AV Zollern

AV Zollern

Die Akademische Verbindung Zollern ist eine Verbindung katholischer deutscher Studenten in Münster im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV). Gegründet wurde sie in Marburg als V.K.D.St. Borussia von der V.K.D.St. Rhenania Marburg am 4. Februar 1901 mit den Farben weiß-schwarz-weiß mit karmesinroter Perkussion.

Nachdem im Jahr 1902 die damalige Akademie in Münster zur Volluniversität geworden war, verlor die Borussia, die bis zu diesem Zeitpunkt eine stattliche Anzahl an Mitgliedern sowie ein sehr aktives Verbindungsleben (u. a. Reitsport, Tennis, Jagd, eigenes Jagdschlösschen, Couleurhunde, Kneipmützen, Cerevise und schwarze Kneipjacken für die Füxe) vorweisen konnte, an Nachwuchs, da sich ein Großteil aus der Region Westfalen rekrutierte.

Aus diesem Grunde beschloss man im Oktober 1902 den sofortigen Wechsel nach Münster. Die Rekonstitution in Münster erfolgte sodann am 26. Oktober 1903. Durch eine ortsansässige Landsmannschaft gleichen Namens war man jedoch zu einem Namenswechsel gezwungen, und man entschied sich für den Namen Akademische Verbindung Zollern mit den Farben weiß-rot-schwarz-weiß; Kopfcouleur blieb der rote Stürmer. Auch der Wahlspruch („Suum cuique“ - Jedem das Seine) blieb unverändert.[1] [2]

Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte im Detail

Vorgeschichte

Nach der Gründung der V.K.D.St. Rhenania am 8. November 1879 durch zwölf ansässige Carteller kam es in der Zeit des akademischen Kulturkampfes auch in Marburg immer wieder zu Streitereien zwischen dem katholischen Farbenstudententum und den schlagenden Verbindungen. Nachdem Rhenania im Jahre 1900 nach einem Disput aus dem Studentenausschuss ausgeschlossen worden war mit der Begründung, Rhenania „sei nicht national genug“, beschloss die VKDSt Rhenania die Gründung einer zweiten katholischen Corporation in Marburg, um sich effektiver gegen die erzielte Vertreibung des katholischen Farbenstudentums aus Marburg erwehren zu können.

Gründung

Am 4. Februar 1901 wurde schließlich vom akademischen Senat die Genehmigung der Gründung der VKDSt Borussia mit den Farben weiß-schwarz-weiß mit karmesinroter Perkussion erteilt. Erster Senior wurde Heinrich Heitmeyer. Am 5. Februar 1901 erfolgte anschließend per Telegramm bereits die Aufnahme in den Cartellverband katholischer deutscher Studentenverbindungen als Nr. 33 (heute Nr. 31). Am 13. Februar 1901 fand das Publikationsfest statt.

Der Wechsel nach Münster

Unter großem Einsatz von Otto von Salm wurde die damalige Akademie in Münster im Jahre 1902 zur Volluniversität. Dies hatte zur Folge, dass weniger Studenten aus Westfalen nach Marburg kamen und somit auch die Borussia weniger Nachwuchs fand. Man beschloss daher am 25. Oktober 1902 die einstweilige Suspension, welcher der Rektor der Universität Marburg am 30. Oktober 1902 unter Sicherung von Couleur, Namen, Wahlspruch, Farben und Zirkel stattgab.

Die Rekonstitution in Münster

Am 26. Oktober 1903 fand der Rekonstitionsconvent der Borussia in Münster statt. Man war wegen der in Münster ansässigen Landsmannschaft Borussia jedoch zu einem Namenswechsel und darüber hinaus, aufgrund eines Einspruchs eben dieser Landsmannschaft, auch zu einem Wechsel der Farben gezwungen und entschied sich für den Namen Zollern und die Farben weiß-rot-schwarz-weiß. Kopfcouleur (roter Stürmer) und Wahlspruch ("Suum cuique") blieben.

Im Jahre 1908 wurde die Zollernpost (ehemals "Korrespondenzblatt" genannt) als Kommunikationsbrücke zwischen Aktivitas und Altherrenschaft geschaffen. In eben diesem Jahr dichtete der Direktor des Paulinums, Simon Peter Widmann, späteres Ehrenmitglied, das Zollernbundeslied.

Im Jahre 1929 übergibt die Altherrenschaft der Aktivitas zum 28. Stiftungsfest das Bootshaus an der Werse.

Zeit des Nationalsozialismus

Im Jahre 1933 kam es zur völligen Gleichschaltung des CV mit dem Führerprinzip. Man entschloss sich daher am 12. Oktober 1935 für die sofortige Auflösung der Verbindung und des Philisterverbandes. Von 1936 bis 1945 wurden Verbindungsvermögen und Bootshaus eingezogen.[3]

Nachkriegszeit und Hausbau

Im Wintersemester 1947/1948 planten Bundesbrüder die Rekonstitution der Verbindung. Dies war damals jedoch nur unter dem Namen Münsterland und anderen Farben (grün-weiß-rot), welche aber niemals von einem Zollern getragen worden sind, möglich. Erst im Jahre 1950 erteilte der Senat die Erlaubnis zur Wiederaufnahme der traditionellen Namen und Farben.

Im Jahre 1958 wurden die Grundstücke Bergstraße 7 und Wegesende 11 zum Bau eines Zollernhauses gekauft. Am 10. Juli 1960 erfolgte die Grundsteinlegung mit den Worten "Pax intrantibus, concordia inhabitantibus, salus exeuntibus" (Friede den Eintretenden, Einheit unter den Bewohnern, Wohlergehen den Austretenden), am 2. Juli 1961 die feierliche Hauseinweihung.[4]

Farben, Wahlspruch und Wappen

Farben

  • Burschenfarben: weiß-rot-schwarz-weiß
  • Fuxenfarben: rot-schwarz
  • Kopfcouleur: roter Stürmer mit schwarz-silberner Perkussion
  • Ehrenband (Borussenband): weiß-schwarz-weiß mit karmesinroter Perkussion.

Wahlspruch

Der Wahlspruch lautet "Suum cuique" (Jedem das Seine).

Wappen

Das heraldische Wappen besteht aus vier Feldern und dem Reichsadler. Im mittleren Feld befinden sich die Zollernfarben, im linken Feld der hessische Löwe, im rechten das westfälische Pferd. Das untere Feld weist in seinem oberen Teil das Hohenzollernsche Hauskreuz, in dessen Mitte die Borussenfarben, in seinem unteren Teil die Farben der Mutterkorporation Rhenania auf. Der Helmschmuck trägt Zollern- und Borussenfarben.

Der Weiße Ring

Die Zollern Münster ist Mitglied des Weißen Rings. Der Weiße Ring war eine couleurstudentische Interessengemeinschaft innerhalb des Cartellverbandes, die offiziell von 1908 bis 1923 existierte. Mitgliedsverbindungen waren, neben der Zollern Münster, die Bavaria Bonn, die Burgundia München und die Ripuaria Freiburg im Breisgau. Des weiteren gab es weitere sympathisierende Verbindungen, wie zum Beispiel die Guestfalia Tübingen, die Rheno-Palatia Breslau, die Rheno-Franconia München und die Marco-Danubia Wien.

1899 wurde das Singularitätsprinzip innerhalb des Cartellverbands aufgehoben. Dies wurde insbesondere von Aenania München gefordert. Da der Cartellverband nach der Aufgabe dieses Prinzips seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert von nur 26 Verbindungen sehr schnell auf über 80 angewachsen war, kam in einigen Verbindungen die Frage auf, ob es vorteilhaft sei, dieser Entwicklung weiter zu folgen oder nicht. Die Zollern entwickelte im Gegensatz dazu ein sehr enges Verhältnis zu den damaligen Cartellverbindungen vor Aufgabe des Singularitätsprinzips, dann auch ein distanzierteres Verhältnis. Die Zollern suchte Kontakt zu einigen wenigen Verbindungen in Hochschulorten, in denen Zollern häufig verkehrten. Daraus entwickelte sich ein enger Zusammenschluss, der inoffiziell als Weißer Ring bezeichnet wurde.

Auf der Cartellversammlung im Jahr 1912 wurde das cartellbrüderliche Du verpflichtend für alle Verbindungen des Cartellverbandes eingeführt. Das fand nicht ungeteilte Zustimmung, weil es üblich ist, Mitglieder von Verbindungen anderer Dachverbände mit Sie anzusprechen. Zollern lehnte es deswegen auch ab, gänzlich unbekannte Cartellbrüder zu duzen. Da eine Ablehnung des Duz-Comments einen Ausschluss der betreffenden Verbindungen aus dem Cartellverband zur Folge gehabt hätte, beschlossen die Mitglieder des Weißen Rings, außenstehende Cartellbrüder zwar zu duzen, sich untereinander aber mit Sie anzusprechen. Ein weiteres äußerliches Erkennungsmerkmal war das Tragen einer weißen, bzw. rote Nelke. Weitere Ziele des Weißen Rings waren die Bekämpfung des Commentverfalls, also der Nichtbesinnung auf ursprüngliche studentische Traditionen und Umgangsformen, welcher bei vielen anderen Verbindungen zu bemerken war.

Guestfalia Tübingen trug die ab 1920 im Cartellverband aufgekommenen Bestrebungen mit, den Duz-Comment abzuschaffen. Auch in Sachen Cartellzwang vertrat die Guestfalia des Dreisemesterprinzip, d. h. eine dreisemestrige Aktivität vor einem Wechsel zu einer Cartellverbindung.

Auf der Cartellversammlung im Jahr 1923 wurde den Mitgliedern des Weißen Rings offiziell der Siez-Comment verboten. Die Tradition des Tragens der Nelke wurde jedoch weitergeführt und wird von der Zollern bis heute gepflegt.[5]

Bekannte Mitglieder

  • Alexander von Stahl, Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof a. D.
  • Carl-Ludwig Thiele, Mitglied des Bundestags (MdB), 1994 bis 1998 Vorsitzender und 1998 bis 2005 stellvertretender Vorsitzender des Finanzausschusses, seit 2002 stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion
  • Reinhard Bork, Universitätsprofessor an der Universität Hamburg, Professur für Zivilprozessrecht und Allgemeines Prozessrecht.

Quellen

  1. vgl. Dr. Klaus Neuhaus: 90 Jahre AV Zollern. 1901-1935. Ein Bildband, Band I, 1991, 117 S.
  2. vgl. Fuxenfibel e. v. Akademischen Verbindung Zollern, 2. Auflage 1998.
  3. vgl. Dr. Klaus Neuhaus: 90 Jahre AV Zollern. 1901-1935. Ein Bildband, Band I, 1991, 117 S.
  4. vgl. Dr. Klaus Neuhaus: 95 Jahre AV Zollern. 1935-1961. Ein Bildband, Band II, 1996, 96 S.
  5. vgl. Fuxenfibel A.V. Zollern Münster, 2. Auflage 1998.

Weblinks

51.9646111111117.62580555555567Koordinaten: 51° 57′ 53″ N, 7° 37′ 33″ O


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