Word of Faith

Word of Faith

Die Wort-des-Glaubens-Bewegung (englisch Word of Faith) ist eine spezielle Richtung des Christentums, die in manchen Pfingstgemeinden und charismatischen Gemeinden Verbreitung gefunden hat. Sie stammt aus dem angelsächsischen Raum und ist in Deutschland vor allem durch die Bücher des US-Amerikaners Kenneth Hagin bekannt geworden. Sie ist auch bekannt unter dem Namen Glaubensbewegung.

Inhaltsverzeichnis

Ursprünge

Die Ursprünge der Bewegung gehen zurück bis ins 19. Jahrhundert, einer der ersten Vertreter der Bewegung war E.W. Kenyon (1867-1948). Kenneth Hagin (1917-2003), der oftmals als der „Vater der modernen Word of Faith-Bewegung“ genannt wird, wurde von Kenyons Schriften stark beeinflusst. Er arbeitete auf der Grundlage dessen „Theologie des Bekennens“ eine viergliedrige Formel aus, die Bestandteil seiner Lehre wurde: „Sag' es; Tue es; Empfange es; Sag' es weiter.“ (Original: „Say it; do it; receive it; tell it.“)[1] Viele Prediger wurden von Hagin beeinflusst, darunter einige (vor allem in Amerika) bekanntere Namen wie Kenneth Copeland, Creflo Dollar, Joyce Meyer, Jerry Savelle, Bill Winston, Joel Osteen, Charles Nieman und Hobart Freeman.

D. R. McConnell von der Oral Roberts Universität stellte die These der „Keynonverbindung“ (engl.: Kenyon Connection) auf. Diese besagt, Kenyon adoptiere lediglich die Lehren der New Thought-Bewegung und verbreite sie unter einem anderen Namen. McConnell zufolge ist die Word-of-Faith Bewegung also nichts anderes als ein Trojanischen Pferd.[2]

Der baptistische Evangelist Justin Peters, der selbst ein bekennender Kritiker der Bewegung ist und immer wieder im Amerikanischen TV als Word-of-Faith Experte auftritt, sieht die Wurzeln der Bewegung in den metaphysischen Kulten des 19. und 20. Jahrhunderts (z. B.: Aimee Semple McPherson's Foursquare Church, Phineus Quimby's New Thought Movement, Mary Baker Eddy's Christian Science).[3]

Theologie

Glauben

Kernpunkt der Theologie der Wort-des-Glaubens-Bewegung ist Kapitel 11 EU des Hebräer-Briefes aus dem Neuen Testament. Darin wird Glaube als etwas definiert, das den empirischen Bereich übersteigt. Festhalten an biblischen Verheißungen trotz gegenteiliger Erfahrungen ist für die Wort-des-Glaubens Lehre zentral. Man bleibt also in einem Zustand der Erwartung und der Gespanntheit auf die Dinge, die Gott einem verheißen hat. Wichtig dafür ist auch die Lehre, dass der gläubige Christ, insofern er an der Erlösungstat Jesu festhält, bereits vollkommen ist. Es liegt also dieser Theologie grundlegend eine Spaltung der Wirklichkeit in unsichtbare Realität und sichtbare, noch nicht verwirklichte Realität zugrunde. Gott hat sich laut Glaubensbewegung festgelegt, immer gemäß den biblischen Verheißungen und Prinzipien (ein beliebtes Wort in der Bewegung) zu handeln. Glauben hat jetzt damit zu tun, diese Prinzipien auf sein Leben anzuwenden.

Der Glaubensbegriff hat also weniger die Dimension der Gottesbeziehung und mehr den Charakter von Inanspruchnahme bestimmter Verheißungen. Deswegen ist eine häufige Redewendung in diesen Kreisen, dass man „für etwas“ glaubt, also „Glauben hat“, bestimmte Dinge zu erlangen.

Offenbarung

Die Wort-des-Glaubens Bewegung unterscheidet zwischen zwei Arten von Lehre: Logos und Rhema: Logos ist die vernünftige Rede, das geschriebene Wort der Bibel, theologische Reflexion und Lehre. Rhema hingegen ist das Wort Gottes, das sich „ereignet“. Es bezeichnet einen bestimmten ekstatischen Zustand, in dem einem das Wort Gottes bewusst wird. Man erfährt biblische Wahrheiten existentiell, spürt, wie sie für das eigene Leben Bedeutung haben. Dies ist der Zustand, der eigentlich dem Glauben (wie oben definiert) vorausgeht. Recht plötzlich erhält man einen tieferen oder gar korrigierten Einblick in biblische Zusammenhänge, und es steigt der Mut in einem auf, diese auf sein Leben zu beziehen.

Das Objekt des Glaubens

Es gibt einige wiederkehrende Themen in der Glaubensbewegung. Das wichtigste ist sicher die neue Identität in Christus. Man lehrt aufgrund des Römerbriefs (Kapitel 10, Vers 4 EU), dass der Gläubige nun eine neue, gottähnliche Natur hat. Diese Natur zeigt sich in einer neuen ethischen Qualität, die mehr Liebe ausstrahlt, als es die alte Natur vermochte. Zur neuen Natur gehört aber auch persönlicher Erfolg im Leben. Da Gott möchte, dass seine Kinder Erfolg haben, müssen wir ihm trotz widriger Umstände Vertrauen schenken und nicht daran zweifeln, dass der verheißene Segen eintrifft. Dazu gehört – und hier gibt es durchaus Unterschiede in der Akzentuierung – auch materieller Reichtum und Gesundheit. Man kann also auch davon sprechen, dass eine typisch charismatische Wundersehnsucht dogmatisiert wird. Es wird sogar von einem Anspruch der Gläubigen gesprochen. Gott kann außerhalb seiner Verheißungen, die mit Glauben empfangen werden müssen, nicht oder kaum handeln.

Das Bekennen

Der Glauben allein genügt noch nicht. In Anlehnung an Römer 10,10 („Wer im Herzen glaubt und mit dem Munde bekennt, der wird gerettet.“) ist es wichtig, die durch Offenbarungserkenntnis erlangten Einsichten über den Segen, der den Gläubigen zusteht, gebietend auszusprechen. Dahinter steht die Ansicht, dass das gesprochene Wort eine Kraft enthält.

Praxis

Akzentuierungen und Verbreitung

Verschiedene Gemeinden und Prediger, die sich zur Glaubensbewegung zählen, heben durchaus sehr unterschiedliche Dogmen aus diesen Lehrgebäude hervor. Zum einen wird von manchen besonders stark die neue Identität in Christus betont. Diese Lehre stößt auch als Gegenmodell eines krampfhaften Heiligungsbestreben bis in nichtcharismatische evangelikale Kreise vor. Ein Anknüpfungspunkt an klassisch pfingstliche Vorstellungen ist die Betonung von (Heilungs-)Wundern und die Vorstellung, dass jeder Gläubige geheilt wird. Eine andere Richtung ist die Wohlstandstheologie. Typischerweise wird hier als eines der „Prinzipien, nach denen Gott arbeitet“ das von „Aussaat und Ernte“ angesehen. Man könnte von „Konsumieren durch Investieren“ sprechen. Wenn der Gläubige finanzielle Schwierigkeiten hat, muss er mehr Geld fortgeben. Es gibt auch die Betonung, vor allem seiner Gemeinde zu geben oder Leitern, die besonders gesegnet scheinen; so lässt sich auch der Anstieg des Reichtums bei einigen Leitern erklären. Im Unterschied zu calvinistischen Vorstellungen ist jedoch dieser Reichtum weniger die Bestätigung der Erwählung des Gläubigen (Wort-des-Glaubens-Gemeinden sind in der Regel nicht calvinistisch), sondern mehr Anspruch des Gläubigen und missionarisches Zeichen, wie gut es Anhängern des christlichen Gottes geht.

Gemeindeleben

Nicht selten kann man beobachten, dass Gemeinden der Glaubensbewegung um einen einzelnen äußerst talentierten Prediger herum entstehen. In vielen Punkten gleicht das Gemeindeleben dem einer typisch charismatischen Freikirche. Man verfolgt ein attraktionistisches Modell von Mission, in dem Nichtgläubige vor allem von dem Erfolg und dem Wohlergehen der Gläubigen aber auch von eigenem Erleben von Vorteilen und Segnungen zu Glauben kommen. Folglich sind die zentralen missionarischen Veranstaltungen auch Heilungsgottesdienste.

Unter den bekanntesten Predigern der Bewegung sind heute Kenneth Copeland, Jim Kaseman und John Brandström und in Deutschland John Angelina, Peter Wenz und Wolfhard Margies zu nennen.[4]

Würdigung und Kritik

Die Lehre und Praxis der Glaubensbewegung mobilisiert den einzelnen Gläubigen sehr stark, über sich hinaus zu wachsen. Sie bringt Menschen hervor, die der Meinung sind, mit Gottes Hilfe noch das Beste aus sich (bzw. ihrer neuen Natur) herauszuholen. Allerdings kann diese Lehre für psychisch labile Menschen eine große Belastung darstellen, da sie über alle Maßen die Vorstellungs- und Willenskraft beansprucht und wenig Hilfestellungen anbietet. Gott und andere Gläubige können nicht viel tun, man muss selber die Verheißungen in Anspruch nehmen. Oft wird dadurch die Erwartungshaltung notgedrungen mit einiger Anstrengung aufrechterhalten, obwohl gerade diese Anstrengung abgelehnt wird. Außerdem gibt es Stimmen, die in dieser Lehre eine Verkürzung des christlichen Glauben auf „das Individuum und Gott“ sehen. Die Gefahr besteht, in ein Konsumdenken zu verfallen. Es hat außerdem nur eine sehr geringe Bandbreite der menschlichen Erfahrung Platz in dieser Theologie. Leid (in mancher Rhetorik auch Mitleid), Zweifel, Scheitern und andere Unannehmlichkeiten sind Teile des Lebens, die es zu ignorieren gilt.

Anmerkungen

  1. http://www.christianitytoday.com
  2. D.R. McConnell, The Kenyon Connection: A Theological and Historical Analysis of the Cultic Origins of the Faith Movement, Master's thesis, Oral Roberts University (1982)
  3. Predigt von Justin Peters ("A Call for Discernment - A Biblical Critique of the Word of Faith Movement"), online frei verfügbar als mp3
  4. „Wort des Lebens-Gemeinden“ und die „Wort des Glaubens-Lehre“ auf religio.de

Literatur

  • Reinhard Hempelmann: Die Wort- und Glaubensbewegung. In: Reinhard Hempelmann (Hrsg.): Panorama der neuen Religiosität. Sinnsuche und Heilsversprechen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. 2. überarbeitete Auflage im Auftrag der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005, S. 495-499. ISBN 3-579-02320-9

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