Aachener Kaffeefront

Aachener Kaffeefront

Die Aachener Kaffeefront war das Zentrum des Kaffeeschmuggels zwischen Belgien und den Niederlanden sowie Deutschland in den Jahren 1945 bis 1953. Die Hauptschmuggellinien lagen südlich von Aachen in den Ausläufern der Eifel, mit Zentren in Aachen-Hitfeld und Mützenich. In dieser Zeit kamen angeblich 31 Schmuggler und zwei Zöllner ums Leben. Hunderte wurden verletzt, darunter auch viele Unbeteiligte.

In diesen acht Jahren wurden geschätzte 1000 Tonnen Kaffee illegal über die Grenze gebracht. Aufgrund der hohen Kaffeebesteuerung in der britischen Besatzungszone und ab 1949 in der Bundesrepublik Deutschland war der Kaffeeschmuggel lukrativ und wurde von Einzelpersonen zur Selbstversorgung, teilweise jedoch auch in großem Stil betrieben. Dabei kamen u.a. als Krankenwagen getarnte amerikanische Fahrzeuge zum Einsatz. Als verstärkt Waffen gebraucht wurden, fuhren die Schmuggler sogar mit Panzern über die Grenze. Die Panzer stammten aus einer belgischen Kaserne und wurden als US-Panzer getarnt. Zur Verfolgung der Schmuggelfahrzeuge wurden vom deutschen Zoll 2 sogenannte "Besenporsche" eingesetzt. Diese Fahrzeuge hatten absenkbare Stahlbesen vor den Vorderrädern, um die Straße von den von den Schmugglern eingesetzten Krähenfüßen zu reinigen.[1]

Öffentliches Aufsehen erregte der Waffengebrauch, über den eine theologische Abhandlung erstellt wurde.[2] Die katholische Kirche hatte nach dem Zweiten Weltkrieg Hamstern, Schmuggeln und Mundraub mit Verständnis angesehen. Bekannt wurde in diesem Zusammenhang Joseph Kardinal Frings von Köln.

In Schmidt wurde die im Krieg stark zerstörte Pfarrkirche St. Hubertus mit Einnahmen aus dem Kaffeeschmuggel wieder aufgebaut. Im Volksmund heißt sie daher auch St. Mokka. Der Pastor von Schmidt soll sich damals dafür eingesetzt haben, dass aus den Schmuggeleinnahmen gespendet wurde. Ein Predigtzitat ist folgendermaßen überliefert: „Ich bete Nacht für Nacht dafür, dass ihr nicht erwischt werdet, und ihr habt nichts für den Wiederaufbau unserer Kirche übrig.“

Der Kaffeeschmuggel endete, nachdem am 24. August 1953 die Kaffeesteuer gesenkt wurde.

Literatur

  • Jörg Geuenich und Kathrin Melzer (Hrsg.): Zollgeschichten - 50 Momentaufnahmen aus 5000 Jahren. Heimbüchel-Verlag, 2005, Seiten 71 ff und 81 ff ISBN 3-936449-01-5
  • Wolfgang Trees: Schmuggler, Zöllner und die Kaffeepanzer. Die wilden Nachkriegsjahre an der deutschen Westgrenze. 440 Seiten, 460 Fotos plus Karten, Triangel-Verlag, Aachen 2000
  • Zollmuseum Friedrichs in Aachen-Horbach

Quellen

  1. http://www.porsche356ig.de/PorscheClubs/pc_356ig/pc_main.nsf/web/0B0EBBE3392EB455C12576B90070EE3FBesenporsche
  2. http://www.eab-paderborn.de/tgz_ueber.htm Moraltheologische Grundsätze zur Zollmoral und Zollgesetzgebung, 1952, Ermecke, G. in der Reihe Theologie und Glaube

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