Zingsheim

Zingsheim
Zingsheim
Gemeinde Nettersheim
Koordinaten: 50° 31′ N, 6° 39′ O50.5086111111116.6572222222222475Koordinaten: 50° 30′ 31″ N, 6° 39′ 26″ O
Höhe: 475–545 m ü. NHN
Fläche: 11,21 km²
Einwohner: 849 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 53947
Vorwahl: 02486
Karte

Zingsheim in der Gemeinde Nettersheim

Zingsheim ist ein Ort in der Eifel mit 849 Einwohnern und gehört zur Gemeinde Nettersheim im Kreis Euskirchen. Der Ort liegt im Naturpark Nordeifel im Süd-Westen des Landes Nordrhein-Westfalen.

Zingsheim ist Sitz der Gemeindeverwaltung Nettersheim. Hier befinden sich das Rathaus und der Bauhof der Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Pfarrkirche

Zingsheim hat eine katholische Pfarrkirche, die dem heiligen Apostel Petrus geweiht ist. Ursprünglich war die Kirche eine dreischiffige romanische Basilika und hatte einen kleineren Westturm und einen Hauptchor, der heute durch den an das Mittelschiff im Osten angrenzenden Chor aus dem Jahre 1717 ersetzt ist. Ein Nikolausaltar befand sich im nördlichen Seitenschiff, das deshalb "Kloskammer" hieß. Dem heutigen Westturm aus dem Jahre 1602 ist eine kleine Vorhalle vorgesetzt, die 1730 errichtet wurde.

1963–1967 wurde die Kirche im Süden durch einen Erweiterungsbau vergrößert.

Geschichte

Wahrscheinlich jagten in der Steinzeit bei der in der Gemarkung Zingsheim gelegenen Felsformation "Rummerschlegel" (50°30'56" N; 6°37'42" O)50.5155555555566.6283333333333482 Jäger der Ahrensburger Kultur, die auch von den 4 km entfernten Kartsteinhöhlen, an denen sie sich kurzfristig aufhielten, aus operierten. Sie machten Jagd auf Rentiere, die vermutlich auf ihren jährlichen Wanderungen in der Nähe der Kartsteinhöhle und dann an "Rummerschlegel" vorbeizogen. In "Rummerschlegel" wurde nämlich von Löhr 1972 ein Mikrolith und Knochenreste entdeckt, was die steinzeitliche Anwesenheit der Jäger nahelegt.[1]

Aus der älteren Eisenzeit (ca. 750-450 v. Chr.) stammen die ältesten gesicherten Besiedlungsspuren in der Gemarkung Zingsheim. So befinden sich am nordwestlichen Rand der Gemarkung über 60 Grabhügel aus dieser Zeit.[2]

In römischer Zeit wurde die Nordeifel Teil der römischen Provinz Germania Inferior. Aus dieser Zeit stammt das 1963 archäologisch untersuchte Matronenheiligtum in der Flur "Vor Hirschberg" (50°30'9" N; 6°39'7" O)50.50256.6519444444444537, ein gallorömischer Umgangstempel, der wohl den Matronae Fachinehae geweiht war und der den Funden nach in der Zeit vom 2. bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurde. Seine rekonstruierten Grundmauern können heute besichtigt werden. Der Tempel ist nur ein Teil eines noch nicht komplett erforschten Heiligtums.

Die Besiedlung der Eifel durch die Franken erfolgte spätestens nach ihrem Sieg über die Alemannen in der Schlacht bei Zülpich am Ende des 5. Jahrhunderts. Bisher konnten noch keine frühmittelalterlichen Siedlungsreste im Kreis Euskirchen nachgewiesen werden.[3] Einer der Gründe dafür ist, dass fränkische Gehöfte aus Holz errichtet wurden.[4] Das bedeutendste der fränkischen Gräberfelder der Gemarkung ist das in der Flur "Gleisiger Heck". Es wurde 1976 archäologisch untersucht.[5][6] Hier fanden sich auch zwei Weihesteine vermutlich aus dem schon erwähnten Matronenheiligtum, die zum Bau der Steinplattengräber mit verwendet worden waren und von denen Kopien vor dem gallorömischen Umgangstempel aufgestellt sind.

Erstmalig wird Zingsheim 893 im Besitzverzeichnis des Klosters Prüm genannt.[7] Dies war der Anlass zur 1100-Jahr-Feier des Ortes im Jahre 1993. Im Mittelalter und der Neuzeit bis zur Besetzung durch die Franzosen im Jahre 1794 waren auch in Zingsheim die Besitzverhältnisse von der Grundherrschaft bestimmt. Zingsheim gehörte seit dem 13. Jahrhundert zum Erzstift Köln.[8] Aber nicht alle Güter bzw. Höfe und Flächen unterstanden dem Erzbischof.[9] 1670 gab es in Zingsheim 39 Häuser, wie eine frühe Statistik überliefert.[10]

Während der französischen Besetzung der Rheinlande nach 1794 gehörte Zingsheim zum Kanton Gemünd im Arrondissement d’Aix-la-Chapelle (dt. Aachen) des Rur-Departements. Nach der Übernahme der Rheinprovinzen durch Preußen wurde Zingsheim 1816 in die Bürgermeisterei Weyer im Kreis Gemünd (nach 1829 Kreis Schleiden) im neugebildeten Regierungsbezirk Aachen eingegliedert. 1820 hatte Zingsheim 430 Einwohner.[11]

Aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen einige Bodendenkmäler in der Gemarkung. So können auf dem Willenberg (50°30'48" N; 6°38'29" O)50.5133333333336.6413888888889544 und dem Ottenberg heute noch Überreste von Bunkern und Flakstellungen (Westwall, Luftverteidigungszone West) besichtigt werden. Auf dem Ottenberg (50°31'30" N; 6°39'58" O)50.5256.6661111111111516 befinden sich gut erhaltene Überreste einer Flakstellung mit fünf F-Ständen, fünf Geschützbettungen und einer Gerätestellung.[12] Anfang März 1945, zwei Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa, erreichten die amerikanischen Truppen Zingsheim.

Am 1. Juli 1969 wurde Zingsheim nach Nettersheim eingemeindet.[13]

Geographie

Durch Zingsheim geht die Bundesstraße 477 und die Landesstraße 205. Über die Anschlussstelle 113 Nettersheim ist der Ort an die Bundesautobahn 1 angebunden, die hier über die 820 m lange Talbrücke Zingsheimer Wald verläuft. Der Anschluss an die Bundesbahnstrecke Köln-Trier ist durch den drei Kilometer entfernt liegenden Bahnhof Nettersheim gegeben.

Im Süden des Ortes befindet sich ein Gewerbegebiet mit einer Fläche von 45 ha, in dem Unternehmen mit immissionsarmer Produktion angesiedelt sind.

Im Nordwesten der Gemarkung befinden sich zahlreiche Aussiedlungshöfe.

Einzelnachweise

  1. Zu diesem Abschnitt vgl. Hans-Eckart Joachim, Wighart v. Koenigswald, Wilhelm Meyer: Kartstein und Katzensteine bei Mechernich in der Eifel. S. 22.
  2. Brigitte Krause: 1100 Jahre Zingsheim. 893-1993. S. 16.
  3. G. U. Knackstedt: Neandertaler, Römer, Franken. Siedlungsgeschichte des Landkreises Euskirchen anhand archäologischer Funde. S. 82.
  4. Ursula Ibler, Ruth Plum, Imke Ristow: Archäologie in Nettersheim. S. 36.
  5. Ursula Ibler, Ruth Plum, Imke Ristow: Archäologie in Nettersheim. S. 44 ff.
  6. G. U. Knackstedt: Neandertaler, Römer, Franken. Siedlungsgeschichte des Landkreises Euskirchen anhand archäologischer Funde. S. 86.
  7. Brigitte Krause: 1100 Jahre Zingsheim. 893-1993. S. 32.
  8. Brigitte Krause: 1100 Jahre Zingsheim. 893-1993. S. 34.
  9. Brigitte Krause: 1100 Jahre Zingsheim. 893-1993. S. 40.
  10. Brigitte Krause: 1100 Jahre Zingsheim. 893-1993. S. 44.
  11. Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungsbezirk Aachen. Aachen 1820
  12. Die einzelnen Überreste der Bauwerke der Flakstellung sind auch in der Deutschen Grundkarte im Maßstab 1:5000 eingezeichnet.
  13. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.

Literatur

  • Heinz Günter Horn: Nettersheim-Zingsheim: Gallo-römischer Tempel. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, S. 579 f.
  • Heinz Günter Horn: Das Matronenheiligtum bei Zingsheim. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 26: Nordöstliches Eifelvorland Euskirchen, Zülpich, Bad Münstereifel, Blankenheim. Teil II: Exkursionen. Herausgegeben vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz in Verbindung mit dem Nordwestdeutschen und dem West- und Süddeutschen Verband für Altertumsforschung. Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 1974, S. 86 ff.
  • Ursula Ibler, Ruth Plum, Imke Ristow: Archäologie in Nettersheim. Naturschutzzentrum Eifel. Führer durch die archäologische Ausstellung im Naturschutzzentrum Eifel und Darstellung der archäologischen Denkmäler. Herausgeber: Gemeinde Nettersheim. 1998, S. 12 f und S. 44 ff.
  • Hans-Eckart Joachim, Wighart v. Koenigswald, Wilhelm Meyer: Kartstein und Katzensteine bei Mechernich in der Eifel. Rheinische Kunststätten. Heft 435. 1. Auflage 1998. Herausgeber: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Druck und Kommissions-Verlag: Neusser Druckerei und Verlag GmbH. ISBN 3-88094-839-9. S. 22.
  • G. U. Knackstedt: Neandertaler, Römer, Franken. Siedlungsgeschichte des Landkreises Euskirchen anhand archäologischer Funde. 1991.
  • Brigitte Krause: 1100 Jahre Zingsheim. 893-1993. Zingsheim, o. J.
  • Hans Peter Schiffer: Kirchen und Kapellen in der Gemeinde Nettersheim. Geschichte, Bauart, Ausstattung. Kall 2004, S. 149 ff.
  • Ernst Wackenroder: Die Kunstdenkmäler des Kreises Schleiden. Verlag von L. Schwann, Düsseldorf 1932, S. 466 ff.

Weblinks

Zingsheim auf den Seiten der Gemeinde Nettersheim


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