Wonderwoman

Wonderwoman

Wonder Woman ist eine der ältesten Superhelden (und die erste Superheldin) des DC-Comics Verlags. Sie wurde von William Moulton Marston und seiner Frau, Elizabeth (Sadie) Holloway Marston, geschaffen und hatte ihren ersten Auftritt 1941 in dem All-Star Comic Nr. 8.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1940er Jahre: Entstehung

Anfang der 1940er Jahre machte der als Feminist bekannte Psychologe und Comic-Fan William Moulton Marston die Beobachtung, dass in der Welt der U.S.-Comics praktisch keine weiblichen Figuren zu finden waren. Dies empfand Marston, der von der "moralischen Überlegenheit" von Frauen überzeugt war (es herrschte der Zweite Weltkrieg, für den er männliche Zerstörungswut verantwortlich machte), als großen Fehler.[1] Er schloss sich mit Max Gaines kurz, dem Chef von All-American Comics (die später in DC Comics aufgingen), und erdachte sich eine Frau, die so stark wie Superman sein sollte aber "mit weiblichem Charme" ("all the strength of a Superman plus all the allure of a good and beautiful woman").[2]

Marston erdachte sich eine schwarzhaarige, starke und attraktive Amazonenprinzessin namens Diana, die übermenschlich stark war und fliegen konnte. Als Superheldenuniform trug sie eine Tiara, eine rote Corsage, die als Saum einen goldenen Adler mit ausgebreiteten Schwingen besaß, und dazu einen blauen Minirock mit weißen Sternen: letztere waren Allusionen auf die amerikanische Nationalflagge. Als Ausrüstung hatte sie ein magisches Lasso, das ein eingefangenes Opfer zwang, die Wahrheit zu sagen. Zudem hatte die Amazone zwei silberne Armbänder ("Bracelets"), mit denen sie Geschosse abwehren kann. So wie Superman eine Schwäche gegen Kryptonit hatte, so war ihre Schwäche, dass sie all ihre Kräfte verlor, wenn ein Mann ihre Armbänder aneinanderkettete. Zunächst hieß der Superheldenname der Amazone "Suprema", der Name wurde aber von Gaines in "Wonder Woman" umgeändert.[2]

Viele von Marstons Ideen sind auf reale Einflüsse zurückführbar. Als Hauptinspiration diente seine Kollegin Olive Byrne, eine schwarzhaarige, sehr intelligente und emanzipierte Frau, die gerne große Armbänder trug. Byrne wurde später die gemeinsame Geliebte von Marston und seiner Frau (Stichwort Polyamory).[1] Das magische Lasso entsprang Marstons anderer großer Erfindung, dem Lügendetektor.[1] Er sah in Wonder Woman sowohl den Ausdruck unbewusster männlicher Wünsche, von einer Frau gebunden und gezähmt zu werden, als auch ein Vorbild für Jugendliche, die seiner Meinung nach durch den Comic die Unterwerfung unter eine liebende Autorität schätzen und somit ein friedliches Miteinander lernen könnten: „Nur wenn in zwischenmenschlichen Beziehungen die Kontrolle des Selbst durch Andere angenehmer als das ungebundene Geltendmachen des Selbsts ist, können wir eine stabile, friedvolle Gesellschaft erhoffen. [...] Das Geben an Andere, von ihnen kontrolliert zu werden, sich anderen Menschen zu fügen, kann ohne ein starkes erotisches Element unmöglich erfreulich sein.[3]

1941 kam Wonder Woman in All-Star Comics #8 zum ersten Mal vor. In diesem Abenteuer stürzt ein US-Pilot namens Steve Trevor während des Zweiten Weltkrieges auf der "Paradiesinsel" der Amazonen von Königin Hippolyta ab. Ihre Tochter Diana gewinnt das Recht, ihn in die "Welt der Männer" zurückzuführen, folgt ihm heimlich in ihrer Geheimidentität als Armeesekretärin "Diana Prince" (ein Wortspiel auf "Prince Diana") und verschreibt sich dem Kampf gegen die Nazis. Ein running gag der Story ist, dass Nazijäger Trevor seine Kollegin ständig beschützen will, aber er selbst immer von Wonder Woman gerettet wird.

Als Marston Byrne die Idee von "Wonder Woman" nahebrachte, war Byrne davon überzeugt, dass die zumeist männlichen Comicleser niemals eine solch emanzipierte Frau akzeptieren würde. Die Verkaufszahlen von Heften mit Wonder Woman waren aber überdurchschnittlich: Marston leitete korrekt ab, dass die Leser Wonder Woman mochten, nicht obwohl sie eine untypisch starke Frau war, sondern weil sie so untypisch stark war.[4]

Marston schrieb viele Wonder Woman-Stories selbst und bekam bald Probleme. Marston war ein ausgesprochener Bondage-Fan und schrieb viele Geschichten, in denen sowohl Männer als auch Frauen gefesselt oder ausgepeitscht wurden oder sich in demütigenden Körperstellungen wiederfanden. Regelmäßig war Wonder Woman gefesselt bzw. durch Ankettung ihrer Armbänder ohne Kräfte zu sehen. Obwohl die Szenen in den Comics eher infantil als sexuell waren, war der Bondage-Unterton eindeutig. Dies änderte sich erst, als Marston 1947 an Krebs starb.[2]

1950er Jahre: Hexenjagd

In den 1950er Jahren war die U.S.A. voll im Griff von Senator Joseph McCarthy, unter dem eine anti-kommunistische Hexenjagd nach unamerikanischen und jugendgefährdenden Elementen stattfand. 1954 veröffentlichte Fredric Wertham sein berüchtigtes Buch Seduction of the Innocent, in dem er u.a. den überzeugten Junggesellen Batman als homosexuell und die emanzipierte Wonder Woman als lesbisch anklagte und für das Ende dieser Comics plädierte. DC Comics wurde von dieser Kampagne schwer getroffen und reagierte auf den Verkaufseinbruch, indem sie viele kleinere Comicreihen absetzte bzw. temporär nicht weiterführte. Die Reihen Superman, Batman und Wonder Woman aber blieben bestehen, weswegen man diese drei Figuren bis heute „die großen Drei“ von DC Comics nennt.

1960er Jahre: Reinterpretation

In den 1960er Jahren wurde Wonder Womans Vorgeschichte neu geschrieben, womit sie nun viel fester in die griechische Mythologie verankert wurde. Ihre Kräfte und Waffen wurden nun als Göttergaben gesehen: die Armbänder waren von Zeus, ihr Lasso von Gaia, und sie war sprichwörtlich „so schön wie Aphrodite, so weise wie Athene, stärker als Herkules und schneller als Merkur“ ("beautiful as Aphrodite, wise as Athena, stronger than Hercules, and swifter than Mercury.") Ihr rot-blau-goldenes Dress wurde nun so erklärt, dass das Design von Steve Trevors US-Flagge inspiriert war.

1970er Jahre: Agentin

In den 1970er Jahren fand ein Stilwechsel statt. Inspiriert von Agenten-Reihen wie James Bond oder Mit Schirm, Charme und Melone wurde die bis dahin eher 1940er-mäßig angehauchte Wonder Woman zu einer hippen Agentin, die eher Emma Peel von Mit Schirm, Charme und Melone ähnelte. Optisch bedeutete dies für die Leser eine große Umstellung: hatte Wonder Woman bis dahin seit Marstons Tagen immer eine goldene Tiara, eine rot-goldene Corsage und einen blauen Minirock mit weißen Sternen getragen, so trug sie nun einen weißen Ganzkörperanzug. Diese Änderung hielt sich mehrere Jahre, bis die Zeichner sie mit einer modernisierten Version des alten Kostüms zeichneten: in dieser Version wurden Corsage und Minirock durch einen Einteiler ersetzt. In den 70ern fällt auch die sehr populäre TV-Serie Wonder Woman mit Lynda Carter, die von 1974 bis 1979 lief und bis heute Kultstatus genießt.

1980er Jahre: Relaunch

Mitte der 80er Jahre beschloss DC Comics die Storyline Crisis on Infinite Earths, mit der das mit Parallel-Dimensionen überfrachtete DC Comics-Multiversum (z.B. die „normale“ Erde war Erde-1; in Erde-2 waren alle Helden in der Version vor Wertham; in Erde-A waren alle Helden von Erde-1 Schurken und umgedreht etc.) bereinigt wurde. Für Wonder Woman bedeutete dies, dass sie nun als Botschafterin des Amazonenvolkes neuinterpretiert wurde, die die Mission hatte, Friede und Weisheit in die Welt der Männer zu bringen. Sie wurde nicht mehr als allwissend und weise, sondern als mühsam lernende Anfängerin geschrieben, die nur Griechisch konnte und erst einmal Englisch und den Umgang mit moderner Technologie lernen musste.

Außerdem wurde die Goldkante des Wonder Womans Kostüms geändert. Hatten Zeichner bislang einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen gezeichnet, so wurde es durch ein stilisiertes Doppel-W (für Wonder Woman) ersetzt. Da im Gegensatz zum Adler dieses WW-Symbol patentiert werden konnte, wurde es zum neuen Markenzeichen der Wonder Woman-Produkte. Einkünfte aus Comics, Spielfiguren, Lunchboxen etc. konnten hiermit erhöht werden, und das "WW" ist bis heute unverkennbares Zeichen der Wonder Woman-Artikel.

Die Rolle von Steve Trevor wurde auch geändert: anstelle von Steve war es nun seine (neu erfundene) Mutter Diana Trevor, die im 2. Weltkrieg die Amazoneninsel überflog und sich heldenhaft opferte, um einen Dämon zu bannen. Von ihr bekam Diana ihren Namen und von ihrer US-Flagge ihre rot-blau-goldenen Farben.

1990er Jahre und Gegenwart

In den 1990er Jahren wurde von DC Comics die Geschichte so umgeschrieben, dass Wonder Womans Mutter Hippolyte ebenfalls vor ihr eine Wonder Woman gewesen war. Außerdem verlor Diana temporär ihre Wonder Woman-Rolle an eine Mitamazone namens Artemis, eroberte aber die Rolle später zurück. In der Infinite Crisis-Storyline von 2005 ist ein kontroverser Moment, in der sie den Superschurken Maxwell Lord tötet und somit in der DC Comics-Welt als Mörderin verfemt ist. Sie taucht unter und beginnt ein Verhältnis mit ihrem Kollegen Nemesis.

Fiktionale Biografie

Laut des derzeitigen Kanons in DC Comics wird Wonder Woman von ihrer Mutter Hippolyte aus Ton geschaffen und von den griechischen Göttern belebt. Ihren Namen Diana erhält sie im Gedenken an Diana Trevor, die während des 2. Weltkriegs auf der Insel notlandet und stirbt, als sie den Amazonen dabei hilft, das Tor zur Unterwelt wieder zu schließen. [In früheren Versionen stürzt Diana Trevors Sohn Steve unter wesentlich weniger dramatischen Umständen ab.]

Wonder Womans Superkräfte sind übermenschliche Stärke, Schnelligkeit und die Fähigkeit, fliegen zu können. Sie erhielt ihre Superkräfte als Geschenk der griechischen Götter, so ist sie schneller als Merkur und stärker als Herkules. Zu ihrer Ausrüstung gehören das Goldene Lasso der Wahrheit, welches jeden, der es berührt, zwingt die Wahrheit zu sagen und mit dem sie auch Illusionen erzeugen kann. Um die Handgelenke trägt sie silberne Armbänder, mit denen sie (dank ihrer Super-Schnelligkeit) Kugeln abfangen kann. Ihr goldener Stirnreif dient ihr ebenfalls als Waffe. Außerdem besitzt sie einen unsichtbaren Jet. [In früheren Versionen wurde Diana kraftlos, wenn jemand ihre Armreife aneinanderkettete.]

Als Ares, der Gott des Krieges, in der „Welt der Männer“ erneut einen Krieg ausbrechen lassen wollte, beschlossen die griechischen Götter bei den Amazonen einen Wettstreit zu veranstalten, um eine Botschafterin zu finden, die in der „Welt der Männer“ die friedfertigen Lehren der Amazonen verbreiten sollte. [Diese Version gibt es seit den 1960er Jahren]

Sie steht wie kaum eine andere Figur des DC-Universums für Wahrheit, Gerechtigkeit, Mut und Stolz. Ihr Ziel des Weltfriedens vereint sie mit anderen Helden wie Superman und Batman, mit denen sie auch zusammen in der Gerechtigkeitsliga (auch: Liga der Gerechten; im englischen Original: Justice League of America) das Böse in jeglicher Form bekämpft.

Freunde und Feinde

Wonder Womans engster Freund war zunächst der US-Pilot Steve Trevor, den sie gleich von ihrer ersten Erscheinung im All-Star Comic #8 (1941) kennenlernte. Unter der Geheimidentität „Diana Prince“ begleitete sie ihn zurück in die „Welt der Männer“ und kämpfte im Zweiten Weltkrieg mit ihm gegen die Nazis. Unter Marston wurde etabliert, dass Wonder Woman Trevor liebte und Trevor ebenfalls Gefühle für ihr alter ego Diana Prince entwickelte, aber die beiden nie zusammenkamen. Diese Version gibt es seit dem Relaunch der 1980er Jahre nicht mehr, da seitdem nicht Steve Trevor, sondern seine Mutter Diana auf der Paradiesinsel abstürzte. Steve Trevor selbst ist seitdem lediglich Wonder Womans Kollege, und es existieren keine romantischen Verbindungen mehr. Wonder Womans engster Freund (und Verlobter) ist derzeit der Superheld Nemesis.

Ebenfalls seit den 1940er Jahren existiert die etwas rundliche Soldatin Etta Candy. Sie ist Dianas und Wonder Womans beste Freundin, weiß aber nicht, dass sie ein und dieselbe Person sind. Seit dem Relaunch sind Candy und Steve Trevor ein Ehepaar. Auf Seiten der Amazonen verbindet Wonder Woman seit je her ein enges Band mit Mutter Königin Hippolyte. 1958 wurde ihr Sidekick Wonder Girl erfunden, eine junge Amazone namens Donna Troy, deren Rolle in den 1990er Jahren von einem neuen Charakter namens Cassandra Sandsmark übernommen wurde.

Wonder Womans Erzfeinde sind der Kriegsgott Ares, die böse Zauberin Circe, die böse Wissenschaftlerin/Werkatze Cheetah (die es seit 1943 in diversen Inkarnationen gibt) und die überzeugte Nazifürstin Baroness Paula von Günther. Auch Herakles wird in den Wonder Woman-Comics eher kritisch gesehen. Dies ist eine Hommage an die neunte der 12 legendären Taten an, in der Herakles der Amazonenkönigin Hippolyte ihr Wehrgehänge stahl. In der DC-Comics-Version wollte Herakles das ganze Amazonenvolk versklaven, dies schlug aber fehl.

Fernsehserie

Ab 1975 wurde von dem US-Fernsehsender ABC das Thema Wonder Woman in einer Fernsehserie, mit Lynda Carter in der Hauptrolle, verarbeitet. Nach 3 Staffeln mit 61 Episoden (darunter zwei Langfolgen) wurde die Serie eingestellt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Wonder Woman: Love and Murder by Jodi Picoult
  2. a b c Suffering Sappho! A Look At The Creator & Creation of Wonder Woman
  3. zitiert nach Charles Lyons: Suffering Sappho! A Look at the creator & creation of Wonder Woman, Comic Book Resources, 23. August 2006
  4. In memory of William Moulton Marston

Weblinks


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