Wortsemantik

Wortsemantik

Die lexikalische Semantik (auch: Wortsemantik) ist ein Teilbereich der Linguistik. Sie beschäftigt sich mit der Bedeutung der einzelnen lexikalischen Elemente (Wörter, Morpheme[1], Lexeme)[2] und damit unter anderem mit:

Viele Theorien der lexikalischen Semantik machen Gebrauch von lexikalischer Dekomposition, welche ihren historischen Ursprung teils in der französischen Linguistik (Algirdas Julien Greimas, Bernard Pottier)[3], teils in der generativen Semantik hat. Wortbedeutungen werden demnach aus einer Anordnung primitiver Bedeutungsbausteine (semantische Merkmale, Seme) abgeleitet. So ist bspw. die lexikalische Struktur des Verbs töten komplexer als die des Verbs lesen dahingehend, dass töten als kausatives Verb aus den Konstanten CAUSE(x) und BECOME(DEAD(y)), lesen hingegen lediglich aus einer Aktivitäts-Konstante DO(x,y) - die Variablen x und y repräsentieren die Argumente des Verbs - aufgebaut ist. In neueren Ansätzen sind Dekompositionsstrukturen auch syntaktisch reflektiert, womit sich das kombinatorische Verhalten lexikalischer Einheiten systematisch aus dem Zusammenspiel syntaktischer und lexikalischer Prinzipien ergibt.

Unter der Voraussetzung, dass Bedeutungen von Wörtern erfasst sind, wird die Frage gestellt, wie sich die Bedeutung eines Wortes zur Bedeutung des Satzes verhält (Stichwort: Frege'sches Kompositionalitätsprinzip). Dazu werden die kombinatorischen Eigenschaften lexikalischer Einheiten untersucht, die diese befähigen, sich zu komplexeren Einheiten - wie Komposita, Phrasen oder Sätzen - zu formieren. Ein wesentlicher Bestandteil einer aussagefähigen Theorie der lexikalischen Semantik muss daher die Abbildung lexikalisch-semantischer auf syntaktische Strukturen - das sogenannte Linking - sein. In einer gewissen Weise stehen also Syntax und lexikalische Semantik in einem Wettbewerb dahingehend, welches der beiden Systeme bestimmte Komplexe produziert bzw. generiert. So ist bspw. ungeklärt, ob komplexe Verben des Typs anlehnen als ein Produkt syntaktischer Strukturbildung (dafür spricht bspw. die Abtrennbarkeit der Partikel) oder aber der lexikalischen Strukturbildung (dafür spricht der Wortstatus solcher Partikelverben) anzusehen sind. Einen ähnlichen Schnittstellenstatus nimmt die lexikalische Semantik hinsichtlich des morphologischen Moduls der Grammatik ein. Hier stellt sich die Frage, ob sich morphologische Operationen prinzipiell als Mechanismen der Systems der Grammatik auffassen lassen - damit würden morphologische und lexikalisch-semantische Operationen zusammenfallen - oder ob zwischen beiden Typen grammatischer Strukturbildung strikt zu unterscheiden ist.

Inhaltsverzeichnis

Siehe auch

Links

  • Gerold Schneider: Lexikonaufbau und Morphologieanalyseverfahren:

Lexikalische Semantik (http://www.ifi.unizh.ch/CL/gschneid/ss05/LexMorphVorl/skript-lex.pdf)

Literatur

  • Manfred Bierwisch: On the nature of semantic form in natural language. In: Klix, F. & H. Hagendorf (eds.) Human Memory and Cognitive Capacities - Mechanisms and Performances, Amsterdam: Elsevier, 765-784.
  • A. Blank: Einführung in die lexikalische Semantik. Tübingen, 2001
  • D. A. Cruse: Lexical Semantics, Cambridge University Press, 1986
  • J. Pustejovsky, B. Boguraev (Hrsg.): Lexical semantics: the problem of polysemy, Oxford [etc.], Clarendon Press, 1996.
  • M. Rappaport-Hovav & B. Levin: Building verb meanings. In: M. Butt & W. Geuder (eds.) The projection of arguments. Stanford: CSLI Publications.
  • Dieter Wunderlich: CAUSE and the structure of verbs. In: Linguistic Inquiry, 28-1, 27-68.
  • W. Müller: Zur Praxis der Bedeutungserklärung (BE) in (einsprachigen) deutschen Wörterbüchern und die semantische Umkehrprobe; in: Germanistische Linguistik 3-6/84, S. 359-461; Darlegung der semantischen Umkehrprobe S. 437-447. Hg. Herbert Ernst Wiegand

Einzelnachweis

  1. Meibauer, Einführung in die germanistische Linguistik, 2. Aufl. (2007), S. 168
  2. Eine etwas andere Definition geben Schwarz/Chur, Semantik, 5. Aufl. (2007), ISBN 978-3-8233-6296-8, S. 17: "Die lexikalische Semantik (...) beschäftigt sich mit den wörtlichen, kontextunabhängigen Bedeutungen von Wörtern, d.h. mit den im mentalen Lexikon gespeicherten Bedeutungen."
  3. Bernard Pottier: Die semantische Definition in den Wörterbüchern. In: Horst Geckeler (Hrsg.): Strukturelle Bedeutungslehre. Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1978, S. 402-411 ISBN 3-534-06471-2

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Beibedeutung — Der Ausdruck Konnotation (vom lat. Präfix con , „mit “, „zusammen “, und notatio, „Anmerkung“) ist ein mehrdeutiger Ausdruck insbesondere der Logik und der Sprachwissenschaft. In der Logik bezeichnet er den Begriffsinhalt und in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Konnotate — Der Ausdruck Konnotation (vom lat. Präfix con , „mit “, „zusammen “, und notatio, „Anmerkung“) ist ein mehrdeutiger Ausdruck insbesondere der Logik und der Sprachwissenschaft. In der Logik bezeichnet er den Begriffsinhalt und in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Konnotativ — Der Ausdruck Konnotation (vom lat. Präfix con , „mit “, „zusammen “, und notatio, „Anmerkung“) ist ein mehrdeutiger Ausdruck insbesondere der Logik und der Sprachwissenschaft. In der Logik bezeichnet er den Begriffsinhalt und in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Konnotatum — Der Ausdruck Konnotation (vom lat. Präfix con , „mit “, „zusammen “, und notatio, „Anmerkung“) ist ein mehrdeutiger Ausdruck insbesondere der Logik und der Sprachwissenschaft. In der Logik bezeichnet er den Begriffsinhalt und in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Mitbezeichnung — Der Ausdruck Konnotation (vom lat. Präfix con , „mit “, „zusammen “, und notatio, „Anmerkung“) ist ein mehrdeutiger Ausdruck insbesondere der Logik und der Sprachwissenschaft. In der Logik bezeichnet er den Begriffsinhalt und in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Semantisch — Semantik (gr. σημαίνειν sēmainein „bezeichnen“), auch Bedeutungslehre, nennt man die Theorie oder Wissenschaft von der Bedeutung der (sprachlichen) Zeichen. Inhaltsverzeichnis 1 Semasiologie und Onomasiologie 2 Die Semantik von Zeichensystemen… …   Deutsch Wikipedia

  • Urs Egli — (* 6. Juli 1942 in Niederbipp) ist ein Schweizer Sprachwissenschaftler. Inhaltsverzeichnis 1 Lebenslauf 2 Arbeitsschwerpunkte 3 Forschungsprojekte 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Allgemeine Linguistik — Die Allgemeine Linguistik (auch: Allgemeine Sprachwissenschaft) ist eine der großen Hauptdisziplinen der Sprachwissenschaft. Sie grenzt sich einerseits von der Angewandten Sprachwissenschaft und andererseits von der Historischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Beschreibungsebenen — Sprachliche Äußerungen können auf verschiedenen Beschreibungsebenen ( niveaux d analyse nach Émile Benveniste) analysiert werden. Voraussetzung dafür ist die doppelte Gliederung , die für die natürlichen menschlichen Sprachen charakteristisch ist …   Deutsch Wikipedia

  • Erstspracherwerb — Der Spracherwerb oder die Sprachbildung ist ein Forschungsgegenstand sowohl der Angewandten Linguistik, bzw. der Psycholinguistik im Speziellen, als auch der Linguistik im Allgemeinen, der Entwicklungspsychologie, der Didaktik sowie diverser… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”