Zacharias Wagener

Zacharias Wagener
Angeregt von Wagners „Tier-Buch“ zeichnete auch sein Zeitgenosse Caspar Schmalkalden brasilianische Motive, hier einen damals so genannten „west-indianischen Raben“

Zacharias Wagner, auch „Wagener“ oder „Wagenaer“, (* 10. Mai 1614 in Dresden; † 18. Oktober 1668 in Amsterdam) hatte im Dienste der Niederländischen Westindien-Kompanie und nach 1642 der Ostindien-Kompanie in Brasilien bzw. Ostasien und Südafrika eine ereignisvolle Karriere vom Schreiber, Zeichner zum Oberkaufmann und Inhaber zahlreicher Ehrenämter und Funktionen gemacht. Seine Entscheidungen und Berichte hatten einen großen Einfluss auf die zeitgenössische Entwicklung, seine Aquarelle gelten heute als prominente Quelle zu Land und Leuten in Brasilien unter niederländischer Herrschaft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Zacharias Wagner stammte aus Alt-Dresden, wo sein Vater als Richter und "Religion-Amts-Verweser" wirkte. Wie viele seiner Altersgenossen hatte er offenbar Mühe, seinen Platz in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs zu bestimmen und beschloss im Alter von 19 Jahren, sein Glück in der Ferne zu finden. Mit Einverständnis der Eltern zog er 1633 zunächst nach Hamburg, dann nach Amsterdam auf, wo er ein Jahr lang bei dem Verleger und Kartenhersteller der Ostindien-Kompanie Willem Janszoon Blaeu arbeitete. Auf Anraten von Blaeu heuerte er ein Jahr später bei der West-Indien Kompanie als gemeiner Soldat ("Adelborst") an und segelte mit dem Schiff Amsterdam nach Brasilien, das seinerzeit unter niederländischer Herrschaft stand. In Recife wirkte er zunächst als Muster-Schreiber in der Fortresse Ernestus, dann als Küchenschreiber des Statthalters der jungen Kolonie Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679), der den Ausbau der niederländischen Herrschaft mit großer Umsicht vorantrieb. Unter seiner Leitung wurden Festungen und Niederlassungen gegründet, die Verwaltung geordnet und eine bessere Behandlung der Indios und Negersklaven durchgesetzt. Aus Europa ließ er Künstler und Wissenschaftler wie Frans Post , Pieter Post , Albert Eckhout , Willem Piso , Georg Markgraf kommen, um die Ressourcen und Schönheiten Brasiliens bekannt zu machen. Ein "Tierbuch" mit 109 Aquarellen von Wagners Hand zeigt, dass auch er in diesem Umfeld stark stimuliert wurde.

Im Frühjahr 1638 drang Moritz von Nassau an der brasilianischen Küste nach Süden vor, wo er vergeblich Bahia belagerte. Wagner nahm an diesem Feldzug teil, kehrte aber im folgenden Jahr nach Europa zurück, wo er im Auftrag von Moritz von Nassau Briefe, Malereien, Papageien an Empfänger in Haag, Delft, Rotterdam und Leiden übermittelte.

In seiner Heimatstadt hielt es ihn aber nur vier Monate. Im Herbst 1642 reiste er erneut nach Amsterdam und segelte, wiederum als "Adelborst", in Diensten der Ostindien-Kompanie nach Batavia. Dort wurde er Assisten von Antonius van Diemen, dem Generalgouverneur der Kompanie. Dessen Nachfolger Cornelius van der Lijn avancierte er zum ersten Schreiber. Als sein Vertrag 1649 verlängert wurde, erreicht er eine zusätzliche Bestallung als Kaufmann, was ihm den Weg in höhere Positionen eröffnete. Schon im folgenden Jahre wurde er “Extraordinar-Rath von Indien und Commissarius”. Zwei Jahre später machte er sich um die Auslösung niederländischer Gefangener in Quinam verdient. 1653 zog er als "Commissar und Ambassadeur" mit zwei Schiffen nach Kanton, um die Aufnahme von Handelsbeziehungen mit China zu fördern. Dieser Vorstoß scheiterte jedoch.

Im Sommer 1656 segelte Wagner nach Japan, um die Leitung der Niederlassung Dejima in Nagasaki für ein Jahr zu übernehmen. Anfang 1657 reiste er nach Edo, um am Hofe des Shogun in einer obligatorischen Zeremonie den Dank der Kompanie für die Handeslerlaubnis zu übermitteln. Nur mit knapper Not überlebten Wagner und seine Gefährten eine der größten japanischen Brandkatastrophen der Neuzeit, die etwa 100 000 Opfer forderte. Sein Bericht wurde durch Arnoldus Montanus "Denckwürdige Gesandtschafften der Ost=Indischen Gesellschaft in den Vereinigten Niederländern an unterschiedliche Keyser von Japan" (1669) in Europa weithin bekannt. Ein von Wagner angefertigtes Aquarell der Brandwüste findet sich im Edo-Tokyo-Museum (Tokio).

1658 zog Wagner erneut für ein Jahr nach Japan. Während seines ersten Aufenthaltes war er bereits auf die Kaolin-Lagerstätten bei Arita (Nordkyushu) und das hohe technische Niveau der lokalen Keramiker aufmerksam geworden. Da die chinesische Porzellanproduktion infolge der Kämpfe zwischen den Truppen der Ming und der Qing zusammengebrochen war, gab Wagner im Auftrag der Kompanie 1659 eine erste Bestellung für japanisches Porzellan auf. Das über den Hafen Imari nach Nagasaki und von dort über Batavia nach Europa gebrachte Porzellan erfreute sich bald als Imari-Porzellan höchster Wertschätzung.

Zurück in Batavia übernahm Wagner die Friedensverhandlung mit dem Herrscher von Mankassar und 1661 das Amt des Oberbaumeisters.

1662 löste er am Kap der Guten Hoffnung den Gründer der Kapkolonie und deren ersten Kommandeur, Jan van Riebeck, ab. Mit dem Bau eines Wasserbeckens stellt Wagener die Versorgung der jungen Siedlung wie auch der anlandenden Schiffe erstmals sicher. 1666 kehrte er nach Batavia zurück, doch reichte er schon ein Jahr darauf sein Abschiedsgesuch ein und segelt im Rang eines Vizeadmirals nach Europa zurück.

Unter den von der Ostindien-Kompanie beschäftigten Deutschen hatte Wagner eine beispiellose Karriere gemacht. Doch bei der Ankunft in den Niederlanden stand es schlecht um seine Gesundheit. Nach wenigen Monaten starb er im Alter von 54 Jahren und wurde in der "Oude Kerk" zu Amsterdam beigesetzt. Von seinem vermutlich inhaltsreichen Tagebuch ist leider nur ein Auszug überliefert.

Werke

„Thier Buch, darinnen viel unterschiedene Arten der Fische Vögel vierfüßigen Thiere Gewürm Erdt- und Baumfrüchte, so hin und wider in Brasilischen bezirck und gebiethe der Westindischen Compagnie zu schauwen und anzutreffen“.


Literatur

  • Viktor Hantzsch: Wagner, Zacharias. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 585–587.
  • Wolfgang Michel: Zacharias Wagner und Japan (I) - Ein Auszug aus dem Journal des 'Donnermanns'. In: Dokufutsu Bungaku Kenkyu, No.37, S.53-101, Kyushu University, 1987. (Dokument als PDF)
  • Sybille Pfaff: Zacharias Wagener (1614-1668). Haßfurt, 2001 (Bamberg, Univ., Diss., 1997).
  • Roelof van Gelder: Das ostindische Abenteuer - Deutsche in Diensten der Vereinigten Ostindischen Kompanie der Niederlande (VOC) 1600 - 1800. Aus dem Niederländ. von Stefan Häring. Hamburg: Convent-Verl., 2004.
  • Rebecca Parker Brienen: Visions of savage paradise - Albert Eckhout, court painter in colonial Dutch Brazil. Amsterdam: Amsterdam University Press, 2006.

Weblinks


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