Yanktonai

Yanktonai
Ehemaliges Stammesgebiet der Yanktonai, benachbarter Stämme und heutige Reservate

Die Yanktonai, auch Ihanktonna (von Iháŋktȟuŋwaŋna - ‘Little Village at the End’, Ihanke -‘ Ende’; tonwan - ‘Dorf’; na -Diminutiv : kleines Dorfende), sind ein nordamerikanischer Indianerstamm und gehören zusammen mit den Yankton und Assiniboine zu der Stammes- und Dialektgruppe der Nakota (auch Westliche Dakota genannt)[1][2]aus der Sioux-Sprachfamilie. Sie bildeten zusammen mit den Yankton die mittlere Sioux-Gruppe zwischen den Dakota im Osten und den Lakota im Westen. Yankton und Yanktonai werden daher oft als Mittlere Dakota oder als Wičhíyena bezeichnet. Schon vor 1640 hatten sich die Assiniboine von den Yanktonai getrennt und waren nach Norden auf die südlichen kanadischen Prärieprovinzen gezogen.

Die Yanktonai unterteilten sich in zwei Gruppen:[3]

  • Upper Yanktonai
    • Wazikute (‘Shooters Among the Pines’, als sich die Assiniboine abspalteten, wurden sie von den nun feindlichen Sioux Hohe - ‘Rebellen’ genannt)
    • Takini (‘Improved in condition as a lean animal’)
    • Cikcitcena oder Shikshichena (‘Bad ones of different sorts’)
    • Bakihon (‘Gash themselves with knifes’)
    • Kiyuksa (‘Breaker of the marriage law or custom’)
    • Pabaska (Paksa, Natakaksa - ‘to cut off the head’, daher Cuthead genannt[4], ursprünglich Sisseton, schlossen sich den Lower Yanktonai an, nördlichste und bedeutendste Gruppe)[5]
    • siebte Gruppe (Name nicht überliefert)
  • Lower Yanktonai oder Hunkpatina (‘Dwellers at the camp circle entrance’)
    • Hunkpatina (auch Putetemini genannt - ‘Sweat lips’)
    • Cuniktceka oder Shungikcheka (‘Common dogs’)
    • Takhuha Yuta (‘Eaters of hide scrapings’)
    • Sanona oder Sanone (‘Shoots at some white object’)
    • Ihasha (‘Red lips’)
    • Iteghu (‘Burnt faces’)
    • Pteyutecni oder Pteyuteshni (‘Eat no buffalo cows’)

Inhaltsverzeichnis

Wohngebiet

Ihr Stammesgebiet erstreckte sich über das heutige North und South Dakota. Ursprünglich lebten die Yanktonai gemeinsam mit den übrigen Sioux-Stämmen im Gebiet westlich der Großen Seen, wurden aber von den Anishinabe nach Süden und Westen verdrängt. Auf der Wanderung in ihre neuen Jagdgründe teilten sie sich im Laufe der Zeit in drei große Gruppen, nämlich die Dakota, Nakota und Lakota, die sich im Dialekt und teilweise auch in ihrer Lebensweise und Kultur unterschieden. Die Sprecher der einzelnen Dialekte hatten keine Schwierigkeiten, einander zu verstehen. Während Dakota und Lakota heute noch von vielen Sioux gesprochen wird, ist der Nakota-Dialekt nahezu ausgestorben.

Kultur und Lebensweise

Bullboats der Mandan, von George Catlin gemalt.

Die Yanktonai lebten entlang der Flüsse in ortsfesten Dörfern, und bauten vorwiegend Mais, Bohnen und Squash an. Das frische Gemüse wurde entweder roh oder gekocht gegessen oder für den späteren Verzehr getrocknet und gelagert. Sie jagten Hirsche, Bären, Elche, Antilopen und kleineres Wild, aber im Wesentlichen waren sie auf die riesigen Bisonherden angewiesen, die ihnen Nahrung und Rohstoffe für fast alle Bedürfnisse des täglichen Lebens lieferten. Ihre Jagdwaffen waren Pfeil und Bogen, die von jedem Jäger selbst angefertigt und auf seine Größe hin abgestimmt wurden. Die Pfeile waren gekennzeichnet, das zur Identifikation des Schützen diente. Das Büffelfleisch konnte natürlich nicht alles sofort verzehrt werden und wurde deshalb zum Teil getrocknet und damit konserviert. Das getrocknete Fleisch wurde in Mörsern zerrieben, mit ebenfalls getrockneten wilden Beeren und Kräutern vermischt und mit ausgelassenem Fett zu einer festen Masse verbunden. Diese wohlschmeckende Dauernahrung hieß Pemmikan und war in weiten Teilen Nordamerikas bekannt.

Die Yanktonai wohnten nachweislich in Erdhäusern, die besseren Schutz in den bitterkalten Wintern boten, aber auch in den heißen Sommermonaten kühl blieben. Auf der Jagd benutzten sie das Tipi, das auf von Pferden gezogenen Travois transportiert wurde. Aus Büffelhäuten fertigten die Yanktonai-Frauen Kleidung, Mokassins, Taschen, Beutel und die Bedeckung der Tipis an. Kleidung und Mokassins wurden mit Perlen und kleinen Knochen verziert. Die Mokassins der Yanktonai waren für ihre festen, harten Sohlen bekannt, mit denen man besser über rauen, unebenen Untergrund laufen konnte. Für Reisen auf den Flüssen benutzten die Yanktonai Bullboats, runde leichte Boote, die aus einem Rahmen aus Weidenruten und darüber gespannter Büffelhaut bestanden.

Authentische Informationen über die Indianer der Großen Ebenen kommen erst aus den Aufzeichnungen von Lewis und Clark aus deren Expedition 1804 bis 1806 an die Westküste und zurück, die in den 1830er Jahren von George Catlin durch Bilder und weitere Berichte ergänzt wurden. Das ethnographisch genaueste Material ist dem Prinzen Maximilian zu Wied zu verdanken, der zusammen mit dem Schweizer Maler Karl Bodmer in den Jahren 1834 und 1835 bei den Indianern der Plains verlebte. Gute menschliche Beziehungen zu den Ureinwohnern ermöglichten ihnen, ein wertvolles und grundlegendes Werk für die Wissenschaft zu erarbeiten. Bodmer brachte zum Beispiel etwa 500 Aquarelle und Bleistiftzeichnungen von dieser Reise mit.[6]

Geschichte

Um 1700 werden die Yanktonai erstmals von Pierre-Charles Le Sueur in Berichten erwähnt. Dann tauchen sie erst 1804 wieder bei Lewis und Clark auf, die ihr Wohngebiet im Quellgebiet von Sioux, James und Red River besuchten. Am Britisch-Amerikanischen-Krieg von 1812 waren auch einige Yanktonai-Krieger unter Häuptling Waneta beteiligt, der für seine Verdienste bei den Briten sogar zum Captain befördert wurde. Er trat als junger Häuptling in die britische Armee ein und zeichnete sich durch besondere Leistungen im Kampf gegen die Amerikaner bei Fort Mergs und Stephenson im Ohiogebiet aus. Er machte sogar eine Reise nach London und wurde am Königshof vorgestellt. Im Vertrag von Washington am 19. April 1858 hatten die Yanktonai fast ihr gesamtes Stammesgebiet an die Regierung abgetreten und wurden in mehrere Reservate umgesiedelt. Als Gegenleistung erhielten sie Geld, Lebensmittel und Warenlieferungen von der Regierung. Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861-1865) führte zu Zahlungsschwierigkeiten und zum Ausbleiben der jährlichen Lieferungen, das eine Hungersnot bei ihnen auslöste. Es kam zu Unruhen in einigen Gruppen, doch beim Ausbruch des Sioux-Aufstands 1862 in Minnesota hielt sie der Oberhäuptling der Yankton Palaneapape (‘Struck A Pawnee’, auch Padani Apapi oder Pa-Da-Ni-A-Ha-Hi - ‘Struck by the Ree’) aus dem Konflikt heraus und warnte die weißen Siedler rechtzeitig, den Schutz der Forts aufzusuchen. Er rettete damit vielen Weißen das Leben. [7]

Demografie

Lewis und Clark bezifferten die Yanktonai 1806 auf 1.750 Angehörige. Das Bureau of Indian Affairs schätzte ihre Zahl im Jahr 1842 auf 6.000. 1874 wurden 2.266 Stammesmitglieder gezählt, während der Zensus von 1886 5.109 Yanktonai ermittelte. Heute leben sie in den folgenden Reservaten, meistenteils gemeinsam mit Angehörigen anderer Sioux-Stämme (in Klammern die Bevölkerungszahlen aus der Volkszählung des Jahres 2000):

  • Yankton Reservation (Yankton, Yanktonai - 4.941)
  • Standing Rock Reservation (Yankton, Yanktonai - 8.714)
  • Crow Creek Reservation (Yanktonai - 2.550)
  • Fort Peck Reservation (Yanktonai, Assiniboine - 2.233)

Einzelnachweise

  1. es ist heute umstritten, ob die Yankton und Yanktonai tatsächlich zu den Nakota zu zählen sind, neuerdings werden sie als Westliche Dakota bezeichnet
  2. Jan Ullrich: New Lakota Dictionary (Incorporating the Dakota Dialects of Yankton-Yanktonai and Santee-Sisseton), S. 2, Lakota Language Consortium 2008, ISBN 0-9761082-9-1
  3. Yanktonai
  4. laut Informationen der Standing Rock Sioux Reservation gehörten die Cuthead zu den Upper Yanktonai
  5. The History of the Assiniboine and Sioux Tribes of the Fort Peck Indian Reservation, Montana, 1800-2000, ISBN 978-0975919651, Seite 43
  6. Nakota
  7. *Hans Läng: Kulturgeschichte der Indianer Nordamerikas. Gondrom Verlag, Bindlach, 1993. ISBN 3-8112-1056-4

Siehe auch

Literatur

Weblinks


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