Bondeli

Bondeli

Bondeli ist der Name eines Schweizer Patriziergeschlechts aus Bern.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Die Familie Bondeli stammt möglicherweise aus Italien. Auf einigen alten Landkarten befindet sich in der Umgegend von Florenz eine Ortschaft gleichen Namens. In der italienischen Geschichte des Mittelalters kommen mehrere Geschlechternamen vor, die dem dieser Familie sehr ähnlich sind, so die Bondelli, die Bonteli zu Florenz und die Bondelini in Rom. Der genaue Ursprung lässt sich aber nicht nachweisen.

Das Wappen der Familie zeigt ein Felchen (frz. Bondelle).

Im 15. Jahrhundert ist die Familie um Bern ansässig. Während des ganzen 16. Jahrhunderts kommt der Name Bondeli, Puntely, Bundely usw. in den Tauf- und Eheregistern von Nidau und in vielen anderen Dokumenten aus dem nahe gelegenen Port vor. In dieser Zeit kamen Angehörige der Familie nach Bern und wurden dort in das Bürgerrecht aufgenommen.

Berner Burgergeschlecht

Der erste urkundlich bekannte Inhaber der Bernischen Bürgerrechts war Erhard Bundely, Pfister (Bäcker) und Wirt im "Weißen Kreuz", der 1542 bis 1557 als Mitglied des Großen Rats und 1556 als "Stubenmeister zu Pfistern" erscheint. Er war in erster Ehe mit Verena Armbruster und in zweiter Ehe mit Dorothea Schwinghard vermählt. Aus dieser zweiten Ehe hinterließ er neben mehreren Töchtern wahrscheinlich auch einen Sohn Johann (Hans), ebenfalls Pfister, Mitglied des Großrats 1568 und gestorben 1577. Die Stammfolge ist nicht ganz sicher, denn nach dem Osterbuch von 1568 musste Hans Bondeli als neues Mitglied des Großrats eine Gebühr von acht £ bezahlen, während alle anderen, deren Väter schon Mitglieder dieses Gremiums waren, nur sieben £ zu zahlen hatten. Andererseits geht aber aus den Ratsmanualen von 1571 deutlich hervor, dass Hans Bundelys Mutter Dorothea Bundely die Wirtin des "Weißen Kreuz" war. Ganz sicher lässt sich die weitere Stammreihe auf diesen Hans Bundely zurückführen.

Johann (Hans) Bundely heiratete 1559 Margaretha Hartmann. Ihr Sohn Erhard Bondeli wurde getauft am 21. Juni 1561, Mitglied des Großen Rats 1599 und starb 1604. Dieser Erhard gab das Gewerbe der Familie auf und erwarb als Offizier in Ungarn ein Vermögen. Zweimal verheiratet, hatte er in zweiter Ehe mit Elisabeth Walthard einen Sohn namens Jakob Bondeli, geboren am 17. Juli 1597, Lieutenant im schweizerischen Regiment von Mülinen. Jakob nahm 1620 am Feldzug gegen die Spanier im Veltlin teil. Sein Regiment wurde bei Tirano von 12 000 Spaniern überfallen und vollständig aufgerieben. "Mit Hauptmann Binder ich sampt sieben kam davon. Was Spaniens Schwert nicht macht, das hat die Pest gethan" steht auf seinem Porträt. 1628 starb Jakob Bondeli in Bern an der Pest.

Seiner 1618 mit Magdalena Amport geschlossenen Ehe entstammte Samuel Bondeli, geboren am 23. März 1626, seit 1651 Mitglied des Großen Rats und seit 1672 Mitglied des Kleinen Rats von Bern, wo er das Amt eines Seckelmeisters bekleidete. 1662 war Samuel Landvogt in Wangen und 1680 Landvogt in Lausanne. Aus seiner Ehe mit Anna Catharina Wild hinterließ Samuel vier Söhne: Simeon, Gabriel, Emanuel und Johann Erhard.

Preußische Freiherrn

Simeon und Emanuel traten in kurbrandenburgische Dienste. Beide waren Kammerjunker am Hofe in Berlin. Gemeinsam mit seinem Bruder Emanuel hatte Simeon als Hof- und Legationsrat, später als Botschafter und Sonderbevollmächtigter wesentlichen Anteil an der Realisierung der preußischen Erbansprüche auf das Fürstentum Neuchâtel. 1703 wurden die Brüder Bondeli vom preußischen König als Freiherrn in den Adelsstand erhoben. Nach einer langen diplomatischen Tätigkeit in Berlin und an verschiedenen europäischen Höfen kehrte Simeon von Bondeli 1709 nach Bern zurück. Dort übertrug ihm der Rat von 1707 bis 1723 die Pfründe eines Stiftschaffners. Im Alter von 76 Jahren ereilte ihn 1734 der Tod.

Gabriel von Bondeli starb jung und unverheiratet.

Johann Erhard von Bondeli ging ebenfalls nach Preußen und begründete dort eine preußische Linie der Familie. Er heiratete Veronika von Flanß, wurde Kommandant von Pillau und starb 1714. Sein Sohn Friedrich Julius, Oberamtmann zu Memel und Tapiau vermählte sich 1734 mit Charlotte Albertine von der Groeben. Aus dieser Ehe stammt ein Sohn Friedrich Albrecht, Lieutenant und später Capitain in den Regimentern Dohna und Syburg. Friedrich Albrecht starb unvermählt 1783. Mit ihm erlosch die preußische Linie.

Die Schweizer Bondeli

Die schweizerische Linie der Freiherrn von Bondeli wurde fortgesetzt durch Emanuel von Bondeli, geboren 1660, Professor Eloquentiae et Philosophiae zu Lausanne 1682. Als erster Nichttheologe erhielt er eine Professur in Bern. Er war zusammen mit seinem Bruder in zahlreichen diplomatischen Missionen unterwegs und der Generalstatthalter Wilhelm III. der Niederlande soll ihm sogar das Amt eines Gouverneurs des Fürstentums Neuchâtel versprochen haben - ohne allerdings das Versprechen einhalten zu können. Emanuel heiratete Barbara von Hory, einziges Kind des preußischen Staatsrats Jonas von Hory, Schlossherr zu Boudry. Von 1701 bis 1727 war er Landvogt zu Aubonne, Orbe, Echallens (dt. Tscherlitz). 1708 kaufte er die Baronie Châtelard nahe Montreux am Genfersee von der Familie Tavel. Seit 1691 gehörte er dem Großen Rat und ab 1733 dem Kleinen Rat von Bern an. Schon 1727 hatte er für seine Dienste vom preußischen König das Bürgerrecht von Neuchâtel erhalten. Aus der 1685 geschlossenen Ehe entsprossen u.a. drei Söhne: Jonas Emanuel, Friedrich und Beat Heinrich.

Friedrich von Bondeli

Friedrich von Bondeli wurde 1705 geboren und starb 1761. Er war historisch und literarisch gebildet. Aus seiner Ehe mit Julie Berseth entstammt die Tochter Suzanne Julie. Er war u.a. Landvogt von Burgdorf. Friedrich von Bondeli blieb ohne männliche Nachkommen.

Beat Heinrich von Bondeli

Der 1708 geborene und 1762 gestorbene Beat Heinrich von Bondeli war Staatsrechtler.

Jonas Emanuel von Bondeli und seine Nachkommen

Jonas Emanuel Freiherr von Bondeli, wurde am 2. August 1688 geboren und war seit 1713 mit Suzanne Bernardine Decker von Deckersberg (Couvreu de Deckersberg) verheiratet. Er war Landvogt zu Aarburg und Boudry und seit 1731 Kommandant von Aarburg. Über diese Zeit wird in einer Beschreibung von Montreux und seiner Umgebung berichtet: "Die letzten Barone, die Bondeli, Berner von Herkunft, taten alles was in ihrer Macht stand, um Unzufriedenheit zu schaffen und die Wege für den Geist der Revolution vorzubereiten. Sie taten es weniger - so schien es - aus Geschmack an der Tyrannei als aus adeligem Hochmut und Selbstgefälligkeit [...] Die Herrschaft dieser Dame [Suzanne Bernardine von Bondeli] und ebenso die ihres Sohnes waren nichts anderes als eine ständige Auseinandersetzung zwischen dem Schloss und der Gemeinde [...Das erklärt] den Ton, den die Gemeinde anschlug, besonders nach der Revolution, als sie in einer Bittschrift [...] ihre Geschichte zusammenfasste: Man hat beobachtet, dass selten das ganze Europa einen Frieden von sieben Jahren genießen konnte. Wir vermuten, dass es zwischen den Baronen von Châtelard und ihrer Gemeinde niemals auch nur einen Frieden von sieben Monaten gegeben hat."

Der im Zitat genannte Sohn war Johann Emanuel Freiherr von Bondeli, geboren am 12 März 1717, von 1768 bis 1774 Landvogt zu Aarwangen und seit 1765 verheiratet mit Emilie des Vismes. Auch er gehörte dem Großen Rat von Bern an und hat sich wohl auch viel dort aufgehalten, denn "das war nicht mehr die Zeit, in der sich der alte Adel in seine Schlösser zurückzog. Der Geschmack am Leben in der Gesellschaft hatte sich durchgesetzt. Selbst in Bern wollte man am Ende des 17. Jahrhunderts nicht mehr ohne die Vergnügen des Geistes und die Gesellschaft der Damen leben". Um die Nichte Julie, sammelte sich ein schöngeistiger Kreis, der sich mit der Lektüre Voltaires, Rousseaus, Montesquieus und anderer Aufklärer beschäftigte. Die provenzalische "Cour d'amour" wurde in Bern eingeführt und Julie zur Königin gewählt.

Sechs Jahre nach dem Tod Johann Emanuels heiratete sein am 24. Februar 1769 geborener Sohn Ludwig Stephan Emanuel Freiherr von Bondeli die Tochter des bernischen Großrats Albrecht von Steiger, Magdalene Charlotte von Steiger. Ludwig Stephan Emanuel war der letzte Baron von Châtelard. Dort hatten sich die Dinge im Laufe der Zeit soweit entwickelt, dass die Gemeindemitglieder nur noch den einen Wunsch hatten, sich von ihren Verpflichtungen gegenüber der Herrschaft freizukaufen. Ludwig Stephan Emanuel, von den unablässigen Auseinandersetzungen ermüdet, lehnte ihr Ansinnen nicht länger ab und am 21. November 1795 kam eine Vereinbarung zustande, nach der die Gemeinde Châtelard mit ihrem gesamten Gebiet von allen Lehensverpflichtungen und vom Pachtzins befreit wurde gegen Zahlung einer Summe von 107.480 Francs. Der Betrag sollte in Raten entrichtet werden. Als 1798 das Waadtland mit französischer Hilfe die Berner Herrschaft beendete, stellte die Gemeinde von Châtelard fest, dass sie sich mit dem Freikauf doch zu sehr beeilt hatte. Aber die Vereinbarung galt. Es blieben noch 60.000 Francs zu zahlen und der Baron wollte bis zur vollständigen Erfüllung seiner Forderung alles Eigentum der Gemeinde pfänden lassen. Die weiteren politischen Ereignisse veranlassten ihn jedoch zum Einlenken, denn er hätte sonst leicht alles verlieren können. So stimmte er schließlich einem Vergleich zu und die Gemeinde hatte nur noch 40.000 Francs zu zahlen. Das Schloss selbst wurde erst 1805 verkauft, nachdem die Familie es auf der Flucht vor den anrückenden Franzosen verlassen hatte.

Auch Ludwig Stephan Emanuel von Bondeli war Mitglied des souveränen Rats und Welschseckelmeister oder "Standesbuchhalter", wie es im Berndeutsch hieß. Von 1808 bis 1814 bekleidete er das Amt des Landvogts von Trachselwald. Er starb am 10. Oktober 1828 in Bern. Aus seiner Ehe hinterließ er fünf Kinder:

Eduard Freiherr von Bondeli, Offizier in einem Schweizer Regiment in Holland, später Farmer in Amerika, wo er ohne Nachkommen verstarb.

Carl Freiherr von Bondeli ging nach einem abgebrochenen Studium in Heidelberg nach Ägypten, um in die Armee Mehmed Alis einzutreten.

Emilie Freiin von Bondeli, geboren am 15. Juli 1796 auf Châtelard, hätte schon im Winter 1798 leicht ums Leben kommen können. Als die Franzosen in das Waadtland einrückten war Magdalene Charlotte mit ihren kleinen Kindern alleine im Schloss. Ihr Mann war mit den Berner Truppen ins Feld gezogen. Beim Näherrücken der feindlichen Armee musste Mutter Bondeli mit den Kindern Hals über Kopf das Schloss verlassen. In einer Kutsche flohen sie quer durch das Gebirge. In einer Herberge wurde eine Rast eingelegt, die kleine Emilie legte man auf ein Bett, wo sie gleich einschlief. Plötzlich ertönte der Ruf: "Die Franzosen kommen! Alle stürzten in die Kutsche und fuhren los. Nur Emilie schlummerte weiter in ihrem Bett. Erst als der Wirt mit dem Kind auf dem Arm hinter den Fliehenden her eilte, wurde der Verlust bemerkt. Am 7. Januar 1823 heiratete Emilie von Bondeli den Pfarrvikar Bernard de Gélieu aus Colombier. Dort lebte sie bis zu ihrem Tode am 30. November 1836. Sie hatte sich bei der Pflege ihrer Tochter Rose Typhus zugezogen.

Sophie Freiin von Bondeli blieb unvermählt und starb schon 1822.

Albrecht Freiherr von Bondeli, Offizier in schweizerischen Regimentern in Kanada und Holland kehrte 1830 nach Bern zurück und wurde Direktor der Landespolizei. Sein Enkel Eduard von Bondeli lebte in Paris. Eduards Tochter Nathalie heiratete einen Freiherrn von Glenck, die zweite Tochter Adele vermählte sich mit Herrn Hirzel. Danach gibt es keine männlichen Namensträger aus der Stammreihe der Barone von Châtelard mehr.

Literatur

  • Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1907/09/11
  • Knetschke Adelslexikon
  • Eduard von Rodt: Bern im 18. Jahrhundert. Bern 1901
  • Eugène Rambert: Montreux et ses Environs. Neuchâtel 1877
  • Alexander Pfister: Simeon Bondeli 1658 bis 1734. Festschrift des Historischen Vereins des Kantons Bern 1905
  • Handschriftliche Aufzeichnungen des Barons Edouard von Bondeli. Paris

Weblinks


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