth Neuss (geb. Gebauer) in Breslau zur Welt. Er hatte eine Schwester Eva (später verheiratete Eva de Bouyse). Nach der Volksschule begann Neuss eine Lehre als Schlachter, ging dann aber mit 15 Jahren nach Berlin, um Clown zu werden. Dieser Ausflug endete in der Jugendverwahranstalt des Berliner Polizeipräsidiums am Alexanderplatz.

Während des Zweiten Weltkrieges war er zunächst beim Straßenbau im Arbeitsdienst, dann ab 1941 Soldat an der Ostfront. Er wurde mehrmals verwundet und erhielt das EK I.[2] Schließlich entzog er sich weiteren Kampfeinsätzen als MG-Schütze, indem er sich selbst verstümmelte.

„Als ich siebzehn war, hab ich mir in Russland vor lauter Angst mal den Finger abgeschossen. War Krieg, und der Russe lag nur’n paar Meter entfernt von mir. Und ich wusste: Ich bin so kurzsichtig, dass ich sowieso nicht treffe. Eine Verletzung war die letzte Chance, aus dem Kessel rauszukommen. Ich nahm also den Karabiner 98k, ließ mich in einen Wassergraben fallen, hielt auf den Zeigefinger der linken Hand und drückte ab. Die Angst trieb mich zum Fortschritt.“[3]

Nach anderer Darstellung handelte es sich bei der Geschichte von dem abgeschossenen Finger um eine Legende.[4]

Kurz vor Kriegsende entging er dem Kampfeinsatz in Ostpreußen auf einem Lazarettschiff nach Dänemark. Die erste Nachkriegszeit verbrachte er in einem Internierungslager in Flensburg.

Bereits während seiner Lazarettaufenthalte und im Lager organisierte er bunte Abende, erzählte Witze und trat als Komiker auf. Aus diesem Talent machte er einen Beruf und wurde Kabarettist. Nach ersten Auftritten (als „Hansi Neuss“ oder „Peter Pips“) kam er Ende der 1940er Jahre bei einem Neun-Wochen-Engagement als Conférencier im Hamburger Hansa-Theater unter dem Namen Wolfgang Neuss groß heraus.

Die zwei Wolfgangs

1949 lernte er Wolfgang Müller kennen, mit dem er sich auf Anhieb geistesverwandt fühlte. Fortan traten die beiden als Duo („Die zwei Wolfgangs“) auf. 1950 gingen sie nach West-Berlin, wo sie ein Engagement am Kabarett Die Bonbonniere annahmen. Im selben Jahr erhielt Neuss seine erste Filmrolle in Der Mann, der sich selber sucht (Regie: Géza von Cziffra), schrieb Stücke, spielte Theater und führte Regie im Kabarett.

Neuss pflegte auch zu Kabarettkollegen wie Eckart Hachfeld, Ursula Herking, Thierry, Dieter Hildebrandt und Wolfgang Gruner enge Kontakte. 1952 arbeitete er an zwei Programmen des Ensembles Die Stachelschweine mit.

Neuss und Müller fielen 1955 in Nebenrollen des Musicals Kiss me Kate in der Regie von Leonard Steckel auf und inszenierten sogleich als Mitternachtsshow eine Parodie auf das Musical namens Schieß mich Tell. Von da an erhielten sie ein Filmangebot nach dem anderen. Auch als Schlagersänger wurden sie bekannt (unter anderem: Schlag nach bei Shakespeare oder: Ach, das könnte schön sein …).

Ein tödlicher Unfall machte der Erfolgsgeschichte ein jähes Ende: Wolfgang Müller kam 1960 während der Dreharbeiten zu Das Spukschloß im Spessart bei einem Flugzeugabsturz in der Schweiz ums Leben. Wolfgang Neuss wurde mit den Worten: „Jetzt brauchen wir Sie auch nicht mehr!“ von den Dreharbeiten zu diesem Film entlassen.

Soloprogramme

Wolfgang Neuss machte allein weiter und realisierte das mit Müller begonnene Filmprojekt Wir Kellerkinder nunmehr mit Wolfgang Gruner (Erstsendung in der ARD 26. Juni 1960, daraufhin Boykott durch deutsche Filmverleiher) und ging mit Soloprogrammen auf Tournee durch Westdeutschland.

1962 sorgte er für einen bundesweiten Eklat, als er mittels einer Zeitungs-Werbeannonce am Vortag der Ausstrahlung des letzten Teils des sechsteiligen Durbridge-Krimis Das Halstuch dem Fernseh-Publikum den Mörder verriet. Die Zuschauer forderte er auf, statt dessen seinen eigenen Film Genosse Münchhausen im Kino zu sehen. Später behauptete er, den „Halstuchmörder“ allerdings auch nur erraten zu haben; nach einer anderen Darstellung soll es seine Mutter durch den Darsteller (Dieter Borsche) erfahren haben. Die Durbridge-Krimis waren in dieser Frühzeit des deutschen Fernsehens „Straßenfeger“, von weiten Teilen der Bevölkerung bei einer Einschaltquote von knapp 90 % verfolgt (vgl. Auswirkungen). Die Presse veröffentlichte Leserbriefe, es kam sogar zu Morddrohungen und die Bild-Zeitung bezeichnete Neuss wegen des Spoilers als „Vaterlandsverräter“.

1962 heiratete Wolfgang Neuss die Schwedin Margareta Henriksson, die er seit 1958 kannte und von der er sich 1967 wieder scheiden ließ. Mit ihr hatte er eine Tochter Hariett (genannt Jette). Auch Gisela Groenewold, die ihn 1969 auf eine Südamerika-Reise begleitete und seine langjährige Lebensgefährtin war, trennte sich später von ihm, überließ ihm aber die Wohnung in Berlin-Charlottenburg.

Mitte der 1960er Jahre galt Neuss als einer der besten deutschen Kabarettisten. Eckart Hachfeld, Hans Magnus Enzensberger (Pseudonym: Andreas Thalmayer), Thierry, Jens Gerlach und Horst Tomayer schrieben ihm Texte für seine Programme. Helene Weigel schenkte ihm ein lebenslängliches Abonnement für das Berliner Ensemble.

Neuss machte den Ostberliner Wolf Biermann mit einem gemeinsamen Programm in Westdeutschland als Liedermacher bekannt und verhalf ihm zur ersten Schallplattenaufnahme. Nach einem Auftritt mit Biermann in Frankfurt am Main erhielt Neuss, der während des Kalten Krieges auch mit anderen ostdeutschen Kollegen wie Gisela May und Käthe Reichel auftrat, in der DDR Einreiseverbot.

1965 sammelten Westberliner Zeitungen Geldspenden für den Vietnamkrieg, von dem Medikamente gekauft und Nachbildungen der Freiheitsglocke an die Witwen amerikanischer Soldaten verschenkt werden sollten. Dagegen protestierte der Kabarettist mit einem Extrablatt seiner Satirezeitschrift Neuss Deutschland und sammelte seinerseits insgesamt 11.000 DM Spenden, als die Zeitungsverleger mit einem Boykott seiner Kabarettprogramm-Ankündigungen reagierten.

Schauspielkarriere

Neuss war ein Vieldreher. Er drehte mehrere Filme in einem Jahr, zehn Filme allein 1955. Insgesamt war er in 53 Filmen zwischen 1950 und 1967 und in einem 54. und letzten 1974 zu sehen. Auch im Fernsehen trat er oft auf, zuletzt 1983/84 in der Produktion: Is’ was, Kanzler? nach einem Drehbuch von Gerhard Schmidt und Jochen Busse.

Auch die Theaterbühnen engagierten Wolfgang Neuss, beispielsweise als Thersites in Shakespeares Troilus und Cressida, als Moritatensänger in Brechts Dreigroschenoper und in der Rolle des Erich Mühsam in Tankred Dorsts Drama Toller, das unter dem Titel Rotmord von Peter Zadek 1969 für das Fernsehen verfilmt wurde.

Als Moderator im Viet Nam Diskurs von Peter Weiss in einer Inszenierung an den Münchner Kammerspielen durfte Neuss seinen eigenen Text sprechen, wobei er zu Geldspenden für den Vietkong aufrief. Als die Intendanz diese von Regisseur Peter Stein gebilligte Aktion verbot, kündigte Neuss die Mitarbeit, und das Stück wurde abgesetzt.

Neuss und die Studentenbewegung

1967 bestritt Neuss mit Franz-Josef Degenhardt, Hanns-Dieter Hüsch und Dieter Süverkrüp ein gemeinsames Programm mit politischen Texten und Liedern, das später als „Quartett ’67“ bezeichnet wurde. Es kam nur zu einem einzigen Auftritt, der vom Saarländischen Rundfunk mitgeschnitten wurde. Das Buch, das die Texte des Quartetts dokumentiert, erschien 1968; mit zahlreichen Auflagen bis 1980 hat es wesentlich zur Popularität der beteiligten Künstler beigetragen.

Politisch machte er sich zunächst für die SPD stark, die ihn jedoch im Februar 1966 wegen seiner Zweitstimmenwerbung für die Deutsche Friedensunion ausschloss. Nachdem ihn die Partei ein halbes Jahr später ohne weitere Formalitäten wieder aufgenommen hatte, erklärte Neuss 1968 seinen Austritt, machte aber noch 1971 Wahlkampf für die SPD.

Es war bekannt, dass Neuss zu dieser Zeit Drogen konsumiert hat (anfangs Tabletten, seit 1972 Haschisch).

Für einen Teil der deutschen Öffentlichkeit wurde er nun zur Feindfigur. Auf dem Höhepunkt einer unter anderem von einer Bildzeitung getragenen Pressekampagne und nach einem gescheiterten Bombenattentat erklärte sich Neuss in einem Briefwechsel mit Willy Brandt[5] zum „politischen Flüchtling“ und fuhr nach Schweden. Sein Aufenthalt dort dauerte jedoch nur einige Wochen. Nach einer Tournee durch die Bundesrepublik mit dem Programm „Neuss Testament“ kehrte er nach West-Berlin zurück. Dort schloss er sich der APO an und nahm an Demonstrationen, Sit-ins und anderen politischen Aktionen teil. 1967 bis 1969 war er aktiv im Republikanischen Club in West-Berlin. Die Pauke, mit der er nun üblicherweise auftrat, sollte auf unbeachtete Missstände und ungeklärte Widersprüche hinweisen.

Ausstieg

Ende der 1960er Jahre ging die Erfolgssträhne für Wolfgang Neuss allmählich zu Ende. Seine Auftritte waren zwar noch ausverkauft, wurden aber auch von früher wohlgesinnten Kritikern (und nicht mehr nur in der Springerpresse) verrissen.

1969 verabschiedete er sich von der Bühne und vom Fernsehen und ging eine Zeit lang nach Chile. Abgesehen von seinem letzten Kinofilm, Chapeau Claque (1974), und einem Auftritt als „Mann mit der Pauke“ im laufenden Programm der Stachelschweine (November 1973) hörte man während der 1970er Jahre fast nichts mehr von Neuss. 1976 berichtete die Presse, dass er Sozialhilfe beziehe. 1979 machte er Schlagzeilen, als er in West-Berlin wegen Besitzes von 35,8 g Haschisch und mehrerer LSD-Trips zu acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt wurde.

Comeback

Eine erste Biografie schrieb Gaston Salvatore unter dem Titel: Der Mann mit der Pauke (1974, nach Tonbandprotokollen); sein Freund und literarischer Nachlassverwalter Volker Kühn dokumentierte Leben und Werk unter dem Titel: Das Wolfgang Neuss Buch (1981); später erheblich erweitert als Der totale Neuss (1997).

Anfang der 1980er Jahre feierte Neuss ein Comeback auf der Bühne und im Fernsehen, schrieb regelmäßige Kolumnen (z. B. für die TAZ und den Stern) und veröffentlichte Schallplatten und Tonbandkassetten. Ein langes Interview mit Werner Pieper im Humus-Magazin (Ausgabe 3, 1979) war der Auftakt zu zahlreichen Porträts in Rundfunk und Fernsehen (u. a. von Volker Kühn, Tilman Jens und Rüdiger Daniel), die der medienerfahrene Wolfgang Neuss geschickt zu Kabarettauftritten umfunktionierte. Bevor er gefilmt oder fotografiert wurde, pflegte Neuss beispielsweise seinen Zahnersatz herauszunehmen, um die Betrachter zu schockieren.

Eine Feier zu seinem 60. Geburtstag am 3. Dezember 1983, ausgerichtet von der Kulturfabrik auf dem Berliner Ufa-Gelände, gab Neuss Gelegenheit zu einer 30-minütigen Conference.

Ein Höhepunkt dieser Jahre war die Talk-Show Leute am 5. Dezember 1983, die laut Stern zur „Show des Jahres“ wurde. Im Gespräch mit Wolfgang Menge verlas Neuss ein angeblich vom damaligen Regierenden Bürgermeister Richard von Weizsäcker an ihn gerichtetes Glückwunschtelegramm mit dem Satz: „Auf deutschem Boden darf nie mehr ein Joint ausgehen!“ Beim anschließenden Auftritt Weizsäckers, der sich damals für die Kandidatur zum Amt des Bundespräsidenten vorbereitete, empfahl Neuss unter tosendem Beifall dem als „Ritschie“ angesprochenen Politiker, seinen Bruder (Carl Friedrich von Weizsäcker) „mal öffentlich zu umarmen“ – „Das ist der eigentliche Intellektuelle in der Familie“ –, und bezeichnete sich als aussichtsreicheren Präsidentschaftskandidaten, allerdings unter einer Bedingung: „wenn die Kinder wählen dürften … die Kinder wählen immer einen aus der Sesamstraße!“[6]

Für sein Kabarett-Programm „Neuss vom Tage“ im WDR erhielt er den deutschen Kleinkunstpreis 1983; die Laudatio hielt sein Freund Hanns-Dieter Hüsch.

Bei einer Hausdurchsuchung Ende März 1984 fand die Polizei 79 Gramm Haschisch und 814 LSD-Trips; trotz Haftbefehls blieb Neuss auf freiem Fuß. Im Juli wurde er vom Schöffengericht Moabit zu einem Jahr Gefängnis mit Bewährung verurteilt. Eine von der Staatsanwaltschaft angestrengte Berufung scheiterte am 22. November desselben Jahres vor dem Landgericht Berlin.[7] 1989 teilte das Amtsgericht Berlin mit, man habe Neuss die Freiheitsstrafe erlassen: „Der Verurteilte hat sich, soweit ersichtlich, bewährt.“[8]

Als „zahnloser Späthippie“ (auch als „Indianerfrau“ bezeichnet), der in den letzten Lebensjahren an Krebs litt, wurde er zur lebenden Legende in West-Berlin. Er empfing zahlreiche Besucher in seiner Wohnung, die ihm der Bruder seiner einstigen Geliebten, der Rechtsanwalt Kurt Groenewold, mietfrei überlassen hatte, und unterhielt sie mit kabarettistischen Monologen.[9] Mit einem Auftritt an seinem 65. Geburtstag, 3. Dezember 1988, verabschiedete er sich endgültig von seinem Publikum.

Am 5. Mai 1989 – nur ein halbes Jahr vor dem Fall der Berliner Mauer – starb Wolfgang Neuss, nachdem noch bis wenige Tage vor seinem Tod ein Dokumentarfilm über ihn gedreht worden war. Auf seinen Wunsch hin wurde er am 19. Mai neben seinem Film- und Kabarettpartner Wolfgang Müller auf dem Waldfriedhof Zehlendorf, Feld UII Grab 112, beerdigt.

Das Wolfgang-Neuss-Archiv befindet sich in Berlin im Archiv der Akademie der Künste.

Widmungen an Wolfgang Neuss

Franz Josef Degenhardt schrieb dem Verstorbenen mit Der Trommler[10] ein Requiem; auf Neuss bezieht sich auch das Lied: Immer noch grob sinnlich.[11] Als Neuss 1967 nach Südamerika reiste, schrieb Degenhardt das Lied Adieu Kumpanen[12] und widmete es Wolfgang Neuss.

Ein weiterer von Neuss’ Partnern beim „Quartett ’67“, Hanns-Dieter Hüsch, schrieb auf Wolfgang Neuss die Gedichte Nachricht I und II.

Zitate

  •  »Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen.« [13]
  •  »Stell’ Dir vor es geht und keiner kriegt’s hin.«
  •  »Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft.« [14]
  •  »Wo wir hinspenden, wächst kein Gras mehr.« [15]
  •  »Ich bin kein Beispiel, ich bin ein Vorspiel.«
  •  »Heut’ mach ich mir kein Abendbrot, heut’ mach ich mir Gedanken.«
  •  »Meine Zeit ist gekommen, wenn die Welt wieder so zum Lachen ist, dass es sich lohnt, dritte Zähne anzuschaffen.«
  •  »Ich rauche den Strick, an dem ich sonst hängen würde.«
  •  »Über Helmut Kohl mach' ich keine Witze, da lach' ich lieber gleich.«
  •  »Alle Tage sind zwar gleich lang, aber unterschiedlich breit.«
  •  »Die nächste Challanger wird ohne Sitze gebaut. Die paar Minuten können sie auch stehen.«

Filmografie

Filme mit Neuss

Filme über Neuss

  • „Wolfgang Neuss: Ekstase und Melancholie“ Ein Film von Jürgen Miermeister, Produktion: ZDF, 1993, 23 Min.
  • „Narrkose – Von und mit Wolfgang Neuss“, Ein Film von Rüdiger Daniel und Uschi Sixt-Roessler, Erstausstrahlung 4. Dezember 1993, 43 Min, Produktion: WDR
  • „Der Mann mit der Pauke: Wolfgang Neuss“ Dokumentation, Buch und Regie: Jürgen Miermeister, Produktion: ZDF, Erstsendung: 3. Dezember 1998, teilw. s/w und mono
  • „Neuss Deutschland: Querulant der Republik“ von Julia Oelkers & Peter Scholl, Dokumentation, 45 Min., Produktion: rbb, Erstsendung: 4. Dezember 2006  (Inhaltsangabe des rbb, Titel jedoch fehlerhaft mit: „Der Mann mit der Pauke“ angegeben)
  • „Das Neuss Testament" Ein Film von Rüdiger Daniel, Produktion dibsfilm und rbb, 2009, Kinofilm, 72 Min.

Kabarett-Programme

  • Lachkalorien, Ende der 1940er Jahre
  • Der Mann mit der Pauke, 1951
  • Wer nicht hören will muss fernsehen…, 1959
  • Das jüngste Gerücht, 1963
  • Neuss Testament, 1965
  • Asyl im Domizil, 1967
  • Marxmenschen, 1968
  • Neuss vom Tage, Mitte der 1980er Jahre im WDR

Satirische Zeitung Neuss Deutschland

Im Dezember 1964 erschien die erste Nummer der Zeitschrift Neuss Deutschland – Organ des Zentralkomiker-Teams der Satirischen Einheitspartei Deutschlands – eine Parodie des SED-Zentralorgans Neues Deutschland. Bis 1966 erschienen rund zehn Nummern in drei Jahrgängen.[16]

Schriften

  • Wir Kellerkinder und zwei weitere Filmsatiren (Serenade für Angsthasen, Genosse Münchhausen). Lama-Verlag, München 1961 u. Syndikat Verlag, Frankfurt am Main 1983 ISBN 3-434-46015-2
  • Vorwort zu Tüte Hagedorn: Kein schöner Land. Präsentverlag Peter, Gütersloh 1965
  • Wie mir warm wurde, in: 34 x erste Liebe. Dokumentarische Geschichten. Hrsg. v. Robert Neumann. Bärmeier & Nikel, Frankfurt a. M. 1966, S. 312–317
  • Das jüngste Gerücht. Satire über Trivialpolitik. Mit 20 Illustrationen von Oswin. Rowohlt, Reinbek 1965 (rororo 841)
  • Neuss Testament, eine satirische Zeitbombe von Wolfgang Neuss nach Texten von François Villon. Mit Beiträgen von Horst Tomayer, Thierry, Jens Gerlach, Gerd Delaveaux. Mit 26 Holzschnitten von Uwe Witt. Rowohlt, Reinbek 1966 (rororo 891); dass. hrsg. u. dokumentiert v. Volker Kühn. Syndikat-Verlag, Frankfurt a. M., 1985, ISBN 3-434-46055-1
  • Jacques Hartz (Hrsg.): Sehnsucht nach Berlin. Ein Bildband mit einer Einführung von Marianne Eichholz sowie Beiträgen von Wolfgang Neuss und Wolf Biermann. Marion von Schröder, Hamburg 1966
  • Asyl im Domizil. Bunter Abend für Revolutionäre. Unter Mitarbeit von Thierry und Hans Magnus Enzensberger. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1968 (rororo 1072)
  • Franz Josef Degenhardt, Wolfgang Neuss, Hanns Dieter Hüsch, Dieter Süverkrüp: Da habt ihr es! Stücke und Lieder für ein deutsches Quartett. Mit 19 Illustrationen von Eduard Prüssen. Hoffmann & Campe, Hamburg 1968; dass., Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1970 (rororo 1260), ISBN 3-499-11260-4
  • Das Wolfgang Neuss Buch. Eine Satire-Sammlung, hrsg., dokumentiert und kommentiert v. Volker Kühn. Satire Verlag, Köln 1981, ISBN 3-88268-014-8
  • Neuss' Zeitalter. Hrsg. v. Werner Pieper. Grüne Kraft, Löhrbach 1982 (Der grüne Zweig 87), ISBN 978-3-922708-87-2
  • ohne drogen nichts zu machen. fünf gedichte für fünf mark. Berlin, Stechapfel 1983, ISBN 3-923159-03-X
  • Tunix ist besser als arbeitslos. Sprüche eines Überlebenden von Wolfgang Neuss. Hrsg. u. mit einem Vorspruch v. Volker Kühn. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1985 (rororo 5556), ISBN 3-499-15556-7
  • Der gesunde Menschenverstand ist reines Gift. Paukenschläge von Wolfgang Neuss. Hrsg. v. Mathias Bröckers. Heyne, München 1985 (Heyne-Bücher 18, Scene 26), ISBN 3-453-35054-5
  • Volker Kühn (Hrsg.): Der totale Neuss. Gesammelte Werke. Rogner und Bernhard, Frankfurt a. M. 1997, ISBN 3-8077-0318-7

Veröffentlichungen auf Tonträgern

  • 1957: Wir Wunderkinder. Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller singen Chansons aus dem gleichnamigen Film. EP, Heliodor
  • 1958: Die Dreigroschenoper mit Lotte Lenya, Wolfgang Neuss (Moritatensänger), Willy Trenk-Trebitsch, Erich Schellow, Johanna von Koczian, Wolfgang Gruner, dem Orchester Freies Berlin (Wilhelm Brückner-Rüggeberg), Originalinstrumentierung. LP, CBS
  • 1964: Das jüngste Gerücht. Von und mit Wolfgang Neuss. Live-Aufnahme im „Domizil“, Haus am Lützowplatz, Berlin. LP, Fontana
  • 1965: Wolf Biermann (Ost) zu Gast bei Wolfgang Neuss (West). Live im Gesellschaftshaus am Zoo, Frankfurt a. M., 19. April 1965. (auch als Schallplattenclubedition u. d. T.: Zwischen Ost und West, 1965). LP, Philips (Philips-Twen-Serie 25)
  • 1968: Marxmenschen Asyl im Domizil. Von und mit Wolfgang Neuss. LP-Bellaphon BP 001, 1968; CD Conträr Musik 4307-2, 1997
  • 1970: Das Beste von Wolfgang Neuss. Mit Fatty George. LP, Philips (enthält: Opening; Faites votre jeu im Domizille-Milljöh; Aus der Zyne für die Zyne; Die Nonne Elisabeth; Onkel Paul schreibt vom Schwarzen Meer; Innere Führungs-Kettenraktion; Swetlana Stalin; Die frische Luft-Nummer; Die fette Margot; Meine Oma aus Neubrandenburg; Gesamtdeutsche Ackerfurchenlyrik; Der kleine Herr Ranunkel aus Brabant; Reimt Verse...; Martin Luther und der Bischof; He, Mutter, hör zu; In der Blüte meiner blauen Tage)
  • 1974: Neuss Testament. Die Villon Show. Mit Wolfgang Neuss und Fatty George. LP, Fontana
  • 1983: Verstehste? Üben, üben, üben! 60 Minuten Rauschmodulation mit Wolfgang Neuss. Musikkassette (1983), Stechapfel-Verlag
  • 1983: Ich hab noch einen Kiffer in Berlin. Aufnahme: Thomas Hammer. Musikkassette, Stechapfel-Verlag
  • 1987: Heissa Neuss. „Der totale Wolfgang.“ LP, Konnex Records
  • 1995: Ich hab noch einen Kiffer in Berlin. CD, Conträr Musik
  • 1996: Quartett '67. CD, Conträr Musik
  • 1997: Neuss Testament. Die Villon Show. CD, Conträr Musik
  • 1997: Live im Domizil (1997) (enthält die Programme: „Das jüngste Gerücht“, „Marxmenschen“, „Asyl im Domizil“) (Conträr Musik, 2 CDs, 150 Min., ISBN 3-932219-07-4
  • 1998: Ach, das könnte schön sein… CD, Conträr Musik, ISBN 3-932219-08-2
  • 2001: Neuss Attacks – Ick sitze hier und denke, sind die blöde. CD, Conträr Musik, ISBN 3-932219-31-7
  • 2003: Kabarettgeschichte(n) Wolfgang Neuss: ein Porträt, hrsg. von Karin Köbernick. Frankfurt am Main, hr-Media CD (2003), ISBN 3-89844-232-2
  • 2003: Neuss Deutschland. 2 CDs, Edel Classics
  • 2003: NEUSS TOTAL. Der Mann mit der Pauke 2 CDs, Bear-Family, ISBN 978-3899160147
  • 2004: Zweimal Neuss von gestern. Mit Wolfggang Gruner,, Katrin Schaake, Heinz Holl und dem Johannes-Rediske-Quartett. 2 CDs, Bear Family, ISBN 978-3-89795-907-1
  • 2004: Die Mauer – Die größte Wandzeitung der Welt. Ein Hörbuch – Wolfgang Neuss liest Graffitisprüche von der Berliner Mauer, hrsg. von Ronald Steckel. CD, Werner Pieper's Grüne Kraft (Der Grüne Zweig 244), ISBN 978-3-922708-61-2
  • 2004: Neues von Neuss. Der letzte Auftritt… live in der ufaFabrik Berlin. DVD-Video, ufaFabrik

Literatur

  • Gaston Salvatore: Die Geschichte des Mannes mit der Pauke. = Gaston Salvatore erzählt die Geschichte des Mannes mit der Pauke. Wolfgang Neuss, ein faltenreiches Kind. S. Fischer, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-10-051901-9 (Dasselbe u. d. T.: Der Mann mit der Pauke. März bei Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1981; auch: Lizenzausgabe. Rowohlt, Reinbek 1983, ISBN 3-499-15155-3 (Rororo 5155); auch: Wolfgang Neuss – ein faltenreiches Kind. Biographie. Mit einem Nachwort von Siegward Lönnendonker und einem kommentierten Personenregister von Volker Kühn. Unveränderte Neuauflage der Erstausgabe. Europäische Verlags-Anstalt, Hamburg 1995, ISBN 3-434-50073-1).
  • Roland Berbig: „Es wird dich seltsam berühren, daß ich wir sage.“ Wolfgang Neuss trifft Uwe Johnson. In: Roland Berbig, Thomas Herold, Gesine Treptow, Thomas Wild (Hrsg.): Uwe Johnson – Befreundungen. Gespräche, Dokumente, Essays. Edition Kontext, Berlin u. a. 2002, ISBN 3-931337-40-5, S. 13–56.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. gemäß Eintragung in seinem Personalausweis, gezeigt im rbb-Film »Neuss Deutschland – Querulant der Republik« von Julia Oelkers & Peter Scholl aus 2006
  2. Vgl. Mathias Bröckers: Neuss Deutschland. Über Wolfgang Neuss (1923–1989).
  3. graswurzel.net
  4. Vgl. Siegward Lönnendonker, Nachwort zu Gaston Salvatore: Wolfgang Neuss – ein faltenreiches Kind. Biographie, Neuauflage 1995, S. 493:

    „Neuss hat kein Kabarett des linken erhobenen Zeigefingers gemacht, der war nicht mehr dran. Aus dem fehlenden Finger seiner linken Hand hat Wolfgang Neuss jedoch eine Legende geschmiedet, die Legende der Kriegsverletzung als Widerstandshandlung. ‚Rauskommen konnte ich nur als Verletzter,‘ sagt er. Und drei Seiten weiter: ‚Etwas richtig erfunden habe ich nie.‘ Doch, die Geschichte vom abgeschossenen Finger! Es war eine nicht behandelte Infektion, als er Ende der 1940er Jahre in Hamburg war. Die Krankenschwester und die Ärztin, die ihm in letzter Not den Finger abgenommen hatten (damals gab es noch kein Penicillin), kamen nach Berlin und wollten ihn einfach mal besuchen, ohne zu wissen, daß sich Neuss mit dieser Fingerlegende ein Leben aufgebaut hatte. Dirk Müller war zwar ein bisschen sauer über die Geschichte, weil ich sowas nicht leiden kann und war einen Moment am überlegen, ob ich die Damen zu ihm führe‘. Er hat es dann nicht getan. ‚Ach nein, dann ist doch alles kaputt, lass ihn, reicht, wenn einer das weiß.‘“

  5. Abgedruckt in Neuss Testament, eine satirische Zeitbombe. Rowohlt, Reinbek 1966, S. 118–123.
  6. Zit. nach Volker Kühn (Hrsg.): Der totale Neuss, Frankfurt a. M. 1997, S. 745, 748, 751 f.
  7. Az. 524 - 77/84
  8. Zit. nach Kühn, a. a. O., S. 903.
  9. Vgl. Christian Schröder: Tränen lachen, Heiterkeit heulen. In: Der Tagesspiegel, 3. Mai 2009.
  10. Franz Josef Degenhardt: Franz Josef Degenhardt: Requiem.
  11. Ders.: Immer noch grob sinnlich.
  12. Ders.: Adieu Kumpanen.
  13. Quelle: Talksendung „Leute“ vom 5. Dezember 1983.
  14. Quelle: Programm „Marxmenschen“.
  15. Quelle: Stern, damals immer letzte Seite: „Das Neuss-Wort der Woche“.
  16. Siehe ZDB-OPAC.

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