Bensheim-Auerbach

Bensheim-Auerbach
Wappen Urkunde
Alte Dokumente von Auerbach
Karte von Bensheim
mit dem Stadtteil Auerbach
Ehemalige Brauerei Böttinger mit heutiger Gaststätte Zum Holzwurm

Bensheim-Auerbach ist mit etwa 9 600 Einwohnern der größte Stadtteil der Stadt Bensheim an der Bergstraße im Kreis Bergstraße in Südhessen. Auerbach (früher Urbach) war jahrhundertelang eine selbständige Gemeinde und wurde erst 1939 nach Bensheim eingemeindet. Der Name leitet sich von dem kleinen Flüsschen Auer ab, welches aus dem Odenwald kommend über den Winkelbach dem Rhein zufließt.

Inhaltsverzeichnis

Wappen

Das Wappen von Auerbach zeigt oben den Löwen der Grafen von Katzenelnbogen und unten die drei goldenen Münzen (oder Goldklumpen) zur Legende des Heiligen Nikolaus von Myra. Der Löwe der Katzenelnbogener ist ebenfalls in den Wappen von Darmstadt, Zwingenberg, Katzenelnbogen und St. Goar zu sehen.

Urkunde

Die Urkunde belegt die erstmalige Erwähnung im Lorscher Codex „Laureshamensis“ des Klosters Lorsch als Urbach. Sie fällt in die Zeit des Abtes Richbod (784 bis 804) und beurkundet eine Schenkung des Grafen Heimerich, einem Rupertiner, an das Kloster.

Geographische Lage

Auerbach liegt an der Bergstraße im Kreis Bergstraße in Südhessen. Es erstreckt sich vom östlichen Rande der Oberrheinischen Tiefebene bis in die Hänge des westlichen Odenwaldes und liegt am Fuße des Melibokus (517,4 m ü. NN) und an dessen südlichen Ausläufer, dem Schlossberg Auerberg (339,7 m ü. NN) mit dem Schloss Auerbach.

Durch Auerbach führt die Bundesstraße 3, von Norden nach Süden, der Bergstraße entlang. Nach Norden geht es über Zwingenberg und weitere Orte bis nach Darmstadt. An der Strecke liegen das Schloss Alsbach und die Burg Frankenstein als lohnende Ausflugsziele. Nach Süden führt der Weg über Bensheim und Heppenheim, mit ihren Sehenswürdigkeiten, ins Badische nach Heidelberg oder Mannheim. Nach Osten geht es über Hochstädten und Balkhausen in den Odenwald. Hinter Balkhausen erreicht man die Kuralpe und den Felsberg mit dem Felsenmeer. Im Westen, im Hessischen Ried, liegen die Bensheimer Stadtteile Schwanheim und Fehlheim, sowie Rodau, Stadtteil von Zwingenberg, über das es nach Gernsheim an den Rhein geht. Von Gernsheim Richtung Norden ist es nicht weit zum Kühkopf-Knoblochsaue mit der Schwedensäule, dem größten Naturschutzgebiet in Hessen.

Auerbach ist über die Autobahnen 5 (Ausfahrten Bensheim und Zwingenberg ) und 67 (Ausfahrt Gernsheim) gut mit Kraftfahrzeugen zu erreichen. Der Ort liegt an der Bahnstrecke Frankfurt am MainHeidelberg und hat einen eigenen Bahnhof, an dem Regionalbahnen halten. Zahlreiche Pendelbusse (Shuttlebusse) verbinden Auerbach mit dem Flughafen Frankfurt.

Geschichte

Bergkirche in Auerbach
Die Kapelle Zur Not Gottes

Siedlungsgeschichte

siehe Hauptartikel Siedlungsgeschichte in Südhessen

Neuzeit

Um 784 wurde Auerbach erstmalig im Lorscher Codex „Laureshamensis“ als Urbach erwähnt. Der erste namentlich bekannte Auerbacher ist ein „Hermann in Urbach“, der seine Arbeitsleistung für das Kloster Lorsch erbringen muss.

Im Jahr 773 machte Karl der Große dem Kloster Lorsch die Schenkung der Mark Heppenheim. Im Zusammenhang mit dieser Schenkung entwickelten sich Grenzstreitigkeiten zwischen dem Kloster Lorsch und dem Bistum Worms, die 795 zur Einberufung eines Schiedsgerichtes führten. Als Ergebnis dieses Schiedsgerichtes wurde eine neue Grenzbeschreibung festgelegt, die nun auch die wichtigsten Orte innerhalb der Grenzen der Mark Heppenheim benannte, nämlich Furte (Fürth), Rintbach (Rimbach), Morlenbach (Mörlenbach), Birkenowa (Birkenau), Winenheim (Weinheim), Hepenheim (Heppenheim), Besinsheim (Bensheim), Urbach (Auerbach), Lauresham (Lorsch) und Bisestat (Bürstadt).

Der Graf Heimerich, ein Rupertiner († 5. Mai 795) und 764 Mitstifter von Kloster Lorsch, um 771/785 Graf in der Wetterau, 772/782 Graf im Oberrheingau, 777 Graf im Saalgau, 778 Graf im Lahngau, 784 Abt von Mosbach ist der Stammvater der Popponen, aus denen wieder die Henneberger hervorgehen, die Besitztümer an der Bergstraße haben.

Die Jahrhunderte danach liegen im Dunkel der Geschichte. Durch Heirat der Hildegard von Henneberg kamen Teile der Bergstraße um 1135 an Heinrich II von Katzenelnbogen, welcher im Jahre 1138 von König Konrad III zum Grafen erhoben wurde. Auerbach gehörte nun zur Grafschaft Katzenelnbogen mit dem Hauptort Katzenelnbogen. Die Grafschaft Katzenelnbogen war in eine Untergrafschaft, am Rhein um St. Goar gelegen, und eine Obergrafschaft, in Südhessen gelegen, aufgeteilt.[1]

Im 13. Jahrhundert bauten die Grafen die Einsiedelei „Zu den Einsiedeln" auf dem Auerberg zu einer Kapelle aus. Die Bergkirche in Auerbach hat ihren Ursprung ebenfalls im 13. Jahrhundert. Bereits in romanischer Zeit hat an dieser Stelle eine kleinere Kirche gestanden, deren Bauherr die Grafschaft Katzenelnbogen war. Mit dem Anwachsen der Gemeinde musste der Kirchenbau wiederholt erweitert werden. In der Spätgotik erhielt die Kirche ihren stattlichen Westturm mit Spitzhelm. Über dem Portal, das ins Kirchenschiff führt, ist die Jahreszahl 1479 eingehauen. Die Eingangstür zwischen Turm und Kirchenschiff ist das älteste und kunsthistorisch bedeutendste Ausstattungselement der Kirche. Die mit einer Eisenornamentik versehene Zweiflügeltür ist vom romanischen Vorgängerbau erhalten geblieben.

Vermutlich ab 1222 erfolgte die Erbauung des Auerbacher Schlosses auf dem Auerberg (Urberg) durch den Grafen Diether IV. von Katzenelnbogen. Von 1247 datiert die erste urkundliche Erwähnung der Burg auf dem Urberg und von 1257 die erste Urkunde die auf dem Urberg gefertigt wurde.

1260 erfolgt durch die Brüder Diether V. (Begründer der älteren Linie) und Eberhard I. (Begründer der jüngeren Linie) die Teilung der Grafschaft Katzenelnbogen. Wobei Eberhard I. vermehrt Besitz in der Obergrafschaft, mit Auerbach und Auerbacher Schloss, hatte. Zwingenberg jedoch fiel an Diether V., welcher vermehrt Besitz in der Untergrafschaft hatte.

1318 teilen sich Berthold III. (Bertolf) und sein Neffe Eberhard II., beide aus der jüngeren Linie, ihren Besitz in der Obergrafschaft auf,[2] wobei Auerbach und Schloss Auerbach zwischen Bertolf und Eberhard von Katzenelnbogen geteilt wurden.

1402 werden in Erbfolge die beiden Linien, durch die Heirat von Johann IV. von Katzenelnbogen (jüngere Linie) und Anna von Katzenelnbogen (ältere Linie) im Jahre 1383, wieder zusammengeführt.

1479 fallen Auerbach und Schloss durch den Tod des letzten Grafen Philipp I. - der Ältere – von Katzenelnbogen an dessen Schwiegersohn den Landgrafen Heinrich III. von Hessen. Dadurch befand sich zwischen Auerbach und Bensheim die Landesgrenze von der Landgrafschaft Hessen und dem Fürstentum Kurmainz. Im Südosten schloss sich bei Schönberg die Grafschaft Erbach mit dem Schloss Schönberg an.

Im Jahre 1526 führte Landgraf Philipp I. von Hessen die Reformation ein. Nach dem damaligen Grundsatz "cuius regio, eius religio" mussten die Untertanen die Religion des jeweiligen Landesfürsten annehmen. 1528 wurde der 1. Evangelische Pfarrer eingeführt. Damit hatte die katholische Gemeinde Auerbach aufgehört zu existieren, und die dem Heiligen Nikolaus geweihte Bergkirche (1479) wurde evangelische Pfarrkirche. Damit befand sich zwischen Auerbach (evangelisch) und Bensheim (katholisch) auch eine Konfessionsgrenze.

1567 kam Auerbach durch Erbfolge an die neue Landgrafschaft Hessen-Darmstadt.

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) verwüstete auch an der Bergstraße das Land, schändete Mensch und Tier und die Pest und andere Krankheiten raffte die Bevölkerung dahin. So ist in einer Chronik [3] zu lesen: „So soll Graf Mansfeld 1622 durch Auerbach gezogen sein. Den schon zügellosen Mansfelder Kriegsvölkern folgten nun Plünderer und Mordbrenner, denen sich ein Dutzend Bensheimer, dazu andere übelwollende Nachbarn aus dem pfälzischen Gebiet angeschlossen hatten. Die Kirche wurde aufgebrochen und verwüstet, nahezu alle Häuser litten Schäden, die Menschen wurden mißhandelt und die Tiere weggeführt. Das Tal hinauf brannten die Mühlen, Hochstädten erlebte die gleiche Heimsuchung. Die handgreifliche Beteiligung der Leute aus Bensheim wirkte lange nach“. Und weiter: „Auf dem Hause Auerberg (Auerbacher Schloss) ist nichts mehr, sondern alles in anno 1634 durch die Soldaten verbrannt und weggenommen worden.“

In der Zeit danach bis 1693 zogen immer wieder, vor allem französische Truppen, an und durch die Bergstraße, so unter Henri de Latour d'Auvergne, Vicomte de Turenne und General Lorges. Die Verwüstungen waren so schlimm, das das Auerbacher Schloss als die Ruine zurückblieb wie wir sie heute kennen. Die Burg blieb verwaist zurück. Was nicht niet- und nagelfest war, wurde im Ort gebraucht und vom Schloss geholt.

1766 wurde die schon vorher bekannte mineralhaltige Quelle im Roßbachtal erneut erschlossen. Die bis heute erhaltene rotundenförmige Brunnenfassung wurde 1767 gebaut und 1768 wurden zwei Wohnpavillions gebaut, sowie die ersten Alleen angelegt. 1790 begann die Landgrafschaft mit dem Ausbau des Fürstenlagers zur Sommerresidenz. 1772 erbaute der Landgraf Ludwig IX. den Aussichtsturm auf dem Melibokus.

1803 kam auch Bensheim durch den Reichsdeputationshauptschluss zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt welche 1806 zum Großherzogtum Hessen erhoben wurde.

In Südhessen wurde die Provinz Starkenburg gegründet. In der Folgezeit änderten sich im Großherzogtum mehrmals die Verwaltungseinheiten. Bis 1821 gehörte Auerbach zum Amt Zwingenberg und kam dann in den Landratsbezirk Bensheim. 1832 wurde die Verwaltung wieder geändert und Auerbach in den Kreis Bensheim eingegliedert. Im Juli 1848 wurden die beiden Kreise Bensheim und Heppenheim dann zum Regierungsbezirk Heppenheim zusammengeschlossen. Diese Verwaltungsreform dauerte jedoch nur knapp vier Jahre, denn im Mai 1852 wurde die Zusammenlegung wieder aufgehoben und Auerbach kam wieder in den Kreis Bensheim. Die damals geschaffene Gliederung hatte mehr als acht Jahrzehnte Bestand.

1919 trat der Großherzog zurück und aus dem Großherzogtum Hessen wurde der Volksstaat Hessen. Nach der 1936 erfolgten Auflösung der Provinzial- und Kreistage im nunmehrigen Volksstaat Hessen und der 1937 durchgeführten Aufhebung der Provinz Starkenburg, brachte das Jahr 1938 eine Überprüfung der Kreisgrenzen, wodurch es zur Vereinigung der Kreise Bensheim und Heppenheim zum Landkreis Bergstraße mit der Kreisstadt Heppenheim kam.

Die Novemberpogrome 1938 gingen an der Auerbacher Synagoge vorbei, da diese zu diesem Zeitpunkt schon aufgegeben war und nicht mehr als Gotteshaus diente. Ab 1984 wurde die Synagoge restauriert und als kulturelle Einrichtung genutzt.

Seit 1. April 1939 ist Bensheim-Auerbach ein Stadtteil von Bensheim.

Außerhalb des Auerbacher Friedhofs liegen neben dem südlichen Ausgang die Gräber von 22 Nazi-Opfern. Sie waren Gefangene, die in den unterirdischen Höhlen des ehemaligen Marmorbergwerks in Bensheim-Hochstädten - einem Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof (Elsass) - Zwangsarbeit verrichten mussten. Unter ihnen waren Griechen, die jeden Tag von ihrem Lager nahe dem Auerbacher Bahnhof nach Hochstädten gehen mussten. Für sie steht auf einer Tafel an der Gedenkstätte:[4]

"Starb einer, dann legte er ihn nebenan in die Toilette und brachte ihn nicht zum Friedhof. Er sagte: - Morgen oder übermorgen wird noch einer sterben, wir werden sie zu zweit hinbringen" (Ehemaliger griechischer Zwangsarbeiter, Athen 1990).

Die meisten hier Begrabenen sind Griechen. Sie starben vor Erschöpfung, wegen mangelhafter Ernährung und Kleidung, wegen fehlender medizinischer Versorgung, auf Grund der harten Arbeitsbedingungen und der menschenverachtenden Behandlung durch deutsche Bewacher. Sie gehörten zu einer Gruppe von 130 Griechen, die bei einer Razzia in Athen verhaftet und nach Deutschland verschleppt wurden. Sie mussten von Ende August 1944 bis zum Kriegsende für die Firma Ing. Hans Heymann arbeiten. Dieser Rüstungsbetrieb aus Darmstadt war zwangsweise in dieser Zeit auf dem Gelände des heutigen Marmoritwerks im Hochstädter Tal eingerichtet. Untergebracht waren die Zwangsarbeiter in einer Markthalle beim Auerbacher Bahnhof.

1945 kam Bensheim-Auerbach zum neuen Bundesland Hessen und wurde 1955 der einzige staatlich anerkannte Luftkurort an der Hessischen Bergstraße.[5] Deshalb befindet sich in Auerbach die Nachsorgeklinik Kreis Bergstraße (mittlerweile geschlossen), sowie ein Dialyse-Zentrum.

Am 16. November 1955 wurde die katholische Pfarrei Auerbach Heilig-Kreuz errichtet mit dem Bensheimer Ortsteil Auerbach, einigen Straßenzügen von Bensheim-Nord und mit Hochstädten. Ihr Patron wurde wieder der Heilige Nikolaus; so wurde an der vorreformatorischen Tradition angeknüpft. Von vornherein erwies sich die Notkapelle im Haus an der Darmstädter Straße als zu klein. Trotz drei sonntäglicher Gottesdienste herrschte eine bedrückende Enge. Die Besucher standen auf der Treppe, im Flur und bis vor das Haus. Um so dringender war der Wunsch nach einer richtigen Kirche.
Am 10. April 1956 wurde ein Bauplatz "Im Sandhaufen" gegenüber der Schillerschule erworben und Prof. Jan Hubert Pinand von der TH Darmstadt mit der Planung einer modernen Kirche beauftragt. Der 1. Spatenstich erfolgte am 27. Juli 1958 und im Oktober des gleichen Jahres wurde der Grundstein gelegt. Bischof Dr. Albert Stohr von Mainz weihte am 3. September 1959 das neue Gotteshaus ein.[6]

Mit Anfang in den 60er Jahren wurden zahlreiche Obstgärten und Wingerte links und rechts der B 3 (Darmstädter Straße, früher Heidelberger Straße) aufgegeben und zu Bauland deklariert. Es kam seit dieser Zeit zu einem stetigen Zuzug von „Neubürgern“ und einem rasanten Anstieg der Bevölkerungszahl, der bis heute, ins 21. Jahrhundert, anhält. Auerbach ist mit einer der beliebtesten Wohnorte im Rhein-Main und Rhein-Neckar-Raum.

Sehenswürdigkeiten

Herrenhaus des Fürstenlagers
Schloss Auerbach
Kiefer auf der Burgmauer
Der ehemalige Melibokusturm auf einer Postkarte von 1905

Bachgasse

Besonders attraktiv ist die Bachgasse mit einigen alten Fachwerkhäusern. Über der von dem kleinen Bach Auer durchflossenen Gasse befindet sich die Auerbacher Bergkirche.

Die Bachgasse führt in nord-östlicher Richtung über das Mühltal nach Hochstädten, einem der neun Stadtteile Bensheims. Das Mühltal hat seinen Namen von den sieben Mühlen die von Auerbach bis Hochstädten, eine nach der anderen das Tal hinauf an der Auer standen. Die Dorfmühle im Ortskern ist heute ein Weinlokal, die Ranzenbergermühle ist heute Standort des Alten- und Pflegeheims "Wiesengrund", die Gagelsmühle Atelier und Wohnhaus eines in Auerbach ansässigen Künstlers, die Kadels-, Wiemers-, Mößingers- und Jungmühle werden als Wohnhäuser genutzt.[7]

Wenige hundert Meter vor dem Ortsende führt die Bachgasse rechts zum Staatspark Fürstenlager, mit dem Herrenhaus, dem Prinzen- und dem Damenbau.

Durch die Weidgasse, an einem Kriegerdenkmal vorbei, führt der Burgweg, der ehemalige Zugang zur Burg, zum Auerbacher Schloss.

Bergkirche

siehe Hauptartikel Bergkirche Auerbach

Fürstenlager

siehe Hauptartikel Staatspark Fürstenlager

Auerbacher Schloss

siehe Hauptartikel Schloss Auerbach

Zu den Sehenswürdigkeiten zählt besonders die

Waldkiefer

Die Waldkiefer auf der Ruine des in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbauten Auerbacher Schlosses, die seit über 300 Jahren auf dem Wehrgang der Schildmauer fast ohne Wasser wächst, ist ein richtiges Naturwunder, eine Bonsai-Kiefer.

Unterhalb des Aussichtsturmes wächst eine knorrige Kiefer, wissenschaftlich Pinus silvestris genannt. Das ist erst einmal nichts Besonderes. Aber die Kiefer ist über 300 Jahre alt und dabei nur knapp sieben Meter hoch. Die Kiefer macht aus Nebel einfach Regen. Die spitzen Nadeln des Baumes fangen Nebeltropfen ein, die dann über die Wachsschicht ablaufen und zu Boden tropfen - genau in den von Platten ausgesparten Bereich des Wehrganges. Botaniker nennen dies "Kronentraufe". Außerdem haben Kiefern eine so genannte Pfahlwurzel mit hoher Wurzelenergie. Das bedeutet, dass sich die Wurzeln mit roher Gewalt selbst in kleinste Risse und Spalten drängen, um an die begehrten Nährstoffe zu gelangen.

Die Auerbacher Kiefer zählt zu den Naturwundern Deutschlands.

Auf der Straße zum Auerbacher Schloss, von der Darmstädter Straße (B3) der Ernst-Ludwig-Promenade folgend, gelangt man kurz vor dem Pass zwischen Melibokus und Auerberg zur

Kapelle Zur Not Gottes

siehe Hauptartikel: Zur Not Gottes

weiter bergauf, auf dem Pass, befindet sich der Abzweig der rechts zum Auerbacher Schloss und links zum

Melibokus

siehe Hauptartikel: Melibokus

führt. Die Straße bergab kommt man in das Mühltal und über die Bachgasse wieder nach Auerbach.

Klima

Der Ort liegt in der Region Bergstraße, die zu den wärmsten Regionen Deutschlands gehört und auch die „Riviera Deutschlands“ genannt wird. Sie zieht sich von Nußloch beziehungsweise Wiesloch (Baden-Württemberg) bis nach Darmstadt. Das milde Klima begünstigt den Weinbau. Als blühender Garten zeigt sich die Bergstraße zum Frühlingsanfang, wenn Kirsch-, Pfirsich- und Mandelbäume in der Regel 2-3 Wochen früher als im übrigen Deutschland, aus dem Winterschlaf erwachen.

Weinbau

Auerbach liegt in dem Weinbaugebiet Hessische Bergstraße, im Weinbaubereich Region Starkenburg, mit der bekannten Großlage Auerbacher Rott. Da die Rebanbauflächen an der Bergstraße nicht sehr groß sind, wurden in Auerbach nur zwei Einzellagen ausgewiesen: der Auerbacher Höllberg und der Auerbacher Fürstenlager. Zu der Großlage Auerbacher Rott gehören noch die Lagen Alsbacher Schöntal, Zwingenberger Steingeröll und Zwingenberger Alte Burg.
Die Weinberge liegen an den Hängen des Melibokus und des Auerbergs, ziehen sich über das Fürstenlager zum Altarberg und erreichen hier Schönberg und Bensheim mit eigenen Lagen.
In Auerbach wurde traditionell Riesling, Müller-Thurgau und Silvaner angebaut. Im Laufe der Jahre (seit ca. 1980) kamen immer weitere Rebsorten hinzu und es werden sogar Rotweine angebaut, was für die Hessische Bergstraße nicht gerade typisch ist.
Einige Weingüter in Auerbach und der näheren Umgebung, sowie die Bergsträßer Winzer eG in Heppenheim, besorgen den Ausbau des Auerbacher Wein's, der zum überwiegenden Teil in der Region konsumiert wird. Die Winzer widmen sich mittlerweile auch der Produktion von Sekt und Secco sowie von Trester- und Obstbränden.

Geschichtliches: Schon die Katzenelnbogener bauten Wein in Auerbach an, so sind 1258 die Weinlage Grafenweinberg unterhalb der Burg, 1318 der Weinberg Reubere und 1410 wird die Rebsorte Urbergen Wyne benannt.[8] 1732 erstmals Nennung von Wingerten im sogenannten Roth zu Auerbach. Der Hang hinter dem Herrenhaus im Fürstenlager war von der Darmstädter Grafschaft als Weinberg angepflanzt. Der Auerbacher Fürstenlager zeugt heute noch von diesem historischen Fürstenlagerwein.

Gastronomie

Die gastronomische Seite von Auerbach zeigt sich genauso vielseitig wie der Ort selbst, wobei es keinen gastronomischen Mittelpunkt gibt, die Gaststätten verteilen sich über den ganzen Ort.

  • Gaststätten: Von der Erlebnisgastronomie, mit Rittermahl und Ritterspielen, auf dem Auerbacher Schloss bis zur Bierstube in der Bachgasse, von dem Vesperstübchen auf dem Melibokus bis zum Restaurant in ehemals fürstlichen Räumen, Auerbach hat viele Seiten. Zahlreiche Weinlokale bieten natürlich die Weine der Bergstäßer Winzer zu ihren Speisen an. Ausländische Mitbürger haben ihre heimatliche Küche nach Auerbach gebracht. Seit 1989 schenkt die Gasthofbrauerei Burggraf-Bräu ihr selbstgebrautes Bier in Auerbach aus.
  • Übernachtung: Das Parkhotel Krone, ältestes Haus am Platz, gegründet 1655 als Gasthaus: Fürstliche Herberge zur Güldenen Krone, in dem der Dichter Joseph Victor von Scheffel als Flüchtling der Badischen Revolution 1849 Herberge fand und nach dem der Scheffelsaal benannt ist, das Parkhotel Herrenhaus im Fürstenlager, wo die Landgrafen und Großherzöge von Darmstadt die Romanows zu Gast hatten, das Hotel Poststuben wo man zwischen alten Metzendorf-Villen wohnt, sind erste Adressen für eine Übernachtung in Auerbach. Pensionen und Ferienwohnungen erweitern das Angebot in Auerbach.

Jedes zweite Wochenende im Juli findet das Auerbacher Bachgassenfest statt. Anwohner der Bachgasse und Vereine öffnen die Höfe, stellen Bänke und Tische auf die „Gass'“ und feiern bis die letzten Gäste gegangen sind. Bis zu 20.000 Besucher hat diese Veranstaltung. Seit 2005 findet immer am Sonntag das Seifenkistenrennen statt, das viele Besucher in seinen Bann zieht.

Geschichtliches: 1875 wurde die Brauerei W. Schwickert in der Darmstädter Straße gegründet. Nach einigen Besitzerwechseln; Brauerei Heinrich Böttinger, Brauerei Jean Gehring, Böttingers Brauerei Jean Gehring; wurde sie 1920 geschlossen. In dem Brauereisaal befand sich dann bis 1965 das Kino Deutsche Lichtspiele, kurz DELI genannt. Von der Brauerei ist heute noch die Gaststätte Zum Holzwurm mit dem Biergarten zu sehen.

Wirtschaft

Auerbach zeigt sich "mittelständig" geprägt. Einzelhändler, Handwerksbetriebe, Gastronomie, Ärzte und Medizinische Betriebe sowie Freiberufler bestimmen das Ortsbild.
Das Gewerbegebiet westlich der Bahnlinie, am Berliner Ring gelegen, ist Heimat für viele Gewerbebetriebe geworden.

Anfang der 1960er Jahre wurden die landwirtschaftlichen Betriebe aus dem Ort in die sogenannten "Aussiedlerhöfe", vor die Tore Auerbachs, in das Hessische Ried verlegt. Im Ort sind heute noch die Weingüter Rothweiler, Seitz, und Steinmüller.
Die Gelände von Gartenbaubetrieben wurden aufgegeben und mit Wohnhäusern bebaut.

Politik

Ortsbeirat

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2006
Sitze
2006
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 39,1 4
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 32,2 4
FDP Freie Demokratische Partei 6,7 1
GLB Grüne Liste Bensheim 13,9 1
FWG Freie Wählergemeinschaft Bensheim 8,1 1
gesamt 100,0 11
Wahlbeteiligung in % 40,5

Ortsvorsteher

  • Ortsvorsteher: Karl Wilhelm Hamel, parteilos/SPD-Liste
  • Stellvertreter: Robert Schlappner, parteilos/CDU-Liste

Persönlichkeiten

  • Joseph Victor von Scheffel lebte im Jahr 1849 als Flüchtling der Badischen Revolution in Auerbach. Nach im sind der Scheffelsaal im Parkhotel Krone und der Scheffelplatz in der Wolfsschlucht benannt.
  • Heinrich Metzendorf, der Baumeister der Bergstraße hinterließ auch in Auerbach seine Spuren in zahlreichen Metzendorf-Villen.

Kirchen, Kultur, Bildung und Vereine

Synagoge Auerbach

Kirchen

  • Evangelische Kirchengemeinde Auerbach und Hochstädten, Bergkirche Auerbach
  • Katholische Pfarrgemeinde Heilig Kreuz Auerbach und Hochstädten, Heilig Kreuz Kirche
  • Evangelische Chrischona-Gemeinschaft Auerbach
  • Christuskirche: Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Bensheim-Auerbach
  • Adventgemeinde Auerbach

Kultur

  • Auerbacher Synagogenverein, Bürger aus Bensheim-Auerbach und aus der näheren und weiteren Umgebung Auerbachs erkannten in der ehemaligen Synagoge Auerbach einen geistigen und kulturellen Auftrag. So wurde am 29. März 1984 auf Initiative der evangelischen und der katholischen Pfarrgemeinden zu Bensheim–Auerbach der Auerbacher Synagogenverein gegründet. Diesem Verein wurde von der Stadt Bensheim die Mitarbeit an der Innengestaltung und die sinnvolle Nutzung der ehemaligen Synagoge Auerbach anvertraut.[9]
  • Stadtteildokumentation Bensheim-Auerbach, mit zahlreichen Ausstellungen, hauptsächlich mit alten Fotografien, Zeichnungen und anderen Dokumenten, werden der Bevölkerung die zurückliegenden Zeiten nahegebracht.
  • Siegfried Speckhardt, ein bekannter Auerbacher Maler und Graphiker.[10]

Schulen

  • Schloßbergschule, Grundschule
  • Schillerschule, Grund-, Haupt- und Realschule

Vereine

  • Der 1866 gegründete Verschönerungs- und Kurverein Auerbach in Hessen ist heute der Kur- und Verkehrsverein Auerbach 1866 e. V. und somit eines der ältesten Vereine von Auerbach. Er unterhält die Abteilungen Kerb (Kirchweih) und Künstler im Fürstenlager.[11]
  • Die 1890 gegründete Freiwillige Feuerwehr Auerbach e. V. 1890 ist die größte Stadtteilfeuerwehr von Bensheim und unterhält die Abteilungen aktive Wehr, Jugendfeuerwehr, Spielmannszug und Ehrenabteilung.[12]
  • Der Melibokusturmverein betreut den auf Auerbacher Gemarkung liegenden Aussichtsturm auf dem Melibokus.

Sportvereine

  • HSG Bensheim/Auerbach, Handball, die Heimspiele werden in der Weststadthalle ausgetragen.
  • TSV Rot-Weiß 1881 Auerbach e. V., der größte Verein in Auerbach mit über 3.000 Mitglieder[13]
  • PSG-Auerbach 1570 e. V., Schützenverein mit ca. 220 Mitgliedern. Schießdisziplinen: Luftgewehr und Luftpistole, KK-Sportgewehr, Kurzwaffen (Klein- und Großkaliber); Schützenhaus auf der Schönberger-Höhe mit Schießständen (10 m, 25 m, 50 m und 100 m).

Bildergalerie

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. WebSite Karte der Grafschaft Katzenelnbogen
  2. WebSite von Heinrich Tischner, Bensheim - Teilungsvertrag Katzenelnbogen
  3. Dr. B. Ph. Schröder: Auerbach an der Bergstraße, 1984
  4. Website Gräber griechischer Zwangsarbeiter am Auerbacher Friedhof
  5. WebSite des Kur- und Verkehrsverein Auerbach Luftkurort Bensheim-Auerbach
  6. Katholische Heilig-Kreuz-Gemeinde Auerbach
  7. Stadtteildokumentation Bensheim-Auerbach
  8. K.E. Demandt Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1953
  9. Website des Synagogenvereins Auerbach Synagoge Auerbach
  10. „Auch Romantik hat ihren Preis“, FAZ, 16. September 2008
  11. Website des Kur- und Verkehrsverein Auerbach 1866 e. V.
  12. Website der Feuerwehr Auerbach
  13. Website der TSV Rot-Weiß Auerbach TSV RW Auerbach 1881 e. V.

Literatur

  • Karl Wilfried Hamel: Auerbacher Schloß - Feste Urberg - die bedeutendste Burganlage der Obergrafschaft Katzenelnbogen. AAA-Verlag, Bensheim-Auerbach 1997, ISBN 3-9803139-0-5
  • Ernst Pasqué: Es steht ein Baum im Odenwald: eine Erzählung von der Bergstrasse, ISBN 3-9808869-0-5
  • Ernst Pasqué: Die Bergstrasse: von Jugenheim bis Auerbach, ISBN 3-9808869-2-1
  • Kur- und Verkehrsverein Auerbach: Auerbacher Leben, monatlich erscheinendes Mitteilungsheft mit Berichten aus Bensheim-Auerbach
  • K.E. Demandt: Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. I - III
  • Rainer Metzendorf: Georg Metzendorf,1874 - 1934. Siedlungen und Bauten. Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 96. Darmstadt/Marburg 1994, ISBN 3-88443-185-4

Weblinks

49.70228.61927Koordinaten: 49° 42′ N, 8° 37′ O


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