Bliesdalheim

Bliesdalheim
Bliesdalheim
Gemeinde Gersheim
Koordinaten: 49° 10′ N, 7° 14′ O49.1741666666677.2377777777778212Koordinaten: 49° 10′ 27″ N, 7° 14′ 16″ O
Höhe: 212–390 m ü. NN
Fläche: 3,71 km²
Einwohner: 705 (2010)
Postleitzahl: 66453
Vorwahl: 06843

Bliesdalheim (im Dialekt Dalem) ist ein Ort im Saarland an der Blies, inmitten des Biosphärenreservates Bliesgau gelegen. Er ist Teil der Gemeinde Gersheim. Bliesdalheim hat 705 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Bliesdalheim liegt im Südosten des Saarlandes im Bliesgau, nur wenige Kilometer von der deutsch-französischen Grenze entfernt, gehört zum Saarpfalz-Kreis und ist Teil der Gemeinde Gersheim. An dem Ort vorbei fließt die Blies. Die Gemarkung nimmt eine Fläche von 371 ha ein. Davon werden etwa 68 ha landwirtschaftlich genutzt, rund 60 ha sind mit Wald bewachsen. Die Gemarkung des Dorfes grenzt an die Gemarkungen der Blieskasteler Ortsteile Böckweiler, Breitfurt sowie Wolfersheim und an die der Gersheimer Ortsteile Herbitzheim und Walsheim. Nordöstlich von Bliesdalheim erhebt sich der Kahlenberg (401 m ü. NN), die höchste Erhebung im Bliesgau.

Natur und Landschaft

Auf der Gemarkung steht größtenteils der Muschelkalk an; nur an der nördlichen Gemarkungsgrenze ist der Obere Buntsandstein anzutreffen. Die Bliesaue stellt aufgrund des hohen Grundwasserstandes und regelmäßiger Überflutungen einen wichtigen Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten dar. Die Uferböschungen der Blies säumen Schwarzpappeln, Weiden und bisweilen Schwarzerlenwälder. Nach Auswilderungen ist seit einigen Jahren wieder der Biber heimisch.

Wohl nichts ist charakteristischer für den Bliesgau als seine Streuobstwiesen, die neben vereinzelten Ackerflächen die Talhänge prägen. Der Flurname „Rebenberg“ ist ein Zeugnis früheren Weinbaus, der in kleinem Umfang in der Region betrieben wurde.

In dem Laubwald auf dem Höhenrücken östlich des Dorfes dominieren Rotbuchen und Stieleichen.

Geschichte

Ein merowingerzeitliches Grab und die Endung -heim sprechen für eine Gründung im Frühmittelalter (6./7. Jahrhundert). Urkundlich tritt das Dorf erstmals im 13. Jahrhundert in Erscheinung. In den Regesten des Klosters Wörschweiler wird 1218 erwähnt, dass Godefried Graf von Sponheim dem Kloster die Einkünfte seines Hofes zu Daleheim vermacht. Im 14. Jahrhundert ist erstmals eine Bliesmühle belegt.

Im Hochmittelalter hatte das Kloster Wörschweiler umfangreiche Besitzrechte an dem Dorf. Später, bis zur Französischen Revolution, war das Dorf größtenteils im Besitz der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken und diente als Gerichtsort für die pfalz-zweibrückischen Bliesdörfer. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort stark in Mitleidenschaft gezogen. Während 1624 noch 86 Einwohner überliefert sind, lebten nach Kriegsende noch drei Familien im Dorf. Um 1670 folgten weitere Zerstörungen im Zuge der Reunionskriege.

Ab 1797 gehörte der Ort, wie alle linksrheinischen Gebiete, zu Frankreich. Nach der Neuordnung der von Napoleon abgetretenen Gebiete war das Dorf ab 1816 bayerisch. Zur Unterscheidung von Heckendalheim führt der Ort seither den Namen des vorbeifließenden Flusses (Blies-) als Vorsilbe. Ab 1879 war der Ort an das Eisenbahnnetz der Bliestalbahn angeschlossen.

Nach dem Versailler Vertrag stand das Saargebiet nach einem Mandat des Völkerbundes von 1920 bis 1935 unter französischer Verwaltung. Ab 1922 gab es im Dorf elektrisches Licht, ab 1927/28 fließendes Wasser.

Nach der Saarabstimmung wurde das Saargebiet 1935 ans nationalsozialistische Deutsche Reich angeschlossen. Am 1. September 1939, dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurde das Dorf evakuiert. Die Bewohner wurden in Sonderzügen nach Thüringen, Oberfranken und den Odenwald verbracht. Erst im Mai 1941 durfte das Dorf wieder bewohnt werden. Deutsche Soldaten sprengten 1939 die alte steinerne Rundbogenbrücke über der Blies, die aus dem Jahr 1769 stammte. Im Dezember 1944 folgte eine zweite Evakuierung. 1939 und 1945 erfuhr der Ort starke Zerstörungen. 75 von 115 Anwesen wurden abgerissen. Dadurch verlor der Ort größtenteils seinen ursprünglichen Charakter als Bauerndorf.

Von 1946 bis 1957 war das Saarland ein autonomer Staat unter französischem Protektorat. Nach der Volksabstimmung von 1955 erfolgte der Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland. 1956 wurde das Turbinenhaus der Bliesmühle stillgelegt, nachdem die übrigen Mühlengebäude bereits 1939/45 völlig zerstört worden waren. Nach mehreren Behelfsbrücken wurde 1960 die heutige Stahlbetonbrücke über die Blies errichtet.

Seit der Gebiets- und Verwaltungsneugliederung von 1974 gehört die ehemals eigenständige Kommune Bliesdalheim zur Gemeinde Gersheim. Heute sind die meisten Einwohner Berufspendler in die umliegenden Städte.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1547 1609 1624 1675 1802 1837 1852 1895 1905 1910 1932 1952 1974 1982 2002 2005 2010
Einwohner 13 Familien 75 86 3 Familien 276 336 358 401 459 492 528 509 659 602 620 680 705

Politik

Sitzverteilung im Ortsrat:

Sehenswürdigkeiten

  • Nordöstlich des Ortes liegt eine von Menschenhand aus dem Buntsandstein herausgeschlagene Höhle (L. 26 m, Br. 4,80, H. ca. 5 m), der sog. Eiskeller. Die Bearbeitungsspuren deuten auf eine Entstehungszeit im 18. Jh. hin. Der Name rührt von der Nutzung der Höhle im 19. Jh. als Kühlstätte her. Im Winter wurde auf der Blies Eis gebrochen und dort eingelagert. Der Eiskeller ist ein Winterquartier für Fledermäuse. In den Sommermonaten werden Führungen angeboten.
  • Kath. Kirche St. Wendelinus (1801, 1919-1923 erweitert)
  • Evang. Kirche (Turm 1907, Kirchenschiff 1926/27)
  • Cholerakreuz (1854)

Vereine

Sport

  • Turnen: TV 1898 Bliesdalheim
  • Fußball: SG Hertbitzheim-Bliesdalheim (1972 aus der Fusion SSG Bliesdalheim und SV Herbitzheim entstanden). Der Verein spielt in der Kreisliga A - Bliestal

Persönlichkeiten

  • Dr. Andreas Grieser (* 31. März 1868 in Bliesdalheim, † 18. Oktober 1955 in München) war ein deutscher Jurist, der als Amtsrichter und Staatsanwalt im Bayerischen Staatsministerium der Justiz tätig war. Später wurde er Bürgermeister in Würzburg und zwischen 1945 und 1947 Landrat des Landkreises St. Ingbert. 1947 wurde er als Staatssekretär ins Bayerische Staatsministerium für Arbeit berufen.
  • Dr. Ludwig Maria Hugo (19. Januar 1871 in Arzheim - † 30. März 1935 in Mainz), Bischof von Mainz (1921 bis 1935) und entschiedener Kämpfer gegen den Nationalsozialismus, wirkte 1911-1915 als Pfarrer von Bliesdalheim.
  • Sammy Vomáčka (bürgerlicher Name Jiří Vomáčka, *1946 in Brandýs nad Labem bei Prag) ist ein aus Tschechien stammender Gitarrist, der seit 2003 in Bliesdalheim lebt.

Weblinks


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