Brixplatz

Brixplatz
Romantische Parkanlage im Häusermeer

Der Brixplatz ist ein Park von Stadtplatzgröße im Berliner Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Im Neu-Westender Bebauungsplan war er ursprünglich als Platz F ausgewiesen. Im Jahr 1909 erhielt er den Namen Sachsenplatz und wurde am 31. Juli 1947 nach dem Architekten und zeitweiligen Rektor der Technischen Hochschule Charlottenburg Josef Brix umbenannt.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Konzept

Kinderspielplatz
Gedenktafel für Max Schmeling und Anny Ondra am Haus Brixplatz 9, in Berlin-Westend

Auf dem Gelände einer Kiesgrube wurde 1909 in Zusammenhang mit dem dort geplanten Wohnviertel Neu-Westends eine Grünfläche in der Größe eines Stadtplatzes ausgewiesen. Die Grünanlage wurde 1913 vom neu berufenen Charlottenburger Stadtgartendirektor Erwin Barth entworfen. Wegen des Ersten Weltkrieges konnte er erst 1919–1922 realisiert werden. Der 2,1 Hektar große Park soll den Stadtbewohnern die Geologie, Flora und Fauna des Brandenburger Umlandes nahebringen. So soll etwa die auf der Ostseite angelegte Felsformation die Rüdersdorfer Kalkfelsen nachbilden. An der Nordostecke wurde ein Schulgarten angelegt, an der Südwestecke ein Kinderspielplatz. Der innere tiefergelegene Bereich des Parks mit einem künstlichen See als Zentrum war für den Besucherverkehr gesperrt, um die ungestörte Entwicklung der Flora und Fauna zu gewährleisten, wurde jedoch 1960 für die Besucher freigegeben. Dies führte seit Anfang 2006 dazu, dass Teile der Anlage durch Vandalismus beschädigt wurden.

Künstlerkolonie

Gedenktafel für Paul Hindemith, Brixplatz 2

Aufgrund der attraktiven Lage zogen viele Prominente in die Mietshäuser, vor allem an der Südseite des Parks. Der Boxer Max Schmeling lernte dort seine im Nachbarhaus wohnende spätere Frau, die Schauspielerin Anny Ondra kennen. Gesellschaftlicher Mittelpunkt war wohl der Kabarettist, Dichter und Maler Joachim Ringelnatz, der von 1930 bis zu seinem Tod 1934 mit seiner Frau Leonharda, genannt „Muschelkalk“ und seinem Dackel „Frau Lehmann“ dort wohnte. Er und viele seiner Freunde waren regelmäßig in der noch heute existierenden Kneipe „Westend-Klause“ am Steubenplatz zu Gast. Im selben Haus Sachsenplatz 11 wohnte neben Schmeling und Ringelnatz auch der Schauspieler Willi Forst.

Im Haus Nummer 2 wohnte der Komponist Paul Hindemith, ebenso der Schauspieler und Regisseur Veit Harlan, heute vor allem durch seine späteren antisemitischen Hetzfilme wie Jud Süß bekannt, mit seiner Frau, der Schauspielerin Hilde Körber und seinen Kindern. Die Schauspielerin Henny Porten zog 1935 mit ihrem jüdischstämmigen Ehemann aus ihrer Dahlemer Villa zum Sachsenplatz, da sie nicht in die politisch gewünschte Scheidung einwilligte. Aufgrund der Nürnberger Rassegesetze durften sie nur ihre Köchin behalten, was zur Bewirtschaftung der großen Dahlemer Villa nicht reichte. Beide überlebten das Dritte Reich am Sachsenplatz.

Heutige Nutzung

Der Brixpark wird heute teilweise von der privaten Parkinitiative Brixplatz ehrenamtlich gepflegt, nachdem 2003 aufgrund knapper kommunaler Mittel über eine Aufgabe der Bewirtschaftung nachgedacht wurde.

Die Nachtigall am Sachsenplatz

Gedenktafel am Brixplatz, in Berlin-Westend
Gedenktafel am Haus Brixplatz 11, in Berlin-Westend

Verewigt hat Ringelnatz den Brixpark durch das Gedicht Die Nachtigall am Sachsenplatz, von dem auf der Ringelnatz-Gedenktafel am Eingang zum Brixpark der Anfang wiedergegeben ist:

Es sang eine Nacht…
Eine Nachti…
Ja Nachtigall
Am Sachsenplatz
Heute morgen. – Hast Du in Berlin
das je gehört? – Sie sang, so schien
es mir, für mich. Für Ringelnatz.

Und gab mir doch Verlegenheit,
weil sie dasselbe Jauchzen sang,
das allen Dichtern früherer Zeit
durchs Herz in ihre Verse klang.
In schöne Verse!

Nachtigall
Besuche bitte ab und zu
den Sachsenplatz;
Dort wohne ich. – Ich weiß, dass du
nicht Verse suchst von Ringelnatz.

Und hatten doch die Schwärmer Recht,
die dich besangen gut und schlecht.

Literatur

  • Clemens Alexander Wimmer; Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Abt. III – Gartendenkmalpflege (Hrsg.): Parks und Gärten in Berlin und Potsdam. 3. Auflage. Nicolai, Berlin 1989, ISBN 3-87584-267-7, S. 21–23.

Weblinks

 Commons: Brixplatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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