Österreichische Bundeshymne

Österreichische Bundeshymne
Audio: Land der Berge, Land am Strome (instrumental)

Die österreichische Bundeshymne, manchmal der ersten Zeile entsprechend auch Land der Berge, Land am Strome genannt, ist die Nationalhymne der Republik Österreich.

Die Melodie, ursprünglich als „Kettenlied“ oder „Bundeslied“ der Freimaurerkantate bekannt, wurde am 22. Oktober 1946 durch Beschluss des Ministerrats zur Hymne. Der von Paula Preradović stammende Text wurde – nach Änderungen vom Ministerrat – durch einen weiteren Beschluss der Regierung am 25. Februar 1947 zum Hymnentext.

Nach einer parteiübergreifenden Gesetzesinitiative soll der Text der Bundeshymne zum 1. Jänner 2012 um einen Bezug auf die „großen Töchter“ Österreichs ergänzt werden.

Die Bundeshymne gilt wie die Fahne der Republik Österreich, das Bundeswappen und die österreichischen Hoheitszeichen als Staatssymbol. Wer sie „verächtlich macht oder sonst herabwürdigt“, macht sich nach § 248 StGB der „Herabwürdigung des Staates und seiner Symbole“ strafbar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Frühere Hymnen Österreichs

In der Geschichte Österreichs war seit 1797 die Haydn-Hymne, nach deren Melodie heute die deutsche Nationalhymne Einigkeit und Recht und Freiheit gesungen wird, in verschiedensten Fassungen die „natürliche Hymne“ Österreichs.[1] In der Ersten Republik war 1920 bis 1929 Deutschösterreich, du herrliches Land (Renner-Kienzl-Hymne) neben anderen Liedern als inoffizielle Nationalhymne gebräuchlich; danach bis 1938 Sei gesegnet ohne Ende (Kernstock-Hymne) – ab 1936 wurde zusammen mit dieser bei zahlreichen Gelegenheiten das Lied der Jugend gesungen.

In der Zeit des Nationalsozialismus war nach dem Anschluss Österreichs auch auf dem Gebiet des ehemaligen Österreich das Deutschlandlied zusammen mit dem Horst-Wessel-Lied Hymne.

Einführung der Bundeshymne 1946/47

Auf Betreiben des Unterrichtsministers Felix Hurdes wurde in der Zweiten Republik die Haydn-Hymne nicht mehr aufgenommen:

„Nach der Wiedererrichtung Österreichs 1945 wurde die Frage einer neuen Bundeshymne aktuell. Und wieder stand bei der Suche nach einer die Identität Österreichs symbolisierenden Hymne die alte Haydn-Hymne im Vordergrund. Im Ministerrat führte Unterrichtsminister Felix Hurdes aus: “Zweifellos würde … jeder Österreicher die alte Haydn-Hymne mit einem zeitgemäßen Text schon mit Rücksicht darauf, daß es sich hier um altes österreichisches Kulturgut handelt, für die gegeben[e] österreichische Hymne halten. Leider hatte sich aber das Deutsche Reich dieser Melodie bemächtigt und für die unterdrückten Völker Europas war diese Melodie während der Jahre ihres Leidens als Hymne der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft so verhaßt geworden, daß jedes Abspielen der Haydn-Melodie im Ausland als Provokation empfunden würde. Es ist daher die Wiedereinführung der Melodie Haydns als österreichische Hymne unmöglich.”“[2]

Nach dem Kriegsende in Wien wurde beim Verkünden der neuen Regierung vor dem Parlament mangels einer Bundeshymne der heute noch als „heimliche Bundeshymne“ bezeichnete Donauwalzer gespielt. Bei einem Festkonzert der Österreichischen Turn- und Sportunion im März 1946 wurde am Anfang die Hymne „Rot-weiß-rot“ von Anton Fuchs uraufgeführt und am Ende O du mein Österreich gespielt.[3] Bei der Festakademie zur Eröffnung des US-amerikanischen Besatzungssenders Rot-Weiß-Rot im Oktober 1946 spielte man zu Beginn die „Österreichische Ouvertüre“ von Alois Melichar und zum Schluss das Fiakerlied von Gustav Pick und den Donauwalzer.[4]

Am 9. April 1946 beschloss der Ministerrat „zur Schaffung einer neuen österreichischen Volkshymne an die breiteste Öffentlichkeit heranzutreten“ und setzte mit einem Preisausschreiben ein Preisgeld von damals beachtlichen 10 000 Schilling aus. Es sollte ein „Lied hymnischen Charakters, das den neuen Österreichischen Bundesstaat und seine Menschen im In- und Ausland sowohl textlich als auch musikalisch würdig zu repräsentieren vermag“ gefunden werden. Teilnahmeberechtigt waren jedoch nur bei der Nationalratswahl 1945 wahlberechtigte Personen. Einzusenden war „eine komplette Hymne mit möglichst drei Textstrophen zur gleichen Melodie, komponiert für Klavier und Singstimme. Allenfalls [konnten] auch passende Texte oder geeignete Melodien allein eingesandt werden.“ Einzusenden waren die Vorschläge an die Kunstabteilung im Bundesministerium für Unterricht, das auch die Jury bestellte. Eine Bedingung, die Jahrzehnte später sich als wesentlich herausstellte (siehe „Urheberrechtsstreit 2010“), war, dass „der Autor bzw die Autoren sämtliche Urheberrechte an der Dichtung, bzw Komposition dem österreichischen Bundesstaat abtreten“.[5]

Auf das Preisausschreiben folgten etwa 1 800 Einsendungen. 29 davon gelangten in die engere Auswahl, die die Jury als Entscheidungshilfe vortragen ließ. Bei den Melodien erreichte das „Bundeslied“ der Freimaurerkantate, das damals noch Mozart zugeschrieben wurde, die höchste Punktezahl. Am 22. Oktober 1946 beschloss der Ministerrat, die Melodie zur künftigen „Volkshymne“ (ab 1947 „österreichische Bundeshymne“, siehe unten) zu erklären:

„[…] Anschließend berichtete Bundesminister für Unterricht Dr. Hurdes über das Preisausschreiben zur Schaffung einer österreichischen Hymne. Der Ministerrat beschloss über seinen Antrag, das Bundeslied (Brüder reicht die Hand zum Bunde) von Mozart zur künftigen Volkshymne zu erklären. Da die zu dieser Melodie im Preisausschreiben eingereichten Texte den Anforderungen noch nicht voll entsprechen, wird an namhafte Lyriker mit der Bitte um Textierung dieser Mozartmelodie herangetreten werden. Der beste eingesandte Text wird wieder vom Jurorenkomitee ausgewählt werden.“[6]

Unter den zur Textierung eingeladenen österreichischen Dichtern waren Paula Grogger, Alexander Lernet-Holenia, Sigmund Guggenberger, der damalige Verwalter des ORF-Vorläufers RAVAG, sowie Paula Preradović. Letztere war ursprünglich vom Gedanken an einer Teilnahme nicht sehr angetan, weil sie zu der Zeit von einem neuen Roman sehr in Anspruch genommen wurde. Auf nachdrückliches Bitten Hurdes’ sagte sie aber zu und übersandte mit Schreiben vom 17. Dezember 1946 ihren Vorschlag „Land der Berge, Land am Strome“. In die engere Wahl durch die Jury kamen die Texte von Guggenberger und Preradović, aus denen der Ministerrat am 25. Februar 1947 letzteren auswählte und mit kleinen Änderungen zur „österreichischen Bundeshymne“ erhob:

„Vor Beginn des Ministerrates war im Bundeskanzleramt ein kleiner Chor der Wiener Sängerknaben unter der Leitung von Hofrat Schnitt erschienen, der den versammelten Regierungsmitgliedern die neue österreichische Bundeshymne nach den beiden Texten von Paula Preradović und Dr. Sigmund Guggenberger vortrug. Der Ministerrat beschloss, den Text der Dichterin Paula Preradović nach Vornahme einiger kleiner textlicher Änderungen als offiziellen Text der neuen Österreichischen Bundeshymne zu genehmigen.“[7]

Am 7. März 1947 erklang die „Bundeshymne“ erstmals im Radio, zwei Tage später wurde der vom Ministerrat beschlossene Text in der Wiener Zeitung abgedruckt[8] und am 1. Juli 1947 im „Verordnungsblatt für den Dienstbereich des Bundesministeriums für Unterricht“ (Jahrgang 1947) unter der Überschrift „Text der Österreichischen Bundeshymne von P. Preradović“ bekanntgemacht.[9]

Am 4. Juli 1949 „verfügte der Bundesminister für Unterricht,[10] das ihm persönlich übergebene Exemplar der vom Österreichischen Bundesverlag herausgegebenen offiziellen Ausgabe der Österreichischen Bundeshymne (bestehend aus Klaviernoten mit Singstimme und Text) zu den Akten zu nehmen.“ Diese sogenannte „offizielle Ausgabe der Österreichischen Bundeshymne“ trägt die Überschrift: „Österreichische Bundeshymne Melodie von W. A. Mozart. Text von Paula Preradović“. Diese erhielt den im Preisausschreiben ausgelobten Geldbetrag.[9]

1950 bis zur Gegenwart

Felix Hurdes machte 1951 einen Vorstoß zur Wiedereinführung der Haydn-Hymne. Auf eine Anfrage im Nationalrat hin ließ er mitteilen, dass er „nicht erlahmen [werde], die Bemühungen zur Wiedereinführung der Haydn-Hymne auch in Zukunft fortzusetzen“. Hurdes begründete dies mit der Verwurzelung der Haydn-Hymne im Bewusstsein der Bevölkerung, dem Einsatz des jüngst verstorbenen Karl Renner für die Haydn-Hymne und den Bedenken der Jury, dass die Haydn-Hymne überhaupt nicht für eine Nationalhymne in Betracht gezogen worden war. Der Akzeptanz der bis heute im Wesentlichen unangefochtenen Preradović-Hymne war es am Ende jedoch zweifellos förderlich, dass Deutschland sich 1952 wieder der Haydn-Hymne als deutscher Nationalhymne annahm – wobei in Österreich zunächst sogar der Gedanke aufgekommen war, Deutschland bei künftigen Staatsvertragsverhandlungen den Gebrauch der Haydn-Hymne zu untersagen, weil es sich um österreichisches Kulturgut handle.

Ein weiterer Vorstoß gegen die Preradović- und für die Haydn-Hymne in einer noch zu bestimmenden Textfassung im Jahr 1959, die von Künstlern initiiert wurde, fand bei SPÖ und ÖVP keine Unterstützung mehr.

1992 klagten die Söhne von Paula Preradović, Otto und Fritz Molden, auf Tantiemenzahlungen gegen die Republik. Die Klage wurde allerdings abgewiesen, da die Dichterin damals das Preisgeld von 10 000 Schilling erhalten hatte.

Versuche von Textänderungen

Bemühungen von Abgeordneten der Grünen und des Liberalen Forums, der damaligen Frauenministerin Johanna Dohnal (SPÖ) und von Vertreterinnen verschiedener Nichtregierungsorganisationen in den 1990er Jahren, den Text der Bundeshymne dahingehend zu ändern, dass sie, geschlechtsneutral, auch Frauen berücksichtigt, war kein Erfolg beschieden. Auf der Rückseite der Gedenkmedaille „1000 Jahre Österreich“ von 1996 wurde der Text aber mit „Heimat, bist du großer Söhne, Töchter“ wiedergegeben.

Am 17. April 2002 sang Tini Kainrath anlässlich des Fußball-Länderspiels Österreich gegen Kamerun im Wiener Ernst-Happel-Stadion den von Helmut Emersberger verfassten Text: „… Große Töchter, große Söhne, Volk begnadet für das Schöne …“

Im September 2005 griff Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) diesen Vorschlag nicht auf, sondern startete eine Initiative für einen neuen, geschlechtsneutralen Text der Hymne. Anstatt der Textstelle „Heimat bist du großer Söhne“ sollte es nun „Heimat großer Töchter, Söhne“ heißen und statt „Einig lass in Brüderchören, Vaterland, dir Treue schwören“ sollte es verändert „Einig lass in freud’gen Chören, Heimatland, dir Treue schwören“ lauten. Die Neufassung der Hymne sollte bis zum österreichischen Nationalfeiertag 2005 fertiggestellt werden. Die Initiative scheiterte an der Ablehnung durch das BZÖ, den damaligen Koalitionspartner der ÖVP in der Regierung, sowie an der Parteinahme der auflagenstarken Kronen Zeitung gegen eine Änderung.

Im Jänner 2010 wurde eine von Christina Stürmer eingespielte Neuinterpretation der Bundeshymne vorgestellt (Text siehe „Rock me Paula“), die von der Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) für eine Kampagne des Ministeriums zur „Bildungsreform für Österreich“ in Auftrag gegeben worden war.[11] Für Diskussionen sorgte in der Folge weniger die musikalische Interpretation als Pop/Rock-Lied, als vielmehr die Änderung der Textstelle „Heimat bist du großer Söhne“ in „Heimat bist du großer Söhne und Töchter“, die auch Gegenstand eines Gerichtsverfahrens durch alle Instanzen wurde (siehe Abschnitt „Urheberrechtsstreit 2010“).

Ein neuerlichen Versuch zu einer Textänderung auf „großer Söhne Töchter“ unternahm Maria Rauch-Kallat in ihrer letzten Parlamentssitzung als Nationalratsabgeordente am 8. Juli 2011 in Abstimmung mit den Nationalrätinnen von SPÖ, ÖVP und Grüne, jedoch vorerst ohne Wissen der männlichen Kollegen. Als letzte auf der Rednerliste wurde sie jedoch durch „Endlosreden“ ihrer eigenen Fraktionskollegen daran gehindert, ihren Antrag einzubringen.[12]

Am 13. Juli 2011 einigten sich schließlich die Klubs der SPÖ, ÖVP und der Grünen auf eine Änderung des Textes der Bundeshymne. Auch das BZÖ unterstützt das Vorhaben, im Herbst 2011 ein Gesetz zur Änderung zu verabschieden, das dann zum 1. Jänner 2012 in Kraft treten soll. Der genaue Wortlaut der neuen Hymne soll mit Experten abgestimmt werden; vorgeschlagen wurde, die Zeile „Heimat bist du großer Söhne“ durch „Heimat großer Töchter, Söhne“ zu ersetzen.[13] Vonseiten der Sprachwissenschaft gab es Kritik an der neuen Textgestaltung; diese sei „ästhetisch ein Gräuel und grammatikalisch grenzwertig“. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle – selbst Literaturwissenschafter – äußerte seine Bedenken, einen poetischen Text eigenmächtig zu verändern. Die Schriftsteller Franz Schuh und Gerhard Ruiss regten einen öffentlichen Wettbewerb zur Gestaltung eines gänzlich neuen Textes an.[14]

Demonstration möglicher Textvarianten

Im Juni 2011 hat Kammersängerin Ildikó Raimondi, Sopranistin der Wiener Staatsoper, die vorläufig neuen Textversionen aufgenommen.[15] Sie wurde vom Pianisten Eduard Kutrowatz begleitet.

Rechtliches

Österreichische Bundeshymne als Staatssymbol

Zwar wurde die österreichische Bundeshymne nie im Bundesgesetzblatt abgedruckt. Dessen ungeachtet genügt jedoch zur Wirksamkeit als Bundeshymne nach oberstgerichtlicher Rechtsprechung die Tatsache, dass die Bundeshymne ausdrücklich in § 248 Abs. 2 StGB zu den geschützten Staatssymbolen zählt. „Auf welche Art und Weise ein bestimmter Text samt Melodie zur Hymne geworden ist, ist strafrechtlich ohne Bedeutung. Der Gesetzgeber ist [bei der Schaffung der Strafbestimmung der geschützten Staatssymbole] schlicht vom Vorhandensein und vom Gebrauch der Bundeshymne (seit 1947) als von einer Tatsache (wie bei zahllosen anderen strafrechtlich geschützten Gütern) ausgegangen […]. Damit kann es sein Bewenden haben. Die Tatsache, daß sechs Jahre nach dem Inkrafttreten des Strafgesetzbuchs die Fahne der Republik und deren Wappen, nicht aber die Bundeshymne verfassungsgesetzlich umschrieben worden sind […], ändert an dem verfassungsmäßig zustandegekommenen Willensakt des Strafgesetzgebers nichts.“ Hintergrund dieser Entscheidung des Obersten Gerichtshof war das Vergehen der „Herabwürdigung des Staates und seiner Symbole“ nach § 248 Abs. 2 StGB. Der Verurteilte hatte im Jahr 1981 in seinem Buch „Lüge, wo ist dein Sieg - Dichtung eines österreichischen Dissidenten“ die Textstellen „Selbst die Hymne des Staates ist bestellt und erlogen“ und „Besser als eure Bundeshymne ist jeder Fluch“ abgedruckt, worin die Gerichtsbarkeit eine Veröffentlichung „auf eine Art [erblickt hat], daß die Tat einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, die Bundeshymne in gehässiger Weise verächtlich gemacht hat.“[16]

Urheberrechtsstreit 2010

Der die Erben von Preradovićs vertretende Sessler-Verlag forderte, die von Christina Stürmer eingespielten genannten Fernseh- und Radiospots mit der Neuinterpretation (siehe oben) nicht mehr zu senden und drohte mit Unterlassungsklage. Er begründete dies mit seiner Verpflichtung, Verträge zu erfüllen und die Autorenrechte zu wahren.[17] Beide, Verlag und Erben, brachten beim Handelsgericht Wien einen Antrag auf einstweilige Verfügung zur Unterlassung der weiteren Ausstrahlung des Spots.[18] Koschka Hetzer-Molden, neben Fritz Molden Erbin Preradovićs, sprach sich ebenfalls gegen Textänderungen aus, distanzierte sich jedoch von der Klage des Verlags. Sie erkannte zwar an, dass „die Bundeshymne bekanntlich der Republik“ gehöre, kritisierte jedoch die Änderungsbestrebungen: „Ich persönlich halte diese alle paar Jahre auftretende Diskussion allerdings für lächerlich. Ich denke, dass keine Österreicherin durch das Zusatzwort 'Töchter' in der Hymne mehr Selbstvertrauen spüren wird.“[19] Die Richterin des Handelsgerichtes wies die Unterlassungsklage ab und begründete in ihrem Beschluss (zitiert nach ORF.at), „die Autorin habe damals ihre Urheberrechte an den Staat abgetreten“ und „im Rahmen des Werknutzungsrechts sei die Änderung zulässig“. Der Eingriff in den Originaltext, „um die geänderte Wortfolge "Söhne und Töchter" hervorzuheben“, würde nicht schaden und daraus keine Urheberrechtsverletzung ableitbar sein:[18]

„Das Geschlechterverständnis hat sich in den über 60 Jahren seit der Schaffung des Textes der Bundeshymne dahingehend verändert, dass nicht mehr der Begriff Österreicher auch für Österreicherinnen steht, nicht mehr der Begriff Bürger auch für Bürgerinnen steht, sondern, dass Bürgerinnen und Bürger bzw. Österreicherinnen und Österreicher, wie auch bei allen Ansprachen des Bundespräsidenten in den letzten Jahren festzustellen ist, gleichberechtigt nebeneinander genannt werden.“

Maria-Charlotte Mautner-Markhof: Richterin, Handelsgericht Wien

Das Oberlandesgericht Wien urteilte im August, dass die Kampagne keine kommerzielle Verwendung zu Werbezwecken darstelle, sondern es sich dabei um eine Verwendung im Rahmen der Erfüllung staatlicher Aufgaben handle. Weiters seien Änderungen ohne Einwilligung des Urhebers dann zulässig, wenn sie „nach den im redlichen Verkehr geltenden Gewohnheiten und Gebräuchen durch die Art oder den Zweck der erlaubten Werknutzung gefordert werden.“ Auch handle es sich bei der Kampagne um „ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen“ und sie solle „offenkundig vor allem ein jüngeres Publikum ansprechen.“ Die Änderung sei daher keine Verstümmelung, sondern stelle „eine zeitgemäße, die primären Adressaten der Kampagnen ansprechende abgewandelte Fassung“ dar.[20] Ein Revisionsrekurs wurde im Jänner 2011 vom Obersten Gerichtshof zurückgewiesen.[21][9]

Melodie der Hymne

Neunzehn Tage vor seinem Tod schrieb Wolfgang Amadeus Mozart († 5. Dezember 1791) sein letztes vollständiges Werk, die Freimaurerkantate (KV 623). Einem Teil der gedruckten Ausgabe war das später sehr bekannte „Kettenlied“ KV 623a mit dem Text Brüder reicht die Hand zum Bunde beigebunden. Nach neueren Erkenntnissen führender Musikwissenschaftler stammt dieses „Bundeslied“ allerdings nicht von Mozart (Mitglied in der Freimaurerloge „Zur Wohltätigkeit“), sondern von einem Logenbruder der Wiener FreimaurerlogeZur wahren Eintracht“, dem „Claviermeister“ Johann Baptist Holzer.

Per Ministerratsbeschluss vom 22. Oktober 1946 wurde das „Bundeslied“ zur Melodie der neuen Bundeshymne erklärt. Die Wiener Zeitung schrieb darüber: Mozarts Bundeslied wird neue Bundeshymne.

Text der Bundeshymne

Aktueller Wortlaut

Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat bist du großer Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
Vielgerühmtes Österreich,
Vielgerühmtes Österreich.


Heiß umfehdet, wild umstritten,
Liegst dem Erdteil du inmitten
Einem starken Herzen gleich.
Hast seit frühen Ahnentagen,
Hoher Sendung Last getragen,
Vielgeprüftes Österreich,
Vielgeprüftes Österreich.


Mutig in die neuen Zeiten,
Frei und gläubig sieh uns schreiten,
Arbeitsfroh und hoffnungsreich.
Einig lass in Brüderchören,
Vaterland, dir Treue schwören.
Vielgeliebtes Österreich,
Vielgeliebtes Österreich.

Ursprünglicher Wortlaut von Paula Preradović

(Geänderte Passagen zu aktuellem Wortlaut kursiv)[22]

Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Hämmer, Dome,
Arbeitsam und liederreich.
Großer Väter freie Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
Vielgerühmtes Österreich.


Heiss umfehdet, wild umstritten,
Liegst dem Erdteil du inmitten,
Einem starken Herzen gleich.
Hast seit frühen Ahnentagen,
Hoher Sendung Last getragen,
Vielgeprüftes Österreich.


Aber in die neuen Zeiten
Sieh uns festen Glaubens schreiten,
Stolzen Muts und hoffnungsreich.
Lass in brüderlichen Chören,
Vaterland dir Treue schwören,
Vielgeliebtes Österreich.

„Rock me Paula“

Pop/Rock-Version, gesungen von Christina Stürmer[9]
(Geänderte Passagen zu aktuellem Wortlaut kursiv)

Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich.
Heimat bist du großer Söhne und Töchter,
vielgerühmtes Österreich.


Heiß umfehdet, wild umstritten,
liegst dem Erdteil du inmitten,
einem starken Herzen gleich.
Heimat bist du großer Söhne und Töchter,
vielgerühmtes Österreich,
vielgerühmtes Österreich.

Slowenischer Wortlaut

Im Hinblick auf die Kärntner Slowenen wurde auch ein slowenischer Text der österreichischen Bundeshymne gedichtet. Die folgende Strophe lehnt sich in beinahe vollem Wortlaut an die dritte Strophe an:[22]

Hrabro v novi čas stopimo,
prosto, verno, glej, hodimo;
upa polni, delavni.
Bratski zbor prisega hkrati,
domovini zvestobo dati.
Ljubljena nam Avstrija,
ljubljena nam Avstrija.

Parodien

Otto und Fritz Molden

Paula Preradovićs Söhne Otto und Fritz Molden entwarfen noch am selben Abend, als Preradović von der Annahme ihres Textes als Bundeshymne erfuhr, eine Parodie:

Land der Erbsen, Land der Bohnen,
Land der vier Besatzungszonen,
Wir verkaufen dich im Schleich,
Vielgeliebtes Österreich!
Und droben überm Hermannskogel
Flattert froh der Bundesvogel.

Drahdiwaberl

Im Jahr 1979 veröffentlichte die Gruppe Drahdiwaberl ein Lied mit dem Titel „Kaiserhymne/Pink Punk Shirt“. Zur Melodie aus dem Kaiserquartett von Joseph Haydn wird darin folgender Text rezitiert:

Land der Äcker, Land der Dome
Land am Strom ohne Atome,
Land der Titel und Diplome


Heimat bist du großer Söhne
Heimat bist du großer Töchter
Zusatzvers der Frauenrechtler


Land der unmöglich begrenzten,
Land der Berg', der allerschensten,
Land der Seen und Lipizzaner,
Der Prohaskas und des Klammer


Land der Krone, Land des Staberl
Land der Gruppe Drahdiwaberl.

„Heimliche Hymnen“ Österreichs

Mitunter werden verschiedene populäre und bekannte Lieder als „heimliche Hymnen“ bezeichnet, dazu gehören unter anderem:

Die Melodie Edelweiß aus dem Musical The Sound of Music wird aufgrund der Bekanntheit der Melodie und dem Thema des Musicals von Hörern und Zuschauern aus dem Ausland, kaum jedoch aus Österreich selbst, gelegentlich intuitiv mit Österreich in Verbindung gebracht.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Land der Berge, Land am Strome – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Die Kaiserhymne in der Textfassung von Johann Gabriel Seidl beim Requiem für Otto von Habsburg im Stephansdom am 16. Juli 2011.
  2. Neue österreichische Volkshymne ist notwendig. In: Wiener Zeitung, 11. April 1946, Ausgabe Nr. 86. Zitiert nach Gustav Spann: Fahne, Staatswappen und Bundeshymne der Republik Österreich. In: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport. Abteilung Politische Bildung (Hrsg.): 26. Oktober. Zur Geschichte des österreichischen Nationalfeiertages. Wien o. J., S. 35–50. (Aufsatz, 18 S., Online (PDF; S. 9). Abgerufen am 14. Juli 2011.
  3. Festkonzert der Österr. Turn- und Sportunion | Volkslied-Singkreis, Konetzni, Dermota, Pauspertl, Sa, 16. März 1946, 18.30 Uhr, Großer Saal im Wiener Musikverein. In: Archiv von Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Abgerufen am 10. Juli 2011.
  4. Festakademie zur Eröffnung des Senders «Rot-Weiß-Rot» | Zeska, Melichar – Zeska, Melichar, Fr, 25. Oktober 1946, 19.30 Uhr, Mozart-Saal im Wiener Konzerthaus. In: Archiv von Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Abgerufen am 10. Juli 2011.
  5. In: Wiener Zeitung, 11. April 1946, Ausgabe Nr. 86. Zitiert nach OGH4 Ob 171/10s vom 15. Dezember 2010.
  6. In: Wiener Zeitung, 23. Oktober 1946, Ausgabe Nr. 247. Zitiert nach OGH4 Ob 171/10s vom 15. Dezember 2010.
  7. In: Wiener Zeitung, 26. Februar 1947, Ausgabe Nr 48. Zitiert nach OGH4 Ob 171/10s vom 15. Dezember 2010.
  8. In: Wiener Zeitung, 9. März 1947.
  9. a b c d Entscheidung des OGH 4 Ob 171/10s vom 15. Dezember 2010. Fundstelle JBl 2011,313 = MR 2011,79 (Walter) = ÖBl-LS 2011/44 = ÖBl-LS 2011/45 – Bundeshymne II/Rock me Paula. (Online im RIS.)
  10. Bundesminister für Unterricht, GZ 31105-II-4a/49
  11. Heimat bist du großer Söhne und Töchter. Bildungsreform für Österreich. (PDF) In: Presseinformation zur Informations-Kampagne des Bildungsministeriums, 18. Jänner 2010, hrsg. vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. Abgerufen am 10. Juli 2011.
  12. ÖVP-Mandatare sabotieren Hymnenvorschlag. In: orf.at, 9. Juli 2011. Abgerufen am 9. Juli 2011.
  13. Einigung: „Töchter“ kommen in die Bundeshymne. Die Presse, 13. Juli 2011.
  14. Germanist hat Bedenken gegen „Töchtersöhne“ Der Standard, 13. Juli 2011
  15. Österreichische Bundeshymne – Textvarianten 2011.
  16. Entscheidung des OGH 13 Os 121/87 vom 21. Jänner 1988. (Online im RIS.)
  17. Bundeshymne: Verlag bleibt bei Klagsdrohung. In: wien.orf.at, 25. Jänner 2010. Abgerufen am 10.  Juli 2011.
  18. a b Gericht weist Bundeshymne-Klage ab. In: österreich.orf.at, 4. März 2010. Abgerufen am 10.  Juli 2011.
  19. Bundeshymne: Erbin distanziert sich von Klage. In: wien.orf.at, 23. Jänner 2010. Abgerufen am 10. Juli 2011.
  20. Bundeshymne: OLG segnet Änderung ab. In: oesterreich.orf.at, 20. August 2010.
  21. "Töchter" in Bundeshymne erlaubt. In: wien.orf.at, 20. Jänner 2011. Abgerufen am 10. Juli 2011.
  22. a b Peter Diem: „Land der Berge, Land am Strome …“ (PDF) Dokumentation über die Entstehung der Bundeshymne.

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