Bimmel-Bolle

Bimmel-Bolle
Der erfolgreiche Kaufmann und Firmengründer Carl Andreas Julius Bolle

Carl Andreas Julius Bolle (* 1. September 1832 in Milow; † 28. September 1910 in Berlin) war der Gründer und Besitzer der traditionsreichen Meierei C. Bolle.

Sein Spitzname „Bimmel-Bolle“ entstand wegen der immer mit Handglocken bimmelnden Milchverkäufer auf seinen berühmten Bolle-Milchwagen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren wurde Bolle als sechstes Kind eines Holz- und Steinhändlers und seiner zweiten Ehefrau. Nach der Dorfschule besuchte er das Gymnasium in Brandenburg an der Havel, welches er jedoch ohne Abschluss frühzeitig verließ. Danach begann er eine Lehre als Maurer in Rathenow. Als Maurergeselle ging er in das aufstrebende Berlin der Zeit nach 1848 und besuchte dort das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und eine Baugewerksschule, woraufhin er seine Meisterprüfung in Eberswalde ablegte.

Im Jahr 1860 heiratete er Sophie Maltner und gründete ein Baugeschäft. Mit geerbtem und geliehenem Geld kaufte Bolle einige Grundstücke am Landwehrkanal des damals schnell wachsenden Berlins, und bebaute diese anschließend mit dringend benötigten Mietshäusern. Wenige Jahre später hatte er genug Geld angehäuft, um in den 1870er Jahren das Unternehmen Norddeutsche Eiswerke zu gründen, welche unter anderem die Eisfabrik in Berlin-Mitte erbauen ließ.[1] Dafür holte er Natureis aus dem Landwehrkanal und später aus der Rummelsburger Bucht, um es an die immer stärker nach Kühlungsmaterial fragenden Haushalte und Unternehmen (unter anderem für seine eigenen) zu verkaufen. Außerdem gründete er noch Bolles Seefisch-Handelsgesellschaft, Bolles Baumschulen, Bolles Obstplantagen und Bolles Konservenfabrik.

Eines der typischen Pferdefuhrwerke, die Milch und Milchprodukte auf Berlins Straßen verkauften

Die 30 Kühe, die er Ende der 1870er Jahre auf seinem Grundstück am Lützowufer 31 für die Düngerproduktion für seine Baumschule hielt, wurden ab 1879 auch für die Milchproduktion in „Bolles Milchausschank“ (auch bekannt als „Kuhdestille“ oder „Babythek“) genutzt. Nachdem er Zentrifugen, Verkaufswagen und Handglocken erworben hatte, begann er zwei Jahre darauf, im Jahre 1881, mit seinem neuen Unternehmen Provincial-Meierei C. Bolle Milch mittels Milchwagen in der Stadt zu verkaufen. Die dafür benötigte größere Menge Milch bezog er von Bauern im Umkreis von 200 km, wobei er die Preise durch Kreditvergabe an die Bauern selbst bestimmen konnte. Aus den zu Anfang drei „Bolle-Wagen“ wurden bereits im darauf folgenden Jahr 56 und bis 1910 schließlich 250 Milchwagen. Diese wurden von den „Bolle-Jungen“ gefahren, welche täglich bis zu 10 Stunden und sechs Tage die Woche arbeiten mussten.

Die Redewendung „Preise wie bei Bolle“ dürfte hier ihren Ursprung haben. Der Ausdruck „sich wie Bolle uff’m Milchwagen amüsieren“ fußt dagegen auf dem Berliner Lied mit dem Kehrreim: „Aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert“. Der Abdruck des Bolle-Liedes im „Richtigen Berliner“ wird wie folgt kommentiert: Durch dieses alte Lied anonymer Herkunft (und zweifelhafter Echtheit des Dialektes) wurde der echte Berliner Name Bolle bezeichnend für den amüsierfreudigen Mann aus dem Volk. Dass der bekannte Berliner Milch-Großhändler ebenfalls Bolle hieß, dürfte Zufall sein, da das Lied wohl schon populär war, bevor die „Bolle-Wagen“ ab 1881 in den Straßen auftauchten.

Bis 1887 lebte er am Lützowufer 31 und zog dann in eine Villa auf dem wegen des gut laufenden Geschäfts neu erworbenen Grundstück Alt-Moabit 98–103 ein. Heute befinden sich auf dem Gelände seiner einstigen Meierei die Neubauten eines Gewerbezentrums und des Bundesinnenministeriums.

Seine Villa in Milow an der Havel stellte er zu Lebzeiten seinen Mitarbeitern zur Erholung zur Verfügung. Heute befindet sich dort die Jugendherberge Carl Bolle.

Am 28. September 1910 starb Carl Bolle im Alter von 78 Jahren und wurde auf dem alten St.-Matthäus-Kirchhof (Schöneberg) beerdigt.

Die Söhne von Carl Bolle (Andreas und Johannes Bolle) übernahmen 1902 das Berliner Bestattungsunternehmen Grieneisen (heute Ahorn AG). Grieneisen hat daher 2000 auch eine Patenschaft für das Mausoleum der Familie Carl Bolle übernommen.[2]

Sein Enkel gleichen Namens Carl Bolle war im Ersten Weltkrieg erfolgreicher Jagdflieger, Ritter des Ordens Pour le Mérite und letzter Führer der Jagdstaffel Boelcke. Er starb 1955.

Ehrungen

Im Jahre 1909 wurde ihm „für seine großen Verdienste“ der Titel des Geheimen Kommerzienrats verliehen. Sich zum „von Bolle“ adeln zu lassen, lehnte er dankend ab. 1991 erhielt Bolle ein Ehrengrab auf dem Kirchhof St. Matthäus.

Siehe auch

  • Die Carl-Bolle-Schule in Berlin-Tiergarten ist nach ihm benannt.[3]
  • Die Supermarktkette Bolle ist aus der Meierei hervorgegangen.

Einzelnachweise

  1. Eine Aktie der Norddeutschen Eiswerke aus dem Jahr 1933 bei "effectenwelt", abgerufen am 13. März 2009
  2. Ahorn-Grieneisen: Geschichte des Unternehmens, PDF-Dokument
  3. Carl-Bolle-Schule

Weblinks


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