Zunftzeichen

Zunftzeichen
Die Getreidegasse in Salzburg - ein gutes Beispiel für die Zunftzeichen, die als Nasenschilder ausgeführt sind.
Auswahl von Zunftwappen: 1 Schuster, 2 Fischer, 3 Schlachter, 4 Tuchmacher, 5 Weber, 6 Maler, 7 Müller, 8 Maurer, 9 Stellmacher, 10 Dachdecker, 11 Schneider, 12 Bäcker, 13 Sattler, 14 Schmiede, 15 Kürschner, 16 Gerber

Die mittelalterlichen Zünfte symbolisierten ihr Berufs- und Gemeinschaftsverständnis in Form von Zunftzeichen. Diese Zeichen sind teilweise von einem Wappenschild umgeben. Neben Zunftzeichen in Form eines Symbols gibt es weitere Zunftzeichen.

Inhaltsverzeichnis

Zunftzeichen als Symbole

Die Zünfte sind längst vergangen, ihre Zeichen in Form von Symbolen existieren immer noch. Sie werden als Berufszeichen er- und anerkannt; finden sich häufig in abgewandelten Formen heute noch auf Firmenfahrzeugen, -inserationen und -briefköpfen. Sie werden auch heute noch als Zeichen verwendet, mitunter noch traditionell als Nasenschilder. Auf Versammlungen von Innungen werden diese Zeichen zum Teil auf Zunftflaggen gezeigt. Symbolisierte Werkzeuge der jeweiligen Handwerke wurden in Zunftzeichen verwendet. Neben den sprechenden Zeichen, wie beispielsweise eine Brezel für den Bäcker oder der Hammer für den Schmied, gaben sich die Zünfte auch durch nichtsprechende Zeichen, durch Verwendung von Schutzheiligen zu erkennen. In katholischen Gegenden waren es Heilige und in den protestantischen später Gestalten der antiken Mythologie. Wie die Zusammensetzung der Zünfte (in denen z. T. verschiedene Berufe kombiniert waren) variierten auch die Zeichen je nach Region.

Die Zunftzeichen hatten nicht nur eine Bedeutung für das Verständnis der jeweiligen Zunft nach innen, sondern dienten als Werbung oder als Zeichen für des Lesens nicht mächtige oder unterschiedlich mehrsprachige Bevölkerungsgruppen.[1]

Weitere Zunftzeichen

Weitere Zunftzeichen waren die Zunftlade oder -truhe bis zu den Zunftfahnen sowie Tischzeichen in Wirtshäusern. Die Zünfte hatten spezielle Trinkgefäße aus Metall oder Keramik, ja sogar eigene Totenschilde und Bahrtücher. Auf Versammlungen gab es Zunftstäbe, Zunftkerzen und die schon erwähnten Zunftfahnen als Zeichen der jeweiligen Zunft. Diese Zunftzeichen und ihre Verwendung war in ganz bestimmte Regularien integriert. Beispielsweise durften in der Zeit, in der die Zunfttruhe geöffnet war, nur bestimmte Personen sprechen, und das Trinken und Essen war untersagt.

Zunftzeichen

Zwei aufrecht stehende Löwen halten gemeinsam eine Brezel und jeweils ein Schwert.
Die Schwerter sind durch die Brezel hindurch gekreuzt.
Über der Brezel ist eine Krone
dahinter die Flechterzange (Rabitz-, Monierzange) mit einem Zirkel
auf gleicher Ebene mit der Gestellsäge und einem Dreieck
  • Fischer: Zwei gekreuzte Fische
  • Fleischer, Metzger, Schlachter, Fleischhauer: Lamm mit Flagge
oder Stierkopf mit einem oder zwei Beil(en) darüber
  • Friseur: an einer Mauer hängendes Barbier(Rasier)becken. Aus der Babier-, Bader und Wundarztzunft
  • Gerber: Böcke, Strauch
  • Glaser: vier Gekreuzte Werkzeuge: Glaserdiamant, Trenneisen, Hammer und Kröseleisen
  • Goldschmied: Drei Ringe und ein Pokal von einem Sechseck umgeben
  • Hufschmied: Hufeisen über einer gemauerten Esse
  • Konditor: Baumkuchen
  • Kramer, Händler: Eine Waage haltende Hand
  • Kürschner: Ein Hermelinwappen zwischen zwei aufrechten Löwen
  • Maurer: Siegel mit mittigem leicht ausgestelltem Zirkel umgeben von Hammer und Kelle in einem Zeichendreieck
  • Optiker: Brille und Fernrohr unter einem Kometen
  • Pfandleiher: Drei (goldene) Kugeln, die mittlere etwas tiefer hängend.
  • Putzmacher: Frauenkopf mit Hut
  • Sattler: Sattel und Werkzeuge
  • Schröter: Schrotleiter, Fasshaken und Weinfass mit sog. Stütz
  • Schuhmacher: Halbmondmesser, Stiefel, doppelköpfiger Adler
  • Tuchmacher: Rauherkratze und Tuchschere
  • Weber: Drei Weberschiffchen im Dreieck angeordnet (Spitze nach unten)
  • Windmüller: Mühlstein davor Mehlsack mit Bockwindmühle
  • Zimmerer: Siegel mit Äxten, Säge und Zirkel

Einzelnachweise

  1. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts beschreibt Bertha Pappenheim in einem Reisebericht aus Galizien die praktische Funktion von Zeichen auf Ladenschildern für eine nicht vollständig alphabetisierte Gesellschaft:Charakteristisch für die durchschnittlich analphabetische Bevölkerung ist, daß die Firmenschilder nicht nur in hebräischer und polnischer Sprache Namen und Handel oder Handwerk verkünden, sondern daß, wie in der Kinderfibel, ein Anschauungsbild gleichzeitig die Verständigung mit übernimmt. Einige dieser Bilder wiederholen sich ganz typisch. So die Schere und ein verschlungenes Ellenmaß für die Männerschneider, ein wie eine Käferlarve aussehendes, fest gewickeltes Kind auf den Schildern der Hebammen usw.. Bertha Pappenheim: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien, Frankfurt 1904

Weblinks

 Commons: Zunftwappen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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