Biorythmus

Biorythmus

Biorhythmus ist eine unbelegte Idee, die besagt, dass durch einfache Mittel gute und schlechte Tage von Tieren einschließlich Menschen ermittelt werden könnten. Davon abzugrenzen ist die Chronobiologie, die mit wissenschaftlichen Methoden die zeitliche Organisation von Lebewesen untersucht, mit Biorhythmik jedoch nichts zu tun hat.[1] In der Chronobiologie wird deshalb der Begriff biologische Rhythmen verwendet, um Missverständnisse zu vermeiden.[1]

Die Biorhythmik-Lehre geht von drei „Rhythmen“ mit unterschiedlicher Periodendauer aus, durch die das Leben mitbestimmt werden soll:

  • körperlicher Rhythmus (23 Tage)
  • emotionaler Rhythmus (28 Tage)
  • geistiger Rhythmus (33 Tage)

Bei der Geburt sollen diese Rhythmen sinusartig mit ihrer ersten Periode positiv anfangen, nach einer halben Periodenlänge die Null–Linie überqueren und dann in eine negative Phase gehen. Am Ende der Periode erfolgt wieder ein Umschlag in den positiven Bereich. Alle Übergänge, das heißt von positiv zu negativ und umgekehrt sollen kritische Tage, also potentiell „schlechte“ Tage, sein. Kommt es nun bei allen drei Phasen zu einem Übergang am selben Tag, kann das laut der biorhythmischen Lehre krisenhafte Folgen haben – während das Zusammentreffen positiver Tage besonders gute Tage zur Folge haben soll.

Die Basis für diese simple Rechnung wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch den Wiener Psychologen Hermann Swoboda und den Berliner Arzt Wilhelm Fließ gelegt. Fließ glaubte, in den Krankenakten seiner Patienten übereinstimmend Regelmäßigkeiten entdeckt zu haben und formulierte diese zunächst in seiner Periodenlehre[2]. Sie versuchten so hinter den „guten“ und „schlechten“ Momenten eines Lebens eine Gesetzmäßigkeit zu entdecken. Hohe Popularität erlangte der Biorhythmus in den 1980er Jahren mit dem Aufkommen der ersten programmierbaren Taschenrechner und Heimcomputer. Das Lebensalter in Tagen und der daraus resultierende Biorhythmuszustand konnte durch einfach zu schreibende und zu bedienende Programme schnell berechnet werden.

Inhaltsverzeichnis

Rezeption

Chronobiologische Rhythmen, die in der Biologie und der Medizin beschrieben werden, unterliegen natürlichen Schwankungen, weshalb diese exakten Tageszyklen des Biorhythmus' für die wissenschaftliche Biologie und Medizin nicht plausibel sind. Die vom Biorhythmus postulierten Langzeitrhythmen sind nicht messbar und wissenschaftlich nicht belegt.[1] Da versucht wird, mittels Computerprogrammen der Lehre vom Biorhythmus einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben, wird sie zur Pseudowissenschaft gerechnet.[1] Die Voraussetzungen widersprechen gesicherten Erkenntnissen der biologischen Wissenschaft.[3] Die unter anderem von Anhängern der Lehre behauptete Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls vorherzusagen, konnte in einer Studie, bei der 3000 Verkehrsunfälle ausgewertet wurden, nicht nachgewiesen werden.[3]

Literatur

  • Wilhelm Hoerner: Zeit und Rhythmus: Die Ordnungsgesetze der Erde und des Menschen. Urachhaus, Berlin-Frankfurt/Main-Wien 1978, ISBN 3-878-38241-3. 
  • Martin Gardner: Mathematischer Karneval. Ullstein, Zürich 1977, ISBN 3-550-07675-4 (Enthält ein Kapitel Die Numerologie des Dr. Fließ). 

Einzelnachweise

  1. a b c d Ute Anske in: Pilotstudie zur Charakterisierung funktionaler Gesundheitszustände mittles Chronobiologischer Regulationsdiagnostik Seite 31 abgerufen am 2.01.2007
  2. Bruno Giebat, Auf gleicher Wellenlänge, Einleitung, ISBN 3833416246
  3. a b Sozial- und Präventivmedizin/Social and Preventive Medicine Seite 135 bis 140 abgerufen 02.01.2008

Weblinks


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