Bernhard Palme

Bernhard Palme

Bernhard Palme (* Juli 1961 in Wien) ist ein österreichischer Papyrologe und Althistoriker und der erste Universitätsprofessor für Papyrologie an der Universität Wien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bernhard Palme begann 1979 ein Studium der Alten Geschichte und Geschichte sowie Ägyptologie und Archäologie an der Universität Wien. Eines seiner Wahlfächer war die von Hermann Harrauer angebotene Papyrologie, dessen erster Diplomand er wurde. Die Sponsion zum Mag. phil. erfolgte 1984, die Promotion zum Dr. phil. 1989, ebenfalls bei Hermann Harrauer.

Seit Herbst 1983 ist er Mitarbeiter an der Kommission für Antike Rechtsgeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (zunächst halbtags, derzeit ehrenamtlich). Seit 1986 ist er Redakteur der Zeitschrift Tyche, die von Wiener Althistorikern und Papyrologen herausgegeben wird.

Für 1992 bis 1993 wurde Palme Humboldt-Stipendiat am Institut für Papyrologie der Universität Heidelberg. Danach war er APART-Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 1997 erhielt er als erster Geisteswissenschaftler den Start-Preis des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF). Dies ermöglichte ihm und seinem aus Papyrologen verschiedener Länder bestehenden Team, mit einer systematischen Edition unpublizierter Bestände der Wiener Papyrussammlung zu beginnen. Über 60.000 Papyrusurkunden wurden gesichtet.

1998 habilitierte er sich für die Fächer Alte Geschichte und Papyrologie. 2004 erhielt er die Professur für Alte Geschichte und Papyrologie an der Universität Wien.

Palme ist Mitglied des Komitees der Association Internationale de Papyrologues und derzeit Leiter des Projekts „Edition griechischer Papyri aus der Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek“. Seit 2007 ist Palme Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik (AEK) in München sowie Ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts. 2008 wurde Palme zum korrespondierenden Mitglied der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt.

Lehr- und Unterrichtstätigkeit

Ab 1990 übt er seine Lehrtätigkeit an den Universitäten Wien (seit 1994), Salzburg und Graz aus.

Palme hält in Wien für angehende Althistoriker und Althistorikerinnen, klassische Philologen und Philologinnen, Theologen und Theologinnen und andere Nachbardisziplinen eine zweisemestrige Einführungsvorlesung in die Papyrologie sowie ein Seminar. Altgriechischkenntnisse setzt er voraus, denn unverzichtbarer Bestandteil der Seminare ist die Bearbeitung unpublizierter Papyri: „Die Studierenden sollen dadurch zur Editionstätigkeit hingeführt werden.“ Mittlerweile wird jährlich eine Diplomarbeit oder Dissertation aus dem Fachbereich Papyrologie vollendet, damit ist die Papyrologie eines der häufigst gewählten Fächer am Wiener Institut für Alte Geschichte und wird dabei nur vom Fach Römische Geschichte übertroffen. Weiters hält er in Wien einführende Lehrveranstaltungen für Studierende der Geschichte.

Als Professor für Papyrologie plant er ein Doktoratskolleg für Papyrologie, um den bereits vorhandenen internationalen Austausch noch mehr zu forcieren und junge Forscher zu unterstützen, arbeitet Palme an der Realisierung eines Doktoratsstudiums in Kooperation mit anderen europäischen Zentren der Papyrologie wie Oxford, Straßburg sowie Heidelberg und Trier.

Daneben hält er zahlreiche Vorträge zur Alten Geschichte, Papyrologie und griechischen Epigraphik auch an Einrichtungen der Erwachsenenbildung.

Forschungsschwerpunkte

  • „Wiener Editionsprojekt“ (START-Projekt): Edition von unveröffentlichten Papyrusurkunden aus dem ptolemäischen, römischen, byzantinischen und früharabischen Ägypten.
  • Bilingue Prozessprotokolle der Spätantike: Kommentierte Neuausgabe aller papyrologisch und epigraphisch überlieferter Akten aus Prozessen.
  • Die Rangordnung des spätrömischen Heeres: Systematische Darstellung der internen Organisation der spätrömischen Truppenverbände unter Auswertung der literarischen, juristischen, papyrologischen und epigraphischen Quellen.
  • Checklist of Attic Inscriptions I: Decrees: Checklist und Bibliographie zu den nacheuklidischen athenischen Dekreten

Schriften

  • Das Archiv des Johannes Apaitetes, phil. Dipl. Arb., Wien 1984
  • Das Amt des απαιτητής in Ägypten, phil. Diss., Wien 1989 (gedr. 1990)
  • Verwaltung und Militär im spätantiken Ägypten, geisteswiss. Habil. Schr., Wien 1998 (eingereicht 1997)
  • (Hrsg.), Wiener Papyri als Festgabe zum 60. Geburtstag von Hermann Harrauer (P.Harrauer), Wien 2001.
  • Dokumente zu Verwaltung und Militär aus dem spätantiken Ägypten. Wien 2002. (Corpus Papyrorum Raineri XXIV). XXII + 224 Seiten, 20 Tafeln. [gedruckte Fassung der Habilitationsschrift]

dazu zahlreiche Aufsätze, Rezensionen, und kritisch kommentierte Bibliographien

Literatur

  • Michael Freund: GeistesBlitze. Wien 1997, S. 48-50, ISBN 3-211-83047-2
  • A. J. B. Sirks: Antwort auf Bernhard Palme. In: Hans-Albert Rupprecht (Hrsg.): Symposion 2003. Vorträge zur griechischen und hellenistischen Rechtsgeschichte (Rauischholzhausen, 30. September - 3. Oktober 2003). In: Akten der Gesellschaft für Griechische und Hellenistische Rechtsgeschichte. Band 17 , o. O. 2006, ISBN 3-7001-3686-2, S. 409–414

Weblinks


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