Zweistromland

Zweistromland
Mesopotamien innerhalb der heutigen Staatsgrenzen

Mesopotamien (griechisch Μεσοποταμία /Mesopotamia/, aramäisch ܒܝܬܢܗܪܝܢ /Beth Nahrain/, arabischبلاد مابين النهرين‎ /Bilad ma bayn Al-Nahrayn/) bedeutet „das (Land) zwischen den zwei Flüssen“ oder auch kurz „Zweistromland“ und bezeichnet im historischen Sinn das Gebiet der Talebenen zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, in denen die Stadtstaaten und Reiche der Sumerer, Babylonier, Aramäer und Assyrer lagen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Definition

Geographie

Mit Mesopotamien als Zweistromland sind geographisch die heutigen Gebiete des Irak und Nordost-Syrien sowie der Südost-Türkei definiert.[2] Als naturbedingte Grenzen gelten die östlichen Tal-Randlagen des Zagros- und Taurusgebirges, das Küstengebiet des Persischen Golfs und die beginnende syrisch-arabische Wüste.[3] Die Quellregionen von Euphrat und Tigris gehörten dagegen geographisch nicht zu Mesopotamien.[3] Mit dem Ende des neubabylonischen Reichs endet auch der historische Geschichtsbegriff Mesopotamiens. Die nachfolgenden Epochen mit ihren neuen politischen Staatsgebilden fallen daher nicht unter die historisch definierte Bezeichnung Mesopotamiens.[3]

Politische Einflussgebiete

Assyrien, Babylonien und Sumer unterhielten weitreichende politische Beziehungen zu den Nachbarländern, die auch teilweise zu Provinzen der mesopotamischen Kernländer erklärt wurden. Unter den Ländern des Altertums, die nicht zu den historisch definierten geographischen Gebieten Mesopotamiens zu zählen sind, befinden sich unter anderem Armenien, Urartu, Mittani, Medien, Elam und das frühe Perserreich, bevor es 539 v. Chr. den ersten Nachfolgestaat vom alten Mesopotamien bildete.[3]

Namensverwendung

Die heutige Verwendung des Namens Mesopotamien bezieht auch die Gebiete von Sumer und Akkad ein, dessen Talebenen unter der Bezeichnung Südmesopotamien bekannt sind.[4] Ursprünglich begann das Gebiet von Mesopotamien auf Höhe des heutigen Bagdads und zog sich bis in die Regionen von Nordost-Syrien.[4]

Vorgeschichte

Die ältesten archäologischen Besiedlungsspuren lassen sich für die Mitte des 11. Jahrtausends v. Chr. am mittleren Euphrat in Mureybet nachweisen, wo beigesetzte Stierschädel in Rundhäusern gefunden wurden. Es kann mit Sicherheit angenommen werden, dass ähnliche Verhältnisse in benachbarten Regionen vorlagen, da die Art der Funde die typischen Anzeichen des gesamten Mesopotamiens repräsentieren.[5] Ab dem 10. Jahrtausend v. Chr. sind modellierte Frauenfigurinen zu finden. Obsidian in kleinen Mengen lässt auf Handel mit Kappadokien schließen. Die gefundenen Obsidianklingen sind Zeugnis eines frühen Handels.

Bis 8700 v. Chr. lässt sich ein architektonischer Fortschritt beobachten. Die vormals runden Wohnstätten wandeln sich zu eckigen Häusern, die auch nun über mehrere Räume verfügen. Getreidereste in Silos deuten auf erste landwirtschaftliche Tätigkeiten. Ab etwa 7700 v. Chr. weisen alle Häuser einen eckigen Stil auf, in denen menschliche Schädel gefunden wurden. Die spezielle Anordnung zeigt Ähnlichkeiten zum Totenkult von Jericho. Aus dem 7. Jahrtausend v. Chr. stammen die ältesten Belege für Keramik. Die Objekte zeigen wechselnde Motive und Techniken, die einen langen Entwicklungsprozess über mehrere Jahrhunderte aufweisen. Ab dem 6. Jahrtausend v. Chr. ist erstmals gebrannter Ton nachweisbar und zeigt prähistorische Modelle der Töpferscheibe.[5]

Südmesopotamien

Die Besiedelung beginnt zwischen 5000 v. Chr. und 4000 v. Chr. in der Obed-Zeit. Bauern besiedeln das Land zwischen Babylon und dem Persischen Golf, erste Landwirtschaft wird betrieben. Arbeitsteilung entsteht, die Töpferscheibe wird erfunden. Tempel aus Lehmziegeln entstehen. Seit der Uruk-Zeit (4000 v. Chr. - 3100 v. Chr.) finden sich Städte und die Anfänge der Schrift, die sich aus einem System von Piktogrammen zur sumerischen Keilschrift entwickeln sollte.

Mittelmesopotamien

In den Talebenen von Mittelmesopotamien lagen als bedeutendste Orte Sippar, Dur-Kurigalzu und Opis. Das Gebiet war begrenzt durch den unteren Diyala und dem Oberlauf des unteren Zab. Angebaut wurde in Mittelmesopotamien hauptsächlich Getreide. Wichtigster Wirtschaftszweig war allerdings die Pech- und Teerherstellung in der Region Opis.

Nordmesopotamien

Eine besondere Rolle spielte im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. auch das nördliche Mesopotamien, das umgangssprachlich bisweilen auch als Obermesopotamien bezeichnet wird. Hierunter fallen die Gebiete am Oberlauf des Euphrat, Tigris und Habur. Bedeutende Städte entstanden hier, wie Mari, Ebla, Hama, Hamoukar, Tell Halaf/Aleppo, Nabada, Ninive und auch Assur (Stadt).

In der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausend v. Chr. ist zudem eine einheitliche Kultur in diesem Gebiet zu verzeichnen, die sich unter anderem in einer standardisierten Akropolis-Anlage mit Palast und Tempeln im Zentrum der Siedlungshügel auszeichnet.

Kultur und Gesellschaft

Wirtschaft und Volkswirtschaft

Im 3. Jahrtausend (Sumerer) herrschten die Priesterfürsten, die die politische und religiöse Macht in ihren Händen hielten. Sie organisierten auch die Kanalisierung des Landes und den Ackerbau. Der Haushalt des Staates war gleichbedeutend mit dem des Herrschers, man nennt diese Wirtschaftssystem Oikos-Wirtschaft. Die Organisation benötigte dafür einen großen Verwaltungsapparat. Die Menschen, die für die Priesterfürsten arbeiteten, wurden mit Naturalien bezahlt. Privateigentum wurde erst in der Zeit Babylons etabliert. Die Aufgaben des Staates wurden im Laufe der Zeit teilweise “privatisiert”, d.h. ein Pächter übernahm die Arbeiten und musste dafür eine Leistung (z.B. Silber) erbringen.

Die Bauern im 2. bis 1. Jahrtausend dagegen tauschten ihre Produkte gegen benötigte Lebensmittel und Textilien. Die Tempel und ihre Priester hatten in Assyrien weit weniger Einfluss auf die Wirtschaft. Der assyrische Staat duldete das Privateigentum und finanzierte sich durch Tribute und Steuern. Die Ländereien waren im Besitz von Adelsfamilien, die die kleinen Bauern immer mehr zu Abhängigen machten. Einen großen Vorteil hatte der Landbesitz - er war steuerfrei. Neben Landbesitz besaßen diese Adelsfamilien meist noch große Handelsunternehmungen.

Auch in Babylon gab es einflussreiche Handelsherren, die mit ihren Familien regelrechte Dynastien bildeten. Nicht nur durch Handel vermehrten sie ihr Vermögen, sondern auch durch Geldgeschäfte. Erstaunlicherweise schien es zu dieser Zeit keine Märkte (Basare) gegeben zu haben, wie man es von einem orientalischen Land eigentlich erwarten würde. Doch die aufgefundenen Dokumente berichten nicht über diese Handelsform.

Mesopotamien handelte mit den angrenzenden Ländern. Die Fernhandelsbeziehungen reichten dabei sogar von der Ostsee bis zum Indusdelta. Die Waren wurden per Schiff oder mit Karawanen ins Land gebracht. Die Karawanen transportierten ihre Handelsware zunächst mit Eseln, ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. trugen Kamele die Ware. Im geringen Umfang wurden auch Pferde und Wagen eingesetzt. Straßen gab es erst seit dem Neuassyrischen Reich.

Sprache, Schrift und Zahlen

Vor dem 4. Jahrtausend v. Chr. verwendeten die Bewohner des Zweistromlandes so genannte Zählsteine für die Rechenaufgaben des Alltags. Der sich ausweitende Handel führte im 3. Jahrtausend zur Entwicklung der Keilschrift. Zunächst bestand die Schrift hauptsächlich aus Bildsymbolen. Später wurde sie abstrakter. Da viele Menschen nicht schreiben konnten, nahmen sie für ihre Zwecke die Dienste von Schreibern in Anspruch. Der Schreiber wurde so zu einer angesehenen Person in der Gesellschaft.

Die Zeichen wurden dabei mit Griffeln auf Tontafeln geritzt. Zuerst zog man auf der Tontafel senkrechte und waagerechte Linien. Dann trug man die Symbole in die entstandenen Kästchen, indem man sie mit dem dreikantigen Ende eines dünnen Holzes in die weiche Tontafel eindrückte. Geschrieben und gelesen wurde von links nach rechts. Die so genannte Keilschrift erreichte um 2700 v. Chr. ihre Vollendung. Die Keilschrift wurde über 2500 Jahre lang in Mesopotamien angewandt und fand sich auch in Syrien und bei den Hethitern, sowie in den Diplomatischen Archiven Ägyptens.

Bei den Sumerern standen die einzelnen Zeichen für ganze Worte, die auch mehrere Bedeutungen haben konnten. Man kombinierte teilweise Zeichen, z.B. um Handlungen darzustellen. So wurde der Begriff „Essen“ durch die Symbole „Mund“ und „Brot“ dargestellt. Diese Bilderschrift erlaubte es den Menschen, die Dinge des Alltags besser zu organisieren.

Die Schrift wurde im Lauf der Zeit komplexer, einzelne Symbole konnten jetzt auch Laute bzw. mehrere Symbole konnten ganze Sätze darstellen. Das ermöglichte die Geburt der Literatur, wie sie sich auch im durch die ganze Region bekannten Gilgamesch-Epos niederschlug. Vor dem 2. Jahrtausend herrschte im Zweistromland keine der benutzten Sprachen vor. Es wurde gleichberechtigt das Sumerische und das Akkadische gesprochen. Die Jahrhunderte lange Ansiedlung und Verbreitung der verschiedensten aramäischen Stämme über den gesamten Fruchtbaren Halbmond machten Aramäisch zur führenden Sprache des Nahen Ostens.

Die sumerische Sprache blieb bis zur Zeitenwende die Sprache der Gebildeten, ähnlich wie es Griechisch während des Römischen Reiches oder wie es Latein im Mittelalter war. Durch die Aramäer wurde auch die Silbenschrift, welche von den Phöniziern übernommen wurde, eingeführt. Dabei wurden nur die Konsonanten geschrieben, Vokale gab es in der zugehörigen Schrift nicht (gleiches gilt für die Urschriften der Bibel sowie die Hieroglyphenschrift der Ägypter). In dieser Epoche wurde auf Papyrus und Pergament geschrieben.

Von Sumer bis zum Ende des neubabylonischen Reichs

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Der Großteil der bekannten Geschichte Mesopotamiens ist geprägt von den schubweise vorangehenden Einwanderungen. Meist zerfiel die Region in zahlreiche Stadtstaaten, ähnlich wie im antiken Griechenland, unter Königen, die miteinander zeitweilig im Krieg standen. Weiterhin gab es Phasen, die von Großreichen dominiert wurden, sowie Phasen, in denen Mächte aus den Nachbarregionen Eroberungsfeldzüge führten.

Die Chronologie stützt sich auf die assyrische Königsliste, die Eponymenliste und die Eponymenchroniken. Durch eine Reihe von Synchronismen lassen sich auch die meisten Babylonischen Könige (nach der sumerischen und Babylonischen Königsliste A) in dieses System einfügen. In Babylonien waren Jahresnamen (nach einem wichtigen Ereignis) bis in die Regierungszeit von Kurigalzu I. in Gebrauch, danach wurde meist nur noch das Regierungsjahr des Königs als Referenz benutzt.

Außerdem sind Synchronismen bekannt: Šamši-Adad I. von Assyrien verstarb im 17. Regierungsjahr von Hammurabi, Ammisaduqa, König von Babylon regierte 146 Jahre nach der Thronbesteigung von Hammurabi. Babylon fiel im Jahr 31 von Šamšu-ditana an die Hethiter unter Muršili I., 45 Jahre nach der Inthronisation von Hammurabi. Aus Beobachtungen der Venus aus der Zeit von Ammisaduqa wurde versucht, absolute Daten abzuleiten. Das betreffende Ereignis wiederholt sich alle acht Jahre. Außerdem gibt es Berichte über zwei Mondfinsternisse während der Ur-III Dynastie.

Auch archäologische Funde werden spärlich. Viele altbabylonische Siedlungen werden aufgegeben. Nach Gasche et al. (1998, 7) setzt dieser Prozess jedoch schon vor dem Fall von Babylon ein und scheint mit einer Veränderung des hydrologischen Systems in der Regierungszeit von Samsuiluna verbunden zu sein. Ur, Uruk und Larsa am Euphrat waren betroffen, aber auch Girsu und Lagaš wurden aufgelassen, im 30. Regierungsjahr von Samsuiluna dann auch Isin und Nippur. Auch die Spannweite der Keramikformen nimmt deutlich ab (Gasche et al. 1996, 43). Das Gebiet östlich des Tigris scheint weniger betroffen gewesen zu sein.

Sumerer

Hauptartikel: Sumer

Die ersten Schriftzeugnisse in Südmesopotamien sind in sumerischer Sprache verfasst. Manche Sprachforscher vermuten, dass die sumerische Sprache mit dem Mongolischen, dem Finnischen, dem Ungarischen oder mit der Türkischen verwandt sein könnte, und leiten daraus eine Einwanderung der Sumerer ins Zweistromland von Osten her ab, wo sie die Wurzeln dieser Sprachen vermuten. Archäologisch gibt es für eine solche Zuwanderung keine Belege. Die Theorie, dass das südliche Mesopotamien im Neolithikum noch unter dem Meeresspiegel lag, lässt sich inzwischen nicht mehr halten, auch wenn es durch die Erosion im Folge ackerbaulicher Nutzung und Überweidung in Taurus und Zagros zu einem starken Bodenauftrag kam.

Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. wurden Technologien für eine effektivere Bewässerung der Felder entwickelt und etabliert, sodass sich erstmals auch größere Städte bilden konnten. Das weitverzweigte Kanalsystem wurde von so genannten Priesterfürsten organisiert und gemeinsam bebaut („Tempelwirtschaft“).

Handwerk und Handel gewannen immer mehr an Bedeutung und die Städte wurden immer wohlhabender. Jede dieser Siedlungen war politisch eigenständig.

Die steigenden Anforderungen an die Organisation und auch die Tempelwirtschaft bedingten und begünstigten die Entwicklung einer Schrift. Zunächst diente die Schrift nur der Buchhaltung. Die wichtigste Stadt der Sumerer war Uruk, ihr Herrscher war Gilgamesch. Das Epos dieses Helden gilt als das älteste erhaltene literarische Dokument der Menschheit. 2700 v. Chr. wurde die Keilschrift in ihren Möglichkeiten zur Vollendung geführt.

Ab 3000 v. Chr. wanderten Nomaden aus dem Norden in das südliche Mesopotamien ein. Die sumerische Königsliste, die auch von einer Sintflut berichtet, dokumentiert diese Wanderungen durch das Auftauchen semitischer Namen. Die Historiker bezeichnen diese Epoche als Frühdynastische Periode, die im 23. Jahrhundert v. Chr. endete.

In dieser Epoche zerbrach die Einheit von geistlicher und weltlicher Macht. Paläste wurden für die Könige gebaut, die nicht nur der Repräsentation dienten. Die Könige dieser Zeit wurden lugal genannt (= „großer Mensch“). Ihren Machtanspruch zeigten die Herrscher auch durch ihre Gräber, indem sie sich mit ihrem Gefolge begraben ließen. Mehrere dieser Königsgräber fand man in der Nähe von Ur.

Weitere Erfindungen, die für die Wirtschaft entscheidende Bedeutung hatten, waren das Rad und die Töpferscheibe (Späte Uruk-Zeit).

Einigung und Blütezeit unter Akkad

Mit Sargon von Akkad begann eine neue Epoche (um 2235-2094 v. Chr.). Er schuf das erste große vorderasiatische Reich, indem er die vielen Stadtstaaten vereinte. Zu seinem Machtbereich gehörte ganz Mesopotamien sowie Teile Syriens, des Irans und Kleinasiens. Die Stadt Akkad, deren Reste noch immer nicht gefunden wurden, wurde zu seinem Regierungssitz. Die akkadische Sprache verdrängte das Sumerische. Die Eroberungen Sargons führten zu wirtschaftlichen und kulturellen Verknüpfungen mit den unterworfenen Völkern und den neuen Nachbarn. Der Zugang zum Persischen Golf ließ einen florierenden Seehandel entstehen.

Das Reich von Akkad hatte nicht lange Bestand. Zahlreiche Aufstände und insbesondere das einwandernde Bergvolk der Gutäer beendeten die Epoche.

Dieses erste große Reich blieb in den Mythen der Region lebendig. So berichten selbst die viel später aufkommenden Assyrer in ihrer Historie von Sargon.

Neusumerisches Reich der Ur-III-Dynastie

Nach knapp 100 Jahren wurden die Gutäer vertrieben, und die sumerischen Stadtstaaten fanden wieder zu Macht und Größe. Die Stadt Ur wurde erneut zum Zentrum. Sumerisch wurde Verwaltungssprache, die ersten Zikkurate entstehen.

Diese Zeit zeichnete sich durch eine straffe Verwaltung aus und durch die Festlegung von Rechtsverordnungen (Codex Ur-Nammu). Es ist die letzte von den Sumerern geprägte Epoche. Ihr Niedergang ist durch das Schwinden der Macht der Städte gekennzeichnet, wodurch ein weiteres Nomadenvolk seine Chance zum Aufstieg bekommen sollte (siehe auch: Liste der Könige von Ur).

Babylonisches Zeitalter

Hauptartikel: Babylonisches Reich

Unter König Hammurabi, in der Altbabylonischen Periode (2000 v. Chr. - 1595 v. Chr.), gelangte die Stadt in den Mittelpunkt des Zeitgeschehens und wurde so bedeutend für die Region, dass die Griechen in der Folge ganz Mesopotamien als Babylonien bezeichneten. Hammurabi ist bekannt, weil er eine der ersten überlieferten Gesetzessammlungen verfasste, den sogenannten Kodex Hammurabi. In 280 Paragrafen regelte er Aspekte des bürgerlichen Rechts, das Straf- und Verwaltungsrecht. Es überlieferte zahlreiche Einzelfallentscheidungen, die sich oft durch große Härte auszeichneten. Die Historiker sind sich nicht sicher, wie lange diese Gesetzessammlung beachtet wurde.

Reich der Assyrer

Hauptartikel: Assyrisches Reich

Assyrisches Reich

Im 18. Jahrhundert v. Chr. beherrschte Šamši-Adad I. ein größeres Reich im Norden Mesopotamiens, aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts v. Chr. zerfiel Assyrien wieder, womit das Altassyrische Reich endete.

Im 14. Jahrhundert v. Chr. erstarkte Assyrien wieder. Die Hauptstadt Aššur lag am oberen Tigris. Historiker vermuten, dass die Stadt am Anfang unter der Herrschaft Akkads stand, während die ersten Assyrer Nomaden waren.

An der Spitze der Assyrer stand der König, der sich auch als Stellvertreter des Gottes Aššur sah. Daneben übten die Kaufleute eine bedeutende Macht im Lande aus. Assur, geographisch günstig an wichtigen Handelswegen gelegen, handelte mit dem Babylon, Anatolien und dem heutigen Iran.

Unter Aššur-uballit I. (1353-1318 v. Chr.) erlangte Assyrien seinen Einfluss zurück. Zahlreiche Eroberungen führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. König Tukulti-Ninurta I. verstand sich wieder als Stellvertreter des Gottes Assur. Er nannte sich auch “Herrscher der vier Erdteile”. Mit seinem Tod endete das sogenannte Mittelassyrische Reich.

Einen letzten Aufschwung erlebte das Reich mit König Aššur-dan III. (935-912 v. Chr.), der zahlreiche aramäische Städte eroberte. Die Assyrer übernahmen von den Aramäern allmählich Schrift und Sprache.

Die Könige Aššur-nasir-apli II. (883-859 v. Chr.) und Šulmanu-ašared III. (858-824 v. Chr.) erweiterten den assyrischen Machtbereich bis nach Syrien. Nach einigen Rückschlägen und inneren Zwistigkeiten gelang es Tukulti-apil-Ešarra III. (745-727 v. Chr.) Phönizien, Palästina und Israel zu erobern. Babylon wurde 689 v. Chr. erobert. Der Eroberungsdrang fand seinen Höhepunkt in der Eroberung Ägyptens durch Aššur-ahhe-iddina (681-669 v. Chr.). Aššur-bani-apli (669-627 v. Chr.) war der letzte bedeutende Herrscher. Er war ein erfahrener Politiker, der sehr belesen war. Seine Bibliothek ist eine bedeutende Quelle für die Geschichte des Zweistromlandes.

Neubabylonisches Reich

Hauptartikel: Neubabylonisches Reich

Nach dem Niedergang Assyriens erstarkte Babylon wieder. Der König Nabopolassar besiegt schließlich Assyrien. 18 Jahre nach dem Tod Assurbanipals besiegten die vereinigten Meder und Babylonier die Heere Assyriens (609 v. Chr.). Babylon wurde in der Folge erneut das kulturelle Zentrum Mesopotamiens. Assur und Ninive wurden vollkommen zerstört und die Assyrer verschwanden schließlich aus dem Gedächtnis der nachfolgenden Generationen, bis dieser Name aus politisch-sozialen Gründen innerhalb des assyrischen Volkes im Osten im 19. Jahrhundert n. Chr. wiederbelebt wurde.

Die Nachfolger des Alten Mesopotamien

Die Achämeniden eroberten ab 550 v. Chr. den Nahen Osten und Kleinasien. In Babylon hinterließ Kyros II. 539 v. Chr. seine Proklamation auf den Kyroszylinder und Mesopotamien wurde Bestandteil des stark expandierenden Perserreichs, das 330 v. Chr. von Alexander erobert wurde. Er und seine Nachfolger verbannten in der Folge das Akkadische, während Aramäisch zur Staatssprache erklärt wurde. Nach seinem Tod übernahm Seleukos die Macht und begründete die Dynastie der Seleukiden.

Siehe auch

Literatur

  • Ulrich Bahnsen und Tobias Hürter: "Moloch aus Lehm. Neue Funde in Hamoukar verändern die Vorstellung der Archäologen vom Aufbruch in die Neuzeit." In: Die Zeit, Nr. 02/2007 vom 4. Januar 2007
  • Dietz Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens. Von den Sumerern bis zu Alexander dem Großen. München 2004, ISBN 3-406-51664-5
  • Barthel Hrouda (Hrsg.): Der Alte Orient. Geschichte und Kultur des alten Vorderasien. Gütersloh 1991, ISBN 3-570-08578-3
  • Barthel Hrouda, Rene Pfeilschifter: Mesopotamien. Die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris. München 2005 (4. Aufl.), ISBN 3-406-46530-7
  • Wolfgang Korn: Mesopotamien - Wiege der Zivilisation. 6000 Jahre Hochkulturen an Euphrat und Tigris. Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1851-X
  • Gebhard J. Selz: Sumerer und Akkader. Geschichte, Gesellschaft, Kultur. München 2005, ISBN 3-406-50874-X
  • Redaktion der Time-Life-Bücher: Die blühenden Städte der Sumerer. Time-Life-Bücher, Amsterdam 1993, ISBN 90-5390-519-7 (Übersetzung von Sumer, Cities of Eden.)
  • Henry William Frederick Saggs: Mesopotamien. Assyrer, Babylonier, Sumerer. Kindler, Zürich 1966, Magnus, Essen 1977.
  • Francis Joannès: Dictionnaire de la civilisation mésopotamienne. Robert Laffont, Paris 2001, ISBN 2-221-09207-4
  • Pierre Amiet: L'Antiquité Orientale. Presses universitaires de France, Paris 2003, ISBN 2-13-053849-5
  • Pierre Amiet: Introduction à l'Antiquité Orientale. Desclée De Brouwer, Paris 2003, ISBN 2-220-02213-7
  • Roger Matthews: The archaeology of Mesopotamia. Theories and approaches. London 2003, ISBN 0-415-25317-9
  • Roger Matthews: The early prehistory of Mesopotamia - 500,000 to 4,500 BC. Turnhout 2005, ISBN 2-503-50729-8
  • Hans J. Nissen: Geschichte Alt-Vorderasiens. Oldenburg Grundriss der Geschichte. Bd 25. München 1999, ISBN 3-486-56374-2
  • Michael Roaf: Mesopotamien. Bildatlas der Weltkulturen. München 1991, ISBN 3-86047-796-X
  • Georges Roux, Johannes Renger: Irak in der Antike. Zabern, Mainz 2005 (Antike Welt, Sonderheft; Zaberns Bildbände zur Archäologie) ISBN 3-8053-3377-3
  • Karin Stella Schmidt: Zur Musik Mesopotamiens. Musiktheorie, Notenschriften, Rekonstruktionen und Einspielungen überlieferter Musik, Instrumentenkunde, Gesang und Aufführungspraxis in Sumer, Akkad, Babylonien, Assyrien und den benachbarten Kulturräumen Ugarit, Syrien, Elam/Altpersien. Eine Zusammenstellung wissenschaftlicher Literatur. Albert-Ludwigs-Universität Orientalisches Seminar, Freiburg 2006 (Volltext online).
  • Waldemar Frey: Kût-el-'Amâra - Kriegsfahrten und Erinnerungsbilder aus dem Orient, Berlin 1932 (Brunnen-Verlag - Willi Bischoff)

Weblinks

Anmerkungen und Belege

  1. BIFAB 2007.
  2. Dietz-Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens, C.H. Beck, München 2004, S. 10.
  3. a b c d Dietz-Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens, C.H. Beck, München 2004, S. 13-16.
  4. a b Gebhard Selz: Sumerer und Akkader, C.H. Beck, München 2005, S. 11-13.
  5. a b Dietz-Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens, C.H. Beck, München 2004, S. 16-20.


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