Berlin-Gesundbrunnen

Berlin-Gesundbrunnen

Gesundbrunnen
Ortsteil von Berlin

Mitte Hansaviertel Tiergarten Moabit Wedding Gesundbrunnen BerlinGesundbrunnen auf der Karte von Mitte
Über dieses Bild
Koordinaten 52° 32′ 55″ N, 13° 23′ 25″ O52.54861111111113.39027777777852Koordinaten: 52° 32′ 55″ N, 13° 23′ 25″ O
Höhe 52 m ü. NN
Fläche 6,13 km²
Einwohner 83.567 (30. Juni 2011)
Bevölkerungsdichte 13.632 Einwohner/km²
Neugründung 1. Jan. 2001
Postleitzahlen 13347,13353, 13355, 13357, 13359, 13409
Ortsteilnummer 0106
Verwaltungsbezirk Mitte

Gesundbrunnen ist ein Ortsteil im Bezirk Mitte von Berlin. Der heutige Ortsteil entstand 2001 durch Teilung des ehemaligen Verwaltungsbezirks Wedding.

Im Rahmen der Verwaltungsreform 2001 wurden die ehemaligen Verwaltungsbezirke Wedding, Mitte und Tiergarten zusammengefasst und deren Ortsteile getrennt. Dabei entstanden im neu geschaffenen Bezirk Mitte neben den Ortsteilen Mitte, Tiergarten und Wedding auch die Ortsteile Gesundbrunnen, Moabit und Hansaviertel.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Erschließung

Im Westen grenzt Gesundbrunnen an den Ortsteil Wedding, im Norden an die Bezirke Reinickendorf und Pankow mit dessen – im Osten gelegenen – Ortsteil Prenzlauer Berg. Im Süden liegt der Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks Mitte. Eine der Hauptverkehrsachsen sind die Bad- und Brunnenstraße, die den Ortsteil von Nord nach Süd durchqueren. Im Süden endet der Gesundbrunnen an der Bernauer Straße und im Norden und Osten an der Linie Louise-Schroeder-Platz – Reginhardstraße – Ritterlandweg – Provinzstraße – Kühnemannstraße – S-Bahn-Trasse (Nordbahn)Mauerpark. Der südöstliche Teil wird „Brunnenviertel“ genannt. Wichtigste Station des öffentlichen Personennah- und Fernverkehrs im Ortsteil ist der Umsteigebahnhof Gesundbrunnen.

Durch Gesundbrunnen fließt die Panke.

Geschichte und Entwicklung

Namensgebung

Gebietsabgrenzung
Der Gesundbrunnen, um 1900
Bibliothek am Luisenbad
Prinzenallee Ecke Osloer Straße

Der Name Gesundbrunnen geht auf eine in der Nähe des späteren Luisenbades entdeckte mineralhaltige Quelle zurück, der heilende und jugenderhaltende Eigenschaften nachgesagt wurden. Durch starke Bautätigkeit im Umfeld der Quelle wuchs die Siedlung zu einem eigenen Stadtteil heran.

Die Ortsansässigen sagen „ich wohne am Gesundbrunnen“, oder „in“ oder „im Gesundbrunnen“. Im Berliner Volksmund wird der Gesundbrunnen auch liebevoll Plumpe (abgeleitet von der Berliner Bezeichnung für Wasserpumpe) genannt, auch wenn diese Bezeichnung nur noch von den alteingesessenen Bewohnern benutzt wird. Der Gesundbrunnen gilt wegen der kulturellen Entwicklung als zweite Keimzelle des ehemaligen Bezirks Wedding.

Ursprung und erste Besiedlung

Da der Bezirk Wedding erst mit der Verwaltungsreform 2001 in die beiden Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen getrennt wurde, gilt als Nachweis für die erste Besiedlung eine Urkunde aus dem Jahre 1251. Der Verbleib des Dorfes Weddinge ist nicht mehr nachweisbar: Es verschwand, ohne dass bekannt ist, warum dies geschah und ob es im heutigen Ortsteil Wedding oder Gesundbrunnen von Berlin-Mitte lag.

Erst um 1600 sind Informationen zu finden, die vom Vorwerk Wedding handeln. Im Gebiet des Gesundbrunnen ging es um Acker- und Wiesengrundstücke, sowie um „Schäferei- und Meiereigerechtigkeiten“. Möglicherweise war die Bewirtschaftung des Areals mit dem Amt Mühlenhof verbunden. Dieses war zuständig, den gesamten Bedarf der Hofhaltung mit Holz und Lebensmitteln zu versorgen. Mit der zunehmenden Erweiterung des Hofstaates war auch eine Erweiterung der landesherrlichen Bewirtschaftungen notwendig.

Dass der Ortsteil den Namen Gesundbrunnen erhielt, hängt mit der Entdeckung einer Quelle zusammen. Die eisenhaltige Quelle wurde 1748 zum ersten Mal erwähnt. Sie wurde untersucht und ihre Heilkraft durch den Chemiker Andreas Sigismund Marggraf festgestellt. Der Hofapotheker Heinrich Wilhelm Behm erwarb 1751 das königliche Privileg, hier eine Heil- und Badeanstalt einzurichten. Behm ließ den König wissen, dass die Eigenschaften der Quelle die jener in Bad Freienwalde und in Bad Pyrmont übertreffe. Friedrich II. veranlasste daraufhin, das Gutachten durch das Obercollegium Medicum zu prüfen. Das Wasser gefror auch bei Frost nicht. Daraufhin gab es Förderungen des Königs. Nach dem königlichen Förderer wurde der Ortsteil zunächst Friedrichs-Gesundbrunnen getauft.

Behm begann im Laufe des Jahres 1758 mit der Anlage des Gesundbrunnens. Im Jahr 1760 gab er eine kleine Werbeschrift mit dem Titel Vorläufige Nachricht von dem Gesundbrunnen heraus.

Die Heilquelle, die jährlich das Wasser zu mehr als 1000 Wannenbädern gab, wurde in Backstein eingefasst, dazu ein sechseckiges Brunnenhäuschen mit großen Rundbogenfenstern errichtet. Darum gruppierten sich ausgedehnte Gartenanlagen, Bade- und Trinkhäuser. 40 Kurgäste konnten in den Logierhäuschen nächtigen und Linderung für chronische und rheumatische Krankheiten und Augenleiden erhalten. Der König selbst logierte hier mit seinem Gefolge, wenn er zur Inspektion der nahe gelegenen Artillerieübungsplätze kam. 1799 besuchte Königin Luise das Heilbad und gestattete fortan das Bad nach ihrem Namen Luisenbad zu benennen.

So entwickelte sich die Gegend um den Friedrichs-Gesundbrunnen durch private Initiative zur zweiten Siedlungswurzel des Wedding.

1805 leben auf dem Gesundbrunnen 105 Menschen in 23 Haushalten. Der Galgen für öffentliche Hinrichtungen am Gartenplatz wurde erst im Juni 1842 abgerissen.

Das neue Ausflugsziel im Berliner Norden

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich der Gesundbrunnen zum Kur- und Badeort Friedrichs-Gesundbrunnen, dem späteren Luisenbad. Der Standort des Brunnens lag auf dem Gebiet des Hinterhofs der heutigen Badstraße 38/39, wenige Meter vom heutigen U-Bahnhof Pankstraße entfernt. Die Quelle wurde 1882 beim Bau der Kanalisation der Badstraße versehentlich zugeschüttet und existiert heute nicht mehr. An der Bad- Ecke Travemünder Straße befinden sich die noch verbliebenen Gebäude des ehemaligen Luisenbades. Nach der denkmalgerechten Sanierung durch das Architektenpaar Chestnut/Nies zog dort 1995 die Bezirkszentralbibliothek am Luisenbad ein.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten auch die Schankwirte die Beliebtheit der Quelle als Ausflugsort der Berliner Stadtbevölkerung. An der Badstraße entstanden im Laufe der Zeit viele Biergärten und Ausflugslokale. In dieser Zeit hielten auch das Glücksspiel und die Prostitution im Gesundbrunnen Einzug. Er wandelte sich damit zu einem Vergnügungsviertel.

1861 erfolgte die Eingemeindung nach Berlin. Zusammen mit dem Wedding bildete Gesundbrunnen fortan den Bezirk Wedding und Gesundbrunnen. Zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Gesundbrunnen durch die anhaltende Landflucht in einen Arbeiterbezirk. Dicht gedrängt lebten die Arbeiter in sogenannten „Mietskasernen“. Die schlimmsten Auswucherungen dieses städtischen Molochs entstanden in Meyers Hof (Ackerstraße 132). Diese Mietskaserne gilt immer noch als einzigartiges Beispiel für extrem komprimierte und spekulative Bebauung.

1900 wurde der neue Umsteigebahnhof Gesundbrunnen am heutigen Standort bereits als Fern-, Ring- und Vorortbahnhof mit einem stattlichen Empfangsgebäude und der damals längsten gedeckten und verglasten Fußgängerbrücke im Gewächshausstil errichtet, nachdem die Trasse der Berlin-Stettiner Eisenbahn in die der Ringbahn verschwenkt worden war. Zur Überbrückung der Bahntrasse im Verlauf der Swinemünder Straße wurde von 1902 bis 1905 die Swinemünder Brücke – im Berliner Volksmund „Millionenbrücke“ genannt – als hängende Stahl-Fachwerkkonstruktion an zwei Pylonen errichtet. Der Name geht auf die Höhe der seinerzeitigen Baukosten von rund einer Million Goldmark zurück. Nachdem 1930 auch die U-Bahn Linie D („GN-Bahn“, Gesundbrunnen-Neukölln, heutige Linie U8) fertiggestellt war, entwickelte sich der Bahnhof schnell zum verkehrsreichsten Umsteigebahnhof im Berliner S-Bahnnetz.

Gedenkstein zum sogenannten „Blutmai“ auf der Walter-Röber-Brücke (Wiesenstraße) über die Panke. Ursprünglicher Standort war die Kössliner Straße

Zur Zeit der Weimarer Republik war der Wedding auch eine Hochburg der Arbeiterparteien und als „Roter Wedding“ bekannt. Am 1. Mai 1929 kam es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Polizei und Demonstranten, der als „Blutmai“ bekannt ist. An der Wiesen- Ecke Uferstraße kamen 19 Menschen ums Leben (Gedenkstein an der Stelle).

Aus dem Ortsteil stammt der Fußballclub Hertha BSC. Hier an der Behmstraße bezog er 1904 seinen ersten festen Platz mit Vereinsheim, der bereits 1900 hier eingerichtet worden war. Im Jahr 1923 wurden dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Stadion am Gesundbrunnen (im Volksmund abgeleitet vom Ortsteil auch „Plumpe“ genannt) erbaut. Hier feierte Hertha seine beiden deutschen Meisterschaften 1930 und 1931. Die Spielstätte bot 35.239 Zuschauern Platz. Nachdem das Stadion im April 1945 durch Bombentreffer schwer beschädigt worden war, wurde es später abgerissen. An seiner Stelle entstand auf dem Gelände zwischen Behmstraße, Swinemünder Straße, Bahntrasse und Berliner Mauer in den 1960er und 1970er Jahren eine der wenigen West-Berliner Plattenbausiedlungen mit Waschbetonfassaden.

Die Zeit im Nationalsozialismus

Ehemaliger Flakturm Humboldthain

In der Zeit des Dritten Reichs herrschte in diesem Ortsteil Widerstand gegen den Nationalsozialismus, bei dem viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 war Wedding der Berliner Bezirk, in dem die wenigsten Stimmen für die NSDAP (25,9 %) zusammenkamen. Die KPD hingegen kam auf 39,2 %. Die SPD kam auf 22,8 %[1].

Im Volkspark Humboldthain wurde von Oktober 1941 bis April 1942 (unter Einbeziehung zahlreicher Zwangsarbeiter) ein Flakturm mit Leitbunker gebaut.

Die Luftangriffe und Bodenkämpfe des Zweiten Weltkriegs zerstörten fast alle Kirchen von Gesundbrunnen, zahlreiche Häuser und Straßen und kosteten vielen Menschen das Leben. Nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 herrschten in ganz Berlin bis Ende Juni 1945 die Soldaten der Roten Armee. In der ersten Zeit geschahen zahlreiche Übergriffe, Plünderungen sowie unzählige Vergewaltigungen.

Entwicklung nach 1945

Zuerst die Briten und danach die Franzosen lösten 1945 die Sowjets im Gesundbrunnen als Besatzungsmacht ab. Durch den Versuch der Sowjets 1948/1949 durch die Berlin-Blockade ganz Berlin an sich zu reißen wurden nun die West-Alliierten durch ihre Luftbrücke Freunde und Beschützer der Berliner. Eine Freundschaft, die sich hier im Wedding und Gesundbrunnen ganz besonders zu Frankreich entwickelte und sich bis zum Abzug der alliierten Truppen 1994 aus Berlin bewährte.

Gesundbrunnen-Center, vom Volkspark Humboldthain aus gesehen

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Badstraße eine der größten und bekanntesten Berliner Einkaufsstraßen. Außerdem gab es am Gesundbrunnen die Lichtburg, seinerzeit das größte Kino Berlins, das zusammen mit der Wohnanlage Atlantic in den 1930er Jahren von Rudolf Fränkel erbaut worden war.

In den Jahren vor dem Mauerbau war diese Einkaufsstraße für viele Berliner aus Ost-Berlin interessant, weil sie nur eine Station mit der S-Bahn vom Bahnhof Schönhauser Allee entfernt ist. Mit den Vorortzügen aus dem Berliner Umland an den Gesundbrunnen leicht zu erreichen, wurden landwirtschaftliche Produkte auf dem Bahnhofsvorplatz oder dem gegenüberliegenden Blochplatz verkauft. Dadurch wird Gesundbrunnen oftmals mit dem Bahnhof und seinem unmittelbaren Umfeld gleichgesetzt. Mit dem Mauerbau im Jahr 1961 riss der Besucherstrom abrupt ab.

Gesundbrunnen war nun durch die Mauer abgeschottet von seinen östlich und südlich gelegenen Nachbarbezirken. Viele Wohnungen hatten einen schlechten Ausstattungsstandard und waren preiswert. Ab 1961 warben deutsche Unternehmen auf der Grundlage des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei 678.702 Männer und 146.681 Frauen, also insgesamt 825.383 Menschen, als türkische Gastarbeiter an. Einige davon fanden ihr neues Zuhause in Gesundbrunnen. So erklärt sich der noch heute relativ hohe Anteil ausländischer Mitbürger in diesem Ortsteil.

Die heutige U-Bahn-Linie 8, die von 1930 bis 1977 am Gesundbrunnen ihre nördliche Endstation hatte, wurde seit 1977 durch die ergänzten Stationen Pankstraße (gleichzeitig zum Atombunker ausgebaut) und Osloer Straße erweitert. Seit 1987 wurde die Linie weitergeführt bis zur heutigen Endstation Wittenau (Reinickendorf).

Am 9. November 1989 war die Bösebrücke (umgangssprachlich auch Bornholmer Brücke genannt) am S-Bahnhof Bornholmer Straße der Schauplatz für die Wende. An dieser Grenzübergangsstelle zum damaligen Stadtbezirk Prenzlauer Berg wurde in der Nacht des Mauerfalls geöffnet.

Seit dem Fall der Mauer nahmen die Besucherströme für Berlin und sein Umland kontinuierlich zu und damit – aufgrund des Knotenpunktes aus U-Bahnhof und umgebauten S-Bahnhof sowie des Fernbahnhofs Gesundbrunnen – die Verkehrsbeziehungen aus und nach Gesundbrunnen. Zu einem Kristallisationspunkt des Quartiers entwickelte sich als Einkaufszentrum das 1997 eröffnete Gesundbrunnen-Center.

Panorama vom Humboldthain, vom Bunkerberg im Volkspark Humboldthain gesehen
Panorama vom Humboldthain, vom Bunkerberg im Volkspark Humboldthain gesehen
In der Mitte am unteren Bildrand die Brunnenstraße über der S-Bahn, dahinter das Gesundbrunnen-Center
In der Mitte am unteren Bildrand die Brunnenstraße über der S-Bahn, dahinter das Gesundbrunnen-Center

Industrie

Die AEG-Apparatefabrik an der Ackerstraße/Ecke Feldstraße wurde von Franz Schwechten zusammen mit Paul Tropp (AEG-Baubüro) entworfen und 1888–1890 errichtet.
Telefunken-Gerätewerk Schweden-
straße, 1939 bis 1941 nach Plänen von Ernst Ziesel zur Produktion von funktechnischen Geräten der Wehr-
macht gebaut, heute Gewerbebau der GSG (Gewerbesiedlungsgesellschaft).

Im Gebiet des heutigen Gesundbrunnen waren bis in die 1980er Jahre hinein zahlreiche Industriebetriebe ansässig. Am wichtigsten war die AEG, die im Werk Brunnenstraße die vier Fertigungsstätten Bahnfabrik, Großgerätefabrik, Kleinmotorenfabrik und Stromrichterfabrik betrieb. Das Eingangstor („Beamtentor“) ist erhalten. Daneben gab es das AEG-Apparatewerk Ackerstraße, das 1939–1941 von Telefunken gebaute „Gerätewerk" Schwedenstraße und die Gebäude der Hydrawerk AG an der angrenzenden Tromsöer bzw. Drontheimer Straße - beides AEG-Tochtergesellschaften. Hinzu kamen die Druckmaschinenfabrik Rotaprint sowie die Berliner Maschinenbau AG (Schwartzkopff).

Das Stadtquartier heute

Kleingärten neben einer Bahntrasse

Wichtigste Grünanlage des Ortsteils ist der vom Gartenarchitekten Gustav Meyer geplante Volkspark Humboldthain südwestlich des Bahnhofs mit seinem auch heute noch vorbildlich gepflegtem Rosengarten und der Kletterwand am Hochbunker. Auf einem der Flaktürme wurde 1961 das Mahnmal zur Wiedervereinigung der Stadthälften errichtet, im Berliner Volksmund „Plumpenpickel“ genannt.

Heute sind im Ortsteil gravierende soziale Probleme zu konstatieren. Die Verhältnisse sind durch hohe Arbeitslosigkeit (rund 25 %) und durch einen extrem hohen Anteil von unter 15-Jährigen geprägt, die von staatlicher Hilfe (rund 70 %) abhängig sind.

Der Sozialatlas Berlin 2009 (Monitoring Soziale Stadtentwicklung) legt dar, dass von insgesamt 447 Planungsräumen (LOR, Lebensweltlich orientierte Stadträume), der Ortsteil Gesundbrunnen insgesamt die hinteren Ränge belegt. Alle in Gesundbrunnen liegenden Planungsräume belegen im Ranking die hinteren Ränge. Das Gebiet um die Reinickendorfer Straße (01044201) belegt den Platz 431, Humboldthain Nordwest (01033103) den Platz 429, die Soldiner Straße (01033101) den Platz 426, der Planungsraum Gesundbrunnen (01033102) den Platz 422, das Gebiet Brunnenstraße (01033201) den Rang 416 und der Planungsraum Humboldthain Süd (01033202) den Rang 391.[2]

Der Sozialatlas Berlin 2010 gibt das bisherige Ranking der Ortsteile (LOR. Lebensweltlich orientierten Stadträume) auf und beschreibt nur noch den „Status Index“ und den „Dynamik Index“. Sprich die Fortentwicklung der bisherigen Ortsteile (LOR. Lebensweltlich orientierten Stadträume). Hierbei zeigt sich, dass alle Ortsteile im Gesundbrunnen keine sozialen Aufstieg zu verzeichen hatten. Hier sind alle vorher genannten Ortsteile mit dem Status „sehr niedriger“ Entwicklung gekennzeichnet worden.[3]

Wenn sich heute noch Gruppen von Jugendlichen in Gesundbrunnen und Wedding mit der Zahl „65“ mit Graffiti an Häuserwänden verewigen oder diese Zahl als Erkennungszeichen auf ihrer Kleidung tragen, ist dies ein Zeichen der örtlichen Herkunft. Die Kennzeichnung von Jugendgruppen mit diesen Zahlen gibt es wahrnehmbar nur in Wedding/Gesundbrunnen mit der Zahl „65“ und in Kreuzberg mit der „36“. Diese Zahlen beziehen sich auf die ab dem Jahr 1862 verwendeten alten Berliner Postbezirke: „N [= Nord] 65“ war die Bezeichnung des „Bestell“-Postamtes für das Gebiet um die Weddinger Schulstraße.

Einwohner

Der Ortsteil hat 83.567 Einwohner (Stand: 30. Juni 2011) und ist der einwohnerreichste Ortsteil des Bezirks Mitte. Zudem ist er einer der jüngsten, mit einem Durchschnittsalter von unter 38 Jahren. In den letzten Jahren nahm die Bevölkerung deutlich zu: Im ersten Halbjahr 2011 ein Anstieg um 821 Einwohner, im Jahr 2010 ein Anstieg um 17 Einwohner (die Einwohnerzahlen wurden durch Bereinigung des Melderegisters aktualisiert), im Jahr 2009 ein Anstieg um 1.443 Bewohner, im Jahr 2008 ein Anstieg um 421 Bewohner, im 2. Halbjahr 2007 ein Anstieg um 411 Personen.

Der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Gesundbrunnen ist mit 33,95 % der höchste aller Ortsteile von Berlin. Im gesamten Bezirk Mitte liegt der Ausländeranteil bei 27,14 %, im Berliner Durchschnitt bei 13,7 %. Über die Hälfte (58,35 %) der Bewohner in Gesundbrunnen haben einen Migrationshintergrund. Dabei belegen 14.520 Türken die erste Stelle, danach folgen mit 10.416 „nicht eindeutig zuordenbare Personen“ auf dem zweiten Platz und Polen belegen mit 5.183 Personen den dritten Rang.[4]

Söhne und Töchter vom Gesundbrunnen

Bedeutende Gebäude

Architekturdetail des inzwischen denkmalgeschützten Gebäudekomplexes der Rotaprint in Gesundbrunnen
Amtsgericht Wedding

Das Amtsgericht Wedding in Gesundbrunnen ist Zentrales Mahngericht für Berlin und Brandenburg. Als Vorbild des Baus diente die Albrechtsburg in Meißen. Das imposante Gebäude befindet sich am Brunnenplatz und wurde von 1901 bis 1906 im Stil der Neugotik erbaut. Es steht unter Denkmalschutz.

St.-Pauls-Kirche

An der Badstraße 50/51 Ecke Pankstraße 53 befindet sich die evangelische St.-Pauls-Kirche, die von 1832 bis 1835 im klassizistischen Tempelstil nach den Plänen des Architekten Karl Friedrich Schinkel errichtet wurde. 1889/1890 bekam die Kirche einen Campanile. Die Kirche wurde bei einem Bombenangriff 1943 beschädigt und brannte 1945 bei Straßenkämpfen vollständig aus. Sie wurde außen bis 1957 wiederhergestellt. Der Innenraum wurde 1952–1957 durch Hans Wolff-Grohmann modern gestaltet. Die Kirche steht seit 1971 als Zeugnis der Architektur der 1950er Jahre (Innenraum) unter Denkmalschutz. Neben der Kirche befindet sich ein Kriegerdenkmal.

Rotaprint-Fabrik

Zwischen der Uferstraße an der Panke und der Gottschedstraße erstreckte sich die Rotaprint-Fabrik. Markant ist das Eckgebäude an der Bornemannstraße 9/10 Ecke Gottschedstraße, erbaut zwischen 1957 und 1959 von Klaus Kirsten. Dabei orientierte sich dieser streng am Ideal der Moderne. Durch die Erbpacht des Vereins EX-Rotaprint wird dieses Objekt denkmalgerecht saniert.

Stephanuskirche

An der Prinzenallee Ecke Soldiner Straße befindet sich die Stephanuskirche.

Peter-Behrens-Halle

An der Gustav-Meyer-Allee befindet sich auf dem ehemaligen AEG-Gelände die nach dem deutschen Architekten Peter Behrens benannte Halle. Das Gebäude aus dem Jahr 1912 versinnbildlicht eine neue Art des Bauens für das Industriezeitalter im beginnenden 20. Jahrhundert.

Straßen und Plätze

Hauptartikel: Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Gesundbrunnen

Öffentlicher Verkehr

Die Panke in Gesundbrunnen, einst als Schönhauser Graben geplant

Schienenverkehr

Am Bahnhof Gesundbrunnen treffen die U-Bahn-Linie U8 und die Ringbahn sowie die Nord-Süd-Bahn der S-Bahn zusammen, außerdem ist es ein wichtiger Anschlusspunkt für den Nah- und Fernverkehr. Mit dem anliegenden Gesundbrunnen-Center und weiterem großflächigem Einzelhandel mit Einkaufsmöglichkeiten bis 24 Uhr (Kaufland) bekommt der Bahnhof wieder eine ähnliche Bedeutung, die er auch als Zubringer von Kunden aus dem gesamten Umland vor dem Bau der Mauer 1961 für die Einkaufsmeile Badstraße hatte.

S-Bahn

Fünf S-Bahn-Linien führen durch Gesundbrunnen:

Weitere S-Bahnhöfe im Gesundbrunnen sind der Bahnhof Bornholmer Straße (S1, S2, S25, S8, S85, S9) und Bahnhof Wollankstraße (S1, S25, S85), die an der ehemaligen Sektorengrenze zwischen Gesundbrunnen und Pankow liegen und der Bahnhof Humboldthain (S1, S2, S25).

U-Bahn

Durch den Ortsteil führen zwei U-Bahn-Linien:

Die Linie U8 war in der Zeit der Berliner Mauer eine Transitlinie, das heißt, sie fuhr ohne Halt vom U-Bahnhof Voltastraße (Gesundbrunnen) bis zum U-Bahnhof Moritzplatz (Kreuzberg) durch Ost-Berlin.

Die Linie U9 ist nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden. Im Norden sollte sie verlängert werden bis nach Pankow und im Süden bis nach Lankwitz und später nach Marienfelde zur Waldsassener Straße.

Straßenbahn

Nach der Wende bekam Gesundbrunnen wieder Anschluss an das Liniennetz der Berliner Straßenbahn.

Busverkehr

Durch Gesundbrunnen führen mehrere Buslinien, darunter eine Metrobuslinie (M) und drei Linien im Nachtverkehr (N):

  • M27 S+U Pankow – S+U Jungfernheide
  • 125 Frohnau, Invalidensiedlung – U Osloer Straße
  • 128 Flughafen Tegel – U Osloer Straße
  • 150 (S Buch –) Alt-Karow – U Osloer Straße
  • 247 S Nordbahnhof – U Leopoldplatz
  • 250 S+U Pankow – U Franz-Neumann-Platz
  • 255 Weissensee, Schwarzelfenweg – U Osloer Straße
  • N8 S+U Hermannstraße – Wittenau, Wilhelmsruher Damm
  • N9 S+U Rathaus Steglitz – U Osloer Straße
  • N52 Niederschönhausen, Pastor-Niemöller-Platz – U Osloer Straße

Literatur

  • Gerhild H. M. Komander: Der Wedding. Auf dem Weg von Rot nach Bunt. Berlin-Story-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-929829-38-X.
  • Ute Langeheinecke: Der Wedding als ländliche Ansiedlung. Zur städtebaulichen Entwicklung des Bezirks Wedding, 1720 bis 1840. Mann, Berlin 1992, ISBN 3-7861-1658-X.
  • Klaus Neukrantz: Barrikaden am Wedding. Der Roman einer Straße aus den Berliner Maitagen 1929. Proletarisch-revolutionäre Romane 1. Oberbaumverlag, Berlin 1970. Ersterscheinung Reihe Der Rote 1-Mark-Roman. Internationaler Arbeiter Verlag, Berlin 1931.
  • Harald Reissig: Luisenbad. Badstraße 38/39. In: Helmut Engel et al. (Hgg.): Geschichtslandschaft Berlin. Orte und Ereignisse, Band 3: Wedding. Publikation der Historischen Kommission zu Berlin. Nicolai, Berlin 1990, ISBN 3-87584-296-0, S 265–282.
  • Folkwin Wendland: Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden neunzehnten Jahrhundert. Das klassische Berlin. Propyläen, Berlin 1979, ISBN 3-549-06645-7, S 281–286.

Weblinks

 Commons: Berlin-Gesundbrunnen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik-Berlin
  2. Bericht Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2009
  3. Monitoring – Soziale Stadtentwicklung 2010
  4. Melderechtlich registrierte Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2011

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