Bootlegs

Bootlegs
Dieser Artikel behandelt Bootlegs in der Musikszene. Für eine weitere Bedeutung im Zusammenhang mit Schmuggel von verbotenen Waren, siehe Produktpiraterie.
Seit Ende der 1990er versteht man unter Bootleg bzw. Bootlegging außerdem ein Musikstück, das aus Songs von meistens zwei oder mehr Interpreten zusammengemischt wurde, was gemeinhin als Bastard Pop bezeichnet wird.

Der Begriff Bootleg bezeichnet im Deutschen nicht autorisierte Tonaufzeichnungen, die zumeist bei Konzerten entstanden sind. Häufig spricht man auch synonym von Schwarzpressung oder Raubpressung.

Der Begriff wird auch für nicht autorisierte Veröffentlichungen von Video-DVDs verwendet und leitet sich vom englischen "bootleg" (Stiefelschaft) her. Im Stiefelschaft wurden Schnapsflaschen über die Grenze geschmuggelt, woraus die Zweitbedeutung to bootleg = schmuggeln entstand[1].

Vor allem in Online-Auktionen wird der Ausdruck gelegentlich fälschlicherweise für das Beiheft einer CD, das sogenannte Booklet, verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Definition und Abgrenzung

Im Gegensatz zu selbstgebrannten CDs oder aus dem Internet heruntergeladenen Audio-Dateien ist ein Bootleg im eigentlichen Sinne eine in einer Fabrik gepresste Schallplatte oder CD, die in Geschäften, über Onlineshops oder auf Platten- und CD-Börsen verkauft wird. Allerdings gibt es hierbei auch Ausnahmen, wie z. B. Mitschnitte von Konzerten, die nicht käuflich sind. Diese werden meistens in einem verlustfreien Datenformat über BitTorrent, Hubs und per Post mit anderen tauschenden Sammlern, sogenannten „Tradern“, die sich für die Musik des anderen interessieren, ausgetauscht. Man unterscheidet weiterhin zwischen Bootleg und Counterfeit. Beim Counterfeit handelt es sich um die rechtswidrige Kopie einer offiziell erschienenen Platte. Pirates sind ebenfalls Nachpressungen offiziell erschienener Platten, bei denen jedoch kein Wert auf ein originalgetreues Erscheinungsbild gelegt wird. Während Pirates auf CD hauptsächlich auf osteuropäischen Flohmärkten angeboten werden, sind Counterfeit-Pressungen oft asiatischen Ursprungs und in dubiosen Online-Shops erhältlich.
Allen diesen Pressungen ist gemein, dass die Musiker und die eigentliche Plattenfirma kein Geld oder Gewinnbeteiligung erhalten.

Motivation

Die Absicht, die Gewinne von Musikern und Plattenfirmen zu schmälern, hegt ein Sammler von Bootlegs in aller Regel nicht. Er strebt vielmehr danach, möglichst viele Konzertmitschnitte bestimmter Musiker zu besitzen. Es wäre der Musikindustrie nicht möglich, sämtliche auf Bootlegs erschienenen Aufnahmen offiziell zu veröffentlichen, zumal nur leidenschaftliche Fans am Sammeln unzähliger Konzert-Versionen eines Liedes interessiert sein dürften.

Bootlegs werden sehr oft auch deshalb produziert, weil die Originalmedien nicht mehr erhältlich sind. Selbst diese Bootlegs können nach einiger Zeit – ebenso wie die längst vergriffenen Originale – Sammlerwert bekommen.

Seit es die Möglichkeit gibt, CDs selbst zu brennen, haben Bootlegs und die dahinter stehende Industrie sehr an Bedeutung verloren. Heute ist unter Fans der Tausch von Konzertmitschnitten verbreitet, wobei oft die Covermotive der CDs über das Internet heruntergeladen werden.

Geschichte

Bereits mit dem Aufkommen der Wachswalze als Aufnahmemedium begann auch die Geschichte der unautorisierten Aufnahmen. In der Metropolitan Opera in New York nahm bereits kurz nach 1900 ein Opernfan mit seinem Aufnahmetrichter hinter der Bühne ohne Wissen der Künstler ihre Darbietungen auf und produzierte die ersten Bootlegs. In den folgenden Jahrzehnten waren es vor allem Opernliebhaber, die Radiosendungen von Opern auf Schallplatten pressen ließen. Die ersten Gesamtaufnahmen von Opern stammen von Bootleggern, ebenso die ersten Stereo-Aufnahmen bestimmter Opernaufführungen. Auch die umfangreichen Begleittexte zu den Platten (englisch: Liner Notes) erschienen zuerst auf Bootlegs. Aber erst mit dem Aufkommen der Rockmusik begann die „große Zeit“ der Bootlegs.

Der Name Bootleg stammt wahrscheinlich aus der amerikanischen Prohibitionszeit, da alkoholische Getränke oftmals im Stiefelschaft (engl. Bootleg) befördert wurden.

Bis heute ist dieses Versteck noch beliebt um (verbotenerweise) Aufnahmegeräte in Konzerte zu schmuggeln.

Rockmusik und Bootlegs

Gegen Ende der 1960er Jahre blühte die Rockmusik auf und entwickelte sich von der reinen Unterhaltungsware zur ernsthaften Kunstform. Die neuen Idole wie Bob Dylan, die Rolling Stones, die Doors oder Led Zeppelin wurden vor allem durch ihre Konzerttourneen bekannt. Platten mit Konzertmitschnitten gab es kaum; deshalb entstand bei den Fans der Wunsch, Live-Aufnahmen ihrer Idole zu besitzen. Das erste bedeutende Bootleg enthielt jedoch noch ausschließlich Studio-Aufnahmen. Zwei junge Männer aus Kalifornien produzierten 1969 das erste Rock-Bootleg Great White Wonder mit Aufnahmen, die Bob Dylan nicht offiziell erscheinen lassen wollte: Ausschnitte aus den sogenannten Basement Tapes. Das Cover war weiß und trug nur den Stempel „GWW“. Obwohl die Musikindustrie sofort Gegenmaßnahmen ergriff, war die Produktion weiterer Raubpressungen nicht mehr zu stoppen.

Bald entstand im Untergrund eine regelrechte Industrie. Bootleg-Firmen wie Trademark of Quality, The Amazing Kornyphone Record Label und Vicky Vinyl brachten ganze Serien von Konzertmitschnitten auf Schallplatten heraus. Dabei erschienen zahlreiche Vinyl-Bootlegs bei verschiedenen Labels unter jeweils unterschiedlichen Titeln, teilweise um den Fans das Erscheinen von neuem Material vorzugaukeln.

Unter dem Namen BBC Transcription Services kamen damals ganze Konzertmitschnitte auf den Markt, die dem Käufer vorgaukelten, es handele sich um BBC-Promotionschallplatten. In Wirklichkeit waren es Radiokonzerte, die von der BBC gesendet und von Dritten illegal auf Platte gepresst wurden. Die Qualität der Aufmachung war so gut, dass es die LPs in ganz normalen Schallplattenläden zu kaufen gab.

Die Zahl der Titel wuchs stetig an, obwohl die Plattenindustrie Bootlegger strafrechtlich verfolgen ließ. Die Tonqualität der Raubpressungen reichte von exzellent bis schauderhaft, aber das Gerücht, wonach diese Platten ausschließlich katastrophale Aufnahmen enthalten würden, entsprang wohl eher dem Wunschdenken der Industrie.

Den wohl größten Erfolg bei der Bekämpfung von Bootlegs in Deutschland hatte Anfang der 1990er Jahre die International Federation of the Phonographic Industry: Bei Hausdurchsuchungen in Elmshorn und Pinneberg wurden insgesamt 100.000 Tonträger (70.000 CDs und 30.000 LPs) im Gesamtwert von etwa 2,6 Mio. DM sichergestellt und bei Teldec vernichtet.

Bekannte Beispiele

Am weitesten verbreitet waren Konzertmitschnitte und Studioaufnahmen der großen Rockstars wie AC/DC, Bob Dylan, Queen, The Rolling Stones, The Beatles, Led Zeppelin, The Who, David Bowie, Genesis, Pink Floyd, Frank Zappa, Metallica und Guns N’ Roses. Für manche Künstler war es eine Frage des Prestiges, dass Raubpressungen von ihren Konzerten erschienen – ein Indiz dafür, dass sie es geschafft hatten. Von Mick Jagger ist bekannt, dass er Bootlegs sammelte. The Who ließen ihre Platte Live at Leeds in der Aufmachung einer Raubpressung erscheinen. Paul McCartney nannte eins seiner Live-Alben The Official Bootleg.

Unter dem Namen Beat The Boots veröffentlichte Frank Zappa offiziell LPs von vorher illegal veröffentlichten Bootlegs seiner Konzerte, da er sich darüber ärgerte, dass andere Geld mit seiner Arbeit verdienten. Darunter waren „Saarbrücken 1978“ oder „As An Am“.[2][3]

Zahlreiche Konzerte der Beatles wurden auf Raubpressungen veröffentlicht. Weit bedeutender sind jedoch die Bootlegs der Studioaufnahmen, etwa aus den Aufnahmesessions zur Platte Let it be. Dort bekommt man einen Eindruck davon, wie die Beatles im Studio arbeiteten. Übrigens stammen einige Bootlegs offensichtlich von Bändern, die im Studio als entbehrlich weggeworfen und in die Hände von Sammlern gelangt waren. Dasselbe passierte bei Elvis Presley, als ein Fan Bänder von RCA-Aufnahmen für die Elvis-Filme fand und sie unter dem Titel Behind Closed Doors 1976 in einer 4-LP-Box veröffentlichte.

Eine weitere wichtige Veröffentlichung war ein weiteres Werk der Beatles: die unbearbeitete Version von Let it be, also die Fassung, die entstand, bevor Phil Spector das Material mit Streichern und Chören aufgemischt hatte.

Als sensationell empfand man die Veröffentlichung eines hochwertigen Konzertmitschnitts der Rolling Stones (Oakland Coliseum, 9. November 1969) unter dem Titel Liver than you'll ever be. Sogar im Rolling Stone erschien eine Besprechung, und es wurde behauptet, dass es sich um eine Stereoaufnahme handle und dass die Rolling Stones selbst das Band zur Verfügung gestellt hätten. Beides traf nicht zu, brachte aber den Bootleggern ein erhöhtes Prestige ein, zumal sie im Ruf standen, die Musik aus den Händen der geldgierigen Industrie befreit zu haben. Die Rolling Stones sahen sich veranlasst, als Reaktion das Live-Album Get yer ya-ya's out! zu veröffentlichen. Auf der Raubpressung war die Atmosphäre des Konzerts zu spüren, während die offizielle Veröffentlichung im Studio stark nachbearbeitet wurde.

Ein weiteres der ersten Rolling Stones-Bootlegs mit dem Titel Bright lights big city enthielt die Demoaufnahmen für IBC aus dem Jahr 1962 in sehr guter Qualität. Bald darauf erschienen die legendären Konzerte im Londoner Hyde Park 1969 und einige Songs vom Altamont Free Concert 1969. Die Aufnahmen von der US-Tournee 1972 und der Europa-Tournee 1973 zeigen den Gitarristen Mick Taylor in absoluter Hochform. Die Aufnahmen von den Konzerten in London und Brüssel (Doppelalbum Nasty Music, CD Brussels Affair) vom September/Oktober 1973, als offizielle Live-Platte vorgesehen und aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht, dürften die besten Konzertaufnahmen der Rolling Stones überhaupt sein. Sie entstammen einer Sendung von Radio Luxemburg. Von weiteren Tourneen wurden Radiomitschnitte auf Platten und CDs gepresst, z. B. aus Passaic und Fort Worth 1978, Hampton 1981, Atlantic City 1989, London 1990, Miami 1995. Interessanter sind häufig die Publikumsmitschnitte, da bei den Radioaufnahmen mit einer erheblichen Nachbearbeitung und mit zahlreichen Overdubs zu rechnen ist.

Bob Dylan gehört zu den Künstlern mit den meisten Bootleg-Veröffentlichungen. Jahre nach dem Erscheinen der Raubpressung Great White Wonder veröffentlichte er 1975 die darauf enthaltenen Basement Tapes offiziell. Auch eine Aufnahmesession mit Johnny Cash war nur auf einer Raubpressung erhältlich. Ansonsten erschienen unzählige Platten mit Konzertaufnahmen von ihm, darunter das Konzert mit den Hawks in Manchester 1966 unter dem Titel Royal Albert Hall – May 27, 1966 oder der berühmte Auftritt beim Isle of Wight Festival 1970. Bis zur Gegenwart gibt es nur wenige Konzerte, von denen kein Tondokument existiert. Bob Dylan nimmt in seiner offiziell erschienenen Plattenreihe The Bootleg Series – in der auch der von den Raubpressungen bekannte Konzertmitschnitt aus Manchester 1966 in brillanter Qualität erschienen ist (Bob Dylan Live 1966 „The Royal Albert Hall Concert“ The Bootleg Series Vol. 4) - mit unveröffentlichten Live-Aufnahmen direkten Bezug auf die Raubpressungen.

Auch nicht wenige Raubpressungen gibt es von Elvis Presley, doch zahlreiche der bekannten Bootlegs und auch neue Konzertaufnahmen und Studiomitschnitte wurden mittlerweile auf dem offiziellen Label FTD (Follow That Dream) veröffentlicht, das die Plattenfirma BMG im Jahr 1999 eigens für die unzähligen Elvis-Fans ins Leben gerufen hatte. Auf diesem Label wurde unter anderem auch ein Publikumsmitschnitt des Konzerts, das Elvis am 31. Dezember 1976 in Pittsburgh gab veröffentlicht. Dieses Konzert gilt unter den Fans als eines der besten des „King of Rock & Roll“ und wurde über die Jahre hinweg unter den verschiedensten Namen wieder und wieder inoffiziell veröffentlicht. Im Jahr 2003, 26 Jahre nach der ersten Bootleg-Veröffentlichung unter dem Titel Rockin' With Elvis New Years' Eve (1977), entschloss sich die Plattenfirma BMG endlich, die Aufnahmen offiziell und in bestmöglicher Tonqualität an den Fan zu bringen. Das Konzert erschien unter dem Titel Elvis New Year's Eve und enthält Raritäten wie Auld Lang Syne und Rags To Riches, wobei Elvis letzteren Song nur ein einziges Mal(!) auf der Bühne zum Besten gegeben hat. Interessant sind auch die legendären Sessions des Million Dollar Quartet mit Johnny Cash, Jerry Lee Lewis und Carl Perkins, die Sam Phillips am 4. Dezember 1956 in den Sun Records Studios mitgeschnittenen hat. Elvis' Beteiligung an diesen Aufnahmen wurde früher oft in Frage gestellt, da sie wegen mangelhafter Tonqualität nicht nachzuweisen war. Von den Aufnahmesessions zum Album Blue Hawaii (1962) sind Mitschnitte der Studiosessions erschienen, mit denen beispielsweise die Entstehung des Hits Can't help falling in love with you detailliert nachzuvollziehen ist.

Die Fortsetzung des „Siegeszuges“ für die Bootlegger und die zahlreichen Fans war der von verschiedenen Weggefährten bestätigte Umstand, dass man nach Elvis' Tod eine Bootleg mit dem Titel The Legend Lives on in dessen Sammlung finden konnte, mit einer längeren Konzertsequenz aus einem Konzert des Jahres 1969 in einer für damalige Verhältnisse ansprechenden Qualität. Obwohl Bootleg–Schallplatten in den letzten Jahren an Sammlerwert verloren haben, bedeutet die Erstpressung dieser Bootleg in Elvis Sammlerkreisen ein wirkliches Juwel.

Bis zum Ende 2005 wurden im europäischen Raum etwa 1200 Bootleg–CDs von Elvis Presley veröffentlicht, viele enthalten bis zu diesem Zeitpunkt unveröffentlichtes Material, einige davon in sensationeller Qualität. Vereinzelte Songs, die hier zu finden sind, wurden niemals offiziell veröffentlicht.

Den Höhepunkt der Bootleg-Veröffentlichungen bildete das 70-LP-Paket The final option von Led Zeppelin, das 1969/1970 auf Central Park erschienen ist. In dieser Luxusausgabe in einem Plexiglas-Koffer, limitiert auf 150 Exemplare, waren die besten Aufnahmen der Gruppe versammelt. Eine solche breite Anthologie hat es sonst nicht mehr gegeben.[4]

Ein gutes Beispiel für die Bedeutung von Raubpressungen für die Würdigung einer Musikkarriere ist Van Morrison, ein Künstler, der immer wieder Konzerte für das Radio mitschneiden ließ. Anhand dieser Radiomitschnitte kann man seine gesamte Konzertkarriere verfolgen, da eine Nachbearbeitung in aller Regel nicht mehr stattfand. Von den frühesten Aufnahmen 1970 bis zu den Radiomitschnitten der Jahre nach 2000 dürfte die Zahl seiner Radiokonzerte bei über 100 liegen. Einige davon (z. B. San Francisco 1971, New York und Los Angeles 1978, Essen 1982, Montreux Jazz Festival 1980, 1984 und 1990, Dublin 1995, Basel 2000) übertreffen die offiziellen Liveplatten mit Ausnahme des Albums It's too late to stop now deutlich, was Repertoire und Darbietung angeht. Aber es gibt auch exzellente Mitschnitte, die aus dem Publikum heraus gemacht wurden. Von der Doppel-CD Pagan Streams (Utrecht 1991) war Van Morrison so angetan, dass er einige Stücke von der Raubpressung auf einer offiziellen Maxi-CD veröffentlichte.

Bruce Springsteen dagegen verhielt sich ambivalent: Am Anfang seiner Karriere trat er offen für die Bootlegs ein; als er aber die ersten großen Erfolge verzeichnen konnte, klagte er gegen Bootlegger. Inzwischen sind jedoch zahlreiche Springsteen-Bootlegs erschienen. Man kann davon ausgehen, dass es ab 1992 kein Konzert von Bruce Springsteen gibt, das nicht illegal mitgeschnitten wurde. Mittlerweile gibt es von jedem Konzert gleich mehrere Mitschnitte.

Im Falle von dem Pink-Floyd-Bootleg The Best Of Tour '72 – später auch erschienen als In Celebration Of The Comet... – erschien eine live aufgenommene Rohversion ihres späteren Klassikers Dark Side of the Moon sogar noch, bevor die eigentliche Studio-LP regulär im Handel erhältlich war. Durch relativ gute Klangqualität und perfekte Cover-Aufmachung übernahmen damals viele reguläre Händler diese LP in ihr Sortiment, ohne von der illegalen Herkunft dieser Aufnahme zu wissen. Von der LP British Winter Tour wurden 80000 Stück abgesetzt. Die Platte, die in einem Hochglanzcover daherkam, gilt als eines der bestverkauften Bootlegs der Geschichte. Zu hören sind drei Songs von einem Konzert in Stoke-on-Trent 1974: Shine On You Crazy Diamond, das offiziell 1975 auf Wish You Were Here erschien, sowie Raving And Drooling und Gotta Be Crazy - Rohversionen mit teilweise völlig anderen Liedtexten, die offiziell erst 1977 als Sheep und Dogs auf Animals veröffentlicht wurden.

Ein größeres Sammlerwerk von Bootlegs unter dem Label Tangerine Tree erschien innerhalb einer Fangemeinde von Tangerine Dream. Musikgeschichtlich sind dabei die 1970er Jahre interessant, in denen die Band in den meisten Konzerten ausschließlich improvisierte. Auf diese Weise haben diese Bootlegs sogar zu einer intensiven Würdigung dieser Schaffensperiode beigetragen, die sich in offiziellen Alben so nicht wiedergeben lässt. Mittlerweile wurde dieses Projekt aber von der Band untersagt, da es als beeinträchtigend für den Verkauf von offiziellen Alben gesehen wird.

Einige der meistgesuchten Bootlegs sind:

Band Titel Details Erscheinungsjahr Auflage (Stück)
Queen Absolutely Enthusiastic 2-LP-Set, Farbiges Vinyl - TFKRL 9002-2   300
Rolling Stones Atlantic City 3-LP-Set, Farbiges Vinyl, Poster A3,Single   500
Neil Young & Crazy Horse Don’t Spook The Crazy Horse 2-CD-Box Set, Bonus Single,4 Poster   1000

Auch alle Schallplatten der Serie Metal Acetate auf Metallbasis, bei denen es sich um sehr seltene japanische Pressungen handelt, sind begehrt.

Bootleg-Labels

US-amerikanische Labels

  • Adam VIII LTD
  • Aftermath
  • Allied
  • Barking Pumkin Records
  • Berkeley Records
  • Box Top Records
  • Caution!
  • Contraband Music (CBM)
  • Dittolino Discs
  • Dragonfly
  • Highway HiFi (HHCER)
  • Hofman Avenue Records (HAR)
  • Idle Mind Pruductions (IMP)
  • Immaculate Conception Records (ICR)
  • Instant Analysis
  • Phonygraph
  • Pig's Eye
  • K&S -Records
  • Ken
  • King Kong Records
  • Kustom Records
  • LXXXIV-Series
  • Ruthless Rhymes
  • Shalom - Records
  • The Amazing Korniphone Record Label (TAKRL)
  • The Kornyphone Records for the Working Man (TKRWM)
  • Trade Mark Of Quality (TM0Q)
  • Vigotone (VT)
  • White Cover Folks (WCF)
  • Wizardo Records (WRMB)
  • Ze Anonym Plattenspieler (ZAP)

japanische Labels

  • Dog 'N Cat Records (DAC)
  • Melvin Records (ETS)
  • Marc Records
  • LLX
  • Small Clone Records
  • Vinyl Gang (VGP)

europäische Labels

  • Ass Records (Deutschland)
  • Bandido Records (Italien)
  • Belle Epoche Records (BER) (Deutschland)
  • Blackdragon Records (Deutschland)
  • Blue Moon Records
  • Coast Rock Records (Deutschland)
  • Crystal Cat Records (Schweden)
  • Deep Records (Deutschland)
  • DIR Broadcasting (Italien)
  • Flashback (Italien)
  • Genschmen (Italien)
  • Great Dane Records (GDR) (Italien)
  • Joker (Italien)
  • Kill them All (KTM) (Deutschland)
  • Kiss the Stone Records (KTS) (Italien, später Singapur)
  • Liven Legent (Italien)
  • Main Event (Deutschland)
  • Mobby Dick (Italien)
  • Musichien (Luxemburg)
  • OH BOY (Italien)
  • No I don't spend another night in jail productions (NIDSANIJ) (Deutschland)
  • Planet Rock Rekords (PRR) (Frankreich)
  • Rock Solid Records (RSR) (Deutschland)
  • Ruhrpott Records (Deutschland)
  • Shelter (Deutschland)
  • Spacematic (Deutschland)
  • Stoned Records (Schweden)
  • Team Element Recordz
  • Time (Deutschland)
  • TITZOU PROD. Ltd (Frankreich)
  • Tobe Milo (Italien)
  • Todeskuss (Deutschland)
  • The Amazing Korniphone Rebirth Label (TAKRL) (Deutschland)
  • Swingin' Pig (TSP) (Luxemburg / Deutschland)
  • Trade Mark Of Quality (TMQ) (Deutschland)
  • Wind Records (Deutschland)
  • Woody's Rainbow Records (Deutschland)


Autorisierter Mitschnitt

Neue Maßnahmen gegen Raubpressungen ergriffen einige Gruppen seit 2000, indem sie unmittelbar nach Ende des Konzerts einen Mitschnitt auf CD anboten. Begeisterte Sammler können so Aufnahmen sämtlicher Konzerte einer Tournee erwerben, ohne die Musiker finanziell zu schädigen.

Die Rockband Pearl Jam begann z. B. mit dem Veröffentlichen von autorisierten Bootlegs mit ihren Welttourneen 2000/2001 und 2003. Begründet wurde dieser Schritt in diesem Fall nicht damit, Bootleggern den Nährboden zu entziehen, denn die Band stand Bootlegs schon immer positiv gegenüber, sondern um den Fans Mitschnitte in guter Qualität zu garantieren. Das Tauschen dieser über den Fanclub günstig vertriebenen Bootlegs unter den Fans ist ausdrücklich erlaubt.

Im Gegensatz zu den vielen Musikern, die Bootlegs mit allen juristischen Mitteln verfolgen, hat die Gruppe Grateful Dead den anderen Weg beschritten. Bei ihren Konzerten wurden spezielle Bereiche abgetrennt, damit die Fans dort ihre portablen Anlagen zum Mitschneiden der Konzerte aufbauen konnten. Diese Aufnahmen wurden, bzw. werden zwischen den Fans getauscht, etliche sind auch auf Platten oder CDs veröffentlicht. Trotz dieser Vorgehensweise gehörte die Musikgruppe über etliche Jahre zu den bestverdienenden in den USA.

Auch andere Bands stehen Mitschnitten nicht völlig ablehnend gegenüber, was etwa in der Ansage des Musikers Jon Bon Jovi, „Bootleggers, roll your tapes now“, Ausdruck findet, bevor die Band einen seltenen Song spielt. David Gilmour sagt auf der DVD David Gilmour in Concert, bevor sie zum ersten Mal live das Stück Smile spielen „ ... so please turn on your tape machines now“. Die Ärzte unterstützen das Projekt „Kill Them All“,[5] wo Ärzte-Bootlegs gratis heruntergeladen werden können, damit Raubkopierer kein Geld verdienen. Andere Gruppen wie etwa Dream Theater vertreiben ihre Bootlegs „offiziell“.[6] Selbiges tun auch Queen, spenden aber alle Erlöse dem Mercury Phoenix Trust.

Auf der DVD Pulse von Pink Floyd finden sich unter dem Titel „Bootlegging the Bootleggers“ insgesamt vier Bonus-Tracks, die aus verschiedenen illegal angefertigten Videoaufnahmen zusammengesetzt wurden.

Von den Böhsen Onkelz gibt es eine Vielzahl an Bootlegs, die aus verschiedenen unautorisierten Pressungen mit unveröffentlichtem Demo-Material und Live-Mitschnitten auf CD oder LP bestehen. Teilweise werden die sogar in den näheren Oststaaten gepresst und verkauft. Eine Vielzahl der Bootlegs konnten die Fans bis vor einiger Zeit frei zugängig unter Duldung der Band bei onkelzbootlegs.de kostenlos herunterladen. Dies ist mittlerweile nur noch nach Registrierung möglich. Laut eigenen Angaben sind die Böhsen Onkelz die am meisten gebootleggte Band Deutschlands.

Die Ska-Band Ska-P steht ebenfalls Bootlegs gelassen gegenüber. Ihre Meinung gleicht der der Ärzte. Sie dulden die Seite ska-p.de.ms,[7] auf denen man etliche Bootlegs der Band herunterladen kann, um Bootleggern deren illegale Geldquelle versiegen zu lassen.

Auch in der Reggae-Szene herrscht allgemein eine liberale Einstellung gegenüber Bootleggern; jedoch ist der Begriff „Bootleg“ im Umfeld der Sammler recht unbeliebt. Dafür ist in der Tauschszene oft der Satz „reggae live music is for sharing, not for selling“ geläufig. Zahlreiche Reggaebands erlaubten das Aufnehmen ihrer Konzerte zum privaten Gebrauch oder zum Tauschen untereinander, so z. B. Bob Marley & The Wailers, Peter Tosh, Toots and the Maytals, Jimmy Cliff, DemBoyz, Inner Circle und Jacob Miller.

Wie Grateful Dead erlauben auch heute noch viele Künstler und Bands ihren Fans, Konzerte für private Zwecke aufzunehmen. Zu ihnen zählen unter anderem die Allman Brothers Band, ...And You Will Know Us by the Trail of Dead, Black Crowes, Counting Crows, Gov't Mule, U2, Iron Maiden, Dave Matthews Band, Metallica, Phish, Queens of the Stone Age, Radiohead, Sonic Youth, Therapy?, Widespread Panic und Wilco.

Verwendete Geräte

Uher Report 4400

Die beliebtesten Geräte der deutschen Profibootlegger waren die Tonbandgeräte der Uher-Report-4000er Serie (4000, 4200, 4400). Mit Maßen von etwa 300×95×230 mm waren sie nicht viel größer als ein Kassettenrekorder, hatten aber vier Geschwindigkeiten (2,4/4,75/9,5/19) zur Auswahl und standen den großen Tonbandmaschinen in nichts nach, die Report-Monitor-Serie arbeitete durchaus auf dem Niveau von Studiomaschinen. Die Aufnahmezeit im Batteriebetrieb betrug mindestens 2 bis 2,5 Stunden, je nach Batterie- oder Akkutyp. Aber auch Diktiergeräte und Kassettenrekorder kamen zum Einsatz, was sich natürlich in der Aufnahmequalität bemerkbar machte. Seit den 1990er-Jahren werden fast ausschließlich digitale Aufnahmegeräte, wie DAT- und MiniDisc-Rekorder, benutzt. Hierbei reicht die Aufnahmezeit im Batteriebetrieb von 3 bis 5 Stunden völlig aus. Durch die Digitaltechnik lassen sich die Aufnahmen inzwischen verlustfrei kopieren.

Literatur

Seit Ende der 1970er Jahre listet das in Kanada erschienene Buch „Hot Wacks“ alle Bootlegs mit Inhalt und technischen Daten auf. Alle paar Jahre erscheint ein aktualisierter Band. Die Zeitschrift „Hot Wacks Quarterly“ wurde hingegen nach nur wenigen Ausgaben eingestellt.

  • Owen Sound: Hot Wacks (Bootleg-Diskografie). Book XV. Ontario 1995.
  • Clinton Heylin: Bootleg. The rise and fall of the secret recording history. Omnibus, London 2003, ISBN 1-844-49151-X.
  • Andreas Voigts: Voigts New Collector's Price Guide for Bootlegs 1991.
  • Andreas Voigts: The Official Bootleg Price-Guide. Deutschland 1990.

Einzelnachweise

  1. Webster's New Universal Unabridged Dictionary. New York 2003. ISBN 0-7607-4975-2
  2. „Beat the Boots“–Liste
  3. Liste von Zappa−Bootlegs nach Jahrgängen
  4. Cover des 70-LP-Paket The final option von Led Zeppelin
  5. Kill Them All–Webseite
  6. ytsejamrecords Webseite
  7. www.ska-p.de.ms

Weblinks


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