Zeche Gibraltar

Zeche Gibraltar
Stollenmundloch der Zeche Gibraltar

Die Zeche Vereinigte Gibraltar Erbstollen war ein Steinkohlen-Bergwerk in Bochum am Kemnader See, von dem heute noch ein Gebäude als Bootshaus genutzt wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Zeche lässt sich auf das Jahr 1786 zurückführen, in dem die Genehmigung zum Kohlenabbau erteilt wurde. Ein ab 1830 aufgefahrener, etwa 2.000 Meter langer Erbstollen diente insbesondere dem Kohletransport zur Ruhr und der Entwässerung des Grubenbaus. Im Jahre 1855 förderten 123 Bergleute etwa 21.400 Tonnen Steinkohle.

Gedenktafel für die Folteropfer der Nationalsozialisten

Am 18. März 1865 erfolgte die Consolidation (Zusammenlegung) des Stollentriebes Hagensieperbank zum "Vereinigten Gibraltar Erbstollen" dadurch verlor der Stollenbetrieb im Lottental seine Funktion und wurde aufgegeben.

Im Jahre 1919 wurde das Bergwerk erneut in Betrieb genommen, 1921 ein Tiefbauschacht bis zu einer Teufe von 220 Metern abgeteuft und 1922 mit der Förderung begonnen. Die Zeche förderte mit einer Belegschaft von 480 Mann etwa 120.000 Tonnen Esskohle jährlich. Die Stilllegung erfolgte 1925.

Etwa Anfang 1933 zog der Stahlhelm-Bund in das das leerstehende Betriebsgebäude und nannte es "Duesterberg-Haus" - nach Theodor Duesterberg, einem Bundesführer der Vereinigung. Das Gebäude wurde ferner ein Sitz des Reichsarbeitsdienst, der hier ab dem 8. März 1933 ein Führerschulungslager einrichtete. Es war außerdem auch Standort für eine Bochumer SA-Standarte, die ab Juni 1933 eine Führerschule unterhielt.

Politische Gegner, zum Beispiel Gewerkschafter und Sozialdemokraten, wurden teilweise monatelang auf dem Gelände der Zeche "Gibraltar" gefangengehalten und gefoltert. Hans Mugrauer (1899-1975), ein Bergmann und Gewerkschaftssekretär, berichtete:

"Wem die Nazis ganz übel mitspielen wollten, den verschleppten sie nach Gibraltar - bald ein gefürchtetes Wort! Es handelte sich um eine stillgelegte, kleine Schachtanlage im südlichen Teil Bochums, die als SA-Kaserne und Folterkammer genutzt wurde."

Mugrauer floh für viele Jahre ins Ausland. Der Gemeindevorsteher von Querenburg, August Bahrenberg, starb an den Folgen der in der Zeche "Gibraltar" erlittenen Folter am 3. Mai 1933 im Alter von nur 53 Jahren.

Zeche Gibraltar

Später soll sich ein Flüchtlingsheim und eine Riemenfabrik auf dem Gelände befunden haben. Heute steht nur noch das Hauptgebäude der Anlage. Nach einer aufwändigen Renovierung, abgeschlossen 1984, befindet sich hier das Bootshaus des Sportinstitutes der Ruhr-Universität Bochum und eine Gaststätte. Eine Gedenktafel erinnert an die jüngere Vergangenheit.

Lage

  • Anschrift: Bootshaus der Ruhr-Universität, Oveneystraße 71, 44803 Bochum

51.4213888888897.25888888888897Koordinaten: 51° 25′ 17″ N, 7° 15′ 32″ O

Literatur

  • Johannes Volker Wagner: Hakenkreuz über Bochum: Machtergreifung und Nationalsozialistischer Alltag, Bochum 1983

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zeche Vereinigte Gibraltar Erbstollen — Stollenmundloch der Zeche Gibraltar Abbau von Steinkohle …   Deutsch Wikipedia

  • Gibraltar Erbstolln — Stollenmundloch Andere Namen Gibraltar Erbstollen Abbau von …   Deutsch Wikipedia

  • Zeche Hagensieperbank — Andere Namen Zeche Hagen Sieperbank Zeche Hagensieperbänke Abbau von Steinkohle Förderung/Jahr max. 41.296¾ pr t Beschäftigte max. 18 Betriebsbeginn 1833 …   Deutsch Wikipedia

  • Gibraltar (Begriffsklärung) — Gibraltar bezeichnet Gibraltar, britisches Überseegebiet an der Südspitze der Iberischen Halbinsel Gibraltar (Buckinghamshire), England Gibraltar (Michigan), USA Gibraltar (Pennsylvania), USA Gibraltar (Washington), USA Gibraltar (Wisconsin), USA …   Deutsch Wikipedia

  • Zeche Herbede — Förderwagen der Zeche Herbede Andere Namen Zeche Herbeder Steinkohlenbergwerke Zeche Holland …   Deutsch Wikipedia

  • Zeche Glückswinkelburg — Andere Namen Zeche Glückwinkelburg Zeche Glückwinkelsburg Abbau von Steinkohle Förderung/Jahr max. 69.584 t Beschäftigte max. 279 Betriebsbeginn 1845 …   Deutsch Wikipedia

  • Zeche Carl Wilhelm — Andere Namen Zeche Carl Wilhelm Carl Wilhelms Erbstollen Abbau von Steinkohle und Abbau von Brauneisenstein und Abbau von …   Deutsch Wikipedia

  • Kemnader Stausee — Kemnader See Kemnader See mit Blick nach Osten Zuflüsse …   Deutsch Wikipedia

  • Kemnader See — mit Blick nach Osten …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Sehenswürdigkeiten im Ruhrtal — Die Sehenswürdigkeiten im Ruhrtal an der etwa 221 km langen Ruhr werden durch die Route der Industriekultur (insbesondere Geschichte und Gegenwart der Ruhr), den Ruhrhöhenweg, den RuhrtalRadweg, aber auch die Kaiser Route erschlossen. Hierzu… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”