Zentralmarkthalle

Zentralmarkthalle

Die Zentralmarkthalle entstand 1886 am Alexanderplatz in Berlin im Rahmen des kommunalen Bauprogramms für Markthallen des Preußischen Polizeipräsidenten von Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Bis in das 15. Jahrhundert gab es in Berlin und Cölln nur drei Wochenmärkte, die die Versorgung der Bewohner gewährleisteten. Mit der Stadterweiterung Berlins unter Friedrich Wilhelm I. setzte ein starker Bevölkerungszuwachs ein, so dass der Bedarf an weiteren Marktflächen immer stärker zunahm. Mit der Errichtung des Gendarmenmarktes entstand so einer der größten Marktplätze Berlins, an dem um 1882 rund 1.400 Ständen an zwei Wochentagen Waren feilgeboten wurden [1]. Schnell wuchs der Bedarf, da Berlin innerhalb von 40 Jahren seine Einwohnerzahlen verdreifachte. So wurden unter Friedrich Wilhelm II. weitere Marktplätze angelegt, die den unkontrollierten Handel in den Straßen unterbinden, organisieren und formalisieren sollten. Marktpolizeilich wurden die Händler kontrolliert und eine Standabgabe kassiert, die allerdings Bauern, die Produkte aus ihrem eigenen Anbau verkauften, ausnahm, um die Lebensmittelpreise möglichst niedrig zu halten [2].

Trotz der klar organisierten und staatlich kontrollieren Abläufe auf den Märkten, hinterließen die Stände am Tagesende Müll und Unrat, so dass die Plätze von Ratten, Hunden, Katzen und Vögeln bevölkert wurden. Darüber hinaus waren keine festen Einrichtungen oder gar Überdachungen der Stände zugelassen, so dass die hygienischen Zustände zu immer größere Unmut in der Bevölkerung und der zuständigen Verwaltung führten[3].

Im Oktober 1864 erhielt die „Berliner Immobilien-Aktiengesellschaft“ als Investor den Zuschlag, nach Vorbild der Pariser Markthallen „Les Halles Centrales“ eine Markthalle zu errichten. Nach dreijähriger Bauzeit eröffnete die erste Markthalle Berlins am Schiffbauer Damm und ersetzte die Wochenmärkte am Karlsplatz und am Oranienburger Tor. Der private Betreiber verlangte allerdings so hohe Standmieten, dass die Händler auf die verbliebenen Marktplätze auswichen und der Betreiber somit bereits Ende 1868 bankrott war [4]. Auf Grund dieser Erfahrungen beschloss der Preußische Polizeipräsident von Berlin, dass die Lebensmittelversorgung der Berliner Bevölkerung eine kommunale Verantwortung sei und somit der Bau von Markthallen von der Stadt geleistet werden müsse.

Markthalle I

So entstand bis 1886 die Markthalle I in direkter Nähe zum Alexanderplatz mit Anschluss an die Berliner Stadtbahn, wodurch die Waren direkt per Zug in die Markthalle transportiert werden konnten. Nun konnten an sechs Tagen in der Woche die Waren unabhängig vom Wetter verkauft werden und ordnungsgemäß durch einen Eiskeller unter der Halle gelagert werden. Zeitgleich eröffneten darüber hinaus drei weitere Hallen und es folgten 1888 vier weitere, kleinere. In einer letzten Ausbaustufe wurden 1891/92 sechs weitere Markthallen eröffnet.

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurden einige dieser Hallen aus wirtschaftlichen Gründen wieder geschlossen, der Großteil wurde durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg zerstört oder stark beschädigt. Nur die Arminiushalle, Eisenbahnmarkthalle und die Ackerhalle überstanden den Krieg nahezu unbeschädigt. Der Handel wurde allerdings auch in den stark beschädigten Hallen provisorisch fortgeführt und diente in den späten Kriegstagen und der frühen Nachkriegszeit als Umschlagplatz für die knappen Versorgungsgüter. Während so einige Hallen wieder frühzeitig ihren Betrieb aufnehmen konnten und die Beschädigungen beseitigt wurden, stellte der Zweite Weltkrieg zugleich einen Bruch in der Handelsmethode dar. In den 1950er Jahren traten verstärkt anstelle der Markthallen die Selbstbedienungs-Supermärkte, ein Geschäftsmodell, das in den USA seine Vorbilder hatte. Somit wurden viele der provisorisch genutzten Markthallen Mitte der 1950er Jahre von Seiten der Stadtverwaltung aufgelöst und die Trümmer beseitigt. Einzig die Arminiushalle, Eisenbahnmarkthalle und 1952 wieder aufgebaute Marheinekemarkthalle behielten in West-Berlin ihre ursprüngliche Nutzung. In Ostberlin wurde darüber hinaus im Zuge der Umgestaltung der Berliner Innenstadt die zentrale Markthalle am Alexanderplatz 1968 durch einen Neubau ersetzt.

Einzelnachweise

  1. Thorsten Knoll: Berliner Markthallen. Haude & Spener, Berlin 1994, S. 10.
  2. A. Lindemann: Die Markthallen Berlins – Ihre baulichen Anlagen und Betriebseinrichtungen. Springer Verlag, Berlin 1899, S. 3.
  3. Lisa Garn: Mit Charme und Melone. In: Der Tagesspiegel. Ausgabe vom 7. August 2006. Ressort Berlin 2006.
  4. Thorsten Knoll: Berliner Markthallen. Haude & Spener, Berlin 1994, S. 19.

Literatur

  • August Lindemann: Die Markthallen Berlins – Ihre baulichen Anlagen und Betriebseinrichtungen. Springer Verlag, Berlin 1899.

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