Österreichische Energiewirtschaft

Österreichische Energiewirtschaft

Als Österreichische Energiewirtschaft versteht man den Energieverbrauch, die Energieumwandlung, den Energiehandel sowie Abbau von und Reserven an Energieträgern, welche für die Republik Österreich von Bedeutung sind.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend betrug der Bruttoinlandsverbauch im Jahre 2007 genau 1421 Petajoule, wovon rund 459 PJ im Inland erzeugt wurden. Über 76 % der Inlandsproduktion wurden mittels erneuerbarer Energieerzeugung erreicht, 14 % aus der Verbrennung von Erdgas und 9 % aus der Verbrennung von Erdöl.[1]

Österreich ist auf den Import von Energie und Energieträgern angewiesen, vor allem bedarf es zum Betrieb fast aller Verbrennungskraftmaschinen Erdgas und Erdöl. Im internationalen Energiehandel kommt dem Land innerhalb Europas eine bedeutende Rolle als Transitland zu, da ein großer Teil der Importe Westeuropas aus dem Nahen Osten, der Kaukasus-Region und Russland Österreich durchqueren, insbesondere durch die Transalpine Ölleitung und die geplante Nabucco-Pipeline.

Im Jahr 2008 erreichte die inländische Erdgasgewinnung ein Volumen von rund 1,54 Milliarden Kubikmetern und die Erdölförderung ein Masse rund 862.000 Tonnen.[2] Mit diesen Fördermengen kann Österreich seinen Bedarf an Erdöl zu 11 % sowie an Erdgas zu 13 % decken.[3]


Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Da in den letzten Jahren mehrere große Erdgasvorkommen entdeckt wurden, und teils bereits auch erschlossen werden konnten, wird seit dem Jahr 2000 sogar Erdgas exportiert, was erstmalig in der österreichischen Geschichte ist. Bereits eine größere Rolle spielte das Erdöl. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 wurde umgehend die Erdölaufsuchung und -förderung intensiviert, wodurch die Erdölförderung in den Jahren des Zweiten Weltkriegs auf ein in Österreich seither nicht mehr da gewesenes Ausmaß zunahm. Zu dieser Zeit gab es diverse Kleinraffinerien wie die in Korneuburg[4][5] oder auch die Raffinerie Vösendorf. Erst 1961 wurde die OMV-Großraffinerie in Schwechat errichtet. Auch in der Besatzungszeit nach dem Krieg durch die Alliierten Großmächte wurde heimisches Erdöl zum Politikum, da die Sowjetunion die großteils in ihrer Zone befindlichen Erdölvorkommen auch für die Zeit nach der Besatzung der sowjetischen Wirtschaft eingliedern wollte.

Energieverbrauch

Hauptartikel: Energieverbrauch (Österreich)

Anteil der Energieträger am Bruttoinlandsverbrauch (inkl. Importe) von 1974 bis 2004 [6]

Der gesamte Energieverbrauch in Österreich betrug 2003 1.398 Petajoule. Davon stammen 76% aus fossilen Brennstoffen, 12% aus Wasserkraft und 12% aus anderen erneuerbaren Energiequellen.

Die inländische Erzeugung (31% des Gesamtverbrauchs) setzte sich 2003 wie folgt zusammen:

  • 38,6 % erneuerbare Energien (vor allem Biomasse), ohne Wasserkraft
  • 29,9 % Wasserkraft
  • 17,2 % Erdgas
  • 11,7 % Erdöl
  • 2,6 % Kohle

Im Zeitraum 1970 bis 2004 hat sich der österreichische Energieverbrauch (im Verkehr, zur Stromerzeugung, zur Wärmeerzeugung...) beinahe verdoppelt. Der Erdgasverbrauch hat sich im selben Zeitraum vervierfacht, jener von elektrischer Energie fast verdreifacht. Erneuerbare Energie stieg um 157 % und Öl um 62 %. Nach einem Verbrauchsrückgang in den 1980ern und einer Stagnation bis Anfang der 1990er stieg der Ölverbrauch seit 1973 vor allem aufgrund des starken Anstiegs um die Jahrtausendwende noch um rund 30 %. Dagegen ging der Kohleverbrauch um 74% zurück.[7]

2004 betrug der Anteil russischen Erdgases in der österreichischen Versorgung 58,6 %. Knapp ein Fünftel (19,7 %) konnte Österreich selbst fördern, 12,6 % stammten aus Deutschland, und die restlichen 9,1 % wurden aus Norwegen importiert. Im Falle eines Lieferausfalls von ausländischem Erdgas kann Österreich laut Angaben der OMV und RAG die Gasversorgung für 2-3 Monate durch eigene Erdgasspeicher sicherstellen.

Der energetische Endverbrauch – der Inlandsstromverbrauch – betrug 2003 59.354 Gigawattstunden (GWh). Dieser war um 5,3 Terawattstunden (TWh) oder rund 10 % höher als noch 2002, was nach einem 7,1 %-igen Anstieg von 2000 auf 2001 den zweitgrößten Anstieg innerhalb eines Jahres ausmachte. Dies ist fast ausschließlich auf Verbrauchsanstiege im produzierenden Wirtschaftssektor zurückzuführen, der im Vergleich zu 1970 allerdings immer noch um 23 % weniger Anteil am gesamten Stromverbrauch Österreichs hat, da der Verbrauch in der Industrie nicht so stark anstieg, wie der Verbrauch in Privathaushalten und Dienstleistungsunternehmen.

Unternehmen

Der österreichische Strommarkt ist sehr stark durch die mehrheitlich im öffentlichen Besitz befindlichen Stromversorger geprägt. Jedes Bundesland verfügt über ein eigenes Elektrizitätsversorgungsunternehmen, die seit mehreren Jahren durch gegenseitige Beteiligungen mittels Allianzen (zB. EnergieAllianz) auch untereinander immer stärker verflochten wurden. Dazu kommen noch der börsennotierte Betreiber der Donaukraftwerke, die österreichweit tätige Verbund AG, sowie zahlreiche Kleinkraftwerke und mehrere Privatunternehmen, die jedoch noch über wenig Marktanteil verfügen, da der österreichische Strommarkt erst vor wenigen Jahren liberalisiert, und somit für private Mitbewerber geöffnet wurde. Zur Überwachung und Förderung des Wettbewerbes am Strommarkt wurde die Aufsichtsbehörde E-Control gegründet. Seit einigen Jahren ist unter dem Stromversorgern das Cross-Border-Leasing sehr beliebt. Hierbei werden Kraftwerke und Leitungsnetze an eine US-amerikanische Finanzgesellschaft verkauft und für mehrere Jahrzehnte zurückgeleast. Am Schluss solch einen Vertrages steht die Rückkaufoption. Sinn dahinter ist, dass beide Vertragspartner von amerikanischen Steuergesetzen und Unternehmensförderungsprogrammen profitieren, die nur dann tragend werden, wenn im US-Ausland investiert wird. Angewandt wird diese Geschäftspraktik bekannterweise von der Linz AG, der Energie AG, der BEWAG und BEGAS, der Verbundgesellschaft und auch von der TIWAG, die dies lange Zeit jedoch abstritt und gegen solche Behauptungen klagte, die Klagen jedoch in allen Instanzen verlor.[8]

Die landeseigenen Stromversorger sind (in Klammer die Besitzverhältnisse):

Im Bereich der Erdöl- und Erdgasförderung sind in Österreich zwei Unternehmen tätig. Die OMV (Österreichische Mineralölverwaltung) und die RAG (Rohöl-Aufsuchungs AG).

Organisation der Elektrizitätswirtschaft

Österreich ist technisch gesehen in zwei Regelzonen eingeteilt, wobei jede Regelzone den Zusammenschluss aus allen Netzbetreibern in der entsprechenden Region darstellt: Vorarlberg gehört zur Regelzone VKW-Netz, die restlichen Bundesländer zur Regelzone APG (Austrian Power Grid AG, ein Tochterunternehmen der Verbund AG). Wirtschaftlich gesehen sind die Lieferanten in Bilanzgruppen organisiert. Für jede Regelzone gibt es einen Bilanzgruppenkoordinator: Für die Regelzone APG ist dies die APCS, für die Regelzone VKW die Firma A & B. APCS und A & B sind jeweils gegenseitig aneinander beteiligt. Bis 31. Dezember 2010 war das Bundesland Tirol eine eigene Regelzone "TIWAG Netz", diese wurde jedoch per 1. Jänner 2011 in die Regelzone APG integriert. Für die Regelzone "TIWAG Netz" fungierte ebenfalls A & B als Bilanzgruppenkoordinator.

Umwandlung

Stromerzeugung

Aufgliederung der österreichischen Stromproduktion von 1918 bis 2009.

Zwischen 40 und 50 % der heimischen Stromerzeugung können aus Laufkraftwerken, weitere rund 20 % aus Speicherkraftwerken gedeckt werden (gesamt 64,1 TWh jährlich). Rund 8 % davon tragen Kleinstwasserkraftwerke bei. Der größte Wasserkraftwerksbetreiber ist der Verbund. Gegenwärtig existieren 552 Laufkraftwerke, die größten davon, die rund 75 % zur Stromerzeugung durch Laufkraftwerke beitragen, befinden sich an der Donau und an der Drau. 102 Speicherkraftwerke dominieren die Stromerzeugung im hochalpinen Raum in Zentral- und Westösterreich, und tragen aufgrund der größeren Erzeugungsschwankungen auch wesentlich zu den heimischen Stromexporten bei. Pumpspeicherkraftwerke, die von einigen Quellen nicht den erneuerbaren Energien zugerechnet werden, weil sie zum Hochpumpen auch elektrischen Strom aus nicht erneuerbaren Energieträgern verwenden, produzierten im Jahr 2004 rund 2,5 TWh Strom (3,9% der Gesamtenergieerzeugung). Insgesamt wurde in diesem Zeitraum durch Wasserkraft 60,7% der in Österreich erzeugten elektrischen Energie generiert.[9]

Stein- und Braunkohlekraftwerke produzieren weitere 12 % des heimischen Stromverbrauchs, Heizöl trägt 2 % bei. Erdgas trägt je nach Schwankungen in der Stromproduktion der Laufkraftwerke rund 15 bis 20 % zur heimischen Stromerzeugung bei. Sonstige biogene Energieträger (Ökostrom) trugen 2003 knapp mehr als 1 % zur Stromerzeugung bei.

Die thermischen Kraftwerke (hauptsächlich Gas) werden zur Abdeckung der Spitzenleistung verwendet. Auf Grund des Atomsperrgesetzes sind in Österreich keine Kernkraftwerke in Betrieb.

Ökostromanlagen

Rund zwei Drittel der anerkannten Ökostromanlagen in Österreich sind Windkraftwerke, weitere ca. 15 % sind Biomasse in fester und flüssiger Form.

Der tatsächliche Ökostromanteil nimmt in Österreich jedoch ab. Die EU hat in der Richtlinie 2001/77/EG für jedes Land Ziele für den Anteil an erneuerbaren Energien am (Brutto-)Stromverbrauch festgeschrieben. Für Österreich wurde ein Ziel von 78,1% festgeschrieben. Bei der Festlegung des Zieles im Jahr 1997 betrug der Gesamtverbrauch an Strom 56,1 TWh und davon hatte die Stromerzeugung durch Wasserkraft einen Anteil von 37 TWh (66%). Für das Jahr 2010 wird der Stromverbrauch 74,6 TWh betragen und der Anteil des Ökostroms liegt dann bei 45,4 TWh (E-Control). In Österreich wird das Ziel als erreicht dargestellt, weil man die anvisierten 45,4 TWh auf die im Jahr 1997 erzeugten 56,1 TWh bezieht. Tatsächlich liegt der Anteil 2010 aber bei 61%, d.h. der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Stromverbrauch liegt unter dem im Jahr 1997. Folgerichtig hat die EU-Kommission 2007 Österreich – zum wiederholten Male - zu den Schlusslichtern der EU gezählt.[10]

Am 24. April 2009 hat die EU-Kommission den neuen Fortschrittsbericht vorgelegt. Mit 16,5% Zielverfehlung ist Österreich nun europäisches Schlusslicht. Der anvisierte Zielwert von 78,1% Ökostromanteil wurde 2010 daher nicht mehr erreicht. Österreich droht daher ein Vertragsverletzungsverfahren.[11] Insbesondere in der Solarstromerzeugung hinkt Österreich den anderen europäischen Ländern nach. Während in Deutschland 5300 MWp Photovoltaik-Leistung installiert sind, sind es in Österreich nur knapp 30 MWp. Die im Jahr 2008 in Deutschland erzeugte Menge an Solarstrom entspricht ungefähr dem Strombedarf im Bundesland Salzburg (4,3 Milliarden kWh). [12] [13]

EU-Staaten mit klar definierten Ausbauzielen wie zum Beispiel Deutschland, weisen die stärksten Zuwachsraten an Ökostrom auf. Ein Beispiel hierfür ist die deutsche Ausbaustrategie für erneuerbare Energie. Diese Strategie schreibt in 5-Jahresperioden bis 2050 die Zuwachsziele je Energieträger fest (Wind, Photovoltaik, Wasserkraft, Biomasse und Geothermie). [14] Eine entsprechende österreichische Ausbaustrategie für alle erneuerbaren Energieträger wie zum Beispiel in Deutschland liegt nicht vor.

Fernwärme

Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) machen Abwärme bei der Verbrennung von Energieträgern als Fernwärme nutzbar. Die Stromerzeugung wird hierbei nur minimal verringert, wodurch der Wirkungsgrad insgesamt steigt. 52 % dieser Anlagen befinden sich in Gaskraftwerken, 15 % in Anlagen zur Verbrennung von Erdöl, Anlagen zur Verbrennung von biogenen Brennstoffen machten 21 % der Fernwärmeproduktion aus, und für 6 % sind brennbare Abfälle verantwortlich. Braun- und Steinkohlekraftwerke tragen 6 % zur Fernwärmeproduktion bei. Fernwärme aus KWK-fähigen-Anlagen stammt zu einem Prozent auch aus der Verbrennung von Industrie- und Stadtabfällen, wie zB. aus der Anlage der Entsorgungsbetriebe Simmering die der Hauptkläranlage Wien angeschlossen ist.

Das Fernwärmeleitungsnetz war 2003 rund 3.430 km lang und wird weiterhin ausgebaut. 16,6 % aller Haushalte in Österreich, rund oder 549.000, wurden 2003 mit Fernwärme versorgt.

Transport / Handel

Energieimporte und -exporte - sowohl in Form von elektrischer Energie als auch Energieträgern wie Öl - nehmen stetig zu, wobei die Energieimporte in einem Ausmaß von umgerechnet knapp 1.100 Petajoule (Pj) über 7 mal so viel ausmachen, wie die Energieexporte von 150 Pj (2003). Kann der elektrische Energiebedarf zum größten Teil aus Eigenproduktion gedeckt werden, ergibt sich in der Gesamtbilanz eine Abhängigkeit von 69 % von Energieimporten.

Im Jahr 2003 machten 39,4 % der Energieexporte Erdölprodukte (hauptsächlich Diesel und Benzin, Rohöl nur minimal) aus, 31,4 % Strom, sowie 5,1 % erneuerbare Energieträger. Das erstmals im Jahr 2000 exportierte Erdgas machte bereits 24,1 % der Energieexporte aus.

Die Energieimporte setzten sich zu 55 % aus Erdöl (davon zu 60 % aus OPEC-Ländern), zu 25,8 % aus Erdgas, zu 12,5 % aus Kohle, zu 6,1 % aus elektrischer Energie und zu 0,6 % aus erneuerbaren Energieträgern zusammen.

2003 wurden somit 6,46 Mrd. Euro für Energieimporte aufgewendet, während durch Energieexporte 2 Mrd. Euro erlöst werden konnten, wovon entgegen der mengenmäßigen Aufteilung der Exporte rund 75 % des Erlöses aus dem Stromexport stammt. Als einziger Energieträger ging der Verbrauch bei Kohle zurück, um rund ein Drittel.

Strom

Elektrische Energie wird in einem 10.000 km langen Stromleitungsnetz mit den unterschiedlichen Spannungen 380 kV, 220 kV und 110 kV transportiert. Die Weiterverteilung zum Endverbraucher erfolgt über Mittel- (6 kV bis 36 kV) und Niederspannungsnetze mit üblicherweise 230 V/400 V. Österreich ist durch die Anbindung an ausländische Stromnetze Teil des europäischen UCTE-Netzes.

Stromexporte erfolgen vor allem von Westösterreich nach Deutschland. Dort wird Spitzenstrom im Verhältnis 1:4 (1 kWh Spitzenlast für 4 kWh Grundlast) mit Bayern und Baden-Württemberg ausgetauscht. Durch diesen Stromaustausch gelangt auch Atomstrom nach Österreich und wird unter anderem in Pumpspeicherkraftwerken zum Ausgleich der Spitzenlast verwendet. Die Exportmengen nach Deutschland bleiben seit einigen Jahrzehnten mit starken Schwankungen in etwa auf dem gleichen Niveau. Doch besonders seit 1990 steigt auch der Stromexport in die Schweiz stark an und macht nun statt weniger als 10 % mit rund einem Drittel bereits genauso viel wie nach Deutschland aus. Ebenfalls konstant viel Strom wird nach Italien exportiert, im Jahr 2003 waren es 12 %. 2003 wurde elektrische Energie im Ausmaß von 13.389 GWh exportiert.

Stromimporte stammen traditionell zum Großteil aus Tschechien (40 % mit Stand 2003) und Deutschland (53 %), wobei diese meist niedriger sind als die Exporte. 2003 war dies jedoch anders, da die österreichischen Wasserkraftwerke einen außerordentlichen Erzeugungseinbruch hatten. Insgesamt betrugen die Importe 2003 19.003 GWh.

Erdöl

Die Erdölimporte erfolgen über die Transalpine Ölleitung (TAL), die im Hafen von Triest ihren Ausgang hat und durch Kärnten und Tirol bei Oberkappel Deutschland erreicht. Kurz nach der italienisch-österreichischen Grenze bei Arnoldstein zweigt von ihr in Würmlach, bei Kötschach-Mauthen, wo sich auch ein Tanklager befindet, die Adria-Wien Pipeline (AWP) ab, welche zur Raffinerie Schwechat führt, der einzigen Raffinerie Österreichs. Nahezu die gesamten Erdölimporte erfolgen auf diese Weise - nur tschechisches und slowakisches Öl gelangen mit Tankwägen nach Österreich.

In Planung ist der Bau einer Rohölpipeline zwischen Bratislava (Slowakei) und der Raffinerie Schwechat, den die OMV und der slowakische Pipelinebetreiber Transpetrol (100% im slowakischen Staatsbesitz) im Dezember 2003 fixiert haben. Die 60 km lange Bratislava-Schwechat-Pipeline (BSP) ist mit einer Gesamtkapazität von 2,5 Mio Tonnen pro Jahr geplant. Bei sofortigem Baubeginn (Stand 2009) könnte sie 2011/2012 in Betrieb genommen werden. Durch den Anschluss an das bestehende rund 3000 Kilometer lange russische Pipelinenetz (Druzhba) wird diese Leitung den direkten Import von russischem Rohöl in die Raffinerie Schwechat ermöglichen.[15]

Die Gesamtlänge der Erdölpipelines in Österreich beträgt 663 Kilometer.

Die Erdöllieferanten waren 2003 (alle Zahlen gerundet): Saudi-Arabien (1,7 Mio t), Russland (1,5 Mio t), Nigeria (1,1 Mio. t), Kasachstan (1 Mio t.), Libyen (800.000 t), Syrien (600.000 t), Tunesien (400.000 t), Algerien (300.000 t), Irak (200.000 t), Aserbaidschan (200.000 t), Tschechien (100.000 t), Estland (60.000 t) und die Slowakei (ein paar tausend t).

Während die Importe aus dem Irak im Vergleich zum Vorjahr auf ein Fünftel zurückgingen, verdoppelte sich die Importmenge aus Saudi-Arabien, um den Ausfall aus dem Irak wettzumachen.

Erdgas

Die Erdgas-Hochdruckleitung Linz - Bad Leonfelden am Linzer Hafen.

Erdgasimporte erfolgten mit Stand 2003 zu 74,4 % aus der GUS, was zur Gänze von der OMV abgewickelt wird. 12,4 % stammten aus Norwegen und 13,2 % aus Deutschland, wobei hier die OMV mit der Austria Ferngas GmbH zusammenarbeitet. Seit 1968 existiert ein Erdgasliefervertrag mit Russland. Österreich war somit das erste Land außerhalb der COMECON mit welchem die damalige Sowjetunion einen solchen Vertrag abschloss. Zuständig für den Export ist hierbei die Gasexport, eine Tochtergesellschaft der Gazprom. Seit 1986 existiert ein Vertrag der OMV und der Austria Ferngas GmbH mit dem norwegischen Troll-Konsortium. Die deutschen Importverträge wurden von den österreichischen Landesgesellschaften (Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich) mit der Ruhrgas abgeschlossen. Seit 1970 erhöhte sich der gesamte Erdgasimport Österreichs von 1 Mio. m³ auf 8 Mio. m³ per 2003.

Durch Österreich verlaufen mehrere große Erdgaspipelines (siehe Grafik):

  • Trans-Austria-Gasleitung (TAG): durchquert Österreich von Baumgarten an der March, was direkt an der slowakischen Grenze liegt und einen Verteilungspunkt für das aus Osteuropa kommende Gas darstellt, Richtung Südwesten bis zur italienischen Grenze und stellt eine Verbindung zwischen Triest, Süditalien und Afrika im Süden, sowie der Ukraine und Russland im Osten her.
  • West-Austria-Gasleitung (WAG): beginnt ebenfalls an der slowakischen Grenze bei Baumgarten an der March, verläuft aber über das Wald- und Mühlviertel Richtung Westen, wo sie Rainbach bei Freistadt durchquert und in Oberkappel die Grenze nach Deutschland passiert.
  • Hungaro-Austria-Gasleitung (HAG): Verläuft von Baumgarten über das nördliche Burgenland nach Ungarn.
  • Südost-Leitung (SOL): Verläuft von Graz über Murfeld nach Slowenien.
  • Penta West (PW): verläuft von Oberkappel (Anschluss an die WAG) durch das oberösterreichische Innviertel nach Burghausen in Bayern.
  • eine weitere Pipeline verbindet die Erdgasfelder und -speicher von Auersthal und Tallesbrunn bzw. die Transferstation Baumgarten mittels einer südlich der Donau verlaufenden Strecke über Tulln und Amstetten mit Linz, wo die Leitung in das Netz der Oberösterreich Ferngas einmündet.
  • Tirol-Italien-Bayern-Anbindungsleitung (TIBAL): Diese in Planung befindliche Leitung soll von Burghausen nach Kufstein geführt werden, wo Anschluss an das bestehende Tiroler Leitungsnetz erfolgen soll, und in weiterem Verlauf Richtung Süden durch Osttirol nach Italien geführt werden.

Der Knotenpunkt für die wichtigsten Erdgaspipelines in Österreich ist das niederösterreichische Baumgarten an der March, wo seit 1959, als die Förderstelle Zwerndorf erschlossen wurde, aus Osten (hauptsächlich Russland) stammendes Erdgas für den Inlandsverbrauch sowie nach Italien, Slowenien, Kroatien, Deutschland, Frankreich und Ungarn abgezweigt wird. Die Gesamtlänge der Erdgaspipelines in Österreich beträgt 2.722 Kilometer. Derzeit ist die Nabucco-Pipeline in Planung, welche 2011 fertiggestellt werden soll, und die Verteilungszentrale Baumgarten mit der Türkei verbinden soll. Über den tatsächlichen Bau dieses 4,6 Mrd. Euro teuren Projekts wird bis spätestens Ende 2007 entschieden. Gleichzeitig werden gemeinsam von OMV und Gazprom die Speicher in der Nähe von Baumgarten stark erweitert, wodurch die Gazprom direkt in das Endkundengeschäft in Westeuropa einsteigen möchte.[16]

Abbau und Reserven

Erdöl und Erdgas

In der Erdöl- und Naturgasgewinnung (Erdgas, Erdölgas) sind in Österreich zwei Unternehmen tätig. Die OMV Aktiengesellschaft (OMV) und die Rohöl-Aufsuchungs AG (RAG) beschäftigen rund 900 Personen, wobei jedoch mittlerweile ein Großteil der Bohrtätigkeit und Sondenwartung an Subunternehmer vergeben wird. Die Erdölförderung betrug 2006 945 Tsd. t, nach 933 Tsd. t im Vorjahr. Die leichte Steigerung kam durch einen größeren Ölfund in Oberösterreich sowie durch produktionssteigernde Maßnahmen auf den Ölfeldern in Niederösterreich zustande. Noch 1970 wurden rund 3 Mio. t Erdöl gefördert und 1955 wurde der Förderrekord mit 3,67 Mio. t erreicht.

Die Erdgasförderung nahm seit einem Tief 1986 jährlich zu, da seither regelmäßig neue Erdgaslagerstätten in Niederösterreich und in der Molassezone Oberösterreichs und Salzburgs erschlossen werden. Seit einem Höhepunkt 2003 mit 2.030 Mrd. m³ ist die Erdgasgewinnung jedoch wieder rückläufig. Die Förderung betrug 2006 1.511 Mrd. m³ (inklusive Begleitgas aus der Erdölproduktion 1.765 Mrd. m³).

90 % der Erdölförderung 2006 stammten von der OMV, die restlichen 10 % von der RAG. Bei Erdgas stammten 2006 71 % von der OMV und 29 % von der RAG.

Öltanks der OMV in der Lobau

Aufgrund jährlicher Neufunde bleibt die Höhe der bekannten Erdölreserven in Österreich seit 1995 relativ konstant. Bekannt sind mit Stand 2003 Vorkommen von 12 Mio. t, was bei derzeitiger Fördermenge von rund 1 Mio. t jährlich für rund 12 Jahre reichen würde, also bis 2015, sollten keine weiteren Funde gemacht werden, wovon aber nicht ausgegangen wird. Im Spätherbst 2007 soll mit der Förderung eines 1,5 Mrd. Kubikmeter großen Erdgasvorkommens in Ebenthal begonnen werden. Nur wenige Kilometer davon entfernt, in Strasshof, soll ab dem ersten Quartal 2008 eine vier Milliarden Kubikmeter große Erdgasquelle genutzt werden. Beide Vorkommen sind Teil des größten zusammenhängenden Erdöl- und Erdgasvorkommens Mitteleuropas, dem 1949 entdeckten Matzen-Feld, nordöstlich von Wien.[17]

Lagerstätten

Aufgrund gesetzlicher Vorschriften müssen Erdöläquivalente in einer bestimmten Höhe vorrätig gelagert werden. Dies übernimmt neben der OMV und der RAG auch die ELG (Erdöl-Lagergesellschaft) und Erdölimporteure die Pflichtnotstandsreserven halten müssen. In Summe ergab dies 2003 eine Lagerhaltung von 1,86 Mio. t Erdöläquivalenten.

Um saisonale Preis- und Verbrauchsschwankungen beim Erdgas auszugleichen, wird Erdgas zunehmend in Untergrundspeichern eingelagert, wobei Österreich bezüglich des Anteils des eingelagerten Jahresbedarfs eine Spitzenstellung in Europa einnimmt. Als Speicher werden ausgeförderte Erdgaslagerstätten genutzt. 2008 konnten in den fünf in Betrieb stehenden Speichern rund 4 Mrd. m³ Erdgas eingelagert werden, was über 40 % des Jahresbedarfs entspricht.

Die OMV betreibt Untergrundspeicher in Schönkirchen-Reyersdorf (1,57 Mrd. m³), Tallesbrunn (300 Mio. m³) und Thann bei Steyr (250 Mio. m³). Die zentrale Überwachungsstation für Erdgastransport und -lagerung befindet sich in Auersthal. Der Speicher Schönkirchen-Tief mit rund 2 Mrd. m³ Speichervolumen ist in Bau (Fertigstellung in zwei Stufen 2011 und 2015).

Die RAG betreibt Untergrundspeicher in Puchkirchen (860 Mio. m³) und in Haidach bei Straßwalchen (1,2 Mrd. m³, bis 2011 Ausbau auf 2,7 Mrd. m³) an der Grenze Oberösterreich/Salzburg. Eine Erweiterung des Speichers Puchkirchen durch das ehemalige Gasfeld Haag am Hausruck (300 Mio. m³) ist in Bau. Weitere Speicher mit zusammen 2 Mrd. m³ sind im Grenzgebiet von Oberösterreich/Salzburg in Planung.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Energiestatus Österreichs 2009 des BMWFJ, S. 1-2
  2. Österreichisches Montan-Handbuch 2009 des BMWFJ, S. 45
  3. Webseite des BMWFJ
  4. Gasolin (Tankstellenkette)#In Österreich
  5. Teil IV, Aus dem Krieg herrührende Ansprüche
  6. Abbildung 1: Energieträgermix des Bruttoinlandsverbrauchs von 1974 bis 2004, Austrian Energy Agency
  7. Energetischer Endverbrauch, Austrian Energy Agency
  8. 27. Sitzung des Wiener Gemeinderates am 23. April 2004, Postnummer 48, wörtliches Protokoll, Seite 25 ff
  9. Eurostat
  10. eur-lex.europa.eu
  11. eur-lex.europa.eu
  12. www.solarwirtschaft.de
  13. www.pvaustria.at
  14. www.bmu.de
  15. OMV für raschen Bau der Bratislava-Schwechat-Pipeline (BSP) APA-OTS Nachricht vom 16. Oktober 2009 abgerufen am 17. Oktober 2009
  16. OMV und Gazprom - ein Gas-Deal mit Zukunft
  17. Ölsuche nach der Gemüseernte, Der Standard, 20. Oktober 2006, S. 24

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