Biesenhard

Biesenhard
Biesenhard
Markt Wellheim
Koordinaten: 48° 49′ N, 11° 9′ O48.822511.1445Koordinaten: 48° 49′ 21″ N, 11° 8′ 40″ O
Postleitzahl: 91809
Vorwahl: 08427

Biesenhard ist ein Gemeindeteil von Wellheim im Landkreis Eichstätt im Naturpark Altmühltal.

Biesenhard auf der Albhochfläche, von Richtung Ochsenfeld her gesehen
Barockes Grabdenkmal von 1751, eingelassen in die Friedhofsmauer

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Kirchdorf liegt auf der Albhochfläche der Südlichen Frankenalb auf 503 Meter über Normalnull an der Straße zwischen Wellheim und Ochsenfeld.

Geschichte

Bei Biesenhard, ca. zwei Kilometer südsüdwestlich der Kirche, liegt untertägig eine vorgeschichtliche Abschnittsbefestigung, wo Funde vermutlich der Bronzezeit gemacht wurden. Der Ort liegt an der Römerstraße Nassenfels – Dollnstein. 1715 wurde bei Erdarbeiten zum Kirchenbau eine gemauertes Viereck gefunden, das wahrscheinlich zu einem römischen Beobachtungsturm gehörte.

909 ist Pysenhart erstmals urkundlich erwähnt. Der Name leitet sich ab von mhd. biese = Binse und hard für Bergwald. Bis zum Aussterben der Hirschberger mit Gebhard VII. 1305 gehörte das Dorf den Vögten des Hochstifts Eichstätt und wurde mit der Hirschberger Erbschaft fürstbischöflich. 1374 ist ein Meierhof erwähnt. Zu Pisenhard gehörten weitere Gehöfte im Umkreis; so sind 1239 Engelsee, 1384 und 1486 die Gehöfte „„Essenlohe“ (1186: Eschenlohe) und Englhard als in der Nähe liegend erwähnt. 1743 erbaute der Graubündner Baumeister Giovanni Domenico Barbieri (1704-64) in Biesenhard ein „Haus des Jägers“ und 1754 das dortige Wirtshaus. Im Ort findet sich noch die für Juradörfer bis in die Gegenwart typische „Hüll“ (Weiher).

Der Ort gehörte mit Wellheim nach der Säkularisation zum Königreich Bayern und 1817 bis 1833 zum Fürstentum Eichstätt der Herzöge von Leuchtenberg; zu dieser Zeit (1821) wohnten in dem Dorf 167 Personen in 30 Familien bzw. Häusern. Mit Eichstätt wurde Biesenhard später mittelfränkisch und mit der Gebietsreform 1972 mit dem Landkreis Eichstätt oberbayrisch. 1867 gründete sich eine Freiwillige Feuerwehr. Die Einwohnerzahl betrug 1933 227 und 2006 307.

Kirche

Die 1715 von dem Eichstätter Maurermeister Hans Deller nach Plänen des Eichstätter Hofbaumeisters Johann Benedikt Ettl neuerbaute katholische Filialkirche St. Johannes Baptist hatte einen Vorgängerbau aus der Zeit um 1600, der 1681 als „ganz ruiniert“ bezeichnet wird. Der Neubau wurde 1717 konsekriert, erfuhr aber schon 1789-90 eine umfangreiche Reparatur. Der jetzige zwiebelbekrönte Kirchturm, der den Dachreiter von 1715 ersetzte, und die Sakristei wurden 1910/11 nach Plänen des Münchner Architekten Hans Schurr aufgeführt. Der Hochaltar aus der Erbauungszeit wurde 1974 zurückgesetzt, um dem Volksaltar bessere Geltung zu verschaffen; auch wurden die Seitenaltäre verkürzt. Das Altarbild des Hochaltars stammt wie der Altar selbst von 1715 und zeigt, dem Patrozinium entsprechend, die Taufe Christi durch Johannes. Die Altarbilder der Seitenaltäre malte 1718 der Eichstätter Maler Lorenz Koch. Die Eichenholz-Renaissance-Kanzel aus dem späten 16. oder frühen 17. Jahrhundert mit späterer Stiege stammt der Tradition nach aus der Eichstätter Dominikanerkirche (Peterskirche), deren Einrichtung wegen einer barocken Umgestaltung durch Ettl 1713-16 abgegeben wurde. Über dem Chorbogen hängt eine Rosenkranzmadonna vom Ende des 17. Jahrhunderts, die Decke weist ein Stuck-Rahmenwerk auf. Das Deckengemälde brachte 1948 der Münchener Kunstmaler Josef Wittmann an. Der Kreuzweg ist eine Spätrokokoarbeit um 1770 des Eichstätter Malers Johannes Chrysostomus Wink. 1974 wurde eine Heizung eingebaut. 2006/07 wurde die Kirche außen und innen gründlich renoviert.

Ins Diözesanmuseum Eichstätt gelangte aus Biesenhard eine kleine Sitzmadonna mit dem Jesuskind, in der Rokokozeit durch Umdeutung der Figuren und Beifügung eines stehenden Jesuskindes zur Selbdritt-Gruppe ergänzt, „eine liebenswerte Schöpfung, verklärt durch den Zauber feiner, zarter Formen“ (Mader, Die Holzplastik ..., S. 11).

Der ummauerte Friedhof besitzt einige barocke Grabdenkmäler.

Biesenhard ist eine Filialkirche der Pfarrei Ochsenfeld im Bistum Eichstätt.

Literatur

  • Felix Mader: Die Holzplastik im Hochstift Eichstätt zur Zeit Loy Herings, in: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 30 (1915), S. 11
  • Felix Mader (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken. II. Bezirksamt Eichstätt, München 1928 (Nachdruck München und Wien 1982), S. 44-46 (Bilder bis S. 49)
  • (Zum Ortsnamen), in: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 52 (1937), S. 32
  • Theodor Neuhofer: Beiträge zur Kunstgeschichte des Landkreises Eichstätt, in: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 59 (1961/62), S. 55f.
  • Heinz Mittel: Wanderungen im Wellheimer Tal, Ingolstadt: 2. verbesserte Auflage 1981, S. 101
  • Bert Braun: Chronik Marktgemeinde Wellheim mit den Ortsteilen Konstein, Biesenhard, Gammersfeld und Hard, Spardorf: E. Braun (1982), S. 99f.
  • Edmund Hausfelder und Dietmar Schröter: Markt Wellheim. Konstein - Biesenhard - Gammersfeld - Hard. Erinnerungen in Bildern - Eine Brücke zur Vergangenheit, Geiger-Verlag 2000, ISBN 3895706892
  • Giovanni Domenico Barbieri (1704-1764). Ein Graubündner Hofmaurermeister des Fürstbischofs von Eichstät. Autobiographie und Ausgabenjournal, Regensburg: Schnell & Steiner 2004, S. 105, 131

Sankt Johannes in neuem Glanz, in: Eichstätter Kurier vom 27./28. Oktober 2007, S. 32 (mit Abb.)

Weblinks


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