BlackBerry

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BlackBerry 9700 Bold

BlackBerry (übersetzt: Brombeere) ist ein tragbares Gerät (Smartphone), speziell zum Lesen und Schreiben von E-Mails. Die von dem kanadischen Unternehmen Research In Motion (RIM) entwickelte Lösung für drahtlose Kommunikation und Verwaltung persönlicher Daten (Personal Information Manager) umfasst eine Client-Server-Architektur, ein proprietäres Protokoll zwischen Clients und Servern und eine Serie von Endgeräten (Smartphones) von RIM. Die Netzverbindung wird über eine GPRS/EDGE-, UMTS- oder WLAN-Anbindung hergestellt.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Die wesentliche Funktion eines BlackBerry-Smartphones besteht darin, überall E-Mails als Push-Dienst empfangen und senden zu können. Darüber hinaus bieten Blackberrys die üblichen Smartphone-Funktionen, wie Adressbuch, Kalender, Aufgaben, Erledigungs-Listen etc. und zusätzlich Handy-Funktionen wie Telefonie, SMS, MMS und Web-Browsing. Im Unterschied zu einem konventionellen PDA muss sich der Benutzer (bei BlackBerry Enterprise Server - kurz BES-Geräten) nicht um die Synchronisierung der Daten kümmern. Bei den BlackBerry BES aktivierten Geräten werden E-Mails, Kalendereinträge, Notizen und Adressbucheinträge per Push-Dienst vom Blackberry Enterprise Server auf das Handgerät übertragen. Das heißt, dass das Handgerät immer auf dem aktuellen Stand gehalten wird, solange eine Verbindung besteht. Gleichzeitig ermöglicht es die sofortige Benachrichtigung und Zustellung bei neuen E-Mails und Terminen, so schnell wie durch SMS bekannt. Eine weitere wichtige Funktion ergibt sich aus dem Mobile Data System (MDS), der es ermöglicht, auch andere Daten aus dem Firmennetzwerk – aus ERP-Systemen, Datenbanken etc. – auf dem BlackBerry zugänglich zu machen. So lassen sich etwa Preis- oder Lagerinformationen abrufen, Bestellvorgänge auslösen oder Kundendaten verändern.

Die BlackBerry-Technik hält die zu übertragende Datenmenge bewusst klein: Der BlackBerry Enterprise Server (BES) bereitet alle Daten speziell auf, komprimiert sie und gibt sie dann portionsweise an das Endgerät aus. So werden niemals mehr als 2 kB Daten an das Gerät geschickt. Erst wenn der Nutzer mehr Daten braucht, werden sie vom Gerät angefordert. Die Anforderung erfolgt, ohne dass der Anwender es merkt oder warten muss. Beispielsweise können so MByte-große Dateien (wie z. B. PDF- oder Office-Dateien) trotz GPRS-Anbindung schnell geöffnet werden: Der BES öffnet auf Anforderung den Anhang, wandelt ihn in eine textorientierte Datei um und schickt sie bündelweise zum Client. Via POP3-Protokoll würde der Server die gesamte Datei unverändert zum Client schicken: D. h. der Nutzer kann erst dann die Datei öffnen, wenn sie vollständig heruntergeladen ist; der Nutzer benötigte ein leistungsstarkes Endgerät, um größere Dateien auch entsprechend verarbeiten zu können. Zudem ist jeder Datenverkehr vom Server aus dem Unternehmensnetzwerk heraus zum Handgerät und zurück verschlüsselt. Die Original-RIM-Geräte können zusätzlich so eingestellt werden, dass sie den Geräteinhalt nicht nur via Passwort sichern, sondern ihn auch noch verschlüsseln.

Der BlackBerry-Dienst lässt sich nur mit einer speziellen Option nutzen, die beim Mobilfunkbetreiber extra für die Mobilfunkkarte gebucht werden muss. Diese sogenannte „BlackBerry-Option“ beinhaltet eine Grundgebühr und eine Gebühr für das beauftragte Datenvolumen. Für den BlackBerry-Push-Dienst, bei ca. 500 E-Mails im Monat und Kalendernutzung von etwa 100 Einträgen die Woche, wird kaum mehr als 1 MB im Monat verbraucht.

Mit der im zweiten Quartal 2006 herausgebrachten Version 4.1 des BlackBerry-Enterprise-Servers sind nun alle drei unterstützten Groupware-Plattformen auf der Bedienoberfläche gleich. Zudem wurden zwei wichtige Änderungen durchgeführt: Zum einen wurde das Mobile Data System (MDS) eingeführt. Dieses System ermöglicht es, anhand einer grafischen Oberfläche ein Programm speziell für den BlackBerry zusammenzustellen, das Daten aus einer Datenbank für diesen bereitstellt. Die Übermittlung zum Gerät wird durch in den BES integrierte Techniken auf das BlackBerry-Endgerät umgesetzt. Der Benutzer kann auf seinem BlackBerry gewünschte und für ihn freigegebene Programme abonnieren. Das MDS stellt dann im Hintergrund die Daten aus einer webservicefähigen Datenbank zusammen, wie z. B. DB2 oder Microsoft SQL Server 2005.

Zum anderen wurde die Unterstützung für unternehmenseigene Instant-Messaging-Systeme eingeführt. Der BES kann nun mit einem bestehenden Live Communication-, Sametime- oder GroupWiseMessenger-Server verbunden werden. Auf den BlackBerry-Endgeräten wird dazu eine Software installiert, die es den Benutzern erlaubt, die unternehmensinterne Kommunikation auf den BlackBerrys via Instant Messaging fortzuführen. Dieses Programm ähnelt sehr dem bereits ab der Gerätefirmware 4.0.2+ eingeführten BlackBerry-Messenger, welcher auf PIN-to-PIN-Nachrichten zwischen den Geräten aufbaut.

Im Oktober 2011 hat RIM auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz das Betriebssystem BlackBerry BBX vorgestellt, das auf kommenden Smartphones und Tablets laufen soll.

BlackBerry

Die Steuerung der Geräte erfolgte bis zum Gerätetyp 8100 Pearl im Wesentlichen mit einem Daumenrad (Trackwheel) und einer Löschtaste an der rechten Geräteseite. Damit ermöglichte der BlackBerry – im Unterschied zu vielen anderen Smartphones – eine konsequente Einhandbedienung. Die Texteingabe bei den gängigen Typen erfolgt über eine für die Bedienung mit beiden Daumen optimierte vollständige QWERTZ-Tastatur, mit der sich auch längere Dokumente mühelos und schnell tippen lassen. Eine Ausnahme bilden die Endgeräte der 71xx-, 81xx-, 82xx- und 91xx-Reihe, die über eine Sure-Type-Tastatur verfügen.

Zwei links bzw. rechts am Gehäuse angebrachte Tasten können frei belegt werden, beispielsweise mit dem Adressbuch und dem Kalender. Damit ist die Einhandbedienung noch besser umsetzbar.

Der Name des Blackberry Pearl verweist auf die nun zur Navigation unter dem Bildschirm angebrachte „Perle“, eine beleuchtete Steuerkugel (Trackball). Im Zuge dieser Neugestaltung ist die „Escape“-(Lösch)Taste von der Seite des Gerätes neben das Daumenrad verlegt worden, um die Einhandbedienung zu gewährleisten.

Da der Trackball durch Verschmutzungen nicht selten zum Blockieren neigt, verbaut RIM in seinen neuen Modellreihen 85xx, 96xx und 97xx stattdessen ein Trackpad, das die Bewegungsrichtung des darauf gleitenden Daumens erkennt.

Aktuelle BlackBerry-Geräte sind:

  • BlackBerry 8100 Pearl
  • BlackBerry 8110 Pearl (mit GPS)
  • BlackBerry 8120 Pearl (mit WLAN)
  • BlackBerry 8220 Pearl Flip (in Clamshell-Style mit GPS und WLAN)
  • BlackBerry 8300 Curve
  • BlackBerry 8310 Curve (mit GPS)
  • BlackBerry 8320 Curve (mit GPS und WLAN)
  • BlackBerry 8520 Curve (mit WLAN)
  • BlackBerry 8800 (mit GPS)
  • BlackBerry 8900 Curve (mit GPS und WLAN)
  • BlackBerry 9000 Bold (mit GPS, WLAN und HSDPA)
  • BlackBerry 9105 Pearl (mit GPS, WLAN und HSDPA)
  • BlackBerry 9300 Curve 3G (mit GPS, WLAN und HSDPA)
  • BlackBerry 9500 Storm (in Touchscreen-Style mit GPS und HSDPA)
  • BlackBerry 9520 Storm2 (in Touchscreen-Style mit GPS, WLAN und HSDPA)
  • BlackBerry 9700 Bold (mit GPS, WLAN und HSDPA)
  • BlackBerry 9780 Bold (mit GPS, WLAN und HSDPA)
  • BlackBerry 9800 Torch (mit Touchscreen, GPS, WLAN und HSDPA)
  • BlackBerry 9810 Torch2 (mit Touchscreen, GPS, WLAN und HSDPA)
  • BlackBerry 9900 Bold (mit Touchscreen, GPS, WLAN, NFC und HSDPA) (1,2Ghz Prozessor, 768mb Ram)

Zusätzliche BlackBerry-Geräte, die nur auf dem amerikanischen und kanadischen Markt erhältlich sind:

  • BlackBerry 8130 Pearl (mit GPS und EV-DO)
  • BlackBerry 8230 Pearl Flip (in Clamshell-Style mit GPS und EV-DO)
  • BlackBerry 8330 Curve (mit GPS und EV-DO)
  • BlackBerry 8530 Curve (mit GPS, WLAN, EV-DO)
  • BlackBerry 9100 Pearl (mit GPS, WLAN und HSDPA)
  • BlackBerry 9330 Curve 3G (mit GPS, WLAN, HSPA und EV-DO)
  • BlackBerry 9530 Storm (in Touchscreen-Style mit GPS, HSPA und EV-DO)
  • BlackBerry 9550 Storm2 (in Touchscreen-Style mit GPS, WLAN, HSPA und EV-DO)
  • BlackBerry 9630 Tour (mit GPS, HSPA und EV-DO)
  • BlackBerry 9650 (mit GPS, WLAN und HSPA)

Auf den BlackBerry-Endgeräten läuft ein eigenes proprietäres Betriebssystem; es unterstützt Java (J2ME) mit speziellen Schnittstellen.

Andere Endgeräte mit BlackBerry-Funktionalität

Nur die Blackberry-Endgeräte des Herstellers RIM unterstützen in der momentanen Version alle Funktionen des BES. Es gibt jedoch auch andere Geräte auf dem Markt, die vom Hersteller definierte Kriterien erfüllen müssen und einen Teil der Funktionalität unterstützen:

BlackBerry Connect
Hier wird die 3DES-Verschlüsselung wie auf den BlackBerry-Handgeräten in der Firmware-Version 3.6 unterstützt. BlackBerrys ab der Firmware-Version 4.0 unterstützen AES und 3DES. Es wird, durch einen zumeist extra aufzuspielenden Software-Client, E-Mail, Kalender und Online-Zugriff (auf die Globale Adressenliste unterstützt). Ein Beispiel für ein Blackberry Connect Gerät stellt der Nokia E90 Communicator da. Er kann als BlackBerry-Connect-Gerät konfiguriert werden, verfügt aber über keine echte E-Mail-Push-Funktion, sondern fragt in einem festgelegten Intervall den Mailserver ab, ob Mails angekommen sind. Dadurch ergibt sich ein höherer Stromverbrauch und eine höheres Datenübertragungsvolumen.
BlackBerry Built-In
Es wird die 3DES-Verschlüsselung wie auf den BlackBerry-Handgeräten in der Firmware-Version 3.6 unterstützt. Unterstützt werden E-Mail, Kalender, Kontakte, Browser, Aufgaben und Notizen. Das einzige Gerät, welches bisher Built-in unterstützt, ist das Siemens SK65.

Beim Einsatz eines Connect- bzw. Built-in-Gerätes sind folgende Dinge im Firmenumfeld zu berücksichtigen: Alle Geräte müssen kabelgebunden aktiviert werden, mit spezieller Software für die Arbeitsplätze, und bedürfen einer Ersteinrichtung des Kalenders über Kabel. Das erhöht vor allem bei großen Installationen den Aufwand enorm. Darum werden hier zumeist nur Original-BlackBerrys mit einer drahtlosen Aktivierung verwendet. Bis zu einer möglichen angepassten Version des Software-Clients für Connect/Built-in-Geräte ist die Art der Aktivierung der Hauptunterschied neben der eingeschränkten Funktionalität des Connect-Clients und weitaus höherer Datenvolumina, die bei den Tarifen beachtet werden müssen.

Zukünftig soll es mit der von RIM entwickelten Software Virtual BlackBerry eine andere Art der Bereitstellung von BlackBerry-Diensten auf Nicht-BlackBerry-Geräten geben. Wesentliches Ziel ist es, die Anzahl der unterstützen Fremdgeräte zu erhöhen und die Handelbarkeit dieser Geräte über einen BES zu verbessern.

Backoffice

Der Push-Dienst wird im Backoffice durch den BES bereitgestellt, der seinerseits über eine Anbindung an die Groupware-Systeme Microsoft Exchange, Novell Groupwise und Lotus Domino verfügt.

Der Server überwacht die Mailbox des Benutzers auf eingehende Mails und leitet diese an das Mobile Routing Center (MRC) von RIM weiter. Von dort werden die Mails an den Mobilfunkprovider geschickt und dann per Funk an den BlackBerry übertragen. Auf dem gleichen Wege funktioniert die Übertragung von Kalendereinträgen, Aufgabenlisten, Adressen und Notizen (Push-Dienst). Werden die Einträge auf dem BlackBerry erfasst oder E-Mails geschrieben, erfolgt die Datenübertragung in umgekehrte Richtung auf das Groupware-System.

Der BES erlaubt Firmen auch erhöhte Sicherheitseinstellungen. Somit kann der Administrator Software Over the Air (OTA), d. h. über das Mobilfunknetz, im Hintergrund auf dem BlackBerry installieren. Im Notfall kann der BlackBerry mit einem speziellen OTA-Befehl gelöscht werden, jedenfalls solange eine Verbindung zum Server besteht.

Für kleine Unternehmen steht als Alternative zum BES der auf maximal 30 Clients begrenzte BlackBerry Professional Server (BPS) zur Verfügung. Dieser stellt geringere Anforderungen an die Server-Hardware. Dadurch kann dieser im Gegensatz zum BES auf Domaincontrollern oder auf dem gleichen Server wie MS Exchange installiert werden. Zudem unterstützt ein Installationsassistent auch weniger versierte Administratoren.

Damit auch Privatanwender und Unternehmen ohne eigene Server (Prosumer) Teile der BlackBerry-Technik nutzen können, stellen die Mobilfunkprovider Server zur Verfügung, die den Basisdienst E-Mail bereitstellen. Diese heißen im Gegensatz zum BlackBerry Enterprise Server (BES) anders, und zwar BlackBerry Internet Service (BIS). Hier werden externe POP3/IMAP/OWA/LWA-Postfächer eingebunden und die dort eingehenden E-Mails dann an das Handgerät weitergeleitet. Dabei besteht die Möglichkeit, Antworten vom Handgerät mit einer eigenen E-Mail-Adresse zu maskieren, so dass nicht die vom Mobilfunkanbieter generierte E-Mail-Adresse benutzt werden muss. Dieser Dienst wird im Moment in Deutschland von T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 angeboten. Mit BIS (aktuelle Version 4.1) ist es ohne Zusatzsoftware nur bei einzelnen Email Providern möglich, Kontakte oder den Kalender zu synchronisieren. Des Weiteren steht den BIS-Kunden der Abgleich des BlackBerry via USB oder, bei neueren Modellen, via Bluetooth manuell mittels Blackberry Desktop mit Outlook oder Notes, zur Verfügung. Zusätzlich können BIS-Kunden die für BlackBerry bekannte Funktionalität nutzen, wenn sie von Drittanbietern entwickelte Lösungen einsetzen, die Daten über eine XML-Schnittstelle mit dem BlackBerry synchronisieren.

Besonders kleine und mittelständische Unternehmen, die die vollen BlackBerry-Funktionalitäten nutzen möchten, aber für die ein eigener BES zu teuer ist, können dies durch das sogenannte BlackBerry Hosting erreichen. Dabei wird der Server von einem IT-Dienstleister bereitgestellt, der Abonnent bezahlt lediglich einen bestimmten Betrag pro Monat. Alternativ gibt es den BlackBerry Professional Server, dieser ist bis zu 30 Nutzer/Lizenzen kostenlos - er ist der Nachfolger des BlackBerry Small Business Server. Erst bei mehr Usern wird ein BES benötigt.

Verbindung

Der Abgleich zwischen Handgerät und Server erfolgt bei älteren Modellen über ein spezielles Pager-Netzwerk, bei neueren im GSM-Netz über GPRS in verschlüsselter und komprimierter Form. Mit dem BlackBerry 8707/9000/9500/9520/9700 (Vodafone) oder dem XDA III-Trion (O2) stehen mittlerweile auch UMTS-fähige BlackBerry- und BlackBerry-Connect-Geräte zur Verfügung. Zur Verschlüsselung wird 3DES und bei Servern ab Version 4 auch AES unterstützt.

Verbreitung

BlackBerry-Nutzer laut RIM-Angaben
Zeitpunkt Nutzer (weltweit)
in Mio.
Januar 2004 1,0
November 2004 2,0
Mai 2005 3,0
August 2005 3,65
Dezember 2005 4,3
Oktober 2006 6,0
Juni 2007 9,0
Dezember 2007 11,2
Oktober 2009 30,0

Das erste Modell der Reihe, der BlackBerry 850, erschien 1999.

RIM konnte sich durch den in den Zahlen ersichtlichen starken Zuwachs mit einem Marktanteil von 20,8 % an die Spitze des PDA-Markts setzen (Stand Mai 2005).

Mittlerweile gibt es eine Software-Lösung namens BlackBerry Connect, die die BlackBerry-Funktionen auf PDAs nachbildet, z. B. auf Windows-CE-Geräten wie dem MDA 3 von T-Mobile oder Symbian-OS-Geräten wie dem Sony Ericsson P910. Das zurzeit einzige Gerät mit vollem BlackBerry-Funktionsumfang außerhalb der RIM-Geräte ist das SK65 von Siemens.

Sicherheit

Die hauptsächliche Sicherheitskomponente ist die AES-Verschlüsselung (bzw. bei älteren Versionen 3DES) des gesamten Datenverkehrs mit 256 Bit langen AES-Schlüsseln vom BES zum Handgerät. Die Übertragung der Daten zwischen Endgerät und RIM-Server erfolgt laut RIM-Stellungnahme „immer durch eine verschlüsselte Kommunikation“. Dies wurde nach der in Le Monde falsch wiedergegebenen – und nur angeblich nachträglich berichtigten – Warnung vor der Nutzung der Geräte in Regierungskreisen bekanntgegeben, nach der eine angebliche Datenschutzgefahr durch US-amerikanische und britische Geheimdienste auf Grundlage des Regulation of Investigatory Power Act (RIP Act) bestehe. Dieses Gesetz gewährt den britischen Behörden im Anti-Terror-Kampf weitgehende Freiheit in der Kommunikationsüberwachung, was allerdings nur für in Großbritannien stehende Server gilt. Dies trifft auf die RIM-Server nicht zu, da diese die BlackBerry-Daten in Großbritannien nur durchschleusen, nicht aber lagern. Dieser Schlüssel, der anfänglich mittels Zufallsgenerator bei der Aktivierung des Gerätes ausgehandelt wird, ist maximal 30 Tage gültig, bis er erneuert wird. Selbst wenn dieser Schlüssel kompromittiert worden sein sollte, ist der Folgeschlüssel nicht abhängig vom Vorgänger und somit die Sicherheit wiederhergestellt. Der BlackBerry-Administrator kann jederzeit den Schlüssel erneuern, wie auch der Benutzer des Handgeräts, der mit dem umgangssprachlichen „Paranoia-Button“ die erneute Schlüsselerzeugung erzwingen kann. Zudem werden die ausgehenden Pakete vom BES sowie vom Handgerät jeweils nicht mit dem „Masterkey“ verschlüsselt, sondern jeweils mit einem auf dem „Masterkey“ beruhenden „Session-Key“. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit des Einsatzes von S/MIME oder PGP zur Verschlüsselung der E-Mails.

Der Geräteinhalt kann zusätzlich zum Erzwingen eines Gerätepasswortes verschlüsselt werden. Die IT-BlackBerry-Administration hat die Möglichkeit, mehr als 400 zentrale Einstellungen über sogenannte „Policies” zu setzen, Richtlinien, die Geräteeigenschaften abschalten oder mit Sicherheitsmerkmalen versehen. Herauszustellen wären hier:

  • Die Möglichkeit, sichere Passwörter (bis 24 Zeichen) zu erzwingen. Die komplexeste Einstellung wären Großbuchstaben, Kleinbuchstaben, Sonderzeichen und Zahlen im Passwort.
  • Passwort-Historie: Die n letzten Passwörter werden gemerkt und können nicht wieder verwendet werden.
  • Sperren von bestimmten Passwörtern.
  • Sperrung des Gerätes nach einer vordefinierten Zeit.
  • Sperrung und Löschung des Geräts nach einer vorher definierten Anzahl von Passwort-Fehleingaben
  • „Periodic Challenge“: Kennworteingabe nach einer gewissen Zeit, auch wenn an dem Gerät gearbeitet wird.
  • Verbot von SMS, MMS oder anderer E-Mail-Dienste.
  • Erzwingung der Verschlüsselung des gesamten Handgeräts (Inhaltsschutz)
  • Deaktivierung der Kamera, der Multimedia-Funktionen und von externen Speichern (MicroSD).

Basis für die Dokumentation der verfügbaren Richtlinieneinstellungen ist das sogenannte „BlackBerry Enterprise Server Policy Reference Guide“, das jeweils zur aktuellen Version eines BlackBerry Enterprise Servers aktualisiert wird.

Alle diese Richtlinien werden über das Funk(GPRS/UMTS)-Netz übertragen und werden, ohne dass der Nutzer dieses beeinflussen kann, aktiviert. Hierin liegt eine der Stärken der Technik: Der Administrator kann zentral Einstellungen verändern, ohne das Gerät in die Hand nehmen zu müssen. Er kann Geräte weltweit administrieren, aber auch over the air löschen, wenn eines verloren gegangen ist, oder gestohlen wurde. Dazu schafft diese zentrale Administration Rechtssicherheit in Bezug auf Verhaltensvorgaben und Vorgaben zur Corporate Identity. Der extern arbeitende Benutzer wird gezwungen, sich an diese gegebenen Kodizes zu halten und somit den öffentlichen Firmenauftritt nicht zu schädigen.

In Juli 2009 wurde in den Vereinigten Arabischen Emirate vom Provider Etisalat ein "Performance Patch" verbreitet, der sich als Schnüffelsoftware der US-Softwarefirma SS8 herausstellte, und mit dem sich der E-Mail-Verkehr der Blackberry-Kunden aushorchen ließ.[1][2]

Datenschutz und BlackBerry

BES ist ein Produkt, das hauptsächlich für den amerikanischen Markt konzipiert ist. Amerikanische Unternehmen erwarten andere Leistungsmerkmale als die weltweite Kundschaft. In Amerika ist jede E-Mail, die über das Unternehmensnetzwerk läuft, Eigentum der Firma. Privatsphäre wird nicht garantiert und wird in vielen Fällen explizit ausgeschlossen. Nach momentaner Rechtsprechung sind Firmen in den USA auch dafür verantwortlich, was Mitarbeiter in ihren E-Mails schreiben. Daher findet in vielen Firmen eine starke Überwachung des Datenverkehrs statt. Der BES ist ebenfalls dazu in der Lage. Es können Einstellungen getroffen werden, dass jede E-Mail automatisch als Blindkopie an einen bestimmten Empfänger gesandt wird. Ab der Versionen 4.1 ist es möglich, sämtliche PIN-to-PIN-Nachrichten (so etwas wie SMS zwischen BlackBerry-Geräten), SMS und BlackBerry Messenger Nachrichten in Logdateien zu schreiben. Zudem können alle Telefonate, mit dazugehörigem Namen aus dem Benutzer-Adressbuch, in eine Logdatei geschrieben werden. Dazu können serverseitig nahezu sämtliche Status und Einstellungen des Gerätes, wie installierte Software oder Betriebszeiten abgerufen werden. In Deutschland und anderen Ländern stellt diese Technik ein Datenschutzproblem dar. Die Einstellungen können problemlos ohne Benachrichtigung des Benutzers, mit Hilfe der Policies, jederzeit geändert werden und nur auf ihn oder eine bestimmte Benutzergruppe angewendet werden. Eine simple Fehlkonfiguration kann somit datenschutzrechtlich bedeutsame Inhalte einem nicht autorisierten Personenkreis zugänglich machen. Unter dieser Prämisse sollte die Verwendung von BlackBerry-Endgeräten im Firmenumfeld in Bezug auf die Privatsphäre stets unter der allgemeinen Maßgabe erfolgen, Inhalte rein geschäftlich und wenig bis gar nicht persönlich zu gestalten. Des Weiteren ist bei Einführung von BlackBerry-Diensten im Firmenumfeld zu klären, inwiefern eine Einführung – hier auch insbesondere wegen der technischen Umsetzung des Zugriffes auf das Postfach unter Zuhilfenahme eines „Kurier-Accounts“, besonders im Microsoft-Exchange-Umfeld – mit dem Betriebsrat besprochen und genehmigt werden muss.

Kriminalität und Zensur

Im Zuge der Krawalle im Vereinigten Königreich ist vor allem der BlackBerry Messenger („BBM“) in die Kritik geraten: viele Randalierer sprachen sich über das Instant Messaging Netzwerk ab, mit dem die Geräteinhaber direkt miteinander kommunizieren und nicht von staatlichen Behörden kontrolliert werden können. Der Messenger funktioniert ausschließlich mit Blackberrys und überträgt verschlüsselt Nachrichten, Videos und Bilder. Im Zuge der Krawalle gab die die Firma RIM auf einem offiziellen Twitter-Account für Großbritannien bekannt, mit den Behörden kooperieren zu wollen. Die Gruppe TeaMp0isoN hackte nach eigenen Angaben den offiziellen Blackberry-Weblog der Firma und platzierte eine Nachricht auf der Homepage:

"Dear Rim; You Will _NOT_ assist the UK Police because if u do innocent members of the public who were at the wrong place at the wrong time and owned a blackberry will get charged for no reason at all, the Police are looking to arrest as many people as possible to save themselves from embarrassment…. if you do assist the police by giving them chat logs, gps locations, customer information & access to peoples BlackBerryMessengers you will regret it, we have access to your database which includes your employees information; e.g – Addresses, Names, Phone Numbers etc. – now if u assist the police, we _WILL_ make this information public and pass it onto rioters…. do you really want a bunch of angry youths on your employees doorsteps? Think about it…. and don’t think that the police will protect your employees, the police can’t protect themselves let alone protect others….. if you make the wrong choice your database will be made public, save yourself the embarrassment and make the right choice. don’t be a puppet... "[3]

Die Indische Regierung vermutet, dass die Anschläge am 26. November 2008 in Mumbai, bei dem vor zwei Jahren 166 Menschen getötet wurden, über Blackberrys geplant wurden. Allerdings geben Experten zu bedenken, dass sich Terroristen auch verschlüsselt über das normale Internet verständigen könnten.

In Saudi-Arabien ist der BBM besonders bei Jugendlichen beliebt. In dem konservativen islamischen Land ist er für viele Nutzer die einzige Möglichkeit Kontakt zum anderen Geschlecht aufzunehmen. Vor einem Jahr hatte dem Hersteller RIM zufolge die größte staatliche Telekommunikationsfirma des Landes Etisalat, versucht, unter dem Vorwand eines Software-Updates ein Spionageprogramm auf den Geräten zu installieren.[4]

Patentstreit

Die BlackBerry-Technik verletzte (zumindest in den USA) ein Patent, das 1991 angemeldet und später von einer Firma namens NTP mit Sitz im US-Bundesstaat Virginia erworben wurde. Diese verklagte RIM im November 2001, nachdem Verhandlungen über einen Lizenzvertrag gescheitert waren. Es folgte ein mehrjähriger Rechtsstreit, in dessen Verlauf befürchtet wurde, dass ein Gericht die Abschaltung aller BlackBerrys anordnen könnte. Dazu kam es jedoch nicht, stattdessen erzielten die Prozessgegner im März 2006 eine gütliche Einigung. Die Firma RIM verpflichtete sich zur Zahlung von 612 Millionen US-Dollar und erwarb das Recht, die betroffenen Patente benutzen zu dürfen. Die von NTP gehaltenen Patente (16 Claims) wurden mittlerweile vom US Patent Office für nicht richtig erklärt.

Schwächen

Wenngleich mit dem BlackBerry eine produktiv einsetzbare Lösung für mobile Kommunikation per E-Mail bereitgestellt wurde, sind manche Schwächen – insbesondere die Betrachtung von E-Mail-Anhängen in Fremdformaten (MS-Office, PDF, TIFF, etc.) – offenkundig. Die RIM-Basissoftware beschränkt sich weitgehend darauf, Text aus den Dokumenten zu parsen und als reinen Text anzuzeigen, wobei Textattribute und Formatierungen ignoriert werden. Die Anzeige von Grafiken ist ebenfalls nicht zufriedenstellend, dahingehend, dass Zoom- und Panning-Funktionen entweder gar nicht zur Verfügung stehen oder nur durch aufwendige Folgen vieler Klicks möglich sind. BlackBerry-Benutzer, die mit E-Mail-Anhängen arbeiten, sind hier auf Produkte von Fremdfirmen angewiesen, wie den DocHawk Attachment Viewer oder RepliGo. In der Firmwareversion 4.5 ist die Software DocumentsToGo von DataViz Bestandteil des Betriebssystems; hiermit lassen sich Dokumente und Dateianhänge auch nativ betrachten. Die Editierfunktion von Office-Dokumenten ist dadurch ebenfalls möglich. Für das Erstellen von neuen Vorlagen auf dem Gerät muss die kostenpflichtige Premium-Edition erworben werden. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Hauptfunktion der BlackBerry-Geräte: Die E-Mail-Funktion ermöglicht es nicht, in Antworten nur Teile der ursprünglichen Nachricht zu zitieren oder zwischen die Zeilen des Originals zu schreiben. (Um wenig Datenverkehr zu erzeugen, wird bei Antworten und Weiterleitungen die Originalnachricht vom Server zugefügt. Sie liegt meist nicht vollständig im Gerät vor.) Kostenfreie Mini-Anwendungen, wie z.B. Forward Reply and Edit, ermöglichen jedoch diese Funktion. Durch Kopieren und Einfügen lässt sich das oben beschriebene Problem auch umgehen. Zudem erhält das BlackBerry seit Anfang des letzten Jahrzehnts stetig steigende Konkurrenz von Smartphones, die typische Blackberry-Eigenschaften wie E-Mail-Clienten und Organizer-Funktionen standardmäßig integriert haben und dazu ein breites Maß an weiteren Extras bieten.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Spiegel Online vom 27. Juli 2010
  2. Arabian Business.com vom 14th Juli 2009: Etisalat’s BlackBerry patch designed for surveillance
  3. http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_digital/digital_news/388480_London-Riots-Hacker-griffen-Blackberry-Homepage-an.html
  4. http://www.tagesschau.de/wirtschaft/blackberry110.html

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