Zeche Westfalen

Zeche Westfalen
Zeche Westfalen
Zeche Westfalen 2006

Zeche Westfalen 2006
Abbau von Steinkohle
Betriebsbeginn 1913
Betriebsende 2000
Nachfolgenutzung Gewerbefläche und Veranstaltungsort
Geografische Lage
Koordinaten 51° 45′ 0″ N, 7° 55′ 0″ O51.757.9166666666667Koordinaten: 51° 45′ 0″ N, 7° 55′ 0″ O
Zeche Westfalen (Regionalverband Ruhr)
Zeche Westfalen
Lage Zeche Westfalen
Standort Ahlen
Gemeinde Ahlen
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Revier Ruhrrevier

p0p2

Zeche Westfalen 1959 mit den Fördertürmen Wilhelm I und Wilhelm II
Zeche Westfalen Förderturm

Die Zeche Westfalen war ein Steinkohlen-Bergwerk in Ahlen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1900–1910

Die Zeche Westfalen in Ahlen entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf Initiative einiger örtlicher Fabrikanten, die sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen hatten. Nachdem 1901 im Bereich der Bauernschaft Rosendahl bei Suchbohrungen Kohlevorräte entdeckt wurden, führte man bis 1907 weitere 33 Tiefbohrungen durch. Am 1. Februar 1909 wurde mit dem Abteufen der Schächte 1 und 2 begonnen. Gleichzeitig wurde die erforderliche Infrastruktur (Straßenverbindungen, Zechenbahn, bergwerkseigene Ziegelei) erstellt.

1911–1920

Im Jahr 1911 wurde am Schacht 1 die Teufe von 1087 Metern und etwas später am Schacht 2 die Teufe von 1052 Metern erreicht. Neun Kohlenflöze mit Mächtigkeiten von 0,70 Metern bis 1,75 Metern wurden durchteuft. Zu diesem Zeitpunkt gab es kein anderes Bergwerk mit tieferen Schächten. Am 5. März 1913 wurde die erste Kohle gefördert. Im Januar 1914 wurde die Kokerei „Westfalen“ in Betrieb genommen.

Am 16. November 1920 riss das Förderseil von Schacht 2. 14 Bergleute starben bei dem schwersten Grubenunglück auf der Zeche „Westfalen“.

1921–1945

1935 wurden der zecheneigene Hafen am Datteln-Hamm-Kanal und die Anschlußbahn dorthin fertiggestellt. Ein Jahr später wurde Schacht 3 abgeteuft. Im Dezember 1940 wurde mit dem Abteufen von Schacht 4 begonnen, der 1943 die Endteufe von 855 Metern erreichte. Der Schacht wurde im Oktober 1944 in Betrieb genommen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden Fremdarbeiter und Kriegsgefangene auf „Westfalen“ eingesetzt. Am 23. März 1944 wurden bei einem Luftangriff der Alliierten 1000 Bomben auf die Zeche und die angrenzende Zechenkolonie abgeworfen, weite Teile der Zeche „Westfalen“ wurden zerstört, Fördertürme und Fördermaschinen blieben jedoch weitgehend erhalten. Die Förderung und der Absatz der Rohkohle konnten fortgesetzt werden. Bei dem Angriff wurden 193 Menschen getötet und 250 Menschen verletzt, etwa 600 verloren ihre Wohnung. Am 31. März besetzten amerikanische Truppen die Stadt Ahlen und damit auch die Zeche „Westfalen“. Die Förderung wurde vorübergehend eingestellt, aber bereits Ende April wieder aufgenommen.

1946–1960

Im Jahr 1951 wurde Diplom-Kaufmann und Diplom-Handelslehrer Wilhelm Wilmerstadt zum Direktor bestellt. Im Oktober 1953 begannen die Abteufarbeiten für Schacht 5. Ab April 1956 wurde Schacht 2 tiefer geteuft. Die Nachteufarbeiten wurden im Mai 1957 bei einer Tiefe von 1233,60 Metern abgeschlossen.

1961–1980

Während bereits zahlreiche Zechen im Ruhrgebiet stillgelegt wurden, begann das Abteufen von Schacht 6 im September 1962. Damit sollte die Erschließung weiterer Kohlenfelder vorangetrieben werden. Der Schacht wurde im Mai 1966 in Betrieb genommen.

Am 27. November 1968 wurde die Ruhrkohle AG (RAG) gegründet. Die RAG wurde Eigentümer der Mehrzahl aller Zechen im Ruhrgebiet. Die Steinkohlenbergwerk Westfalen AG jedoch verkaufte die Zeche „Westfalen“ an den Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV). Der Luxemburgische Stahlkonzern ARBED sicherte sich auf diese Weise die Versorgung seiner Hochöfen mit Koks.

Im August 1979 wurden am Schacht 7 in einer Tiefe von 1.330 Metern die Abteufarbeiten beendet.

1981–1990

Schacht 7 im Januar 2009

Schacht 7 in Hamm-Heessen wird 1983 als Material- und Seilfahrtschacht in Betrieb genommen.

Im Jahr 1986 wurden Schacht 3 und Schacht 5 stillgelegt, in denen infolge hohen Wasserzulaufes und anderer geologischer Schwierigkeiten nur begrenzt Abbau betrieben wurde.

Am 2. Januar 1989 übernahm die RAG, zunächst in Personalunion mit der Werksdirektion der Zeche Radbod, die Betriebsführung der Zeche „Westfalen“. Am gleichen Tag wurde die Stilllegung der Kokerei zum 31. März 1989 beschlossen.

1991–2001

Die RAG gab im November 1991 offiziell die Schließung der Zeche „Westfalen“ für das Jahr 1999 bekannt. Am 1. Juli 1993 ging das gesamte Bergwerk offiziell in den Besitz der RAG über. Bis 1994 wurden die Tagesanlagen der bereits stillgelegten Schächte 3, 4 und 5 abgerissen. Am 30. Juni 2000 wurde die Förderung von Kohle auf der Zeche „Westfalen“ eingestellt.

Die verbliebenen Schächte 1,2,6 und 7 wurden 2001 verfüllt. Die Tagesanlagen am Schacht 6 wurden abgerissen. Mit der Frage der Nachnutzung des Bergwerksgeländes an der Doppelschachtanlage 1/2 haben sich Arbeitskreise, Projektgruppen und die politischen Gremien seit den 1990er Jahren beschäftigt. Ein Teil der vorhandenen Anlagen, insbesondere die Fördertürme und die frühere Lohnhalle und Waschkaue, wurden als erhaltenswert eingestuft.

Heutige Nutzung

Bis auf die erhaltenswerten Gebäude sind die Tagesanlagen am Schacht 1/2 abgerissen. Besonders spektakulär war die Sprengung der Kohlenwäsche am 5. November 2003.

Das Gelände wird seit 2006 als Gewerbefläche und Veranstaltungsort genutzt. In dem neuen Gewerbezentrum der ehemaligen Lohnhalle und Weißkaue sind unter anderem verschiedene Hightechfirmen und ein Cateringunternehmen ansässig. Eine 22 Meter hohe Kletterwand (BigWall) befindet sich in der ehemaligen Schwarzkaue, seit November 2007 werden die Gebäude auch als Kongress- und Messeveranstaltungsort genutzt. In den Räumen der ehem. Grubenwehr hat der Bergbau-Traditions-Verein Zeche Westfalen ein Museum eingerichtet. Eigentümer des neuen Gewerbezentrums ist die Projektgesellschaft Westfalen mbH. Für die restlichen Gebäude werden zur Zeit (Februar 2010) Investoren gesucht. Die europaweite Ausschreibung ist noch nicht abgeschlossen. Das Außengelände wurde unter Federführung der LEG und der Stadt Ahlen freigeräumt und neu gestaltet. Heute gibt es klare Strukturen und Kanten in der Fläche unter den Fördertürmen, die die historischen Industriedenkmäler richtig positionieren.

Für die noch relativ jungen Gebäude der Schachtanlage 7 fand sich in den vergangenen Jahren keine Möglichkeit der Nachnutzung, weshalb im Juni 2010 mit dem Abriss der Anlage begonnen wurde. Der Förderturm über dem ehem. Schacht wurde am 29. Januar 2011 gegen 11:15 Uhr gesprengt. Alle Gebäude werden nur ebenerdig abgebrochen - die Fundamente werden im Boden belassen - wofür etwa 12 Monate veranschlagt werden. Anschließend soll das Gelände mindestens zwei Meter hoch mit Erdreich überdeckt werden, was weitere 24 Monate dauern soll. Auf dem aufgeschütteten Areal soll ein Waldgebiet entstehen, da für eine andere Nutzung der etwas abgelegenen Brachfläche kein Bedarf besteht.

Schachtanlage 7 im Abriss befindlich (2010)

Literatur

  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus, 1994, ISBN 978-3-7845-6994-9
  • Glückauf-Stiftung: Zeche Westfalen - Ein Jahrhundert Steinkohlenbergbau in Ahlen, Klartext Verlag Essen 2000, ISBN 3-88474-891-2
  • Uwe Rennspieß: Jenseits der Bahn – Geschichte der Ahlener Bergarbeiterkolonie und der Zeche Westfalen, Klartextverlag , Essen, 1989, ISBN 3-88474-340-6

Weblinks

 Commons: Zeche Westfalen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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