Brüsewitz-Zentrum

Brüsewitz-Zentrum

Das Brüsewitz-Zentrum ist benannt nach dem evangelischen Pfarrer Oskar Brüsewitz, der 1976 großes Aufsehen durch seine öffentliche Selbstverbrennung in Zeitz in der DDR erregte. Das Zentrum erhielt diesen Namen trotz der Proteste der Evangelischen Kirche in der Bundesrepublik und der Witwe des Namensgebers.

Die Gründung des Zentrums geht auf die Initiative der Paneuropa-Mitglieder Olaf Kappelt, Bernd Posselt und Walburga von Habsburg zurück. Ziel des Zentrums sollte es sein, die Verletzung der Religionsfreiheit in der DDR ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Unterstützt wurde die Gründung u.a. durch Otto von Habsburg sowie die Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, Bernhard Vogel und Gerhard Stoltenberg.

Zur Errichtung des Brüsewitz-Zentrums wurde am 18. Juni 1977 in Bad Oeynhausen der Trägerverein Christlich-Paneuropäische Studienwerk gegründet. Das Brüsewitz-Zentrum selbst wurde am 18. Oktober 1977 ebenfalls in Bad Oeynhausen eröffnet. Laut Satzung ist es das Ziel des Zentrums, im christlichen Geiste der Grund- und Menschenrechte zur besseren Verständigung, Zusammenarbeit und Solidarität im ganzen deutschen Volk, in Europa und zwischen den Völkern der Welt beizutragen. Zur Arbeit des Zentrums gehörte das Verbreiten von Veröffentlichungen zu Fragen der Menschenrechte und Religionsfreiheit, direkte juristische und materielle Unterstützung von Christen in der DDR sowie die Betreuung von DDR-Flüchtlingen.

Das Zentrum arbeitete u.a. mit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) zusammen. Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln erhielt das Zentrum durch das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, die Bundeszentrale für politische Bildung, sowie die Europäische Gemeinschaft.

Kuratoriumsmitglieder waren u.a. Otto von Habsburg, Heinrich Aigner, Hans Graf Huyn, Ludek Pachmann, Heinrich Lummer und Lothar Bossle. Ein Vorstandsmitglied, Jörn Ziegler, war langjähriger Vorsitzender der BRD-Sektion der IGFM und Vorsitzender der Deutschen Gildenschaft.

Das Brüsewitz-Zentrum verstand sich als radikal antikommunistische Organisation und wandte sich gegen kirchliche Kreise in der DDR, die eine Verständigung mit deren Regierung suchten. Mit der Wiedervereinigung verlor es seine Bedeutung, seine Mitglieder blieben jedoch in Zirkeln wie dem Studienzentrum Weikersheim aktiv.[1]

In der Folge der deutschen Einheit 1990 wurden die Aktivitäten des Zentrums zurückgefahren. Heutiger Vorsitzender des Brüsewitz-Zentrums, bzw. des Christlich-Paneuropäische Studienwerkes ist Wolfgang Stock. Das Brüsewitz-Zentrum hat seinen gesamten Aktenbestand am 27. Mai 2004 der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur übergeben.


Einzelnachweise

  1. Jens Mecklenburg: Handbuch deutscher Rechtsextremismus. Elefanten-Press, Berlin 1996, ISBN 3-88520-585-8, S. 182f.. 

Weblinks


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