Zwei-Drittel-Gesetz

Zwei-Drittel-Gesetz

Das Gesetz der kleinen Zahlen, Zwei-Drittel-Gesetz oder Gesetz des Drittels ist eine Konsequenz aus der Poisson-Verteilung.

Die Bezeichnung Gesetz der kleinen Zahlen geht auf den russischen Mathematiker Ladislaus von Bortkewitsch (1898) zurück. Obwohl Bortkewitsch dieses Gesetz bei der Untersuchung der Anzahlen der Todesfälle durch Hufschlag in den einzelnen Kavallerie-Einheiten der preußischen Armee fand, wird es fast immer anhand des Roulettespiels dargestellt:

Inhaltsverzeichnis

Das Gesetz der kleinen Zahlen beim Roulette

Betrachtet man beim Roulette mehrere Rotationen, d. h. Serien von jeweils 37 einzelnen Spielen (Coups), so stellt man fest, dass im Laufe einer Rotation nur ungefähr zwei Drittel der Nummern getroffen werden, davon etwa die Hälfte sogar mehrfach, während das verbleibende Drittel nicht getroffen wird – daher die von den „Roulette-Wissenschaftlern“ gebrauchten Bezeichnungen Zwei-Drittel-Gesetz oder Gesetz des Drittels.

Im Laufe einer Rotation beim Roulette werden im Mittel

  • 36,8% der Nummern, d. h. 13,6 Zahlen nicht getroffen
  • 36,8% der Nummern, d. h. 13,6 Zahlen genau einmal getroffen
  • 18,4% der Nummern, d. h. 6,8 Zahlen genau zweimal getroffen
  • 6,1% der Nummern, d. h. 2,3 Zahlen genau dreimal getroffen
  • 1,9% der Nummern, d. h. 0,7 Zahlen viermal oder öfter getroffen.

Nach dem Gesetz der großen Zahlen tritt im langfristigen Mittel jede der 37 Zahlen mit der gleichen relativen Häufigkeit auf, d. h. ist die Anzahl von Coups genügend groß, so entfällt auf jede einzelne Nummer der gleiche Anteil, nämlich 1/37 = 2,7%. Betrachtet man mehrere Rotationen und eine im vorhinein bestimmte Zahl, so wird diese im Mittel in jeder Rotation einmal getroffen.

Dies verleitet viele Spieler zum Fehlschluss, dass in einer Serie von 37 Coups jede einzelne Zahl einmal auftritt. Dies ist aber nicht der Fall; es ist vielmehr extrem unwahrscheinlich, dass jede Nummer genau einmal getroffen wird; die Wahrscheinlichkeit hierfür beträgt nur 1,3·10-15.

Trotz der Gleichwahrscheinlichkeit aller Zahlen tritt im Falle einer kleinen Anzahl von Spielen keine Gleichverteilung ein, sondern das obige durch die Wahrscheinlichkeiten der Poisson-Verteilung vorgegebene Muster.

Auch mit Hilfe des Zwei-Drittel-Gesetzes lässt sich keine Gewinnstrategie finden (siehe Marsch).

Der allgemeine Fall

Das Gesetz der kleinen Zahlen ist eine einfache Anwendung der Poisson-Verteilung für λ = 1 und gilt natürlich nicht nur für Rotationen beim Roulette, sondern für beliebige Serien von n voneinander unabhängigen Spielen, wovon jedes einzelne n gleichwahrscheinliche Ausgänge nehmen kann. So z. B. wenn n Objekte unter n Empfänger verlost werden und die einzelnen Auslosungen voneinander unabhängig sind.

Das Gesetz der kleinen Zahlen trifft umso genauer zu, je größer die Anzahl n ist. Für n\to \infty strebt der Anteil der Empfänger, die genau k Objekte erhalten, gegen den Wert

P(X=k) = \frac{1}{k!}\; {\rm e}^{-1}

Der Anteil der Empfänger, die nichts bekommen, strebt somit gegen 1/e ≈ 36,7879%. Dasselbe gilt für den Anteil derjenigen, die genau einmal bedacht werden.

Beispiel Reiskörner

Zufällig auf dem Boden verstreute Reiskörner

Das Bild rechts zeigt zufällig auf dem Boden verstreut liegende Reiskörner. Bildausschnitt und Rastergröße sind so gewählt, dass im Mittel auf ein Quadrat ein Reiskorn fällt, d. h. es gilt λ = 1.

Das Auszählen der Häufigkeiten bestätigt trotz der kleinen Stichprobengröße von n = 64 die Erwartungswerte:

  • 23 Quadrate enthalten kein Reiskorn. Erwartungswert (auf 2 Dezimalen gerundet): 23,54
  • 25 Quadrate enthalten genau ein Reiskorn. Erwartungswert: 23,54.
  • 12 Quadrate enthalten genau zwei Reiskörner. Erwartungswert: 11,77.
  • 2 Quadrate enthalten genau drei Reiskörner. Erwartungswert: 3,92.
  • 2 Quadrate enthalten vier oder mehr Reiskörner (1 x 4 bzw. 1 x 5). Erwartungswert: 1,22.

(Die Summe der Erwartungswerte ergibt auf eine Dezimale gerundet: 64,0.)

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zwei-Drittel-Mehrheit — Unter der Zweidrittelmehrheit versteht man die Zustimmung von mindestens zwei Dritteln der Stimmen (mindestens 66,6 %). In Demokratien müssen häufig zwei Drittel der Abgeordneten zustimmen, um eine Verfassungsänderung zu beschließen. Dies… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesetz der kleinen Zahlen — Das Gesetz der kleinen Zahlen, Zwei Drittel Gesetz oder Gesetz des Drittels ist ein Satz aus der Stochastik, der einen Sonderfall der Poisson Verteilung beschreibt. Die Bezeichnung Gesetz der kleinen Zahlen geht auf den russisch deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesetz des Drittels — Das Gesetz der kleinen Zahlen, Zwei Drittel Gesetz oder Gesetz des Drittels ist eine Konsequenz aus der Poisson Verteilung. Die Bezeichnung Gesetz der kleinen Zahlen geht auf den russischen Mathematiker Ladislaus von Bortkewitsch (1898) zurück.… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich — Reichstagsgebäude, um 1900 Gesetztestext im Reichsgesetzblatt Mit einem Ermächtigungsgesetz üb …   Deutsch Wikipedia

  • Gesetz zur Behebung von Not in Volk und Staat — Reichstagsgebäude, um 1900 Gesetztestext im Reichsgesetzblatt Mit einem Ermächtigungsgesetz üb …   Deutsch Wikipedia

  • 2/3-Gesetz — Das Gesetz der kleinen Zahlen, Zwei Drittel Gesetz oder Gesetz des Drittels ist eine Konsequenz aus der Poisson Verteilung. Die Bezeichnung Gesetz der kleinen Zahlen geht auf den russischen Mathematiker Ladislaus von Bortkewitsch (1898) zurück.… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre — Rassenschande (auch Blutschande) war im nationalsozialistischen Deutschen Reich ein verbreiteter Propagandabegriff, mit dem sexuelle Beziehungen zwischen Juden – nach der Definition der NS Rassegesetze – und Staatsangehörigen „deutschen oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesetz Nr. 334 — Die Türkische Verfassung von 1961 (1961 Anayasası) war vom 20. Juli 1961 bis zum 7. November 1982 die Verfassung der Republik Türkei. Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1.1 Verfassungsänderung 2 Entstehung 2.1 Militärputsch 2.2 Au …   Deutsch Wikipedia

  • Gesetz des Staates Oregon über Sterben in Würde — Der Oregon Death with Dignity Act (deutsch: Gesetz des Staates Oregon über Sterben in Würde) ist ein Gesetz im US Bundesstaat Oregon aus dem Jahr 1997. Es erlaubt einen ärztlich assistierten Suizid und regelt die Voraussetzungen hierfür.… …   Deutsch Wikipedia

  • Grassmansches Gesetz — Dieser Artikel wurde aufgrund inhaltlicher Mängel auf der Qualitätssicherungsseite des Portals Wirtschaft eingetragen. Du kannst helfen, indem Du die inhaltlichen Mängel beseitigst oder Dich an der Diskussion beteiligst. Grassman s Law… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”