Bruno Gmünder Verlag

Bruno Gmünder Verlag

Der Bruno Gmünder Verlag ist ein Berliner Verlag, der Medien für schwule Männer produziert und zu den weltweiten Marktführern in diesem Bereich zählt. Er hat sich zum Ziel gesetzt, für schwule Männer Bücher zu produzieren, die für die Entfaltung eines schwulen Selbstbewusstseins und eines eigenen Lebensstils gebraucht werden. Mehrheitsgesellschafter war bis 2011 Bruno Gmünder.

Das Gesamtprogramm umfasst neben schwuler Belletristik und Sachbüchern die Schwerpunkte Reiseführer, Fotobände, Ratgeber, Comics, Kunstbände und verschiedene Monatsmagazine. Pro Jahr produziert der Verlag mit zirka 40 Mitarbeitern[1] zwischen 120 und 150 neue Titel und vertreibt diese weltweit. Die Mediengruppe hat einen Mitarbeiterstand von ca. 100 Männern. Der Markt in Deutschland macht etwa 25 Prozent des Umsatzes aus, der größte ausländische Markt sind die Vereinigten Staaten.[2]

Wichtigste Titel sind die Reiseführer der Reihe Spartacus Travel Guides mit dem Hauptprodukt Spartacus International Gay Guide, die Städteführer der Reihe … von hinten mit Berlin von hinten, Fotobände von Tom Bianchi, Howard Roffman, Bel Ami, Hot House, Rick Day, Comics von Joe Phillips, Mioki sowie das monatliche Lifestyle-Magazin männer und die Erotikmagazine Dreamboys und Macho. Von Juli 2005 bis Juli 2008 erschien das kostenlose Magazin Erexxion zur Vorstellung neuester schwuler Pornofilme.

Mit dem Verlag verbunden ist die schwule Einzelhandelsgruppe Bruno's.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Unter der Beteiligung Christian von Maltzahns (1956–1997) wurde im November 1978 in Berlin der Buchladen Eisenherz (früher Prinz Eisenherz Buchhandlung) eröffnet. Ab 1979 gehörte auch Bruno Gmünder (* 1956) zum Eisenherz-Team. Im Jahre 1981 gründeten die beiden damals 25jährigen Freunde den Verlag unter dem Motto:

„Wir sind homo, wir machen homo und wir wollen dem Homo zum Buch verhelfen.“

Buchreihe Städte von hinten

In einem Hinterhof arbeiteten sie an ihrem ersten Buchprojekt, einem Stadtführer über das schwule Berlin. Der Freund Berthold Spangenberg, Inhaber des Heinrich Ellerman Verlags, hat die Reihen-Idee mit dem Titel von hinten. Die erste Auflage von 5000 Stück, welche selbst in die Berliner Szene ausgeliefert wurde, war zu einem Preis von 10 DM innerhalb von vier Wochen ausverkauft. Im Frühjahr 1982 erschien München von hinten und kurz darauf Hamburg von hinten. Es gab mit dem Verlag Rosa Winkel schon längere Zeit einen schwulen Verlag, doch fehlten Gmünder und Maltzahn dort bestimmte Produkte. Im selben Jahr verlegten sie unter Vermittlung von Spangenberg mit Der fromme Tanz, den frühen schwulen Roman von Klaus Mann. Ebenfalls 1982 rufen sie mit Michael Föster und Theo Düppe das Magazin Torso ins Leben, welches einen Mix aus Lifestyle und politisch-engagierten Journalismus bietet und zwei Jahre später wieder eingestellt wird. 1983 gründen Mediziner, Journalisten, Barbesitzer und Bruno Gmünder die Deutsche AIDS-Hilfe um eine Organisation zu schaffen damit andere Medien in Bezug auf Aids nicht gegen, sondern mit Schwulen arbeiten.

Die Produktions- und Vertriebsmöglichkeiten waren nicht optimal. Schon alleine Druckereien zu finden war schwer. Oft hieß es, dass sie Auszubildende hätten und deshalb so etwas nicht drucken könnten. Damals ging es dabei nicht um Sex oder Porno, sondern schwule Inhalte allein reichten dafür aus. Konservative Medien verweigern Werbeeinschaltungen komplett und auch liberale Medien wie etwa Die Zeit oder Der Spiegel sträubten sich um nicht als Promoter der „Homosache“ zu erscheinen. Hilde von Lang, Lebensgefährtin des Zeit-Herausgebers Gerd Bucerius, verfasste die Absage – anscheinend wegen der Peinlichkeit – sogar eigenhändig, inklusive vieler Tippfehler[2]. Auch im Buchhandel wird kaum schwule Literatur angeboten und es gibt nur wenige schwule Buchläden in den großen Metropolen. Trotz dieser Widrigkeiten wächst der Verlag indem er in den Szeneeigenen Medien wirbt, Flyer verteilt und einen Versandhandel aufbaut. Wegen des zunehmenden Platzmangels zieht der Verlag in den folgenden Jahren mehrmals innerhalb Berlins um.

Der jährliche Spartacus wird 1986 ins Verlagsprogramm aufgenommen und bis 2006 werden davon 1,5 Millionen Exemplare verkauft. Ab 1987 orientiert sich der Verlag international. Im selben Jahr erscheint die erste Ausgabe von Männer. Konzeptionell leicht verändert erscheint das Magazin ab 1989 unter dem Namen Männer aktuell, im Oktober 2007 kehrt man jedoch zum ursprünglichen Titel zurück. In Berlin eröffnet dann 1988 der Laden Bruno's, von dem es 2006 jeweils zwei in Berlin und Köln gibt, sowie jeweils einen in Hamburg und München. Im Jahre 1997 stirbt der von Gmünder geliebte Partner Maltzahn an den Folgen von Aids.

Seit 2004 war der langjährige Mitarbeiter Michael Taubenheim gemeinsam mit Gmünder Mitgeschäftsführer des Verlags und des Handels. Am 3. Juni 2011 verkaufte Bruno Gmünder die Mehrheit seiner Anteile an der Bruno Gmünder Mediengruppe an Tino Henn, Nik Reis und Michael Taubenheim. Henn wurde Vorsitzender der Geschäftsführung; Gmünder bleibt im Unternehmen als Berater tätig.

Zur Philosophie des Unternehmens meint Bruno Gmünder:

„Wir haben uns nie als ein Unternehmen verstanden, das Bücher macht, die über Homosexualität aufklären. Wir wollten immer Bücher für uns machen. Wir haben immer gesagt, wir müssen die Medien machen, die uns fehlen.“

Bruno Gmünder: Männer Aktuell 7/2006 S. 35

Und zu seiner persönlichen Motivation:

„Ich denke, das ist einfach Neugier. Neugier auf das Leben, auf das Unbekannte. Gerade als Schwuler habe ich gelernt, dass es wichtig ist, immer einen Schritt weiter zu gehen. Und das ist es eigentlich auch, was mein Leben kennzeichnet. Insofern habe ich trotz Verlust meines Partners und sehr vieler anderer geliebter Menschen jede Veränderung immer als eine Herausforderung empfunden, um etwas Neues zu wagen und Dinge intensiver anzugehen.“

Bruno Gmünder: Männer Aktuell 7/2006 S. 35

Weblinks

Quellen

  1. Tanja Laninger: Der Aufschwung ist rosa, Welt online, 29. Juni 2003
  2. a b Andreas Marschner: Neugier auf das unbekannte (25 Jahre Bruno Gmünder Verlag), Männer aktuell, Juli 2006, S. 34 f.

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