Bi-Bewegung

Bi-Bewegung

Die Bi-Bewegung ist eine soziale Bewegung, die darauf ausgerichtet sind, die individuelle und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Bisexualität zu fördern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Bi-Bewegung

Die Wurzeln der Bi-Bewegung sind:

Wissenschaftler, wie Sigmund Freud und Magnus Hirschfeld haben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Forschungsergebnisse öffentlich kommuniziert, die sich auch für den Bereich Bisexualität bewusstseinserhellend auswirken. Die Integration dieser Ergebnisse in ein eigenständiges Konzept von Bisexualität setzte erst etwa in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, vornehmlich in den USA, ein.

Mit der Entdeckung der Bisexualität als eigenständiges Arbeitsfeld in Wissenschaft und Forschung formten sich auch erste selbstbewusste Ansätze einer Bi-Bewegung. Ein prominenter Vertreter dieser Anfangsphase ist Fritz Klein. Er entwickelte in Anlehnung an die Kinsey-Skala den "Klein Sexual Orientation Grid", ein System, das Menschen, die sich als bisexuell bezeichnen, anhand bestimmter Kriterien Auskunft gibt über den Grad der eigenen Bisexualität.

Die gesellschaftlichen Umbrüche infolge der 68er-Bewegung, der sexuellen Revolution und der Emanzipationsbewegung verhalfen der bis dahin verhaltenen Bi-Bewegung, die sich im Wesentlichen auf den Campus US-amerikanischer Universitäten konzentrierte, zu mehr Auftrieb.

Während der 70er Jahre entstanden an verschiedenen Orten in den USA lokale Selbsthilfegruppen bisexueller Menschen. Es kam zur Bildung von Netzwerken. Ab Mitte der 70er Jahre wurden zunächst punktuell, später dann in regelmäßigem Turnus "Konferenzen zu Themen der Bisexualität" oder "conferences on bisexuality" abgehalten.

Erst gegen Ende der 70er Jahre ergriff die Bi-Bewegung den europäischen Kontinent, später auch andere Regionen der Welt:

  • Seit Mitte der 80er Jahre informiert der englischsprachige "Bisexual Resource Guide" weltweit über die jeweils nächste seriöse Anlaufstelle zum Thema Bisexualität. Herausgeberin ist Robyn Ochs.
  • Seit 1990 findet alle zwei Jahre an wechselnden Orten der Welt die "International Bisexual Conference" statt.

Ein Teil der bisexuellen Community lebt offen und einvernehmlich in Beziehungen mit mehreren Partnern. Die sogenannte Polyamory, also das Leben in Mehrfachbeziehungen, findet ihren Niederschlag unter anderem im Ansatz der Lebensformenpolitik. Bisexuelle Menschen haben maßgeblichen Anteil an der Herausbildung einer Polyamory-Bewegung, einer ganz eigenen Subkultur, die sich seit Anfang der 90er Jahre vor allem in der Gegend um San Francisco entwickelt hat.

Die Bi-Bewegung in Deutschland

Seit Anfang der 80er Jahre reflektieren bisexuelle Frauen und Männer in Deutschland ihre Lebensweise und vertreten sie selbstbewusst als eine mögliche Form von Sexualität.

Nach Gründung mehrerer lokaler Selbsthilfegruppen, Organisation erster überregionaler Bi-Treffen seit 1988 und einer bundesweiten Vernetzung Bisexueller mit Unterstützung durch die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. erfolgte 1992 die Gründung von BiNe – Bisexuelles Netzwerk e.V.

BiNe e.V. leistet Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Bisexualität, unterstützt den Aufbau und Erhalt von Selbsthilfegruppen, kooperiert mit gesellschaftlich relevanten Gruppen und Initiativen, sammelt und verbreitet entsprechende Informationen und fördert die europäische und internationale Vernetzung Bisexueller.

Europäische Bi-Vernetzung

Die Vernetzung innerhalb der Europäischen Bi-Bewegung ist im Aufbau. Ausgangspunkte sind die beiden ersten „International Bisexual Conferences“ 1991 in Amsterdam und 1992 in London sowie „IBIS - International Bisexual Symposium“ 1996 in Berlin.

Auf Initiative des LNBi, eines bisexuellen Netzwerkes in den Niederlanden, fand 2001 die erste „European Bisexual Conference“ (EBC1) in Rotterdam statt, gefolgt von der entsprechenden Folgekonferenz „EBC2“ 2003 in Dublin, durchgeführt von der dortigen lokalen Selbsthilfegruppe „bi-irish“. Neben diesen EBCs gibt es ein permanentes Netz von Einzelpersonen, die auf europäischer Ebene miteinander zusammenarbeiten.

Die weitere Entwicklung wird nicht unerheblich geprägt sein von den stark variierenden Startbedingungen in Europa: Die Bi-Bewegung in den Niederlanden ist gekennzeichnet durch ein Nebeneinander eines landesweiten Netzwerks und teils eigenständiger starker Bi-Strukturen auf regionaler Ebene. Großbritannien verfügt über keine formale nationale Vernetzung, regionale Gruppen richten aber teils miteinander konkurrierende landesweite „bi-cons“ aus. In anderen Staaten gibt es Einzelpersonen oder regionale Gruppen, die stark in die europäische Vernetzung involviert sind, z.B. in Irland, Schweden, Frankreich und der Schweiz. Ferner sind hier noch Initiativen in Polen, Italien und Portugal bekannt, ohne erkennbaren Zusammenhang mit der europäischen Bi-Bewegung.

Siehe auch

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