Bienenprodukt

Bienenprodukt
Imker mit Smoker (Rauchapparat) überprüft Honigwaben
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Der Imker beschäftigt sich mit der Haltung, der Vermehrung oder der Züchtung von Honigbienen und der Produktion von Honig und weiterer Bienenprodukte. Imker ist eine Wortzusammensetzung aus dem niederdeutschen Begriff Imme für „Biene“ und dem mittelniederdeutschen Wort kar für „Korb, Gefäß“. Imker darf zwar jeder ohne eine spezielle Ausbildung sein, trotzdem gibt es auch einen zugehörigen Lehrberuf mit der amtlichen Bezeichnung Tierwirt, Fachrichtung Imkerei.

Inhaltsverzeichnis

Tätigkeit

Der Imker bringt seine Bienenvölker in künstlichen Höhlen, den Bienenstöcken unter, in denen sie ihr Brutnest geschützt vor Witterungseinflüssen und den Eingriffen anderer Tiere aufbauen können. Schließlich werden in der modernen Imkerei Magazin-Beuten und der sogenannte Mobile Wabenbau eingesetzt. Dadurch können die Völker sehr leicht zu ertragreichen Trachten transportiert und der von den Bienen gesammelte und eingelagerte Honig kann effizient geerntet werden.

Die Bedeutung der Imkerei besteht für die Landwirtschaft darin, Blüten von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen zu bestäuben, um deren Ertrag zu erhöhen, und für die Nahrungsmittelwirtschaft darin, Honig, Wachs und Pollen zu produzieren.

Bienenzucht

Synonym wird auch der Begriff Bienenzüchter anstatt Imker verwendet. Im strengeren Wortsinn züchten aber nur die wenigsten Imker tatsächlich ihre Bienen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die natürliche Begattung von jungen Königinnen unkontrollierbar in der Luft stattfindet, siehe auch Hochzeitsflug. Dabei sind mehrere Drohnen aus einem Einzugsgebiet von etwa hundert Quadratkilometern beteiligt. Was die Imker aber durchführen, ist eine gezielte Königinnenvermehrung, wobei sie ihr Ausgangsmaterial immer wieder, nach einigen wenigen Generationen von Mutterstationen oder Züchtern beziehen. In früheren Jahren gab es zur gezielten Vermehrung sogenannte Belegstellen. Im Umkreis einer solchen Belegstelle durften sich keine anderen Bienenvölker - mit nicht definiertem Drohnenmaterial - befinden.

Heutzutage ist dieser hohe Aufwand nicht mehr unbedingt erforderlich, denn eine wesentlich einfachere Methode stellt die künstliche instrumentale Besamung von Bienenköniginnen (unter dem Mikroskop) dar.

Eine Erleichterung bei der instrumentellen Besamung könnte dadurch erreicht werden, dass in Zukunft Bienensperma konserviert werden kann. Es wären dann nicht mehr lebende Drohnen für diesen Vorgang notwendig und Hemmnisse in Bezug auf strenge Seuchenhygiene-Bestimmungen würden entfallen. Das brandenburgische Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf (Landkreis Oberhavel) erhielt im April 2009 einen Zuwendungsbescheid des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Höhe von 400.000 Euro zur Entwicklung einer Konservierungsmethode[1].

Geschichte der Bienenwirtschaft

Honigjäger auf 6000 Jahre alter Höhlenmalerei bei Valencia (Spanien)

Hauptartikel: Geschichte der Imkerei

Honigbienen sind auch heute noch Wildtiere, die einer Betreuung durch den Menschen eigentlich nicht bedürfen. Ursprünglich bevorzugten sie zum Errichten ihres Wabenbaus Hohlräume in Bäumen. Seit Jahrtausenden werden Bienen wegen ihrer Produkte wie Wachs und Honig vom Menschen genutzt. Älteste Nachweise der „Jagd“ nach Bienenprodukten bezeugen 12.000 Jahre alte Felsmalereien aus Spanien, dazu wurden die Behausungen der Bienen aufgespürt und ausgebeutet. Mit der Entstehung der großen Kulturen in Ägypten und Mesopotamien entwickelte sich um 2.400 v. Chr. eine organisierte Bienenhaltung. Die Nutzung eigens für Bienen hergestellter Behausungen in Form von Beuten und Stülpern vollzog sich regional sehr unterschiedlich. Zwar kennt man aus der griechischen und römischen Zeit Keramikgefäße, die als Bienenstöcke dienten, aber 2007 fand man die 3000 Jahre alte Imkerei von Tel Rehov in Israel. Aus dem Ägypten der Pharaonen gibt es Bildbeschreibungen der Honigentnahme, die den Funden ähneln. Schon in antiker Zeit wurde die medizinische Bedeutung der Bienenprodukte erkannt. Griechische und römische Autoren beschrieben die hochstehende Bienenhaltung ihrer Zeit. Zahlreiche bienengesetzliche Regelungen sind bereits aus dem frühen Mittelalter überliefert. Kontientaleuropäisch entwickelte sich die Imkerei in zwei Bereiche, in die Waldimkerei (Zeidlerei) und die Korbimkerei. Im 14. Jahrhundert gründeten sich in Deutschland die ersten Imkerzünfte. Das Berufsimkertum ging im 16. Jahrhundert von der Lüneburger Heide aus. Der Beginn der modernen Imkerei, sowie die völlige Aufgabe der Waldimkerei, kann mit der Wende zum 19. Jahrhundert ausgemacht werden. Seit dieser Wende wurden die Ergebnisse zahlreicher wissenschaftlicher Entdeckungen und Erkenntnisse in der Imkerei umgesetzt.

Imkerei in Deutschland

Imkerei als Hobby, Nebenerwerb oder Haupterwerb

Bienen bei der Arbeit im Bienenstock
Achtung Bienenstand!-Verkehrszeichen in Schweden

In Deutschland gab es 2002 etwa 85.000 Imker mit etwa 820.000 Bienenvölkern. Rund 95% der Imker in Deutschland sind Freizeitimker[2]. Wenige betreiben die Imkerei im Nebenerwerb, und nur etwa 200 sind Berufsimker. Die allgemein angenommene Grenze für ein sicheres positives Betriebsergebnis liegt nach Einschätzung der deutschen Finanzämter bei mindestens 30 Bienenvölkern[3].

In Deutschland wird vergleichsweise viel Honig verzehrt (ca. 1,4 kg / Kopf und Jahr). Davon werden etwa 20 % des Honigs von heimischen Imkern geliefert, der Rest wird aus dem Ausland importiert.

Ein wesentliches Problem der Imkerei ist der Nachwuchsmangel. Das Durchschnittsalter der Imker in Deutschland liegt bei über 60 Jahren und es kommen nur wenige neue Imker hinzu, weshalb die Zahl der Imker in Deutschland derzeit abnimmt. Um dem Nachwuchsmangel, auch speziell unter der weiblichen Imkerschaft entgegenzuwirken und um auch mehr Frauen für die Imkerei zu begeistern, rief der Deutsche Imkerbund das Jahr 2008 zum Jahr der Frau in der Imkerei aus[4]. Ein weiteres Problem in der Imkerei ist das abnehmende Blütenangebot sowie die Überdüngung und Anwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft.

Grundsätzliche Voraussetzungen

Die Entscheidung, mit der Imkerei zu beginnen, sollte wohl bedacht sein. Es sind, zumindest in Deutschland, keine juristischen Bedingungen an diese Erwerbstätigkeit geknüpft, dennoch bedarf es einiger Überlegungen:

  • Ein Anfänger sollte im ersten Jahr nicht mit einer zu großen Anzahl von Völkern beginnen, sondern sich mit Zeit und ohne Stress an die Arbeit mit den Bienenvölkern gewöhnen. Zwei bis drei Völker sind hier eine gute Richtschnur, langsam in die Imkerei einzusteigen.
  • Ein Bienenvolk ist zwar nicht domestiziert, trotzdem sind regelmäßig gezielte Eingriffe nötig, manchmal auch mehrfach in der Woche und bei der Königinnenzucht sogar auf Tag und Stunde genau.
  • Finanzielle Investitionen für Völker, Beuten und weitere Imkereigeräte sind zu Beginn fällig. Manche selten gebrauchte Geräte (z. B. zur Wachsverarbeitung) sind häufig bei den Imker-Vereinen vorhanden und können dort ausgeliehen werden oder es haben sich Eigentümergemeinschaften gebildet.
  • Für die Aufstellung der Bienenstöcke wird ein geeignetes Grundstück benötigt, ebenso ein Platz zur Lagerung der Gerätschaften. Auch für das Schleudern des Honigs sollte ein geeigneter Raum vorhanden sein.

Imkerorganisationen

Imkerliche Zusammenschlüsse in Deutschland, die zum Deutschen Imkerbund gehören, haben einen hierarchischen Aufbau. Die unterste Ebene bilden Ortsvereine mit den einzelnen Imkern als Mitgliedern. Darüber steht ein Kreisimkerverein, der Mitglied des jeweiligen Imkerlandesverbandes ist. Es gibt 20 Landesverbände, die weitgehend mit den Bundesländer identisch sind. Die Dachorganisation vertritt die Interessen der etwa 80.000 ihm zugehörigen Imker und überwacht die Honigqualität.

Daneben gibt es weitere Imkerorganisationen, in denen sich Imker aufgrund der von ihnen gehaltenen Bienenrasse (Gemeinschaft der Buckfast Imker) oder aufgrund einer ökologischen Bienenhaltung zusammengeschlossen haben.

Ausbildung

Die Ausbildung zum Imker(-gesellen) unter der Bezeichnung Tierwirt, Fachrichtung Imkerei, erfolgt durch staatlich anerkannte Ausbildungsbetriebe. Sie dauert regulär drei, durch Anerkennung bestimmter Voraussetzungen zwei Jahre. Ebenso ist ein sogenannter „Seiteneinstieg“ zur Gesellenprüfung möglich. Dabei wird keine Ausbildung abgelegt, sondern bereits vorhandene Imkererfahrung ist bei den zuständigen öffentlichen Stellen (Landwirtschaftskammer) nachzuweisen. Eine Weiterbildung zum Tierwirtschaftsmeister (Imkermeister) ist möglich.

Die Anleitung zum Freizeitimker erfolgt in der Regel durch einen Imkerverein. Sie stellen an der Imkerei interessierten Personen einen „Patenimker“ zur Seite, der praktische Unterstützung in der Anfangszeit leistet. Daneben bieten die Imkerlandesverbände zur Ausbildung Lehrgänge an.

Imkern wird empfohlen, sich einem Imkerverein anzuschließen. Über den Verein und den Dachverband besteht ein Versicherungsschutz im Bereich des Rechtsschutzes und der Haftpflicht. Die Haftpflichtversicherung (2006 etwa ein Euro pro Bienenvolk und Jahr) ist wegen möglicher Schadensansprüche Dritter, zum Beispiel wegen Bienenstichen, von Bedeutung.

Ausbildende Institutionen

Viele Vereine und deren Imker sowie Berufsimker und auch öffentliche Institutionen (u. a. teilweise auch Volkshochschulen, Naturschutzorganisationen etc.) haben sich zum Ziel gesetzt, über Lehrgänge und sogenannte 'Schnupperkurse' allen Interessierten (auch Kindern und Jugendlichen) die Biene und das Imkern nahe zu bringen und Starthilfen zu bieten. Hier eine kleine Auswahl von Orten, in denen man die Gelegenheit hat, unverbindlich das Imkern zu erlernen:

  • Ausbildende Institutionen und Bienenwissenschaftliche Institute befinden sich u. a. in:
    • Deutschland (nach Bundesländern sortiert):
      • Baden-Württemberg:
      • Bayern:
      • Berlin:
        • Berlin: Institut für Allgemeine Zoologie und Experimentelle Morphologie der FU Berlin / AG Bienenforschung
      • Brandenburg:
      • Bremen:
      • Hessen:
        • Kirchhain: Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Bieneninstitut
        • Oberursel: Institut für Bienenkunde an der J.W. Goethe-Uni Frankfurt / Fachbereich Biologie und Informatik
      • Mecklenburg-Vorpommern:
        • Bantin: Bienenzuchtzentrum Bantin
      • Niedersachsen:
        • Bad Zwischenahn: Oldenburg- Wehnen, Lehr- und Versuchsanstalt der LWK Weser-Ems
        • Celle: Institut für Bienenkunde Celle
        • Leer (Ostfriesland): Imkerlehrheim des Imkervereins Leer in der Kleingartenanlage „Abendfrieden“
        • Nordhorn: Imkerschule
        • Osnabrück: Zooschule und Lehrbienenstand im Osnabrücker Zoo am Schölerberg
      • Nordrhein-Westfalen:
      • Rheinland-Pfalz:
        • Mayen: DLR Westerwald-Osteifel, Fachzentrum Bienen und Imkerei Mayen
      • Schleswig-Holstein:
      • Thüringen:
    • Österreich:
      • Graz: Steirische Imkerschule
      • Imst: Imkerschule der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt
      • Linz: Imkerschule des Oberösterreichischen Landes-Bienenzüchter-Verbandes
      • Warth-Aichhof: Niederösterreichische Imkerschule in der Landwirtschaftlichen Fachschule
      • Wien-Donaupark: Imkerschule Wien
    • Schweiz:
      • Einführungskurse in die Imkerei führen die regionalen Verbände durch.
      • Grundausbildung: 18 Halbtage verteilt auf 2 Jahre. Kurs Königinnenzucht: 8 Halbtage.
    • Südtirol:
      • Laimburg: Fachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau / Abteilung land-,forst- und hauswirtschaftliche Berufsbildung

Werkzeuge und Gerät

Imkereigerät im 19. Jahrhundert, Tafel aus Riem, Werner: Der praktische Bienenvater. Leipzig 1820

Imkereigeräte sind Maschinen, Werkzeuge und Geräte des Imker zur Arbeit an Bienenvölkern und zur Gewinnung von Bienenprodukten. Imkergeräte lassen sich den verschiedenen Arbeitsbereichen der Imkerei zuordnen. Diese sind:

  • die Arbeit am Bienenvolk
  • das Wandern (Verstellen) der Bienenvölker in die verschiedene Trachten
  • die Honiggewinnung und -verarbeitung
  • die Königinnenzucht

Imkereiprodukte

Die Phacelia zählt zu den sogenannten Bienentrachtpflanzen, die besonders reichhaltig Nektar und Pollen produzieren
  • Honig ist heute das Hauptprodukt der meisten Imkereien. Immer weniger Imker können sich heute allein durch den Verkauf von Honig halten. Daher werden vermehrt weitere Bienenprodukte angeboten.
    Im Zuge der zunehmenden Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge in der Natur sehen sich heute viele Imker auch als Naturschützer. Mit ihren Bienenvölkern sorgen sie z. B. auch für die Bestäubung vieler Wildpflanzen.
  • Bienenwachs findet nicht nur für Kerzen Verwendung, sondern wird auch in Pflegemitteln und Kosmetika verarbeitet.
    Auch die pharmazeutische Industrie benötigt noch immer Bienenwachs als Grundstoff. In der Lebensmittelherstellung wird Bienenwachs z. B. als Überzugsmittel E901 verwendet.
  • Pollen wird als hochwertiges Eiweißprodukt zur Nahrungsergänzung verwendet. Weitere Inhaltsstoffe sind Enzyme, Aminosäuren und ein hoher Gehalt an Vitamin B. Insgesamt wird von etwa 100 biologischen Aktivstoffen ausgegangen. Reiner Pollen schmeckt relativ streng (herb), deshalb wird er gerne im gefrorenen Zustand zermahlen und dann mit Honig vermischt angeboten. Er sollte aufgrund der Inhaltsstoffe relativ frisch verzehrt werden, möglichst innerhalb eines halben Jahres.
  • Gelée Royale ist der spezielle Futtersaft, mit dem ausschließlich Königinnen gefüttert werden. Er wird von den Arbeitsbienen produziert und bewirkt, dass eine Königin deutlich größer wird und eine vielfach längere Lebenszeit gegenüber den Arbeiterinnen hat, die nicht diesen Futtersaft verabreicht bekommen. Die Wirkung auf den Menschen ist bisher umstritten. Dies liegt auch daran, dass alle Substanzen dieses Saftes auch heute noch nicht vollständig entschlüsselt sind. Gelée Royale wird nachgesagt, verjüngend auf den menschlichen Körper zu wirken.
  • Propolis (auch Kittharz genannt), gilt als eines der stärksten natürlich vorkommenden Antibiotika und auch Antimykotika. Es wurde und wird auch heute noch in der Naturheilkunde als Wundmittel eingesetzt. Die Zusammensetzung kann jedoch sehr stark streuen, so dass wohl nie mit einer arzneimittelrechtlichen Zulassung zu rechnen ist. Ein weiterer Nachteil von Propolis kann darin bestehen, dass ein gewisser Prozentsatz von Menschen dagegen allergisch ist, weshalb vor Selbstmedikation (ohne vorherigen Test) gewarnt wird.
  • Bienengift wird vor allem zur Behandlung von entzündlichen Gelenkerkrankungen eingesetzt. Es hat eine stark durchblutungsfördernde Wirkung. Bei Überdosierung meint der Patient, tatsächlich gestochen worden zu sein. Die Behandlungsstelle wird rot und heiß und schwillt wie bei einem Stich an. Linderung bringt einzig permanente Kühlung. Durch das Gift wird vom Körper aus den Nebennierenrinden Cortisol ausgeschüttet. Entzündungshemmung ist so für viele rheumatische Beschwerden erreichbar.

Krankheiten

Beim Imkern treten, wie überall in der Tierhaltung, auch Krankheiten auf:

Imkerkrankheiten

  • Die Tätigkeit des Imkerns ist eine körperlich anstrengende Arbeit. Manche Imker nutzen dennoch (etwa aus Selbstüberschätzung heraus) keine Arbeitserleichterungen (wie zum Beispiel Geräte zum Heben von Zargen). Eine zu erntende Honigzarge kann, je nach Beutentyp und Betriebsweise, bis zu 30 kg wiegen. Durch die Belastung des Rückens kommt es gelegentlich zu Bandscheibenvorfällen. Trotzdem ist die Imkerei nicht für behinderte Menschen als Hobby ausgeschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg belebten Kriegsinvalide viele Imkereien mit teils unkonventionellen Hilfsmitteln.
  • Ein geringer Prozentsatz von Menschen reagiert auf Bienenstiche hochallergisch. Daher ist vor dem ernsthaften Beginn des Imkerns ein Allergietest durch einen Arzt zu empfehlen, der auch vor Beginn einer 3-jährigen Tierwirt-Ausbildung oft gefordert wird. Zwar gibt es auch hier die Möglichkeit der Desensibilisierung, doch sollten Hobby, notwendige Kosten einer Immuntherapie sowie auch die eigene Gesundheit/Sicherheit gegeneinander abgewogen werden.
  • Ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Risiko bergen Zecken. Neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), gegen die sich der Mensch impfen lassen kann und die zur Zeit vorwiegend im Süden Deutschlands verbreitet ist, übertragen Zecken auch Borrelien, die zu einer Borreliose führen können. Eine Impfung gegen Borreliose ist nicht möglich, sie kann nur durch Antibiotika (teilweise erfolgreich) bekämpft werden. Allen in der Natur arbeitenden Personen wird nahegelegt, über Zeckenstiche Buch zu führen und sich einmal jährlich auf Borreliose untersuchen zu lassen, da die Krankheit sehr unspezifische Symptome aufweist, oft lange Zeit unentdeckt bleibt und damit irreparable Schäden verursachen kann.

Bienenkrankheiten

Natürlich können (wie jedes andere Tier) auch Bienen erkranken. An dieser Stelle seien nur die wichtigsten erwähnt. Weiteres dazu ist unter der Kategorie:Bienenkrankheit zu finden.

  • Amerikanische Faulbrut (kurz AFB, auch Bösartige Faulbrut genannt) ist eine dem Veterinäramt anzuzeigende (anzeigepflichtige) Seuche.
  • Varroose (früher Varroatose) wird verursacht durch die Varroamilbe (Milben der Biene) und schädigt sowohl Bienen als auch Bienenbrut.
  • Nosemose (früher Nosematose) wird durch einen Parasiten hervorgerufen und zerstört die Darmwand der Bienen.
  • Der Kleine Beutenkäfer, ursprünglich in Afrika als Bienenschädling beheimatet, hat sich innerhalb weniger Jahre über die USA nach Kanada, Ägypten und Australien verbreitet. Er schädigt die Völker, in dem er Brut, Pollen und Honig frisst und zudem das Volk und damit auch den Honig durch seinen Kot verunreinigt. Noch ist er nicht in Deutschland angekommen, Wissenschaftler gehen jedoch fest davon aus, dass er weiter verbreitet wird.

Das historische Bild des Imkers

Die kleinen Honigdiebe nach Wilhelm Busch

Bienen sind Insekten und lassen sich weder domestizieren noch zähmen. Sie bleiben immer wilde Tiere und eine erfolgreiche Haltung erfordert, sie in ihren zahlreichen Eigenheiten zu akzeptieren und zu verstehen. Dazu ist viel Erfahrung und eine gute Beobachtungsgabe nötig. Trotz vieler fleißiger Füße und wehrhafter Stachel sind Bienen doch sehr sensible Tiere, die bei unsachgemäßer Haltung aufgrund ihres kurzen Lebenszyklus rasch erkranken und/oder zugrunde gehen können. In der Natur sterben jährlich etwa 60 % der neu gegründeten Staaten, zumeist an schlechten Umweltbedingungen, ungünstiger Nestwahl oder verschiedensten Feinden. Dies muss bei der Haltung sorgfältig beachtet werden, wozu viele unterschiedliche, nicht verallgemeinerbare und meist mündlich überlieferte Tricks und Kniffe nötig sind.

Das war historisch immer so, weshalb der Imker früher als ausgemachter Fachmann galt, auf dessen Fähigkeiten man nicht verzichten konnte. Anders als in anderen handwerklichen Berufen konnte die Arbeit nicht kurzzeitig anderen (Leiharbeitern, Erntehelfern) übergeben werden, da man die Eigenheiten der Völker kennen musste und ihr Verlust nur schwer und aufwändig ersetzbar war. Ein erfahrener Imker sah sofort, wie es seinen Bienen ging, und konnte dies, aufgrund der vielen zu beachtenden Dinge, schlecht in kurzer Zeit vermitteln. Deshalb, aber auch, weil summende Bienen von sich aus unerfahrene Gäste auf Abstand halten, galt der Imker als Einzelgänger und Einzelarbeiter, dessen eigentliche Arbeitstätigkeit der Gemeinde bis auf einige Stereotype nie so recht bekannt wurde. Da ein gestochener Imker nicht zuckt, sondern normal und ruhig weiter arbeitet, galt er zudem als abgehärtet oder unerschrocken gegenüber dem, was man gemeinhin als überaus aversiv empfand: den Bienenstich. Da die Tätigkeit körperlich nicht anstrengend ist und auch im hohen Alter noch ausgeführt werden kann, wurde die Imkerei oftmals den Alten übertragen, weshalb der Imker historisch häufig mit Alter, Weisheit und Erfahrung, aber auch mit Verschrobenheit assoziiert wurde. Andererseits konnte er aber auch immer süße Leckereien anbieten.

Dieses Bild ist mit der industriellen Zuckerherstellung zu Anfang des 19. Jahrhunderts, dem späteren Honigimport und der somit sinkenden Bedeutung des Imkerberufs im ländlichen Bereich in den Hintergrund getreten. Heute gilt der Imker eher als selbstbestimmter Landwirt, der in der Natur tätig ist und sich seine Arbeitszeit, die er mit interessanter Tätigkeit ausfüllt, vergleichsweise frei einteilen kann.

Ein Imker mit Bienenkörben auf Thasos (1957)
Bienenhäuser aus Holz waren früher weiter verbreitet, die verschiedenfarbigen Anflugbretter sollen den Bienen die Orientierung erleichtern
Bienenwagen im Wald
Starten eines Smokers

Häufige Missverständnisse

Über die Imkerei sind in der Bevölkerung häufig Missverständnisse zu finden, die sich teils auf die Arbeitsabläufe, teils auf eine Unkenntnis der Verhaltensbiologie der Bienen beziehen. Die Klärung dieser Missverständnisse spielt aus wirtschaftlicher Sicht keine große Rolle, trägt aber zur allgemeinen Bildung und dem Verständnis der Bienen bei.

Zuckerfütterung

Insbesondere in Gegenden, in denen Bienen jahreszeitbedingt nicht das ganze Jahr über Honig "produzieren" können, bildet der Honig den Wintervorrat für das Bienenvolk, der benötigt wird um die blütenlose Winterzeit zu überbrücken. Da der Honig - und damit der Wintervorrat - vom Imker geerntet wird, muss dieser für entsprechenden Ersatz sorgen, um das Verhungern des Volkes im Winter zu verhindern. Dieser Ersatz wird in der Regel durch Zucker (u.a. in Form von Sirup) nach der Honigernte zugeführt. Es handelt sich hierbei also nicht um den Versuch, den Honig mit Zucker zu strecken, sondern um die Bereitstellung eines Ersatzvorrates für die Überwinterung des Volkes, ohne den das Bienenvolk zweifelsohne verhungern würde.

Stockfindung

Bienen werden heute weltweit in Freiaufstellung in Magazin-Beuten gehalten. Speziell im deutschsprachigen Raum kommen auch noch gelegentlich sogenannte Hinterbehandlungsbeuten in Bienenhäusern oder Bienenwagen vor. Andere Behältnisse, ohne mobilen Wabenbau, wie zum Beispiel Bienenkörbe sind nur noch bei einer extensiven Bienenhaltung in wärmeren Weltgegenden anzutreffen. Die einzelnen Völker befinden sich oft in extremer Nähe zu einander. Viele Imker streichen die Bienenwohnungen oder Anflugbretter farbig mit der Absicht, den Bienen die Wiederfindung des eigenen Staates zu erleichtern. Bienen orientieren sich aber bei der Suche ihres eigenen Einflugloches nicht nur an Farben. Sie richten sich auch erheblich an der räumlichen Umgebung und über den eigenen, sogenannten Stockgeruch, der ihren Staat umgibt, aus.

„Beruhigender“ Rauch

Ein weiteres Missverständnis besteht in der Annahme, der Imker würde die Bienen mit Rauch beruhigen. Tatsächlich wird durch den Rauch nur die Stechbereitschaft der Bienen gesenkt. Die Aktivität der Bienen steigert sich aber deutlich, sie suchen die honiggefüllten Zellen auf, kriechen in sie hinein und füllen ihre Honigmägen. Daran beteiligen sich sämtliche beräucherten Bienen unabhängig vom Lebensalter. Beräucherte Drohnen verlassen den Stock fluchtartig und kehren nicht zurück. Evolutionär ist dieses Verhalten damit zu erklären, dass eine Bedrohung durch Feuer nicht durch Verteidigung (Stechen) verhindert werden kann. Den Bienen bliebe z. B. im Falle eines Waldbrands nur die Flucht aus dem Stock, die tatsächlich auch eintreten würde, wenn zum Rauch eine Temperaturerhöhung käme. Der gefüllte Honigmagen entspricht einem Rettungsversuch, obgleich die Bienen nicht allen Honig mit sich tragen könnten. Der Imker nutzt dieses Verhalten der Bienen aus, um ein ruhigeres und stichfreies Arbeiten am Volk zu ermöglichen. Die auf den Waben sitzenden oder darin steckenden Bienen sind mitunter so abgelenkt und beschäftigt, dass sie sich ohne Gefahr mit den bloßen Fingern fassen lassen.

Trivia

  • Eine alte Imkerweisheit besagt, nie und niemandem die genaue Anzahl seiner Völker zu nennen. Der Grund hierfür liegt vermutlich geschichtlich betrachtet in den Abgaben, die Landwirte zu leisten hatten. Heute sind es wohl eher die dem Finanzamt oder dem jeweiligen Imkerverband pro Volk zu leistenden Beiträge.
  • Sind die Völker eines Imkers von der anzeigepflichtigen Bienenkrankheit Faulbrut betroffen, so taucht bei den Nachbarimkern schnell eine Art Pestverhalten auf: Es wird mit ausgestrecktem Zeigefinger, vielen Worten, ängstlich und verärgert auf den nun verzweifelt gegen die Bienenkrankheit kämpfenden Imker gezeigt und Abstand genommen.

Einzelnachweise

  1. BMELV fördert Entwicklung einer neuartigen Technik für die Honigbienenzucht
  2. DER SPIEGEL 25/2008, S. 143
  3. Imkerei, Finanzamt und Nebenerwerb - Gewerbeschein ?
  4. http://www.deutscherimkerbund.de/index.php?frauen Deutscher Imkerbund zum Jahr der Frau in der Imkerei

Literatur

  • Lieselotte Gettert: Mein Bienenjahr. Ulmer, Stuttgart 1991, ISBN 3-8001-7243-7.
  • Edmund Herold, Karl Weiss: Neue Imkerschule. Ehrenwirth, München 1965, 1999, ISBN 3-431-02739-3.
  • Franz Lampetl: Bienen halten. Ulmer Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-8001-7075-2.
  • Matthias Lehnherr: Imkerbuch. 5. Auflage. Aristaios-Verlag, Basel 2004, ISBN 3-9520322-0-4.
  • Gerhard Liebig: Einfach imkern. 2. Auflage. Selbstverlag, Stuttgart 1998, 2002.
  • Rudolf Moosbeckhofer, Josef Bretschko: Naturgemäße Bienenzucht. Stocker, Graz 1996, ISBN 3-7020-0740-7.
  • Armin Spürgin: Die Honigbiene - vom Bienenstaat zur Imkerei. Ulmer, Stuttgart, 1996, ISBN 3-8001-6852-9.
  • Karl Weiß: Der Wochenend-Imker – eine Schule für das Imkern mit Magazinen. Ehrenwirth, München 1980, ISBN 3-431-02275-8.
  • Enoch Zander, Friedrich K. Böttcher: Haltung und Zucht der Biene. Ulmer, Stuttgart 1989, ISBN 3800174197.

Weblinks

Allgemeines

Museen


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