Österreichisches Filmmuseum

Österreichisches Filmmuseum
Österreichisches Filmmuseum

Das Österreichische Filmmuseum (oder auch kurz: Filmmuseum) ist eine Kinemathek in Wien.

Das Österreichische Filmmuseum wurde 1964 vom Filmenthusiasten Peter Konlechner und vom Avantgarde-Filmemacher Peter Kubelka ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei um kein Museum, das Kostüme, Dekorationen, Drehbücher, Fotos etc. präsentiert. Die einzigen Ausstellungsstücke sind die Filme selbst. Das Österreichische Filmmuseum ist als Verein organisiert und unterscheidet sich in seiner Struktur von anderen österreichischen Museen. Um die Filmvorführungen besuchen zu können, ist eine Mitgliedschaft erforderlich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gründung des Österreichischen Filmmuseums fand am 26. Februar 1964 statt. Die erste Retrospektive war von 23. Mai bis 5. Juni d. J. Georges Méliès gewidmet und wurde in der Galerie nächst St. Stephan sowie dem Hörsaal der damaligen Technischen Hochschule (heute: TU Wien) durchgeführt. Darauf folgten Sergej Eisenstein (13. bis 30. Oktober; TH Wien und Albertina), Robert Flaherty (25. bis 30. Jänner 1965; Nestroy-Kino), Charlie Chaplin (Filme 1914-1917; 20. bis 26. Februar 1965; Nestroy-Kino). Am 23. Juni wurde das Österreichische Filmmuseum in die F.I.A.F. (Fédération Internationale des Archives du Film) aufgenommen.

Seit Oktober 1965 finden die Vorführungen im eigenen Kinosaal im Souterrain der Albertina statt (damals Aleksandr Dovshenko), der einmal als Vortrags- und Vorführstätte der Graphischen Sammlung gedient hatte. 1989 wurde der Saal nach den Vorstellungen Kubelkas umgebaut, der damit sein Konzept vom Unsichtbaren Kino als einer "Seh- und Hörmaschine" (Kubelka) verwirklichen konnte. Durch einen schwarz gehaltenen Raum soll die Konzentration auf den jeweiligen Film erzielt werden. Dabei ablenkende Architekturelemente sind nicht vorhanden, als Beleuchtung für den Saal dient hauptsächlich die von Scheinwerfern angestrahlte, nackte Leinwand, die ohne Vorhang auskommt. 2002 wurden die Möglichkeiten des Unsichtbaren Kinos in technischer Hinsicht erweitert. Die neue Bild- und Tontechnik ermöglicht die authentische Wiedergabe sämtlicher historischer sowie nahezu aller heute verfügbaren Formate. Zudem wurde danach auch die Bestuhlung modernisiert, die von allen Plätzen einen uneingeschränkten, unverstellten Blick zur Leinwand ermöglicht. Außerdem wurde eine Bar eingerichtet, wo Getränke und Imbisse geordert werden können.

Das Filmmuseum vermochte sich sehr rasch einen von Beobachtern als hervorragend eingeschätzten Ruf in der Fachwelt zu erarbeiten. Die Retrospektiven der 1960er und 1970er präsentierten die klassischen US-amerikanischen Filmgenres, dazu kam der Avantgardefilm, der Propagandafilm, Meisterregisseure aus Japan oder die Filmkomiker der 1920er und 1930er. Für die Wieder- und Neuentdeckung von W. C. Fields, den Marx Brothers und Mae West spielte das Filmmuseum eine entscheidende, weltweit beachtete und anerkannte Rolle.

Bis heute beziehen sich die Retrospektiven gleichermaßen auf anerkannte Meisterregisseure der Filmgeschichte wie auf neue Namen. Mainstream- und Avantgardefilm, Autorenkino und Hollywood werden gleichermaßen gewürdigt. Geografische Einschränkungen oder Akzentuierungen sind nicht vorhanden.

Archiv- und Sammlungstätigkeit

Seit den Anfängen ist das Filmmuseum nicht nur damit beschäftigt, Filme vorzustellen und Retrospektiven zu organisieren, sondern einen wichtigen Schwerpunkt nimmt die Sammlungstätigkeit ein, zu der auch Bewahrung und Restaurierung gehören. Gegenwärtig sind rund 20.000 Filme archiviert. Das Filmmuseum besitzt dank des Engagements seines Mit-Gründers Kubelka einen der weltweit wichtigsten Bestände zum Avantgardefilm. Aber auch Kinoklassiker, historische Dokumente und Wochenschauen, Werbefilme, Filmstills, Dokumente zum zeitgenössischen Film und zur deutschsprachigen Filmemigration werden gesammelt. Das Archiv des Filmmuseums ist in Wien-Nußdorf (Bezirk Döbling) untergebracht. Seit den 1970ern werden in einem vollklimatisierten Lager des Filmarchiv Austria die Nitrofilme aufbewahrt. Die Bibliothek des Filmmuseums umfasst wesentliche Literatur zu allen Gebieten des Films, darunter vor allem die mehr als 16.000 Bücher, aber auch eine große Auswahl von bis zu 200 internationalen Filmzeitschriften (z. B. Cahiers du Cinéma, Sight and Sound, Film Comment, Variety, Andy Warhol's Interview u. a.). Außerdem ist eine wesentliche Sammlung früher US-amerikanischer Periodika aus der Zeit zwischen 1908 und 1935 vorhanden.

Direktion und Ehrenpräsidentschaft

2001 traten Konlechner und Kubelka in den Ruhestand. Zum Direktor ab 1. Jänner 2002 wurde Alexander Horwath bestellt, der seither dieses Amt bekleidet. Damals wurde auch das Personal des Filmmuseums aufgestockt.

Seit 1. Jänner 2005 fungiert der Regisseur Martin Scorsese als Ehrenpräsident des Österreichischen Filmmuseums.

Prominente Gäste im Filmmuseum

Die internationale Resonanz des Filmmuseums bezeugen die Besuche wesentlicher Filmkünstler in dessen Räumlichkeiten, wobei sie teilweise zu Interviews, Vorträgen oder Diskussionsabenden zur Verfügung standen. So kamen u. a. Stan Brakhage, Luchino Visconti, Federico Fellini, Ken Russell, Martin Scorsese, Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, Catherine Deneuve, Marika Green, Claire Denis, Christian Petzold, Ulrich Seidl, Frederick Wiseman oder Ken Jacobs zu Besuch.

Literatur

  • Heidrun Unterweger (1993): Das schwarze Kino im österreichischen Filmmuseum. Mit einer empirischen Studie zum Filmerleben im Schwarzen Kino. [Diplomarbeit, Universität Wien, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft]

Siehe auch

Weblinks

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