Zossen

Zossen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Zossen
Zossen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Zossen hervorgehoben
52.21583333333313.44916666666738
Basisdaten
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Teltow-Fläming
Höhe: 38 m ü. NN
Fläche: 179,57 km²
Einwohner:

17.606 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner je km²
Postleitzahl: 15806
Vorwahlen: 03377, 033731, 033769, 033702
Kfz-Kennzeichen: TF (auslaufend ZS)
Gemeindeschlüssel: 12 0 72 477
Stadtgliederung: 7 Orts- und 9 Gemeindeteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 20
15806 Zossen
Webpräsenz: www.zossen.de
Bürgermeisterin: Michaela Schreiber (parteilos)
Lage der Stadt Zossen im Landkreis Teltow-Fläming
Am Mellensee Baruth/Mark Blankenfelde-Mahlow Dahme Dahmetal Großbeeren Ihlow (Fläming) Jüterbog Luckenwalde Ludwigsfelde Niederer Fläming Niedergörsdorf Nuthe-Urstromtal Rangsdorf Trebbin Zossen BrandenburgKarte
Über dieses Bild
Kirche in Nunsdorf
AEG-Schnelltriebwagen am Bahnhof Zossen (1903)

Zossen ist eine amtsfreie Stadt im Landkreis Teltow-Fläming am Nottekanal in Brandenburg, südlich von Berlin an der B 96 gelegen. Der Stadt wurden im Jahre 2003 mehrere kleine Nachbarorte eingemeindet. Zossen ist wie sehr viele Ortschaften in Brandenburg ursprünglich eine slawische Gründung.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Stadtgliederung

Nach der Hauptsatzung von 2009[2] besteht Zossen aus folgenden Orts- und Gemeindeteilen

  • Glienick mit Gemeindeteil Werben
  • Horstfelde (bis 20. Oktober 1937: Dergischow[3])
  • Kallinchen
  • Lindenbrück ist seit 2006 selbständiger Ortsteil von Zossen mit den Gemeindeteilen Funkenmühle und Zesch am See. Die erste urkundliche Erwähnung des Orts stammt vom 6. März 1442 als Jaxinbrucke.[4] Möglicherweise wurde das Dorf nach dem Slawenfürsten Jaxa von Köpenick benannt.[5] 1874 wurde Funkenmühle eingemeindet. Am 20. Oktober 1937 wurde das Dorf in Lindenbrück umbenannt[6]. Die Eingemeindung von Zesch am See erfolgte 1974. 1999 hatte das Dorf mit seinen zwei Gemeindeteilen 388 Einwohner.[7]
  • Nächst Neuendorf
  • Nunsdorf
  • Schöneiche
  • Schünow
  • Wünsdorf mit den Gemeindeteilen Neuhof und Waldstadt
  • Zossen mit Gemeindeteil Dabendorf

Geschichte

Wie Urnengrab-Funde nördlich der Weinberge im Jahr 2007 belegen, war das Gebiet um Zossen bereits zur Bronzezeit besiedelt. Der Name Zossen leitet sich vermutlich von der slawischen Bezeichnung für die Kiefer ab (sosny); hiervon leitet sich das Stadtwappen ab. Urkundlich wird der Ort erstmals 1320 erwähnt als Sossen, Suzozne, Zozne. Die im Nordwesten der Stadt liegende frühdeutsche Burg hatte als Vorgänger offensichtlich einen slawischen Burgwall in typischer Talinsellage am Notte-Übergang.

1546 verlieh Kurfürst Joachim II. dem Ort weitreichende Gerechtigkeiten und Privilegien.

Nach der Kommunalreform in Preußen von 1808 und der damit einhergehenden Bildung von Gemeinden wurden 1809/1810 die Wohnplätze Kietz und Weinberge zu Zossen eingemeindet. Auf dem Kietz wurde 1885 ein Denkmal für die Gefallenen der Kriege 1864, 1866 und 1870/1871 eingeweiht. Durch einen Anbau wurde 1906 die Schule am Kirchplatz vergrößert.

1875 erhielt Zossen Anschluss an die Berlin-Dresdner Eisenbahn, ebenso lag es an der parallel zu deren Strecke geführten Militär-Eisenbahn. Auf der letzteren wurden von 1901 bis 1904 zwischen Zossen und Berlin-Marienfelde Schnellfahrtversuche mit elektrischen Lokomotiven und Triebwagen durch die Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen durchgeführt. Dazu wurde die Strecke neben dem Gleis mit einer mit Drehstrom gespeisten Oberleitung ausgestattet. Ein Triebwagen der AEG stellte hier mit 210 km/h den damaligen Geschwindigkeitsrekord für Fahrzeuge auf.

Seit 1910 entwickelte sich zwischen Zossen und Wünsdorf ein großes Militärgebiet. Im Ersten Weltkrieg waren hier im so genannten „Halbmondlager“ muslimische Kriegsgefangene untergebracht, die bei der russischen, britischen und französischen Armee gekämpft hatten. Diese Gefangenen kamen aus Innerasien, Nord- und Westafrika und Indien. Für sie wurde sogar eine Moschee aus Holz errichtet. Man wollte die Gefangenen durch gute Behandlung und propagandistische Beeinflussung für die deutsche Seite einnehmen. Fernziel war auch die Auslösung von Aufständen in der moslemischen Welt gegen Deutschlands Kriegsgegner. Diese Pläne wurden allerdings dann aufgegeben. Im Weinbergelager wurden sonstige französische und russische Kriegsgefangene untergebracht.

Nach der Machtergreifung durch die NSDAP wurden 1933 in Zossen 60 Sozialisten und Kommunisten inhaftiert und auf dem Schulhof am Kirchplatz von SA-Mannschaften misshandelt, die dort ein frühes Konzentrationslager einrichteten. 32 von ihnen wurden kurze Zeit später in das KZ Oranienburg überführt, darunter Alfred Schulz und Alfred Heintz. Der Diakon Emil Phillip, der schon im Jahr zuvor vor drohenden Veränderungen der evangelischen Gemeinde gewarnt hatte, wurde auf Betreiben Pastor Eckerts versetzt.

1934 wurde das Rathaus erweitert.

Von 1936 bis 1945 hatte das Oberkommando des deutschen Heeres sein Hauptquartier in Zossen (Ortsteil Wünsdorf). Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Militärgelände von den sowjetischen Streitkräften übernommen, die hier bis 1994 stationiert waren. Seither wird das Gelände zivil genutzt.

Mit der Gebietsreform in der DDR wurde Zossen Kreisstadt des neu gebildeten Kreises Zossen, nachdem es seit 1818 zum Landkreis Teltow gehört hatte. 1994 wurde der Kreis Zossen wieder aufgelöst, seither gehört die Stadt zum Landkreis Teltow-Fläming.

1956 wurde der Stadtpark angelegt.

Im November 2008 wurden vor dem Haus Berliner Straße 11 im Zentrum der Stadt Stolpersteine zum Gedenken an die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Bewohner verlegt. Dabei kam es zu tätlichen Angriffen eines aus Berlin zugezogenen Holocaustleugners, der inzwischen in dem Haus ein Geschäft betreibt, gegen einen städtischen Mitarbeiter.[8] Im Januar 2010 brannte das von dem gegen rechtsradikale Umtriebe in der Stadt engagierten Verein „Zossen zeigt Gesicht“ genutzte Haus der Demokratie aufgrund Brandstiftung durch einen jugendlichen Rechtsradikalen ab, die Reste wurden wenige Wochen später abgerissen.[9]

Eingemeindungen

Dabendorf wurde am 1. Januar 1974 eingemeindet.[10] Am 26. Oktober 2003 vergrößerte sich die Stadt Zossen um die Gemeinden Glienick, Kallinchen, Nächst Neuendorf, Nunsdorf, Schöneiche und Wünsdorf.[11]

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Stadtverordnetenversammlung (SVV) in Zossen besteht aus 29 Mitgliedern[12] und setzt sich seit der Kommunalwahl am 28. September 2008 aus den folgenden Fraktionen zusammen:

  • SPD-Fraktion mit 5 Abgeordneten
  • CDU-Fraktion mit 3 Abgeordneten
  • Fraktion Bündnis90/Die Grünen - FDP mit 2 Abgeordneten
  • Fraktion Die Linke mit 5 Abgeordneten
  • VUB-Fraktion mit 4 Abgeordneten
  • Plan B-Fraktion mit 9 Abgeordneten

Bürgermeister

ehemaliges Zossener Stadtwappen (bis 1996)

Bürgermeisterin von Zossen ist Michaela Schreiber von Plan B. Sie setzte sich am 16. November 2003 in der Stichwahl mit 63,5 % gegen Hans-Jürgen Lüders durch.[13]

Wappen

Das Wappen wurde am 16. Oktober 1996 genehmigt und nach den Eingemeindungen 2003 am 22. Juni 2004 als bestehendes Wappen bestätigt.

Blasonierung: „In Silber zwischen einem jeweils querliegenden roten Baumstamm mit abgeschnittenen Ästen und dreizackigen schwarzen Fischspeer wachsend eine rote Kiefer mit grüner Krone.“[14]

Städtepartnerschaften

Partnerstädte der Stadt sind Wittlich in Rheinland-Pfalz und die Stadt Delbrück aus dem Kreis Paderborn in Nordrhein-Westfalen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche in Zossen
Bahnhof Zossen

Bauwerke

Die als barocker Quersaalbau ausgeführte Dreifaltigkeitskirche mit Grundstein vom 24. Mai 1734 auf dem Fundament eines Vorgängerbaus aus Fachwerk wurde 1938 renoviert. Kanzel und Altar der Kirche befinden sich in der Mitte des Raumes, gegenüber dem Turm.

Im Ortsteil Wünsdorf befindet sich innerhalb des ehemals von den sowjetischen Streitkräften genutzten Areals eine der wenigen Bücherstädte Deutschlands. Am Großen Wünsdorfer See liegt das Strandbad Zossen-Wünsdorf.

81 Meter hoher Fernmeldeturm aus Stahlbeton östlich von Glienick bei 52°15'16"N 13°23'52"E, erbaut 1960. Das Gelände um den Turm, der durch die Bundesnetzagentur betrieben und bewirtschaftet wird, soll zu einem Freizeit-, Sport- und Erholungspark umgestaltet werden.

Siehe auch: Liste der Baudenkmale in Zossen mit den in der Denkmalliste des Landes Brandenburgs eingetragenen Baudenkmalen.

Unter dem Namen Erlebnisbahn Zossen-Jüterbog verkehren seit 2003 Draisinen vom Bahnhof Zossen aus auf der Trasse der ehemaligen Militär-Eisenbahn. Diese Erlebnisbahn gehört neben der Flaeming-Skate zu den touristischen Attraktionen der Region, sie ist zudem mit 40 Streckenkilometern die längste Draisinenstrecke Deutschlands.[15]

Wirtschaft

Das Unternehmen Energiequelle GmbH plant, 2011/12 in der Nähe des Ortsteils Kallinchen 30 Windkraftanlagen von 185 Meter Höhe zu errichten. Dagegen hat sich eine Bürgerinitiative Freier Wald e. V. gebildet. In dem betroffenen Wald leben mit Rotmilanen und Fledermäusen durch Windräder gefährdete Tierarten. Auch wird eine „Verschandelung der Landschaft“ befürchtet.[16]

Sport

Am Motzener See in der Nähe des Ortsteiles Kallinchen findet die größte und beliebteste Triathlonveranstaltung im Land Brandenburg, der Kallinchen Triathlon statt. Im Jahr 2009 folgte die 19. Auflage, der von der Triathlon-SG Bund organisierten Veranstaltung.

Söhne und Töchter der Stadt

Einzelnachweise

  1. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Bevölkerung im Land Brandenburg am 31. Dezember 2010 nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden (PDF; 31,71 KB), Stand 31. Dezember 2010. (Hilfe dazu)
  2. Hauptsatzung der Stadt Zossen (PDF)
  3. Statistik des Deutschen Reichs, Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I, Berlin 1939; Seite 249
  4. http://www.zossen.de/index.php?id=3811912500
  5. Märkische Oderzeitung, 13. September 2006, S. 11
  6. Statistik des Deutschen Reichs, Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I, Berlin 1939; Seite 249
  7. http://www.zossen.de/index.php?id=3811912500
  8. Jan Bosschaart: Zossener Stolpersteingegner ist gerichtsbekannter Holocaust-Leugner. In: Märkische Allgemeine, 26. November 2008
  9. Stefan Berg: Rechtsextremer gesteht Brandanschlag in Zossen. Spiegel Online, 29. Januar 2010
  10. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  11. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  12. http://www.zossen.de/politik/stadtverordnetenversammlung.html
  13. Ergebnis der Bürgermeisterstichwahl in Zossen
  14. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  15. Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 17. August 2006, S. 17
  16. David Klaubert: Kallinchen. Lokaler Klimawandel. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Februar 2011

Weblinks

 Commons: Zossen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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