Berijew R-1

Berijew R-1

Die Berijew R-1 ist ein sowjetisches Flugboot in Schulterdeckerauslegung das von Strahltriebwerken angetrieben wird. Der Erstflug fand am 30. Mai 1952 statt. Die R-1 war das erste strahlgetriebene Flugboot der Sowjetunion. Die Maschine besaß eine Druckkabine, Schleudersitze für die Piloten, sowie zur Verteidigung einen ferngesteuerten Heckstand. Das Cockpit war dabei zur besseren Sicht des Piloten nach links versetzt. Das Leitwerk war in T-Form ausgeführt. Der Bootsrumpf war zweistufig gestaltet. Die mit Radar ausgerüstete Maschine war allwettertauglich.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann man im OKB-49 mit der Entwicklung des Projektes R. Ausgehend vom Flügelentwurf der Berijew Be-6, der Anforderung eines Jet-Flugbootes seitens der sowjetischen Marine und von den Strahlflugzeugentwicklungen in den OKB Iljuschin und Tupolew arbeitete man ab Mai 1947 einen entsprechenden Entwurf aus.

Die offizielle Anforderung wurde am 12. Juni 1948 veröffentlicht und sah eine Reichweite von 2.000-2.500 km, drei Mann Besatzung und eine Geschwindigkeit von 800 km/h vor. Das Flugzeug sollte ein Radargerät tragen. Die Aufgabe war die Aufklärung und die Bekämpfung feindlicher Ziele. Dazu waren vier 20 mm Kanonen und eine Bombenlast von 2.000 kg vorgesehen.

Am 10. Juni 1950 war eine Attrappe fertig. Die ursprünglich vorgesehenen Rolls-Royce Nene Triebwerke wurden durch die inzwischen verfügbaren Klimow WK-1 ersetzt, die einen höheren Schub erzeugten. Sie waren in langen Verkleidungen eingebaut, die sich an der Knickstelle des Flügels befanden und so einen maximalen Abstand zur Wasseroberfläche aufwiesen. Zusätzlich war der Einbau eines Starthilfe-Raketentriebwerkes möglich. Statt der 20 mm Kanonen sollten 23 mm-Typen zum Einsatz kommen. Zusätzlich wurde die Möglichkeit geschaffen, zwei 500 kg Minen zu befördern.

Im November 1951 war der erste Prototyp fertig und am 24. November begannen die ersten Versuche im Wasser. Bei 165 km/h kam es dabei zu einer nicht kontrollierbaren Schwingung um die Nickachse, wobei der Prototyp fast zerstört worden wäre. Man nannte das Phänomen Hydrodynamische Instabilitätsschwelle, zu dessen Lösung umfangreiche Forschungsarbeiten nötig waren. Die Lösung bestand schließlich in einem System, das den Zustrom von Luft unter den Rumpf zwischen die beiden Bootsstufen ermöglichte.

Der Erstflug zeigte Vibrationen im Heck. Auch kam es während hoher Geschwindigkeiten auf dem Wasser zu solchen Vibrationen, die kritische Ausmaße annahmen. Am 3. Oktober 1953 verunglückte der Prototyp während der Landung, konnte jedoch wieder instand gesetzt werden. Bereits zu diesem Zeitpunkt war das Projekt gefährdet. Eine schnelle Lösung der Probleme erschien nicht wahrscheinlich. Die Entwicklung landgestützter Aufklärer großer Reichweite ließ Flugboote in Zukunft generell überflüssig erscheinen.

Man entschied jedoch, die gewonnenen Erkenntnisse in ein leistungsfähigeres Projekt zu überführen, aus dem die Berijew Be-10 entstand. Die Flüge der veränderten R-1 wurden am 18. Juli 1953 wieder aufgenommen. Es waren verbesserte Vorflügel montiert worden. Schließlich gelang es, das Luftzustromsystem so zu ändern, dass es auch die Vibrationen verhinderte. Es wurden Überlegungen angestellt, die Maschine mit einem gepfeilten Leitwerk auszurüsten, die jedoch nach dem Bau einer Attrappe nicht weiter verfolgt wurden. Eine Serienfertigung dieses Typs war zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr vorgesehen.

Die geänderte Maschine wurde weiterhin problemlos im Versuchsbetrieb verwendet, bis im Februar 1956 die R-1 nach einer Grundberührung in Folge einer Notlandung abgeschrieben werden musste.

Technische Daten

Kenngröße Daten
Besatzung 3
Antrieb 2 Klimow WK-1 zu je 26,4 kN Startschub
Länge 19,90 m
Spannweite 20,00 m
Flügelfläche 58,2 m²
Leergewicht 12.460 kg
Startgewicht 20.300 kg
Höchstgeschwindigkeit 800 km/h
Reisegeschwindigkeit 760 km/h
Abhebegeschwindigkeit 195 km/h
Landegeschwindigkeit 185 km/h
Reichweite 2000 km
Dienstgipfelhöhe 11.500 m
Bewaffnung zwei 23 mm Kanonen starr im Rumpfbug
zwei 23 mm Kanonen beweglich im Heck
Zusätzlich 1000 kg Abwurfbewaffnung

Siehe auch


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