Zootzen (Friesack)

Zootzen (Friesack)
Zootzen
Stadt Friesack
Wappen von Zootzen
Koordinaten: 52° 47′ N, 12° 36′ O52.78388888888912.59805555555629Koordinaten: 52° 47′ 2″ N, 12° 35′ 53″ O
Höhe: 29 m
Fläche: 27,23 km²
Einwohner: 364 (31. Dez. 2001)
Eingemeindung: 31. Dez. 2002
Postleitzahl: 14662
Vorwahl: 033235
Karte

Lage von Zootzen in Friesack

Zootzen bestehend aus den Siedlungen Damm, Briesener-Zootzen, Klessener-Zootzen und Friesacker-Zootzen, ist ein Stadtteil von Friesack, im Zootzen. Der Ort hatte 2001 insgesamt 364 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Ortsname

Eine im Luch gelegene Erhöhung oder Insel ist eine der Umgebung angepasste Erklärung, da Zootzen im sumpfigen Umland lag. Doch auch das slawische "sosna" die Kiefer (polnisch sosna = Kiefer [1], russisch = сосна (ausgesprochen: sasná)) ist ein passende Erklärung, da der Zootzen urwaldartig bewaldet war. Im Friesacker Zootzen sollen die ältesten und mächtigsten Eichen gestanden haben, da man sie wegen des sumpfigen Umlands nicht fällen und transportieren konnte.
Die Namen der Ortsteile Briesener-Zootzen, Klessener-Zootzen und Friesacker-Zootzen lassen sicherlich Rückschlüsse auf die Besitzverhältnisse derer von Bredow im Zootzen innerhalb ihrer Linien und Abzweige zu. So schrieb Theodor Fontane 1889 über den Bredower Besitz:

Der Zootzen [2]
a. Friesacker Anteil 1700 Morgen
b. Kleßener Anteil 1560 Morgen
c. Briesener Anteil 2200 Morgen
d. Wagenitzer Anteil 3200 Morgen
8660 Morgen

„Also (wenn noch bestanden mit Bäumen, was fraglich) ⅓ Meile, so daß der Zootzen zu Zeit ein großes Drittel vom Ländchen Friesack einnimmt.“ [2]

Der Wagenitzer Zootzen, ein Vorwerk zum Gut Wagenitz und eine Försterei lagen östlich des Briesener Zootzen und gehörten seit 1931 zu Vietznitz. Die Besitzverhältnisse derer von Quast im Zootzen hingegen müssen sehr gering gewesen sein, so dass es sich beim Quastschen Zootzen wahrscheinlich nur um ein Stück Wald handelte.

Nachbarorte

Topografie

Der Ort liegt bei den geographischen Koordinaten 52° 47′ N, 12° 36′ O - in einer Höhe von 29 m ü. NHN. Es umfasst eine Fläche von 27,23 km² und hat bei 364 Einwohner (Stand: 31. Dez. 2001) eine Bevölkerungsdichte von 13,4 Einwohner/km². Der Ort liegt abseits der Bundesstraße 5 und ist über die Landesstraße zwischen Friesack und Nackel zu erreichen. Im Ortsteil Damm nach rechts abgebogen und mit den nun folgenden 3 kleinen Ortsteilen (Briesener-Zootzen, Klessener-Zootzen und Friesacker-Zootzen) zusammen hat man einmal Zootzen durchquert.

Kommunikation und Infrastruktur

Zootzen ist im Rahmen des ÖPNV durch die Havelbus Linie 665 der HVG mit Friesack verbunden. Die postalische Erreichbarkeit der Zootzener Bürger wird mittels der Postleitzahl: 14662 und die telefonische Erreichbarkeit mittels der Vorwahl: 033235 sichergestellt.

Geschichte

Zootzen wurde im Jahre 1315 als "Zuzen" erstmalig erwähnt. In späteren Jahren wurde der Ort in wechselnder Schreibweise erwähnt - als „Zuzen“, 1388 als „Crotzen“, 1392 als „Crutzen“ und im Jahre 1772 der heutigen Schreibweise schon sehr ähnlich „Zotzen“. 35 Einwohner zählte 1772 der Ort „Zotzen“. Seit dem 31. Dezember 2002[3] ist Zootzen ein Ortsteil der Stadt Friesack.

Politik

Der ehrenamtliche Ortsvorsteher ist Rainer Hofmann (Einzelwahlvorschlag Hofmann) (Stand: Kommunalwahl am 28. September 2008)

Der Zootzen

Der Zootzen ist ein Waldgebiet, das sich ursprünglich von der Gegend um Friesack bis zum Kremmener Forst und zum Brieselank ("Birkenlande" 1315 als Brisenlank erwähnt) östlich von Nauen (Namensgeber der Gemeinde Brieselang) erstreckte. Der Zootzen trennte zu spätslawischen Zeiten das Siedlungsgebiet der Zamzizzi im Ruppiner Land von dem Siedlungsgebiet der Heveller im Havelland, jedoch war der Waldgürtel an seinen Rändern von kleinen Siedelstellen durchsetzt. Burgwälle und spätbronzezeitliche und mittelslawische Keramik und Funde von alten Wegen und Übergängen von Nord nach Süd im Bruner Luch (Briesener Zootzen) und im Klessener Zootzen zeugen davon. Einem dieser Wege bzw. Übergänge im Luch verdankt der heutige Ortsteil Damm der Gemeinde Zootzen seinen Namen. 1315 erhielt die Stadt Nauen vom Markgrafen Woldemar die Holzungsgerechtigkeit, und zwar mit der Formulierung "inter paludes seu mericas dictas Zuzen et Brisenlank super totum Glyn usque ad terram Bellin".[4]

Der heutige Zootzen

Der heutige Zootzen am Rande des Havellandischen und des Rhinluchs erstreckt sich über ein 1.600 ha großes fast nahezu geschlossenes Waldgebiet in der Gegend um Friesack, welches eine außerordentliche Vielfalt von Biotopen, in Flora und Fauna bietet. Im Westteil des Zootzen liegt das 148 ha große, 1980 auf Initiative des ehemaligen Bürgermeisters der Gemeinde Zootzen und früheren Revierförsters Heinz Granda eingerichtete, Naturschutzgebiet „Friesacker Zootzen“,[5] ein von Ton und Lehm durchsetztes, von grundwasserbeeinflussenden Talsanden beherrschtes Gebiet des Rhinluches mit Moorlöchern und einem durch den Alten Rhin sich stetig ändernden Gesicht. Der naturbelassene Flusslauf des „Alten Rhin“ mit seinem ursprünglichen Uferbewuchs soll erhalten werden. Der Osten des Zootzen liegt höher, die dortigen Dünen sind vom Grundwasser weiter entfernt. Rund 53 ha des Zootzen sind eine Naturwaldparzelle, ein Gebiet, das keiner forstwirtschaftlichen Nutzung unterliegt und dessen Wald sich selbst überlassen bleibt.[6]

Die Bodenverhältnisse des Zootzen sind durch einerseits hohe Anteile an ziemlich nährstoffarmen (rohhumusartiger Moder) und nährstoffarmen (Rohhumus) Standorten mit einer Fläche von ca. 950 ha, aber auch durch nennenswerte Anteile von nährstoffkräftigen (mullartiger Moder) Standorten mit einer Fläche von ca. 300 ha geprägt.[6][7]

Ein Orkan im November 1972 richtete schweren Schaden an, er warf ganze Flächen nieder, auf insgesamt 75.000 Festmeter Holz belief sich der Schaden. Meist waren es Kiefern, die Opfer des Orkans wurden, viele waren ca. 100 Jahre alt. Es heißt, dass genau hundert Jahre vorher, also 1872, am selbigen Tage ebenfalls ein Orkan gewütet haben soll. Aufgrund des niedrigen Grundwasserspiegels wurzelten die Bäume nicht tief und wurden so ein leichtes Opfer des Orkans, der sie einfach umwarf, ohne sie zu brechen. Bis einschließlich Frühjahr 1976 dauerten die Wiederaufforstungsarbeiten. Heute ist der Zootzen durch Großprivatwald geprägt, bis zur Wende wurde er staatlich bewirtschaftet. Die Rückgabe der Wälder ist aus forstwirtschaftlicher Sicht ein Rückschritt, da forstbaulich die Bewirtschaftung der kleinen Flächen zum Teil 50 x 350 m kaum möglich ist. Zu hoffen ist, dass dieses einzigartige Gebiet mit seinen außerordentlich vielfältigen Wäldern erhalten bleibt, einen großen Beitrag dazu leistet der Staatliche Wald und das Naturschutzgebiet „Friesacker Zootzen“.

Flora und Fauna

Hirschkäfer

Die Gewässer sind ein Paradies für Wasservögel; so sind verschiedene Entenarten und der Eisvogel hier beheimatet, ebenso sind hier der Fischotter, unsere heimischen Schlangenarten Kreuzotter und Ringelnatter sowie die Blindschleiche und der in Europa selten gewordene Hirschkäfer zu finden.

Eisvogel

Neben Nachtigall, Schreiadler und Hohltaube haben hier ca. 20 Vogelarten ihr Brutgebiet. Trappen, Birkwild und Fasan verschwanden jedoch nach der Hydromelioration zum Ende des letzten Jahrhunderts.

Beim westlichen Naturschutzgebiet „Friesacker Zootzen“ handelt es sich um naturnahe Erlen- und Eschenwälder und edellaubholzreiche StieleichenHainbuchenwälder, im höher gelegenen Osten des Zootzen findet man Roteichen und Buchen, welche horstartig die eingebetteten tieferen Senken besiedeln. Je trockener es wird, umso mehr beherrschen erst Douglasien und später Kiefern die Gegend. Das Gebiet war ein überwiegend vom Laubwald beherrschtes Gebiet mit seinem heutigen Kieferanteil von nur 61 %, ist der Laubholzanteil immer noch deutlich höher als im Durchschnittlichen brandenburgischen Wald. Besonders die Eiche mit einem Flächenanteil von etwa 15 % sticht hervor.[6] Man findet hier ca. 20 verschiedene Holzarten, wie Ahorn, Buche, Esche, Erle, Linden, Rüster und Birke. Noch immer findet man alte und mächtige Eichen, einige hatten ihre Jugendjahre noch zur Zeit des Soldatenkönigs und sind ca. 300 Jahre alt. Die Altersklassen des gesamten Baumbestandes sind jedoch nicht gleich verteilt, der für Brandenburg typische Überhang von Jungbeständen der Altersklassen II (21-40 Jahre) und III (41-60 Jahre) ist klar zu erkennen.[6]

Zahlreiche Windröschen, Maiglöckchen, Leberblümchen, Lungenkraut, Waldmeister und andere Frühjahrsblüher setzen jedes Frühjahr farbliche Akzente.

Tourismus

Dem Waldbesucher steht der ca. 3,5 Kilometer lange empfehlenswerte Waldlehrpfad Zootzen mit interessanten Waldbildern und Hinweisen zur Erkundung des Zootzen zur Verfügung, für große Gruppen sollen Führungen geleitet durch die Revierförsterei möglich sein. Der Waldlehrpfad wird jährlich im Herbst auch für die Waldjugendspiele der Oberförsterei Friesack genutzt.[6]

Sehenswürdigkeiten

  • die Schwedenschanze aus dem Dreißigjährigen Kriege an der Straße zwischen Friesacker Zootzen und Klessener Zootzen
  • zwei Burgwälle aus dem 9. Jahrhundert, ein altslawischer Burgwall (Klessener Zootzen), der ein Burgbezirksmittelpunkt ist, sowie eine slawische Fluchtburg (Briesener Zootzen) - allesamt über ausgeschilderte Wanderwege zu erreichen
  • ein Naturlehrpfad durch das Naturschutzgebiet, dem Westteil des Zootzen

Quellen

  1. Pons Deutsch-Polnisch
  2. a b Theodor Fontane: Das Ländchen Friesack und die Bredows - Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2005,Seite 180, ISBN 3-7466-5707-5
  3. Amtsblatt für Brandenburg, Nummer 20, Jahrgang 13, Seite 519 vom 15.Mai 2002
  4. Gerd Heinrich: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 10, Berlin und Brandenburg, Alfred Kröner Verlag Stuttgart, 1995, Seite 407, ISBN 3-520-31103-8
  5. Kreil: Amtsbereich Friesack - Streifzüge durch Ländchen und Luch-, Geiger-Verlag (1996), Seite 40, ISBN 3-89570-131-9
  6. a b c d e Forstrevier Zootzen
  7. Handlungsrahmen zur Beurteilung von Waldökosystemen im Umfeld von Tierhaltungsanlagen, PDF

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