Bischof Meiser

Bischof Meiser

Hans Meiser (* 16. Februar 1881 in Nürnberg; † 8. Juni 1956 in München) war deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und von 1933 bis 1955 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Meiser hat sich stark für das lutherische Bekenntnis engagiert, was jedoch die Zusammenarbeit mit der Bekennenden Kirche erschwerte. Aufgrund seiner Kompromissbereitschaft im „Dritten Reich“ und antisemitischer Äußerungen ist er heute umstritten.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Eintritt in den kirchlichen Dienst

In seiner Geburtsstadt besuchte Meiser das Melanchthon-Gymnasium. Nach anfänglicher Belegung der Fächer Volkswirtschaftslehre, Psychologie und Philosophie in München studierte er Theologie in Erlangen, Berlin und Halle. Nach dem Militärdienst als Sanitätssoldat 1904/1905 wurde er im Herbst 1905 in Bayreuth ordiniert und als Privatvikar in Weiden in der Oberpfalz tätig. Ab 1908 wurde er Exponierter Vikar in Haßfurt, ab 1909 Stadtvikar in Würzburg. Das zweite Examen legte er 1909 ab.

Am 22. Juli 1911 heiratete er Elisabeth, geb. Killinger, mit der er in der Folgezeit vier Kinder hatte.

In Nürnberg wurde er 1911 Vereinsgeistlicher des Landesvereins für Innere Mission. Im Januar 1915 wurde er Pfarrer in München an St. Matthäus und stand seit 1917 zudem der Münchener Diakonissenanstalt vor. Im Verlauf der Münchener Räterepublik wurde Meiser vorübergehend als Geisel genommen. 1920 wurde er Pfarrer in München-Sendling, zugleich auch Mitglied der Bayerischen Verfassunggebenden Generalsynode und Mitglied des Landessynodalausschusses (1920–1922).

1922 kehrte Meiser als Mitbegründer und erster Direktor des neuen Predigerseminars nach Nürnberg zurück und gründete die „Sammelstelle für landeskirchliches Schrifttum“ (das spätere Landeskirchliche Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern [LAELKB]). Als Direktor des Predigerseminars war er für die Pfarrerausbildung in Bayern verantwortlich.

1928 übernahm Meiser als Oberkirchenrat im Landeskirchenrat kirchenleitende Funktionen, wobei er für das Schulwesen, die theologischen Prüfungen sowie für den Kontakt zur Inneren Mission und zu den staatlichen Behörden zuständig war. 1929 wurde er Vorsitzender des Kirchlich-Sozialen Bundes in Bayern.

Antisemitismus

Meiser wird vorgeworfen, einen religiös, kulturell, sozial und rassisch argumentierenden Antisemitismus propagiert zu haben[1], der auch als spezifischer protestantischer Antisemitismus bezeichnet wird[2]. Meisers Haltung zum Judentum war durch duale Wertmuster gekennzeichnet; sie knüpfte an die Vorstellung eines Gegensatzes von „Juden“ und „Deutschen“ an[3].

Im Jahr 1926 erschien im Nürnberger Evangelischen Gemeindeblatt ein dreiteiliger Aufsatz Meisers, der damals Direktor des Nürnberger Predigerseminars war, um – nach Ansicht der Schriftleitung – „vom Standpunkt der evangelischen Gemeinde aus im Sinn einer Klärung und Richtungsgebung grundsätzlich“ zur „Judenfrage“ Stellung zu nehmen.[4]

In seinem Aufsatz zur „Judenfrage“ befasste sich Meiser mit der Frage, wie sich Christen Juden gegenüber zu verhalten haben. In diesem Aufsatz äußerte sich Meiser sehr abfällig gegenüber dem Judentum und beklagte die „Verjudung unseres Volkes“, betrachtete „die Rassenfrage als den Kernpunkt der Judenfrage“ und forderte das „Zurückdrängen des jüdischen Geistes im öffentlichen Leben“ sowie die „Reinhaltung des deutschen Blutes“[5].

Den „jüdischen Geist“ sah er als wesensfremd für das Deutschtum an, meinte eine „unselige Kluft zwischen Deutschtum und Judentum“[6] zu erkennen und behauptete einen unauflöslichen rassischen Gegensatz zwischen Deutschen und Juden.[7] Meiser erkannte zwar die kulturellen und wirtschaftlichen Leistungen an, die den Juden zu verdanken seien, hielt den „jüdischen Geist“ jedoch für etwas „Wesensfremdes“. Dieser sei „kritisch zersetzend, nicht kontemplativ, konstruierend, produktiv“. „Die kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen, die wir den Juden zu verdanken haben, sollen voll anerkannt werden … Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß der jüdische Geist für uns etwas Wesensfremdes hat und daß sein Umsichgreifen zum allergrößten Schaden für unser Volk wäre. Es ist oft betont worden, daß der jüdische Verstand etwas Zerfressendes, Ätzendes, Auflösendes an sich hat. Er ist kritisch zersetzend, nicht kontemplativ, konstruierend, produktiv. Das ist von jüdischer Seite selbst anerkannt, wenn der Jude Abraham Geiger im Hinblick auf Börne und Heine schreibt: ‚Es ist jüdischer Geist, der in ihnen lebendig ist, der sprudelnde, zersetzende, witzige, weniger positiv aufbauende, aber Ferment hineinbringende in den stockphiliströsen, zähen, trockenen, deutschen Geist‘.“[8] Er beklagte deshalb, dass den Juden es mit erstaunlicher Geschicklichkeit trotz ihrer zahlenmäßig geringen Größe gelungen sei, sich auf fast allen Gebieten des öffentlichen Einfluss zu gewinnen und zu dominieren.[9]

Meiser schrieb auch, indem er die Legende vom „ewigen Juden“ aufnahm, der sich nicht von seinem Fluch befreien könne und ruhelos und heimatlos bleiben werde: „Der ewige Jude wird bleiben unter den Völkern bis ans Ende der Welt. Er stirbt nicht. Wir können ihn von seinem Fluch … nicht befreien. Ruhelos und heimatlos zu bleiben, ist sein Los. Aber er soll nicht sagen können, wenn er einst an das Ende seiner Wanderschaft gekommen ist, er habe nichts davon gespürt, daß er auf seinem Weg auch durch christliche Völker gekommen sei.[10]

Weiterhin forderte Meiser eine „sittliche Selbstschutzbewegung“: „Mag die Moral vieler Juden nichts anderes sein als stinkende Unmoral, wer zwingt uns denn, ihre Grundsätze zu befolgen und es ihnen gleichzutun oder gar sie zu übertreffen? Selbsthilfe ist oft die beste Hilfe. Darum scheint mir diese sittliche Selbstschutzbewegung das Allernotwendigste zu sein, was wir in bezug auf die Judenfrage zu tun haben.[11]

Statt zu Judenpogromen rief er zur Judenmission auf: „Gerade wer von der Minderwertigkeit der jüdischen Rasse überzeugt ist, dürfte, wenn er nicht ein blinder Fanatiker ist, mit dem nicht zu rechten ist, nicht das Judenpogrom predigen, sondern müßte zur Judenmission aufrufen, weil in ihr die Kraft liegt, die Juden auch rassisch zu veredeln“. Trotz des Aufrufs zur Judenmission lehnte er die Eindeutschung der Juden ab, weil diese das deutsche Volk „rassisch verderbe“ [12] und „Blutmischung mit einer fremdem Rasse“ zu „Mischlingsbildungen“ führe, die „rassisch unterwertig“ seien.[13]. „Gott habe jedem Volk seine völkische Eigenart und seine rassischen Besonderheiten doch nicht dazu gegeben, damit es seine völkische Prägung in rassisch unterwertige Mischlingsbildungen auflösen läßt. Es gelte hier der Grundsatz, daß die Treue gegen das eigene Volk eine ernsthafte Christenpflicht ist“. Er sieht aufgrund des vorausgesetzten „Rassengegensatzes“ zwischen Juden und Deutschen „etwas durchaus Berechtigtes in der Forderung nach Reinhaltung des Blutes“[14]: „So wenig wir Mischehen etwa mit naturalisierten Slaven gutheißen können, so wenig können wir Mischehen zwischen Deutsch-Stämmigen mit Juden billigen.“[15]

Meiser distanzierte sich jedoch davon, dass Juden „bloß um ihrer Rasse willen von vorneherein und ohne Ausnahme als minderwertige Menschen angesehen werden“, worauf von seinen Verteidigern hingewiesen wird:[16]Gott hat uns nicht zur gegenseitigen Vernichtung, sondern zum gegenseitigen Dienst und zur gegenseitigen Förderung geschaffen … Der Kampf gegen das Judentum hat unter uns solche Formen angenommen, daß alle ernsten Christen förmlich genötigt sind, sich schützend vor die Juden zu stellen.[17]

Die Schlussfolgerung lautete für Meiser: „Wir wollen ihm so begegnen, daß er, wenn Gott dereinst seinen Fluch von ihm nimmt und er zu Ruhe eingehen darf, seine Heimat da sucht, wo er die findet, die ihn in seinen Erdentagen mit Freundlichkeit gegrüßt, mit Selbstverleugnung getragen, durch hoffende Geduld, mit wahrer Liebe erquickt, durch anhaltende Fürbitte gerettet haben.“ Aufgrund dieser Empfehlung an die Christen wurde Meiser 1934 von den Nazis heftig beschimpft und verfolgt. Sogar noch im Jahr 1937 wurde ihm von sächsischen Gauleiter Mutschmann Rede- und Einreiseverbot in und nach Sachsen erteilt, weil er sich mit diesen „fünf Geboten“ „auf die Seite der Staatsfeinde gestellt“ habe.

Martin Bogdahn gelangt in der Zeitschrift "Confessio Augustana" bei seiner Untersuchung der Predigten und Ansprachen Meisers 1933-1945 zu dem Ergebnis: "Aus heutiger Sicht fällt eine Eigenart in den Reden und Stellungnahmen Meisers auf, die man in Rechnung stellen muss, will man ihm gerecht werden. Meiser bringt häufig zuerst - so nenne ich es einmal - dem Zeitgeist ein gewisses Verständnis entgegen, um dann unter dem Deckmantel dieses Entgegenkommens seine Bedenken, Warnung oder auch seinen Widerspruch vorzutragen."[18]

Zu Beginn des Jahres 1934 begrüßte Meiser vor etwa 250 Pfarrern, dass der „nationale Staat“ nunmehr „das Volk auch in seinem biologischen Aufbau erzieherisch zu beeinflussen sucht“.[19] Dem „rassenmaterialistisch“ „übersteigerten Nationalismus“ grenzte er sich mit dem Begriff „rassebiologisch“ ab, worin er die positive Seite des Rassenbegriffs sah, an den auch ein Christ anknüpfen könne. Zumindest im Staat sah er deshalb eine Berechtigung des Arierparagraphen, also des Ausschlußes von Juden aus öffentlichen Ämtern.[20] In der bayerischen Landeskirche wurde der Arierparagraph indes nicht eingeführt.[21]

Am 21. März 1934 protestiert Hans Meiser beim bayerischen Ministerpräsidenten Siebert schriftlich schriftlich gegen die Schädigung der Juden von Ansbach: „Wir wollen darauf verzichten, des näheren auszuführen, in welch krasser Weise die Aufforderung zu der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schädigung der Juden den Gesetzen christlichen Handelns zuwiderläuft … Wir bitten mit allem Ernst, dahin zu wirken, dass die Verbreitung der Aufforderung unverzüglich eingestellt wird, damit nicht unabsehbarer Schaden erwachse.[22]

Im Kern des NS-Systems, im Reichssicherheitshauptamt (RSHA), wird Meiser hingegen als „Judenfreund“ beurteilt. Auf der Tagung des Judenreferats des Sicherheitsdienst des Reichsführers SS, Amt II (Weltanschauung), 112 (Judentum), hält SS-U'Stuf. Gahrmann ein Referat mit dem Titel „Geistige Unterstützung des assimilatorischen Judentums in Deutschland durch Katholizismus und Bekenntnisfront.“ Die Tagung der Abt. II fand am 1. November 1937 im Sicherheitshauptamt statt, anwesend unter anderem Adolf Eichmann. Dort führt Gahrmann aus: „Die judenfreundliche Einstellung des Protestantismus wird am besten charakterisiert durch die fünf Gebote, die Landesbischof Meiser im Lutherischen Jahrbuch 1935 von seinen Bekenntnischristen erwartet: ‚Als Christen sollen wir die Juden erstens mit Freundlichkeit grüßen, zweitens mit Selbstverleugnung tragen, drittens durch hoffende Geduld stärken, viertens mit wahrer Liebe erquicken, fünftens durch anhaltende Fürbitte retten.’“ [23]

Antisemitisch soll sich Meiser auch in einem Brief an den Reichsfinanzhof vom 17. September 1943 geäußert haben, in dem er das Alte Testament als Grundlage des Christentums verteidigte[24], weil der Reichsfinanzhof der Württembergischen Bibelanstalt die Gemeinnützigkeit wegen angeblicher „Verherrlichung der jüdischen Rasse und ihrer Geschichte“ absprechen wollte, wogegen Meiser protestierte. Es ist allerdings heftig umstritten, ob dieser Text wirklich antisemitisch ist.

Am 12. August 1944 versendet der Landeskirchenrat auf Vermittlung von Oberkirchenrat Thomas Breit und mit der Unterschrift Meisers einen antisemitischen Vortrag des Theologieprofessors Gerhard Kittel an die gesamte bayerische Pfarrerschaft. Kittel und Breit selbst schätzen diesen Vortrag im Rahmen des Entnazifizierungsverfahrens von Kittel im Jahr 1946 als Protest gegen die Abwertung des Alten Testaments durch breite Kreise des NS-Systems ein.[25] Zu diesem Zeitpunkt war Meiser über den Judenmord informiert[26]. Dieser Vorgang wird von Röhm und Thierfelder so bewertet: „Der Versand von Kittels Vortrag als 'Berufshilfe' für Pfarrer zu einer Zeit, als in Auschwitz und in anderen Vernichtungslagern im Osten die Juden zu Hunderttausenden vergast wurden, bleibt ein Vorgang, der zutiefst beschämend für die evangelische Kirche ist.“[27] Sie urteilen allerdings zuvor: „Möglicherweise lag hier der Versuch vor, sich drei Wochen nach dem Attentat vom 20.Juli 1944 als unverdächtig darzustellen, gerade angesichts des Umstandes, dass kurze Zeit zuvor Meiser Gerhard von Rads Verteidigung des Alten Testaments an die Geistlichen verschickt hatte.“ Dazu merken die Autoren auf S.348 an: „Möglicherweise wollte Landesbischof Hans Meiser damit einem hemmungslosen Ausfall des stellvertretenden Gauleiters von Franken, Karl Holz, begegnen und den Pfarrern eine entsprechende Argumentationshilfe an die Hand geben.“ Und sie sagen weiter, dass „dieses an alle bayerischen Pfarrer verschickte Vortragsmanuskript auf Antisemiten und Kirchenfeinde in der NSDAP wie ein rotes Tuch wirken“ musste (S. 350). Im extrem antisemitisch orientierten Teil des Nationalsozialismus galt bereits die Verteidigung des Alten Testaments als Provokation.

Zugunsten Meisers wird angeführt, dass er das Alte Testament (die Heilige Schrift der Juden) als Grundlage des christlichen Glaubens gegen alle Staatsgewalt vehement verteidigte.[28] Ob diese Verteidigung des Alten Testaments antisemitisch geprägt ist, ist umstritten[29]

Die völkische Bewegung sah Meiser trotz massiver Kritik grundsätzlich positiv. Er hielt es für einen Gewinn, „wenn unser Volk durch die völkische Bewegung wieder an seine Pflicht gegen die eigene Art und das eigene Blut erinnert wird.[30] Im Aufsatz von 1926 wandte er sich aber auch gegen „völkische Heißsporne“ und deren „übersteigertes Rassendogma“. Im selben Aufsatz setzt er gegen das völkische Ideal das „übervölkische Wesen des Christentums, das es nicht duldet, den Angehörigen einer anderen Rasse nur mit den Augen des Rassenhasses anzusehen, sondern uns immer wieder daran erinnert, daß unser Gott im Himmel auch der Juden und Heiden Gott ist und über die Angehörigen auch der anderen Rassen so gut seine Heils- und Friedensgedanken hat, wie wir hoffen, daß er sie gegen uns hegen möge.

Landesbischof im „Dritten Reich“

Am 12. April 1933 bestellte die Synode Meiser zum Stellvertreter von Kirchenpräsident Friedrich Veit. Im selben Monat trat Veit im Alter von 72 Jahren angesichts zu erwartender Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten und aufgrund von Rücktrittsforderungen zurück. Die Synode wählte Meiser am 4. Mai 1933 in das neue Amt eines Landesbischofs mit umfangreichen Vollmachten zur Kirchengesetzgebung entsprechend dem Führerprinzip. Am 11. Juni 1933 erfolgte in der Lorenzkirche in Nürnberg die öffentliche Amtseinführung unter starker Beteiligung von Vertretern des Staates sowie der NSDAP. Die SA kam auf eigene Initiative, um Spalier zu stehen. Manche sehen ihre Motivation als die Verdeutlichung, dass der Staat nicht gegen die Kirche sei, sondern auf ihrer Seite stünde.

Autonomie durch Entgegenkommen

Nachdem sich der Nationalsozialismus zunächst durch die Einführung des Schulgebets kirchenfreundlich zeigte, begann die NSDAP die „Deutschen Christen“ und den von Hitler protegierten Kandidaten für das neue Amt des „Reichsbischofs“, Ludwig Müller, zu fördern. Meiser gelang es, die bayerische Landeskirche vor der förmlichen Übernahme durch die Deutschen Christen dadurch zu bewahren, dass er den Kurs der Kirche nicht allzu regierungsfeindlich bestimmte. So entzog er im Juni 1933 dem von der NS-Regierung ungeliebten Friedrich von Bodelschwingh, der von den Vertretern der Landeskirchen als Reichsbischof vorgesehen war, das Vertrauen. Ebenfalls war er bereit, bei der Gründung der Reichskirche in der Nationalsynode in Wittenberg am 27. September 1933 Müller einstimmig mitzuwählen. Obwohl viele lutherische Landeskirchen ähnliche Kompromisse eingingen, erreichten nur die ebenfalls lutherischen Württembergischen und hannoverschen Landeskirchen dadurch eine vergleichbare Autonomie. Die Zusammenarbeit zwischen den Bekenntnissynoden, die in anderen Landeskirchen aus dem von bekenntnistreuen Pfarrern gegründete „Pfarrernotbund“ hervorgingen, und den lutherischen Kirchenleitungen der drei Landeskirchen, der ohnehin durch konfessionellen Argwohn belastet war, wurde durch diese Politik weiter erschwert.

Konflikt mit dem Staat

Versuchen der deutschchristlichen Führung der Reichskirche 1934, die Struktur der Reichskirche zu straffen und den Landeskirchen die Autonomie zu entziehen, begegnete die im August 1934 tagende landeskirchliche Synode mit dem einstimmigen Beschluss, dass eine Unterordnung der bayerischen Landeskirche als Befehlsempfängerin der Reichskirche (die nicht auf das lutherische Bekenntnis begründet war, sondern überkonfessionell, mit einem Schwerpunkt im unierten Preußen) nicht in Frage komme. Damit unterstützte sie Meisers Autonomie-Kurs und sprach ihm ihr volles Vertrauen aus. Zuvor hatte Hitler am 13. März 1934 den Bischöfen Meiser und Wurm eine Unterredung gewährt. Dabei hatte Meiser erklärt: „Wenn der Führer bei seinem Standpunkt verharren will, bleibt uns nichts anderes übrig, als seine allergetreueste Opposition zu werden.“ Hitler geriert in maßlose Erregung und schrie: „Was sagen Sie? Allergetreueste Opposition? Feinde des Vaterlandes, Verräter des Volkes sind Sie.

Im September 1934 lautete die Schlagzeile der Fränkischen Tageszeitung: „Fort mit Landesbischof D.Meiser! Er ist treulos und wortbrüchig – Er handelt volksverräterisch – Er bringt die evangelische Kirche in Verruf“. Am 11. Oktober 1934 entsandte die Reichskirche den „Rechtswalter“ des Reichsbischofs, August Jäger, mit dem Auftrag nach München, die gesamte bayerische Kirchenleitung zu entlassen. Meiser, der in Rothenburg o. d. T. zu einem Bekenntnisgottesdienst gefahren war, kehrte nicht direkt (er wäre sonst sofort am Bahnhof verhaftet worden), sondern über Augsburg nach München zurück, um kurz darauf in der überfüllten Matthäuskirche in einem Bekenntnisgottesdienst aufs schärfste gegen dieses Vorgehen zu protestieren. Als Reaktion darauf wurde Meiser am kommenden Tag von der Gestapo in seiner Dienstwohnung gefangen gesetzt. In der Folge pilgerten Christen aus ganz Bayern teilweise mit Sonderzügen nach München, um dem festgesetzten Bischof ihren Beistand zu bekunden. In zahlreichen Kirchen Bayerns wurden Bitt- und Betgottesdienste abgehalten; die Altäre wurden mit schwarzen Tüchern bedeckt. Nach 14 Tagen kapitulierte die Reichskirche und ließ zu, dass die bisherige Kirchenleitung ihre Amtsgeschäfte wieder aufnahm. Bischof Wurm, dem ebenfalls ein etwa gleichzeitiger Absetzungsversuch galt, bezeichnete dies später als die „einzige innenpolitische Niederlage Hitlers“. In der Vollsitzung des Evang.-Luth.Landeskirchenrates am 13./14. Dezember 1938 sagt Meiser: „Die Kirche ist nicht frei in ihren Entscheidungen und in ihrem Handeln: Die Kirche befindet sich in einer Abwehrstellung gegenüber dem politischen Willen des Staates. Die Kirche befindet sich in der Verteidigung.

Spannungen zwischen Lutherrat und Bruderrat

Meiser verstärkte ab 1934 die Zusammenarbeit mit den anderen lutherischen Kirchen, vor allem in Hannover und Württemberg, was 1936 zur Gründung des Rats der Evangelisch-Lutherischen Kirchen Deutschlands (Lutherrat) führte, dessen Vorsitz zunächst der Münchner Oberkirchenrat Thomas Breit, ab Spätherbst 1938 dann Meiser selbst übernahm. Einer seiner Mitstreiter und Delegationsmitglied in diesem Gremium war Pfarrer Friedrich Wilhelm Hopf, der sich später mit Meiser überwarf.

Die Zusammenarbeit mit den bruderrätlich geführten unierten Kirchen bröckelte jedoch bald nach Meisers Haftentlassung ab. Die Installation der „Vorläufigen Kirchenleitung“ (VKL) anstelle des Reichsbruderrats bei der Synode von Augsburg, stärkte den lutherischen Einfluss in der Bekennenden Kirche, war aber auch ein Zeichen für die zunehmende Bereitschaft der Lutheraner, mit den Reichskirchenausschüssen von Hanns Kerrl zusammenzuarbeiten. Nach dem kirchlichen Notrecht der Synode von Dahlem waren diese Ausschüsse jedoch ohne kirchliche Autorität, und die Bekennende Kirche in den „zerstörten“ Kirchen weigerte sich, in diesen Gremien mit Mitgliedern der Deutschen Christen gleichberechtigt zusammen zu arbeiten.

1937 gehörte er zu denen, die „Die Erklärung der 96 evangelischen Kirchenführer gegen Alfred Rosenberg wegen dessen Schrift „Protestantische Rompilger“ unterzeichneten.[31]

Nach der Neuwahl der Vorläufigen Kirchenleitung (VKL) schrieb diese eine kritische Denkschrift an Hitler, in der die Judenpolitik und die Angriffe auf die Gewissensfreiheit durch die nationalsozialistische Regierung kritisiert wurden. Meiser und andere lutherische Landesbischöfe aus den intakten Kirchen lehnten die Verlesung dieser Denkschrift in ihren Landeskirchen ab. Als die VKL dann vor der Münchner Konferenz 1938 eine kriegskritische Gebetsliturgie veröffentlichte, unterschrieb Meiser mit seinen lutherischen Kollegen eine Erklärung, wonach die Gebetsliturgie „von uns aus religiösen und vaterländischen Gründen missbilligt und für unsere Kirchen abgelehnt worden ist. Wir verurteilen die darin zum Ausdruck gekommene Haltung auf das schärfste und trennen uns von den für diese Kundgebung verantwortlichen Persönlichkeiten.“ Allerdings wurden die Bischöfe – Carsten Nicolaisen zufolge – vom Reichskirchenminister zu dieser Aussage genötigt. 1938 ließ er die Pfarrerschaft den Eid auf Hitler ablegen, um einen Konflikt mit dem NS-Staat zu vermeiden.

Balanceakt des heimlichen Protests

Um die Eigenständigkeit der Landeskirche zu retten, ging Meiser mit seiner „Mit dem Feind gegen den Feind“-Politik viele Kompromisse mit dem NS-Regime ein. Als der Hitlergruß auf Geheiß des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus zu Beginn des Religionsunterrichtes in der Schule eingeführt werden musste, protestierte Meiser nicht, um die Abschaffung des Religionsunterrichts zu verhindern. Zur Judenverfolgung schwieg er nach 1935, obwohl er von einzelnen aus der Kirche aufgefordert wurde, zur Judenfrage erneut Stellung zu nehmen und die Verfolgung von Juden zu verurteilen. So wandte sich der ehemalige Synodalpräsident Wilhelm Freiherr von Pechmann mehrmals an Meiser, um Stellung zu beziehen, zuletzt nach den Pogromen im November 1938. Meiser war der Ansicht, dass öffentlicher Protest Juden und auch der eigenen Kirche gleichermaßen erheblichen Schaden bereiten würde und stiller, direkt an die Führung gerichteter Protest wirksamer war.

Ebenfalls legte er am 23. Februar 1940 gegen die Ermordung Behinderter Protest ein: „in sichtlicher Erregung“ wurde er bei Reichsstatthalter von Epp vorstellig. Später schwieg er jedoch öffentlich zu diesem Thema, was ihm heute negativ angelastet wird. Tatsächlich wollte er jedoch die Geheimverhandlungen von Pastor von Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere mit von Epp nicht gefährden. Bodelschwingh bat ihn damals: „Tut Ihr jetzt in den Gemeinden nichts in dieser Sache. Ihr gefährdet unsere Verhandlungen und Ihr gefährdet damit das Leben unserer Kranken“. So blieb der öffentliche Protest der Bayerischen Landeskirche aus.

Von 1938 bis 1945 wurden durch die von Hans Meiser eingerichteten bayerischen „Hilfsstellen zur Betreuung nicht-arischer Christen mindestens 126 Menschen vor den Nazis gerettet, neuesten Forschungen zufolge 65 in München[32] und 61 in Nürnberg[33].

Eugen Gerstenmaier, Mitglied der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" und wegen Mitwisserschaft am Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 verhaftet, berichtet in seinen Lebenserinnerungen "Streit und Frieden hat seine Zeit": „Ich bin mit Otto Dibelius der Meinung, dass es nicht Sache der Kirche sein kann und darf, den Staatsstreich zu betreiben oder Revolution zu machen. Aber er irrte sich, als er meinte, daß uns kein Mann der Kirche zugeraten habe...Zumindest die Bischöfe Theophil Wurm und Hans Meiser haben uns nachdrücklich ermutigt, die unvermeidliche Tat zu wagen.[34]

Landesbischof in der Nachkriegszeit

Nach Kriegsende stellte Meiser sein Amt als Landesbischof zur Verfügung, wurde aber einstimmig wiedergewählt.

Im Stuttgarter Schuldbekenntnis vom 19. Oktober 1945 bekannten die Oberhäupter der einzelnen Landeskirchen, darunter auch Bischof Meiser, ihre Mitschuld am Leid durch den Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges. Erst in März 1946 wurden die bayerischen Pfarrer über die Erklärung informiert, zusammen mit einer Erläuterung, in der Meiser klarstellte, das Bekenntnis „nimmt nicht zur Frage der politischen Kriegsschuld als solcher Stellung“ und „scheidet die Kirche nicht vom Volk, sondern nimmt Kirche und Volk solidarisch zusammen“.

Meiser war darüber hinaus seit 1933 Mitglied des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltkonvents. Das gab ihm die Gelegenheit unmittelbar nach Kriegsende in der Ökumene um Verständnis für die Entwicklung des deutschen Protestantismus zwischen 1933 und 1945 zu werben. Vor dem Exekutivkomitee des Lutherischen Weltkonvents in Uppsala am 26. Juli 1946, die das Ziel einer Versöhnung der Deutschen mit ihren ehemaligen skandinavischen Feinden verfolgte, bekannte sich Meiser ausdrücklich zur Schuld.[35]

Meisers Hauptaugenmerk galt nun der Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten wie auch der Eingliederung der von dort vertriebenen Pfarrer in die bayerische Landeskirche und der Unterstützung der notleidenden Bevölkerung. Die Eingliederung war auch deshalb problematisch, weil fast alle Neuankömmlinge aus der unierten preußischen Landeskirche kamen, deren Bekenntnis sich von dem lutheranischen unterscheidet. In Frage stand etwa die gemeinsame Teilnahme am Abendmahl. Somit mussten die Vertriebenen nach lutherischer Auffassung ihre Konfession wechseln, um nach ihrem unfreiwilligen Wohnsitzwechsel in der evangelischen Kirche tätig bleiben zu können, da es sich nunmehr um die bayerische Kirche handelte.

Während der von der amerikanischen Militärregierung in Bayern angeordneten Entnazifizierung kritisierte Meiser die für die Entnazifizierung vorgesehenen Kategorien und beklagte „Entnazifizierungsopfer“. Vor allem wehrte er sich gegen pauschale Verurteilungen. Die für Behörden im Rahmen der Entnazifizierung geltenden Einstufungen und Entlassungskriterien übernahm Meiser trotz Aufforderung durch die Militärregierung nicht für die Landeskirche und es wurden keine Pfarrer entlassen. Für Meiser stand der Bestand und die Autarkie der Kirche im Vordergrund – damit beließ er aber auch nationalsozialistisch aktive Pfarrer, die auch in der Kirche für den Nationalsozialismus gewirkt und gepredigt haben, im kirchlichen Dienst – auch, um ein Zeichen christlicher Vergebung zu setzen. Zudem herrschte ein großer Pfarrernotstand (118 „Amtsbrüder“ waren im Krieg gefallen, 59 galten als vermisst).

Der Vorwurf, Meiser habe am 6. April 1953 an der Enthüllung einer Gedenktafel für Dietrich Bonhoeffer in Flossenbürg nicht teilgenommen, weil es sich nicht um einen christlichen, sondern um einen politischen Märtyrer handelt" (so Eberhard Bethge in seinem Buch "Ohnmacht und Mündigkeit, München 1969, S.143), ist falsch. Untersuchungen haben ergeben, dass Hans Meiser an diesem Tag in Neapel Gottesdienst vor der dortigen evangelischen Gemeinde hielt. Schon 1983 war Landesbischof Hermann Dietzfelbinger an Bethge mit der Bitte um Klärung herangetreten. Bethge sah sich nicht in der Lage, seine Behauptung zu belegen.[36]

Auf überregionaler Ebene war er in seinem Amt als Landesbischof maßgeblich an der Gründung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) beteiligt. Auf deren ersten ordentlichen Generalsynode wurde er am 27. Januar 1949 zum Leitenden Bischof gewählt. Die Rivalitäten zwischen der VELKD und der ebenfalls neu gegründeten EKD, deren Kirchlichkeit seitens lutheranischer Konfessionalisten angezweifelt wurde (sie sahen darin einen „Kirchenbund“, da sie kein gemeinsames Bekenntnis mit reformierten und unierten Christen hatten), führten zu erheblichen Verzögerungen und Konflikte bei der Entstehung der EKD.

Meiser war auch maßgeblich an der Gründung zahlreicher Institutionen beteiligt, die heute noch für die Landeskirche Bedeutung haben. So gründete er 1946 für die aus dem Kriegsdienst oder der Gefangenschaft zurückkehrenden Pfarrer ein Pastoralkolleg in Neuendettelsau. 1947 wurde ebenfalls in Neuendettelsau eine kirchliche theologische Hochschule, die Augustana-Hochschule Neuendettelsau, gegründet. In Tutzing ließ Meiser ein Schloss am Starnberger See kaufen, wo die Evangelische Akademie Tutzing errichtet wurde, die seitdem Veranstaltungen zu Themen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und anderen gesellschaftlichen Bereichen durchführt. Für die Bevölkerung Mittelfrankens wurde eine Volkshochschule auf dem Hesselberg geschaffen, aus der später ähnliche Einrichtungen in Bad Alexandersbad und Pappenheim hervorgingen.

Am 1. Mai 1955 trat Meiser in den Ruhestand. Im Folgejahr verstarb er.

Ehrungen

1930 verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität Erlangen die Ehrendoktorwürde.

1951 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Ansbach verliehen.

Vier Tage nach Meisers Tod kündigte der Münchener Oberbürgermeister Thomas Wimmer die Benennung einer Straße in München nach Meiser an. Die Städte Nürnberg, Ansbach, die Gemeinde Pullach (jeweils Bischof-Meiser-Straße) sowie die Städte Bayreuth, Schwabach (jeweils Hans-Meiser-Straße) und Weiden in der Oberpfalz (Meiserstraße) haben Straßen nach Meiser benannt. In vielen bayerischen Kirchengemeinden wurden Gemeindehäuser und sonstige Gebäude nach dem Namen des Bischofs benannt, ebenso erhielt ein Gebäude der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau, an deren Gründung er beteiligt war, den Namen Meiser-Haus. Die Augustana-Hochschule hat dieses Gebäude im Juli 2006 jedoch abbenannt. In Ansbach wurde der Antrag auf Umbenennung der dortigen Bischof-Meiser-Straße im Dezember 2006 mit einer Mehrheit von 40 zu 8 Stimmen abgelehnt. Der Nürnberger Stadtrat hat dagegen am 24. Januar 2007 bei 4 Gegenstimmen die Aufhebung der Bischof-Meiser-Straße in Nürnberg und die Einbeziehung des betreffenden Bereiches in die Spitalgasse beschlossen. 50 Jahre zuvor, am 27. März 1957, hatte der Nürnberger Stadtrat mit 56 zu 8 Stimmen die Umbenennung eines Teils der Spitalgasse in Bischof-Meiser-Straße beschlossen. In München wurde vom Stadtrat am 18. Juli 2007 (gegen den Widerstand der evangelischen Kirche und gegen die Stimmen von CSU, FDP, ÖDP und Freie Wähler) beschlossen, der Meiserstraße einen neuen Namen zu geben.[37] Die Umbennung der Straße in Katharina-von-Bora-Straße ist aber bis jetzt aufgrund einer Klage noch nicht vollzogen worden.[38] Im Januar 2008 beschloss der Kirchenvorstand der Münchener Carolinenkirche, ihren Gemeindesaal als „Bischof-Meiser-Saal“ zu benennen. Zuvor hatte die Evangelische Kirche in Mark Berolzheim denselben Schritt unternommen.

Schriften

  • Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage; in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926, Seiten 394–397, 406–407, 418–419.
  • Kirche, Kampf und Christusglaube. Anfechtungen u. Antworten eines Lutheraners; Hrsg. von Fritz u. Gertrude Meiser; München: Claudius-Verlag, 1982; ISBN 3-532-62008-1
  • Wir aber sind nicht von deren, die da weichen!; Bekennende Kirche, 22, München: Kaiser, 1934
  • Rede des Herrn Landesbischofs D.Meiser auf der außerordentlichen Tagung der bayerischen Landessynode am 23. August 1934; München: Oldenbourg, 1934
  • Das Wunder der Kirche, Schulungsblätter evangelischer Jungmannschaft, Heft 5, 11 S., Hannover: Eberhard, 1935 (Vortrag)
  • Auf den Spuren des Apostels Paulus, HC 111–115, Diaserie; München: Calig; München: Film- und Bildverlag Haugg, 1965

Herausgeber

  • Der Lutherische Weltbund, Lund 1947: Berichte und Dokumente; Herausgegeben für das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes von Landesbischof Meiser; Stuttgart

Stenographische Aufzeichnungen

  • Verantwortung für die Kirche. Stenographische Aufzeichnungen und Mitschriften von Landesbischof Hans Meiser 1933–1955; Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, Bd.1 (1933–35): Göttingen 1985; ISBN 3-525-55751-5; Bd.2 (1935–37): Göttingen 1993; ISBN 3-525-55755-8

Literatur

  • Festgabe Herrn Landesbischof D. Hans Meiser zum 70. Geburtstag dargebracht; Veröffentlichungen aus dem Landeskirchlichen Archiv zu Nürnberg, Bd. 2; Nürnberg: Landeskirchliches Archiv Nürnberg, 1951
  • Clemens Vollnhals: Evangelische Kirche und Entnazifizierung 1945–1949. Die Last der nationalsozialistischen Vergangenheit; Diss. Univ. München 1986; Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 36; München: R. Oldenbourg, 1989; ISBN 3-486-54941-3
  • Hans Prolingheuer: Kleine politische Kirchengeschichte; 19873
  • Hans Prolingheuer: Wir sind in die Irre gegangen. Die Schuld der Kirche unterm Hakenkreuz; Köln 1987
  • Clemens Vollnhals: Entnazifizierung und Selbstreinigung im Urteil der evangelischen Kirche. Dokumente und Reflexionen 1945–1949; Studienbücher zur kirchlichen Zeitgeschichte Bd. 8; München: Kaiser, 1989 ; ISBN 3-459-01822-4
  • Eberhard Röhm und Jörg Thierfelder: Juden, Christen, Deutsche 1933–1945, Bd. 1; Stuttgart: Calwer Verlag, 1990; ISBN 3-7668-3011-2; Meisers Gutachten zur Judenfrage: S. 350–362; Bd. 4/II; Stuttgart: Calwer Verlag, 2007; ISBN 978-3-7668-3888-9; Meisers Haltung zum Münchner Laienbrief 1943, S. 283–302, sowie Meisers Versand einer extrem antisemitischen „Berufshilfe“ an die bayerische Pfarrerschaft 1944, S. 348–354
  • Michael Renner: Nachkriegsprotestantismus in Bayern; München 1991; ISBN 3-88073-395-3
  • Johanna Haberer (Hrsg.): Er liebte seine Kirche. Bischof Hans Meiser und die bayerische Landeskirche im Nationalsozialismus; München: Evangelischer Presseverband, 1996; ISBN 3-532-62203-3
  • Carsten Nicolaisen: Bischof Hans Meiser (1881-1956), ein konservativer Lutheraner in den Herausforderungen des Nationalsozialismus; in: Johanna Haberer (Hrsg.): Er liebte seine Kirche; München 1996; S. 16–60
  • Annemarie B. Müller: Hans Meiser in der Nachkriegszeit; in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 75 (2006)
  • Gerhart Herold, Carsten Nicolaisen (Hg.): Hans Meiser (1881–1956). Ein lutherischer Bischof im Wandel der politischen Systeme; München: Claudius, 2006; ISBN 3-583-33113-3
  • Axel Töllner: Eine Frage der Rasse? Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, der Arierparagraf und die bayerischen Pfarrfamilien mit Jüdischen Vorfahren im ‚Dritten Reich‘; Konfession und Gesellschaft. Beiträge zur Zeitgeschichte, 36; Stuttgart: W. Kohlhammer, 2007; ISBN 978-3-17-019692-6
  • Hans Christian Meiser: Der gekreuzigte Bischof – Kirche, Drittes Reich und Gegenwart: Eine Spurensuche; München: MünchenVerlag 2008; ISBN 978-3-937090-36-8

Quellen

  1. Prof. Berndt Hamm, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Theologische Fakultät, Lehrstuhl für Neuere Kirchengeschichte, im Juli 2006. Auch Wolfgang Stegemann Professor für Neues Testament in Neuendettelsau, kam zu dem Schluss: „In der Tat passt nur der Begriff Antisemitismus […] auf die bisher bekannt gewordenen einschlägigen Äußerungen Meisers. Ja, er kann ein klassischer Vertreter des rassisch motivierten und eliminatorischen Antisemitismus genannt werden.“ Wolfgang Stegemann: Schwierigkeiten mit der Erinnerungskultur, S. 34Harry Oelke hingegen, Prof.für Kirchengeschichte und Vorsitzender der Ev.Arbeitsgemeinschaftfür Kirchliche Zeitgeschichte, schreibt in einem Artikel im Sonntagsblatt Nr.52/53 vom 24./31. Dezember 2006, Meiser war kein „notorischer Antisemit, zumal nicht mit 'eliminatorischen' Zügen.“ Zu derselben Einschätzung gelangt auch ein Gutachten des Münchner Stadtarchivs aus dem Jahr 1999 (www.bischof-meiser.de, Menüpunkt „Dokumente“) sowie ein Vortrag des Kirchenhistorikers Prof. Gerhard Müller (www.bischof-meiser.de, Menüpunkt „Anhang“).
  2. Axel Töllner: Eine Frage der Rasse? S. 21 ff.
  3. Axel Töllner: Eine Frage der Rasse? S. 31
  4. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926; online verfügbar unter http://www.augustana.de/ahs-1/Meiser_Judenfrage_1926.pdf
  5. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926; siehe auch: Wolfgang Stegemann: Schwierigkeiten mit der Erinnerungskultur, S. 28 und S.37
  6. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926, S. 356; Axel Töllner: Eine Frage der Rasse? S.31
  7. vgl. u.a. Axel Töllner: Eine Frage der Rasse? S. 32
  8. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926; siehe auch: Wolfgang Stegemann: Schwierigkeiten mit der Erinnerungskultur, S. 37
  9. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926, S. 358; Axel Töllner: Eine Frage der Rasse? S. 32
  10. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926
  11. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926; siehe auch Wolfgang Stegemann: Schwierigkeiten mit der Erinnerungskultur, S. 37: „Überall sieht Meiser die „stinkende Unmoral“ der Juden am Werke“
  12. siehe auch Wolfgang Stegemann: Schwierigkeiten mit der Erinnerungskultur, S. 37f.
  13. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926, S. 356 f.; Axel Töllner: Eine Frage der Rasse? S. 32
  14. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926, S. 356 f.; Axel Töllner: Eine Frage der Rasse? S. 32
  15. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926
  16. „Vor allem können wir denen keine Gefolgschaft leisten, die Juden bloß um ihrer Rasse willen von vorneherein und ohne Ausnahme als minderwertige Menschen ansehen …“; aus: Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926
  17. Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage, in: Evangelisches Gemeindeblatt Nürnberg 33, 1926; siehe auch: Wolfgang Stegemann: Schwierigkeiten mit der Erinnerungskultur, S. 34f.
  18. Martin Bogdahn: In: "Confessio Augustana" III/IV, 2008, S.30f.
  19. Axel Töllner: Eine Frage der Rasse? S. 69 mit weiteren Nachweisen
  20. Axel Töllner: Eine Frage der Rasse? S. 69
  21. S. Hermle: Das Jahr 1933 und die Herausforderung durch den Arierparagraphe., in: Hans Meiser (1881-1956). hrsg. v. Gerhardt Herold/Carsten Nicolaisen, München 2006)
  22. Brief an Siebert Abdruck des Originalbriefs in PDF-Format
  23. Abgedruckt in: Die Judenpolitik des SD 1935-1938, hg. Michael Wildt, Oldenbourg 1995, S. 150-153.
  24. http://www.augustana.de/ahs-1/Reichsfinanzhof.pdf
  25. G. Kittel, Meine Verteidigung [mit Beilagen], masch. 1946
  26. Peter Longerich: „Davon haben wir nichts gewusst!“ Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933-1945. 2006, S. 228
  27. Eberhard Röhm/Jörg Thierfelder: Juden-Christen-Deutsche. Band 4/II: 1941-1945. Vernichtet. 2007, S. 354
  28. http://www.augustana.de/ahs-1/Reichsfinanzhof.pdf
  29. Wolfgang Stegemann: Schwierigkeiten mit der Erinnerungskultur, S. 40ff.
  30. Clemens Vollnhals: Evangelische Kirche und Entnazifizierung 1945-1949, S. 123
  31. Ökumenisches Jahrbuch, hrsg. von Friedrich Siegmund-Schultze, Max Niehans Verlag, Zürich 1939
  32. Dirk Schönlebe: „Von ihren Kirchen vergessen? Zum Schicksal Christen jüdischer Herkunft im München der NS-Zeit“. Hrsg.vom Bezirksausschuss Maxvorstadt, München 2006)
  33. Matthias Seiler, „Tritt ein für die Schwachen!“, Zeitschrift für Bayerische Kirchengeschichte, 74.Jg., Nürnberg 2005
  34. Eugen Gerstenmaier: Streit und Frieden hat seine Zeit. Ein Lebensbericht. Frankfurt/M 1981, S.604, Anm. 2 ; Auch im Nachlass Gerstenmaiers (Archiv für Christlich-Demokratische Politik, ACDP 01-210-035/2, Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin) finden sich ähnlich lautende Aussagen.
  35. Meiser sagte: „Der Zusammenbruch ist uns zu einer religiösen Erfahrung geworden. Wir dürfen nicht die Sünden der anderen bekennen, sondern nur unsere eigenen. Wir nehmen alles als ein Gericht Gottes hin, weil unser Volk die Juden so schlecht behandelt hat (…) Ihr könnt uns glauben, dass es uns mit unserem Stuttgarter Schuldbekenntnis tiefer Ernst war (…) Wir können nur darum bitten, dass ihr das Unrecht vergeben wollt, das wir begangen haben.“ (Zitat aus: Johannes Hanselmann: Ja, mit Gottes Hilfe, München 2000, S.166f.)
  36. Schriftwechsel im Landeskirchlichen Archiv, Vereine III, 4, Nr. 12, Akt "Bayerische Pfarrbruderschaft"
  37. Antisemitischer Bischof:München benennt Meiserstraße um (Bayerischer Rundfunk); http://www.sueddeutsche.de/,ra10m5/muenchen/artikel/293/124115/ Stadtrat beschließt Umbenennung: Ein neuer Name für die Meiserstraße] (Süddeutsche Zeitung); Meiserstraße – Argumente Pro und Contra Umbenennung (Evangelischer Pressedienst Bayern)
  38. Artikel im Münchner Merkur, Nr. 91 vom 21. April 2009, S.41

Siehe auch

Weblinks


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