Zweite große Belagerung Maltas

Zweite große Belagerung Maltas
Geographische Lage Maltas
Ruinen auf Malta in Folge der Luftangriffe

Die Zweite große Belagerung Maltas fand während des Zweiten Weltkrieges statt. Eigentlich handelte es sich weniger um eine Belagerung, als um eine Seeblockade mit permanenten Luftangriffen der italienischen und später auch der deutschen Luftwaffe (Achsenmächte).

Italien war am 10. Juni 1940 in den Zweiten Weltkrieg eingetreten; bereits am 11. Juni begann die Bombardierung der darauf nicht vorbereiteten Insel. Malta gehörte damit zum Kriegsschauplatz Mittelmeerraum.

Inhaltsverzeichnis

Strategische Lage Maltas

Malta war bereits seit dem Jahr 1800 von den Briten besetzt, und wurde wenig später zur britischen Kolonie. Es deckte den Seeweg ins östliche Mittelmeer und kontrollierte die Passage zwischen Sizilien und Nordafrika. Im Verlauf des zweiten Weltkriegs dienten die großen natürlichen Häfen Maltas, Grand Harbour und Marsamxett Harbour, den Alliierten aufgrund der strategisch wichtigen Lage – Beherrschung des östlichen Mittelmeeres, zwischen Sizilien und der nordafrikanischen Küste, Suez-Kanal-Route – als Marine-Stützpunkt.

Zunächst wurde vom britischen Militär angenommen, dass die in einer halben Stunde Luftlinie zu den italienischen Flugplätzen auf Sizilien gelegene Insel nicht lange zu halten wäre. So verteidigten anfangs nur 4000 Soldaten und 3 ältere Gloster Sea Gladiator Doppeldecker, von den Maltesern Faith, Hope und Charity genannt, die Insel. Anfang Juli 1941 wurden sie durch Hawker Hurricanes verstärkt (261. Squadron der RAF). Weitere zwölf Hurricanes kamen mit der HMS Argus im August. Sie hielten die italienischen Bomber meist auf Distanz und in großer Höhe, so dass viele Bomben nur ungenau trafen.

Der wichtigste Schlag gegen die italienische Flotte gelang am 12. November 1940 mit dem Luftangriff auf Tarent. Dabei verlor die Regia Marina auf einen Schlag die Hälfte ihrer Schlachtschiffe und das Kräfteverhältnis im Mittelmeer verschob sich für mehrere Monate zu Gunsten der Royal Navy.

Nach dem Sieg von Rommels Afrikakorps bei El Agheila im Januar 1942 ging der britische Luftstützpunkt in der libyschen Cyrenaica verloren und die Luftangriffe auf die Insel Malta verstärkten sich erneut. Die Lage wurde bedrohlich, weil erfahrene Flieger des X. Fliegerkorps mit Bf-109E-Jagdflugzeugen erfolgreich gegen die Hurricanes antraten. (Die deutsche Luftwaffe wurde Juni/Juli 1942 zunächst nach Libyen und dann nach Frankreich abgezogen)

Die Flagge Maltas mit dem Georgskreuz

Im Laufe von etwa 3.000 Angriffen gegen die Insel fielen ungefähr 14.000 Tonnen Bomben und zerstörten unter anderem fast 35.000 Häuser; auf die Fläche Maltas bezogen, fielen hier die meisten Bomben pro Quadratmeter dieses Krieges. Mehr als 1.000 Einwohner kamen ums Leben. In Anerkennung des Mutes und der Tapferkeit während der Angriffe verlieh der britische König Georg VI. der maltesischen Bevölkerung am 15. April 1942 das Georgs-Kreuz, welches seitdem die maltesische Flagge ziert.

Kämpfe um den Nachschub für Malta

  • Die Seeschlacht bei Punta Stilo wurde am 8. Juli 1940 südlich von Kalabrien, zwischen den Alliierten (Royal Navy und Royal Australian Navy) und der italienischen Marine (Regia Marina), ausgetragen und endete unentschieden. Es kam lediglich zu Beschädigungen einzelner Schiffe, ohne dass Versenkungen erzielt wurden.
  • Die Schlacht bei Kap Matapan fand am 28. März 1941 zwischen britischen und italienischen Seestreitkräften im östlichen Mittelmeer zwischen Kap Matapan und der Insel Gavdos statt. Eine indirekte Folge dieser Schlacht war, dass Malta nicht mehr eingenommen werden konnte, da die italienische Marine für einen See-Angriff nicht mehr schlagkräftig genug war und Hitler nach den hohen Verlusten bei der Luftlandeschlacht um Kreta weitere Luftlandeoperationen ablehnte (→„Unternehmen Herkules“).
  • Das Zweite Seegefecht im Golf von Syrte fand am 22. März 1942 nördlich von Libyen statt. Beteiligt waren auf britischer Seite fünf Kreuzer und elf Zerstörer, auf italienischer Seite ein Schlachtschiff, drei Kreuzer und zehn Zerstörer. Der unter dem Geleit fahrende britische Konvoi konnte wegen des Gefechts Malta nicht direkt anlaufen und musste sich weit nach Süden zurückziehen. Das gab der deutschen und italienischen Luftwaffe am 23. März die Gelegenheit zu einem Luftangriff: Ein Handelsschiff und ein Tanker gingen dabei verloren; auch in Malta selbst kam es noch zu Verlusten. Von 25.000 Tonnen Nachschub erreichten nur 5.000 Tonnen ihr Ziel.

Wende 1942

Siege-Bell-Memorial in Valletta

Nach sechs Monaten Blockade kam im August der erste größere Versorgungskonvoi (Operation Pedestal) nach Malta durch. Der „Santa Marija Konvoi“ (vor allem mit dem Tanker SS Ohio) erreichte nach schwersten Verlusten am Mariä Himmelfahrtstag die Inselgruppe, die kurz vor der Kapitulation stand, und brachte die Rettung. Dazu gehörten auch die 31 Spitfire MK V, die vom Träger HMS Furious mitgebracht wurden. Von August bis Oktober gingen rund ein Drittel aller Transporte der Achsenmächte verloren, allein im Oktober 1942 wurden mit vier Tankern 66 % des Treibstoffnachschubs vernichtet. Der britische Sieg bei El Alamein (23. Oktober–4. November, Ägypten) löste dann die Blockade.

Am 1. Dezember traf unter der Codebezeichnung Operation Portcullis der erste Konvoi seit 1941 ein, bei dem es keine Verluste gab. Portcullis kam mit vier Frachtern von Port Said mit insgesamt 55.000 Tonnen dringend benötigter Gütern. Der Begleitschutz bestand aus einem Kreuzer, 18 Zerstörern und einem Minenleger.

An die bei den Luftangriffen Gefallenen erinnert das Siege-Bell-Monument in Valetta, das im Inneren mit einer riesigen Glocke ausgestattet ist (Glocke der überstandenen Belagerung).

Es kam zu diversen Schnellbootangriffen auf die Häfen Maltas. Auf der Insel befand sich ein wichtiges britisches Kommandozentrum (Lascaris War RoomsOperation Husky). Von zusätzlichen eingerichteten Flugfeldern – TaQali, HalFar, Safi, Qrendi, auch von Gozo – von denen das bekannteste das Luqa Airfield war (heute Maltas Flughafen) starteten alliierte Bomberverbände in Richtung Italien, Jagdflieger überwachten den Luftraum über den Gewässern des Archipels.

Am 1. Juni 1943 besuchte König Georg VI. die Insel. Nach der Eroberung Siziliens, 10.–17. August 1943, war Malta nicht mehr an den Kämpfen beteiligt. Es wurde wieder zur Lazarett- und Hafeninsel.

Siehe auch

Filme

  • Malta Story, 1953 (Kriegsfilm, Regie: Brian Desmond Hurst).
  • National Geographic: HMS Southwold: Maltas Hoffnung. 2006 (Reportage und Dokumentation der National-Geographic-Serie Die Seejäger II, Folge 12).

Literatur

  • Joseph Attard: The Battle of Malta: An Epic True Story of Suffering and Bravery. Progress Press Co Ltd, 1988. ISBN 99909-3-014-7 (englisch)
  • Charles J. Boffa: The ' Illustrious' Blitz: Malta in Wartime. Progress Press Co, 1995. ISBN 99909-3-042-2 (englisch)
  • Ernle Bradford: Bastion im Mittelmeer. Die Belagerung Maltas 1940-1943. München : Universitas 1986.
  • Michael Galea: Malta Diary of a War 1940–1945. Publishers Enterprise Group, Malta, 1994. 307 S. ISBN 99909-0-029-9 (englisch)
  • James Holland: Fortress Malta: An Island Under Siege, 1940–1943. Cassell Military Paperbacks. 2004. ISBN 0-304-36654-4 (englisch)
  • Anthony Rogers: Battle Over Malta. Sutton Books, 2000. (englisch)
  • Tony Spooner: Supreme Gallantry : Malta's Role in the Allied Victory, 1939–1945. London, 1996. 360 S. ISBN 0-7195-5706-2 (englisch)
  • Caroline Vernon: Our Name Wasn't Written – A Malta Memoir. Canberra, Australia, 1992 – 2. A. ISBN 0-646-07198-X (engl. Über die Lebensbedingungen der Zivilisten)
  • John Wingate: The Fighting Tenth: The Tenth Submarine Flotilla and the Siege of Malta. London, Periscope Publishing Ltd. 1991 u. 2003. ISBN 1-904381-16-2 (englisch, über die britische 10. U-Boot-Flottille)

Weblinks


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