Zafar (Himjaren)

Zafar (Himjaren)
einfacher Plan von Zafar ca. 500 n.Chr.
Reliefkopf einer Dame aus Zafar, nach 500 n.Chr.?
Siegelstein in sasanidischem Stil aus einem Grab in Zafar, vor 500 n.Chr.

Zafar (altsüdarabisch ẓfr, griech.: Tapharon, lat. Sapphar, arabisch ‏ظفار‎ Ẓafār, DMG Zafār) war die Hauptstadt der himjarischen Stammeskonföderation (110 v. Chr. bis 525 n. Chr.) mit der Königsburg Raydan in Südarabien vor der aksumitischen Eroberung (525).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Unter ihrer Herrschaft vereinten erstmals die Himjaren direkt und indirekt beinahe die ganze Arabien mit einem Areal von etwa 2,5 Mio. Quadratkilometer. Das ist drei Viertel so groß wie Westeuropa. Die Stelle der antiken Hauptstadt befindet sich zwischen Aden und Sana'a. Die antike Fundstätte liegt in 2800 Meter Höhe etwa 14 Kilometer südöstlich der Provinzstadt Yarim im jemenitischen Hochland, am Westrand einer reichen Agrarebene (der Qa al-Haql) und verdankte seinen ursprünglichen Reichtum dieser Umgebung. Es gibt ein lokales Museum mit Artefakten, die sich vor Ort fanden. Diese Grabungsstätte stellte sich als bedeutende Quelle besonders für Reliefplastik heraus. Das heutige Dorf hat eine Bevölkerung von nur 400 Menschen.

Zafars Anfänge sind obskur. Die Hauptquelle bilden [musnad]-Texte aus dem 1. vorchristlichen Jahrhundert. In seiner Historia naturalis wird Zafar vom Plinius, und im anonymen Periplus Maris Erythraei (beide 1. Jahrhundert n. Chr.), sowie in der Geographia des Claudius Ptolemaeus (ursprünglich 2. Jahrhundert) kurz beschrieben. Vermutlich im Mittelalter wurden die Koordinaten von Ptolemaeus Karte inkorrekt verändert, mit dem Ergebnis, dass danach die Metropole "Sapphar" zu weit nach Osten im heutigen Oman erscheint.

Einzelne Artefakte der frühen himjarischen Periode (110 v. Chr. bis 270 n. Chr.) sind aufgelesen worden. Die meisten Artefakte scheinen in die Reichszeit (270–525) zu datieren. Eine Inschrift in Ge'ez geschrieben kam zutage, die nach dem Aksum-Krieg datiert.

Die Stadt wird bei frühchristlichen Autoren genannt, wie z.B. bei Philostorgios, durch den man erfährt, dass im vierten Jahrhundert den Himjaren eine Kirche angeboten wurde.[1] Zafar war ein Zentrum für Polytheisten, Juden und später Christen und spielt eine wichtige Rolle als Fundstätte für das Formativum monotheistischer Religionen.

Eine große Inschrift belegt einen Palast, der um 457 n. Chr. bestand. Botschafter mit äthiopischen Namen werden in epigraphischen Texten erwähnt[2]. Vielleicht im Zuge eines Aufstandes wurde die Stadt um 539 zerstört. Bei Ausgrabungen wurden Gräber und ein Tempel freigelegt. Hinzu kommen zahlreiche Reliefs mit Pflanzenornamenten und Menschenplastik.

1998 bis 2011 führte der Archäologe Paul Yule von der Universität Heidelberg Grabungen in Zafar durch. Für die Geländeforschung kamen auch Methoden der Geoinformatik zum Einsatz.

Siehe auch

Literatur

  • W. W. Müller: Zafār. In: Encyclopedia of Islam. Bd 11, fasc. 185–186. Leiden 2001, S. 379–380. ISBN 90-04-07026-5
  • P. Yule: Himyar–Spätantike im Jemen/Late Antique Yemen. Linden Soft, Aichwald 2007. ISBN 3-929290-35-9
  • P. Yule, K. Franke, C. Meyer, G. Nebe, C. Robin, C. Witzel: Zafar, Capital of Himyar, Ibb Province, Yemen First Preliminary Report: 1998 and 2000, Second Preliminary Report: 2002, Third Preliminary Report: 2003, Fourth Preliminary Report: 2004. ABADY 11 (Mainz 2007 [2008]) 479–547, pls. 1–47 + CD-ROM, ISSN 0722-9844, ISBN 978-3-8053-3777-9Digitale Version
  • P. Yule: The Gates of Ḥimyarite Ẓafār. Chroniques yéménites 14, 2007, 1–13, ISSN 1248-0568 – Digitale Version
  • P. Yule: Ẓafār, Capital of Ḥimyar, Fifth Preliminary Report, February–March 2005. Zeitschrift für Archäologie außereuropäischen Kulturen 2, 2007 [2008] 105–120, ISBN 978-3-89500-649-4Digitale Version
  • K. Franke/M. Rösch/C. Ruppert/P. Yule, Ẓafār, Capital of Ḥimyar, Sixth Preliminary Report, February–March 2006. Zeitschrift für Orient-Archäologie 1, 2008 [2009] 208–245, ISBN 978-3-11-019704-4Digitale Version
  • Armin Kirfel/Winfried Kockelmann/Paul Yule, Non-destructive Chemical Analysis of Old South Arabian Coins, 4th Century BCE – 3rd century, Archeometry vol. 53, 2011, Online ISSN: 1475-4754

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Philostorgios, 3.4
  2. W. Müller: Zafār, S.379.
14.21389793957144.402874407503

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