Československá zbrojovka

Československá zbrojovka
Z18 (1930)

Die Československá zbrojovka a.s., Brno (zu deutsch: Tschechoslowakische Waffenfabrik AG Brünn) war ein tschechoslowakischer Rüstungskonzern. Unter der Marke Z (auch Zet oder Zetka) stellte er zeitweilig auch Automobile her. Im Bereich der Waffenproduktion wurde vielfach die Abkürzung ZB verwendet, was für Zbrojovka Brno stand. Das Unternehmen ist nicht mit der Česká zbrojovka identisch.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Am linken Ufer der Svitava in Brünn-Židenice befand sich bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine Artilleriewerkstatt der k.u.k. Armee. Nach der Unabhängigkeit der Tschechoslowakei im Jahre 1918 wurde auf diesem Areal die Brünner Staatswaffenfabrik gegründet. Die ursprünglichen Unternehmensziele waren die Instandstellung, Entwicklung und Produktion von Waffen aller Art.

Zivilproduktion nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war die Waffenherstellung wenig gewinnträchtig. Statt dessen fehlte es der örtlichen Industrie an Maschinen und Geräten zur Produktion von zivilen Gütern des täglichen Gebrauchs. Mit der Reparatur von Eisenbahnwaggons und Werkzeugmaschinen wurde das Unternehmen binnen kurzer Zeit wirtschaftlich erfolgreich, so dass das Geschäftsfeld in den Jahren 1920/21 um die Herstellung eigener Werkzeugmaschinen sowie von Radio- und Funkgeräten erweitert werden konnte.

Mitte der 1920er Jahre erfolgte die nächste Erweiterungsphase, das Unternehmen wuchs stetig. Es entstand ein industrieller Mischkonzern, der alles herstellte, was als neu und modern angesehen wurde und darüber hinaus auch Gewinn versprach: Werkzeugmaschinen, Druckmaschinen, Industriewaagen, Pressen, Fahrräder, Automobile (ab 1923), Flugzeugmotoren, Spezialwerkzeuge, Elektrotechnische Geräte.

Waffenproduktion in der Zwischenkriegszeit

Auch dem Kerngeschäft wurde wieder mehr Aufmerksamkeit zuteil.

Nachdem aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags die Waffenproduktion des deutschen Herstellers Mauser aus Oberndorf am Neckar nach Brünn verlagert werden musste, entstanden ab 1924 Produkte wie z.B. eine Weiterentwicklung des Systems 98, die unter der Bezeichnung Vz.24 hergestellt wurden.

Ende der 1920er Jahre gehörte die Brünner Zbrojovka bei der Herstellung von Pistolen, Gewehren und Maschinengewehren weltweit zu den Marktführern. Unter der Marke ZB (Zbrojovka Brno) wurden MG-Modelle wie das ZB vz.26 exportiert, zusätzlich konnten vor allem mit dem Vereinigten Königreich mehrere umfangreiche Lizenzverträge geschlossen werden. Außerdem führte die Firma ein eigenes Normensystem ein, das als verbindliches Normensystem der Tschechoslowakei landesweit übernommen wurde.

In den 1930er Jahren wurde das Unternehmen durch Auslandsbeteiligungen zu einem weltumspannenden Konzern. Durch die Wiederaufrüstung der europäischen Mächte vor dem Zweiten Weltkrieg konnten auf dem Waffensektor wieder große Gewinne erwirtschaftet werden. Zusätzlich produzierte das Unternehmen auch Bürotechnik, z. B. unter der Markenbezeichnung „Zeta“ Schreibmaschinen nach Remington-Lizenz. Die Automobilherstellung wurde nach einer Entscheidung der Konzernleitung vom 15. Oktober 1936 zum Jahresende 1936 aufgrund schlechter Verkaufszahlen eingestellt.

Deutsche Kriegsproduktion

Nach Annexion des Sudetenlandes und Zerschlagung der Tschechoslowakei infolge des Münchner Abkommens 1938 gelangten die Brünner Waffenwerke in den deutschen Machtbereich und wurden mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in die deutsche Rüstung einbezogen.

In der Zeit von 1938 bis 1945 war die Fabrik unter dem Namen Waffenwerke Brünn an die Reichswerke Hermann Göring angegliedert und stellte ausschließlich Kriegsgerät her.

Fortan fertigten die Brünner Waffenwerke für die Wehrmacht originär deutsche Militärwaffen (wie den Karabiner 98 kurz und Vz. 24; ZB vz.26; ZB vz.37). Daneben wurden auch Eigenentwicklungen aus der Zwischenkriegszeit zum Einsatz in den deutschen Streitkräften herangezogen. Hierzu zählte auch das Gewehr 33/40, bei dem es sich tatsächlich nicht um ein "Gewehr", sondern eine besonders kurze und führige Karabinerversion auf Basis des Systems 98 handelte.

Sozialistische Produktion nach 1945

Nach dem Krieg beschlossen die nun kommunistischen Machthaber, die Fahrzeugproduktion in der Tschechoslowakei auf einige wenige Firmen aufzuteilen. Praga und Tatra oblag die Produktion von LKW, Škoda und Tatra sollten PKW herstellen und die Brünner Zbrojovka Motorräder und Traktoren, daneben auch weiterhin Gewehre, diesmal jedoch hauptsächlich Sport- und Jagdwaffen. Während die Produktion der Motorräder nach einigen Prototypen wieder aufgehoben wurde, blieb die Traktorenherstellung bis in die 1980er Jahre hinein bestehen. Diese Traktoren wurden unter dem Namen Zetor bekannt.

Marktwirtschaft nach 1990

In den 1990er Jahren war das Unternehmen nicht mehr konkurrenzfähig und wurde in die Aktiengesellschaft „Zbrojovka Brno a.s.“ - umgewandelt. Die unrentablen Firmenteile wurden geschlossen, der Personalbestand reduziert und die Produktpalette auf Gewehre und Pistolen, wie es 1918 ursprünglich geplant war, reduziert.

Heutige Situation / Konversionsfläche

Nach dem Konkurs der Zbrojovka Brno a.s. wurde das Unternehmen abgewickelt und große Teile des Inventars versteigert. Versuche, mit der Vermietung einzelner Gebäudetrakte auf dem Firmenareal neue Einnahmequellen zu erschließen, konnten das Unternehmen nicht erhalten, zumal sich die Werkshallen infolge vernachlässigter Instandhaltung zunehmend in schlechtem Zustand befinden. Im November 2007 waren auf der Internet-Präsenz der Zbrojovka Brno nur noch Ausverkaufsangebote für Restposten an Inventar, Maschinenteilen zu finden.

In der leerstehenden Halle, die bis 1936 die Autoproduktion beherbergte, werden in unregelmäßigen Abständen Vernissagen oder Installationen von Künstlern durchgeführt.

Das gesamte Werksgelände der Zbrojovka Brno a.s. wurde Anfang des Jahres 2007 für 707 Mio. tschechische Kronen veräußert. Die Planungen sehen eine Neugestaltung des Areals vor. Das bisher von außen nicht zugängliche, wie ein Fremdkörper im Stadtgebiet von Brünn wirkende Firmengelände soll sich den Bewohnern als offen und durchlässig präsentieren. Lediglich das Gebäudeensemble am Haupteingang mit den ältesten noch vorhandenen Bürogebäuden, und dem Pförtnerhaus soll als Industriedenkmal erhalten bleiben. An Stelle der Werkshallen sollen Wohngebäude entstehen, das wäre das erste Mal, dass dieser Ort zu Wohnzwecken genutzt würde.

Automobile

Serienfahrzeuge

Typ Bauzeit Zylinder Hubraum cm³ Leistung PS Stückzahl Anmerkung
Disk 1924–1925 4 Reihe 598 10 52 Personenwagen mit Friktionsantrieb. Je nach Quelle 52, 58 oder über 80 Exemplare
Z4/18 PS 1926–1930 2 Reihe 1004 18 2510 Wird oft auch als Z18 bezeichnet.
Z9 1930–1932 2 Reihe 993 22 850 Einziger in Serie gebauter Z-Wagen mit 4 Türen.
Z4 1. Serie 1933 2 Reihe 905 18 480 Erster in Serie gebauter tschechoslowakischer Personenwagen mit Frontantrieb.
Z4 2. Serie 1933–1934 2 Reihe 905 18 750
Z4 3. Serie 1934 2 Reihe 980 20 500
Z4 4. Serie 1934–1935 2 Reihe 995 22 500
Z4 5. Serie 1935–1936 2 Reihe 995 25 450
Z5 Express 1935–1936 4 Reihe 1470 35 357
Z6 Hurvínek 1935–1936 2 Reihe 735 18 500 Preiswerter Kleinwagen, im Volksmund Hurvínek genannt.
49.20552216.633425

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