Bubenheimer Flesche

Bubenheimer Flesche
Reste der Escarpe

Die Bubenheimer Flesche gehörte zum System Feste Kaiser Franz in Lützel-Koblenz und war somit ein Teil der preußischen Befestigung von Koblenz. Sie wurde in den Jahren 1816/17 bis 1822 an der Ostseite des Petersbergs, einer Erhebung auf der linken Moselseite, erbaut und bildete gemeinsam mit der Feste Franz den Kern des Systems.

Inhaltsverzeichnis

Baubeschreibung

Die Flesche war gegen Nordwesten Richtung Bubenheim ausgerichtet. Der umlaufende Graben war jeweils durch zwei Grabenwehren sowie durch krenelierte Escarpe und Konterescarpe gesichert. Die rechte Grabenwehr, die in Teilen heute noch erhalten ist, steht fast vollständig frei am Ende des Grabens. In der Kehle des Werks befand sich ein Reduit in Form eines Dreiviertelkreises, welches zur Feste Franz hin geöffnet war. Daran schloss sich in Richtung der Spitze der Flesche eine Mörserbatterie an. Die Bubenheimer Flesche war über einen Hohlgang, der sogenannten Kommunikation, mit der Feste Franz verbunden. Dieser bot ausreichend Raum um ungesehen Truppen und sogar Kanonen von einem Festungswerk zum anderen zu verschieben. Von hier aus konnte die Festungsbesatzung über Schießscharten auch die Kehle der beiden Werke und das Gelände dazwischen sichern.

Geschichte

Erst nach 1850 kommt es zu größeren Veränderungen und Korrekturen am Werk. So wird z.B. der Wall in den Jahren von 1864-1866 traversiert und reguliert, 1877/78 wird die eingestürzte linke Flanke wieder aufgebaut[1] Mit den übrigen Werken des Systems wurde die Flesche schließlich 1890 aufgelassen. Auf der linken Seite wurde in der Folgezeit der Wall abgetragen und mit der Erde der Graben zugeschüttet. Hier fanden dann drei Pulvermagazine Platz, die zuvor im Neuendorfer Feld gestanden hatten.

Nach dem Ersten Weltkrieg fiel die Flesche, wie auch die anderen Koblenzer Festungswerke, unter die Bestimmungen des Artikels 180 des Versailler Vertrags und musste entfestigt werden. Die Entfestigungsarbeiten in Koblenz begannen an der Bubenheimer Flesche, wo etwa Mitte Juli die ersten Arbeiten stattfanden. Zur Vorbereitung der vorgesehenen Sprengarbeiten fanden hier Anfang September 1920 die ersten Sprengversuche statt. Die Abbrucharbeiten an der Flesche waren etwa Mitte November 1920 beendet. Erhalten blieben unter anderem das Reduit sowie eine anschließende Mörserbatterie; die Trümmer der übrigen, gesprengten und abgebrochenen Teile verblieben an Ort und Stelle.

Auf dieser Trümmerlandschaft entstand unter Einbeziehung der Festungsreste in den 1930er Jahren der Lützeler Volkspark. Hierfür wurde das komplette Gelände im Zuge von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen begradigt und neu gestaltet. Das Reduit beherbergte seit 1937 eine Gaststätte, 1938 entstand in der Mörserbatterie ein Überwinterungshaus für Pflanzen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Volkspark ein Opfer des Bombenkrieges. Der Wiederaufbau des Parks erfolgte nach 1955 nur in vereinfachter Form; im unteren, zur Eisenbahn gelegenen Teil entstand der Lützeler Friedhof. Bereits 1953 hatte die Gaststätte im nur leicht beschädigten Reduit wieder ihre Pforten eröffnet. Sie war in den 60er Jahren ein beliebtes Ausflugslokal und ein Beatschuppen. Als das Lokal schließlich 1967 schloss, stand das Gebäude zunächst leer. Mangels anderer Nutzungskonzepte ließ die Stadt Koblenz schließlich 1969, um ein weiteres Herunterkommen des Gebäudes und den Einzug unerwünschter Personen zu vermeiden, das Reduit samt Mörserbatterie zerstören. Die Reste verblieben im Park und wurden mit Erde bedeckt, so dass sich an dieser Stelle heute ein Hügel erhebt.

Die letzten sichtbaren Reste der Bubenheimer Flesche befinden sich heute auf dem Lützeler Friedhof. Hier sind ein Teil der Escarpe der rechten Face sowie Teile der rechten Flankenbatterie erhalten. Ebenfalls erhalten ist die Außenwand der Kommunikation zur Feste Franz, während der dahinter liegende Gang durch abschnittweises Sprengen schon 1920 unbrauchbar gemacht wurde. Derzeit gibt es Pläne, den Volkspark durch den Bau eines Aussichtsturmes aufzuwerten und neu zu gestalten. Im Zuge dieser Planungen ist auch im Gespräch, die Reste des Reduits auszugraben bzw. abzutragen[2]

Einzelnachweise

  1. Weber, Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815–1834), Seite 247f.
  2. Bauko 4 CP. Aussichtsturm auf der Bubenheimer Flesche. Quelle: http://www.architektur.tu-darmstadt.de/download/studienunterlagen/224,oid_15.fb15?did=4930&r=224&h=75&a=download (Abgerufen am 16. Februar 2008.

Literatur

  • Klaus T. Weber (Diss.): Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815–1834). (Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen) 2003, ISBN 3-89739-340-9.
  • Rüdiger Wischemann: Die Festung Koblenz. Vom römischen Kastell und Preußens stärkster Festung zur größten Garnison der Bundeswehr, Koblenz 1978 (Anm.: In vielen Dingen überholt, aber immer noch die beste Darstellung für einen Überblick).
  • Matthias Kellermann: Vom Festungswerk zur Parkanlage: Die Bubenheimer Flesche 1920–1969, in: Feste Kaiser Franz. Zur Geschichte des Festungswerks und des Systems Feste Franz in Koblenz-Lützel. Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum Feste Kaiser Franz e.V., hrsg. von Feste Kaiser Franz e.V., Koblenz 2008, S. 81-98, ISBN 978-3-934795-55-6.
  • Matthias Kellermann: Der Freiwillige Arbeitsdienst auf der Bubenheimer Flesche, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, hrsg. von Elsbeth Andre, Jost Hausmann und Ludwig Linsmayer, Koblenz 2010, S. 343-359.
  • Matthias Kellermann: 75 Jahre Lützeler Volkspark. Zur Geschichte der Parkanlage in Koblenz-Lützel. Hrsg. von Feste Kaiser Franz e.V. Fölbach, Koblenz 2011. ISBN978-3-934795-87-7

Weblinks

 Commons: Bubenheimer Flesche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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