Blumenrohrgewächse

Blumenrohrgewächse
Blumenrohr
Indisches Blumenrohr (Canna-Hybride).

Indisches Blumenrohr (Canna-Hybride).

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae)
Ordnung: Ingwerartige (Zingiberales)
Familie: Blumenrohrgewächse
Gattung: Blumenrohr
Wissenschaftlicher Name der Familie
Cannaceae
Juss.
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Canna
L.
Illustration der Wildform: Indisches Blumenrohr (Canna indica).
Indisches Blumenrohr (Canna indica): Habitus, Kapselfrüchte und Samen.

Blumenrohr (Canna) ist die einzige Gattung der Familie der Blumenrohrgewächse (Cannaceae), die zu den Einkeimblättrigen Pflanzen (Liliopsida) gehört. Das lateinische Wort canna bedeutet Rohr. Zur Gattung Canna gehören 10 bis zu etwa 50 Arten. Einige Arten sind weltweit in den Tropen verwildert. Es wurde viel gekreuzt und so sind viele Sorten entstanden, die als Zierpflanzen für Parks und Gärten verwendet werden.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Die als Zierpflanze wichtigste Art heißt Indisches Blumenrohr (Canna indica). Der Name kommt durch den Irrtum des Entdeckers von „West-Indien“ (Westindische Inseln) zustande. Die Gattung Canna enthält 10 bis 50 Arten, die ihre natürliche Verbreitung nur im subtropischen und tropischen Gebieten der Neuen Welt (Neotropis) haben. Sie gedeihen in Höhenlagen von Meeresniveau bis zu Berghängen unterhalb 3000 Meter.

Beschreibung

Canna-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen mit Rhizomen. Sie erreichen, je nach Art, Wuchshöhen von 0,50 und 5 Metern. Sie bilden einen aufrechten, unverzweigten Stängel oder die überlappenden Blattscheiden bilden einen „Pseudostamm“. Die wechselständig und spiralig oder zweizeilig angeordneten, sehr großen, einfachen Laubblätter sind gegliedert in Blattscheide, kurze Blattstiele und Blattspreiten. Die parallel verlaufenden Blattnerven entspringen der Mittelrippe (nicht typisch für Einkeimblättrige).

Die auffälligen, endständigen, traubigen oder ährigen Gesamtblütenständen (Infloreszenzen) enthalten viele Blüten oder sind oft aus ein- bis zweiblütigen, monochasialen, zymösen Teilblütenständen zusammengesetzt, mit meist unscheinbaren, kleinen, grünen Hochblätter (Bracteen). Die zwittrigen, meist großen Blüten sind zygomorph und dreizählig. Die Blütenhüllblätter sind verschieden gestaltet. Die drei freien Kelchblätter sind meist grün. Die drei Kronblätter sind grün oder schön gefärbt. Die Basis der Kronblätter ist mit den Staminodien zu einer Staubblattsäule verwachsen. Es sind zwei Kreise mit je ursprünglich drei Staubblättern vorhanden, aber pro Blüte gibt es nur ein fertiles Staubblatt mit kronblattähnlichen Staubfaden, die anderen sind zu kronblattähnlichen Staminodien umgebildet, eines der inneren Staminodien ist zurückgebogen und bildet das Labellum, bei einigen Arten fehlt ein Staminodium. Die Kronblätter und Staminodien sind meist gelb bis rot. Die drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen (synkarpen) Fruchtknoten verwachsen, mit vielen zentralwinkelständigen Samenanlagen. Der Griffel ist kronblattähnlich. Der Bestäubungsmechanismus ist sehr spezialisiert und die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie).

Es werden dreikammerige Kapselfrüchte gebildet, die 5 bis 25 (selten bis zu 75) Samen enthalten. Die kugeligen Samen mit harten Endosperm sind mittel- bis dunkelbraun und haben einen Durchmesser von etwa 4 bis 10 mm.

Nutzung

Nahrung

Canna-Rhizome sind essbar und reich an Stärke. Die Rhizome können leider sehr faserreich sein und müssen stundenlang gekocht werden, damit sie weich genug sind für ein Essen. Ihr Geschmack ähnelt dem von Süßkartoffeln. [1]

Blumenrohr wird als Nahrungsmittel in den Anden (Peru und Ecuador) und in Asien (Vietnam und südliches China) angebaut. In Asien wird die Stärke zur Produktion von Glasnudeln verwendet.

Zierpflanze

Die Gattung wurde bereits um 1570 in Europa als Zierpflanze eingeführt und heute auch noch als solche gezüchtet und gehandelt.

Pflege:
Die Rhizome werden kühl (frostfrei) und dunkel überwintert. Im Januar kann man die Rhizome wieder in Töpfe einsetzen und zum Austreiben warm stellen. Nach den letzten Frösten werden sie ins Freie gepflanzt. Wenn man die Pflanzen so vortreibt, blühen die Pflanzen schon früh und lange. Wenn man die Rhizome erst nach den letzten Frösten (im Mai) direkt ins Freie pflanzt, blühen die Pflanzen auch erst spät im Sommer. Der Standort sollte sehr hell sein. Sie vertragen volle Sonne, sollten dann aber auch regelmäßig gegossen werden.

Die Canna-Hybriden sind wegen ihrer Größe am besten im Garten aufgehoben.

Die Canna-Longwood-Hybriden werden als Sumpfpflanzen in Teichanlagen gepflegt.

„Zwergsorten“ (Auswahl)

Es gibt einige Canna indica-Zwergsorten, die nur Wuchshöhen von etwa 50 cm erreichen und sich für eine Topfkultur in Räumen eignen:

  • 'Luzifer' (Blüten rot mit zartem gelbem Rand)
  • 'Alberich' (lachsrot)
  • 'Perkeo' (kirschrot)
  • 'Puck' (gelb)

Hohe Sorten (Auswahl)

  • 'Black Knight': mit weinroten Blättern und dunkelroten Blüten
  • 'Miss Oklahoma': mit grünen Blättern und großen rosafarbenen Blüten
  • 'President': mit grünen Blättern und roten Blüten
  • 'Richard Wallace': mit grünen Blättern und gelben Blüten
  • 'Tropicanna': mit gestreiften Blättern und orangen Blüten
  • 'Wyoming': mit dunklen, rötlichen Blättern und leuchtend orangen Blüten

Vermehrung

Die Vermehrung der Pflanze kann über Rhizom-Teilung erfolgen. Die Pflanzen bilden auch Samen aus, welche jedoch in einer extrem harten Schale stecken. Die Kapseln sollen mehrere hundert Jahre haltbar sein, da die Schale einen perfekten Schutz bietet. Zur Aussaat empfiehlt sich die Skarifizierung der äußeren schwarzen Umhüllung. Dazu wird das Samenkorn vorsichtig angefeilt, bis das hellere Innere zu sehen ist. Anschließend kann Wasser leichter in die Kapsel ziehen und eine Keimung erfolgen.

Canna indica var. warszewiczii (A.Dietr.) Nb.Tanaka
Canna paniculata, Syn.: Canna brasiliensis, Ausschnitt des Blütenstandes.

Systematik

Die Gattung Canna wurde oft in die Familie der Marantaceae eingeordnet. Heute bildet sie eine eigene Familie Cannaceae.

Neuere Bearbeitungen der Gattung Canna reduzieren die Anzahl der Arten von ursprünglich etwa 100 auf unter 50 und (Paulus Johannes Maria Maas 1985; P. J. M. Maas & H. Maas 1988) reduzierten die Zahl auf 10 Arten (Hier eine Liste der ab 2001 gültigen Arten) [2]:

  • Canna amabilis T.Koyama & Nb.Tanaka
  • Canna bangii Kraenzl.
  • Canna coccinea Blanc.
  • Canna discolor Lindl.
  • Canna flaccida Salisb.
  • Canna glauca L.
  • Indisches Blumenrohr, Achira oder Essbare Canna (Canna indica L., Syn.: Canna compacta Rosc., Canna edulis Ker Gawl., Canna limbata Roscoe, Canna lutea Mill.)
  • Canna iridiflora Ruiz & Pav.
  • Canna jacobiniflora T.Koyama & Nb.Tanaka
  • Canna jaegeriana Urban.
  • Canna liliiflora Warsc. ex Planch.
  • Canna paniculata Ruiz & Pav.
  • Canna patens Rosc.
  • Canna pedunculata Sims
  • Canna plurituberosa T.Koyama & Nb.Tanaka
  • Canna speciosa Rosc.
  • Canna stenantha Nb.Tanaka
  • Canna tuerckheimii Kraenzl.

In Kultur entstanden Hybriden (Canna × generalis L.H.Bailey (Syn.: Canna × orchiodes L H.Bailey)) aus mehreren Arten.

Bilder

Indisches Blumenrohr (Canna indica-Hybriden):

Quellen

Literatur

  • Ian Cooke: The Gardener's Guide to Growing Cannas, Englisch Timber Press (OR) (Oktober 2001), ISBN 0-88192-513-6
  • Paulus Johannes Maria Maas: Cannaceae, in A. R. A. Görts-van Rijn: Flora of the Guianas. Series A: Phanerogams., Königstein, 1985, S. 69-73.
  • Paulus Johannes Maria Maas & H. Maas: Cannaceae, in G. Harling et al.: Flora of Ecuador, Göteborg. Volume 32, 1988, S. 1-9.
  • Nobuyuki Tanaka: Taxonomic revision of the family Cannaceae in the New World and Asia. in Makinoa; Serie 2, 1, 2001, S. 34–43.

Einzelnachweise

  1. Eintrag bei Plants for a Future. (englisch)
  2. Eintrag bei GRIN.

Weblinks


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