Bund Heimattreuer Jugend – Der Freibund

Bund Heimattreuer Jugend – Der Freibund

Der Freibund (rechtlich: Der Freibund – Bund Heimattreuer Jugend) ist ein deutscher Jugendverband mit etwa hundert jugendlichen und zweihunderfünzig erwachsenen Mitgliedern[1].

Inhaltsverzeichnis

Programmatik

Aussagen zur Programmatik des Freibunds finden sich in der „Freiburger Erklärung“ von 2005, dem einzigen veröffentlichten programmatischen Dokument der Organisation. Nach einer verkürzten Darstellung der Geschichte der Organisation werden die Ziele in drei Abschnitten dargestellt: „Mensch und Natur“, „Volk und Kultur“, „Freiheit und Bindung“. Nach Baumgärtner fußen diese auf „verinnerlichte(n), völkische(n) und ethnopluralistische(n) Gesellschaftsvorstellungen“.[1] Entsprechend der Hinwendung zu Formen der Jugendbewegung beruft sich der Freibund auf die Bündische Jugend und die Meißner-Formel von 1913.

Wesentliche Elemente der Arbeit sind die Durchführung von Zeltlagern und Wanderfahrten, regelmäßige Gruppenstunden, Sonnwendfeiern, Vortragsveranstaltungen und die „Brauchtumspflege“, insbesondere die Pflege von Volkslied und Volkstanz.[1] Berichte über diese Veranstaltungen und Kommentare zu politischen Themen werden in der viermal jährlich erscheinenden Vereinszeitschrift „Na klar!“ veröffentlicht.

Geschichte

In Deutschland wurden 1957 in Franken[2] und 1958 in anderen Regionen mehrere regional beschränkte Organisationen unter dem Namen Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) gegründet, die sich am Vorbild des gleichnamigen österreichischen Bundes Heimattreuer Jugend orientierten, der 1961 wegen NS-Wiederbetätigung verboten wurde. Diese regionalen Bünde schlossen sich 1960 in Passau zu einem bundesweiten Bund Heimattreuer Jugend zusammen, der schnell wuchs und Anfang 1962 49 Ortsgruppen in der Bundesrepublik Deutschland, in Südtirol und in Südafrika umfasste. Pfingsten 1962 zerbrach diese vereinsrechtlich nicht abgesicherte Organisation an internen Konflikten in zwei Fraktionen, die sich beide nach kurzer Zeit auflösten.

Die fränkischen Restgruppen des ersten BHJ gründeten im September 1962 in Nürnberg einen neuen Bund Heimattreuer Jugend e. V. in der Erwartung, dass die Eintragung eine größere Stabilität versprach. Dem neuen Verein schlossen sich die verbliebenen Gruppen der Vorgängerorganisation an, er übernahm von dieser auch die Mitgliedschaft im Kameradschaftsring Nationaler Jugendverbände (KNJ). 1962 wurde dem deutschen BHJ durch den Bundesminister des Inneren das Tragen von Uniformen untersagt.[3]

Innerhalb des KNJ arbeitete der BHJ eng mit der Wiking-Jugend und anderen nationalistischen Verbänden zusammen, wesentlicher gemeinsamer Programmpunkt war die Durchführung der jährlichen „Pfingstlager der nationalen Jugend“. Nachdem ab Mitte der 1960er Jahre fast alle Mitgliedsorganisationen der KNJ stark an Bedeutung verloren hatten, vereinbarten Wiking-Jugend und BHJ 1966 eine Kooperation, die unter anderem kostenfreie Doppelmitgliedschaften vorsah. Beide Organisationen übernahmen gemeinsam die Trägerschaft für die „Pfingstlager der nationalen Jugend“.

Anfang der 1970er Jahre kam es in der Bundesführung des BHJ zu einem Richtungsstreit zwischen einem der NPD und der Wiking-Jugend nahestenden Flügel und einer Fraktion, die sich an den Traditionen der bündischen Jugend orientierte. Der „bündische“ Flügel konnte sich 1974 in diesem Konflikt durchsetzen und leitete einen innerverbandlichen Erneuerungsprozess ein, in dessen Rahmen unter anderem die Zusammenarbeit mit der Wiking-Jugend aufgekündigt und die Ehrenmitgliedschaften aufgehoben wurden.

Die Reformen innerhalb des BHJ führten zu einem starken Bedeutungsverlust des Vereins, wurde seine Mitgliederzahl 1979 noch auf zwischen 500 und 1000 geschätzt, brach sie in den 1980er Jahren auf 100 bis 200 zusammen. Gleichzeitig hielten die Richtungskonflikte innerhalb des BHJ an, 1983 spaltete sich die „Leitstelle West“ in Nordrhein-Westfalen als Gemeinschaft Volkstreuer Jugend ab.

Erst um 1990 konnte sich der BHJ stabilisieren: 1990 verließen die Reste des rechtsextremen Flügels den Freibund und gründeten Die Heimattreue Jugend, aus der 2001 die neonazistische Heimattreue Deutsche Jugend hervorging, die vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg aktiv war. Die HDJ entwickelte sich schnell zum geistigen Nachfolger der verbotenen Wiking-Jugend und wurde am 30. März 2009 von Bundesinnenminister Schäuble als verfassungsfeindliche Organisation verboten. Beendet wurde diese Entwicklung 1990 durch die Umbenennung in Bund Heimattreuer Jugend – Der Freibund (später: Der Freibund – Bund Heimattreuer Jugend); in der Öffentlichkeit wird nur die Bezeichnung Der Freibund verwendet.

Bekannte Mitglieder und Referenten

1966 ernannte der BHJ Hans-Ulrich Rudel, Stuka-Flieger und DRP-Mitglied, und Konrad Windisch, Gründungspersönlichkeit des BHJ Österreich, zu Ehrenmitgliedern, um 1970 wurde auch Herbert Böhme die Ehrenmitgliedschaft angetragen. 1974 wurden sämtliche Ehrenmitgliedschaften im Rahmen der verbandlichen Neuausrichtung widerrufen.

Zu den ehemaligen Mitgliedern des BHJ zählen der Holocaustleugner und Rechtsanwalt Jürgen Rieger[4], die zeitweise mit Rieger zusammenarbeitende Anwältin Gisa Pahl[5], der Terrorist Heinz Lembke[6], der ehemalige Neonazi und Terrorist Odfried Hepp[7] (1974 wegen der verbandlichen Neuausrichtung aus dem BHJ ausgetreten), die Vorsitzende des Armanen-Ordens Sigrun von Schlichting[8], der rechtsextreme Verleger Dietmar Munier[9] und die neuheidnische Liedermacherin Swantje Swanhwit (eigentlich Iris-Katrin Fischer)[10], die auch zum Zeitpunkt der Umbenennung des Bundes aktiv war.

Karlheinz Weißmann, einer der Gründer des Instituts für Staatspolitik, trat 2007 als Referent auf einer Veranstaltung des Freibunds auf [11]. Vor der Umbenennung in Der Freibund referierten auf Veranstaltungen des Bundes Heimattreuer Jugend unter anderem der Holocaustleugner David Irving[12] im Jahr 1979 und der Soziologe Werner Georg Haverbeck im Jahr 1985.

Kritik

Kritiker werfen dem Freibund vor, trotz der offiziellen Abkehr vom Rechtsextremismus in den 1980er Jahren weiterhin rechtsextreme Positionen zu vertreten. So sieht von Hoyningen-Huene in diesem Prozess lediglich eine Hinwendung zur Neuen Rechten, was sich auch durch ein Interview mit Alain de Benoist in der Verbandszeitschrift „Na klar!“ oder durch den Wechsel von der Odalrune zu einer schwarzen Fahne als Bundessymbol niedergeschlagen habe.[13] Andere verweisen auf die fehlende Aufarbeitung der eigenen Geschichte, die starke Betonung der Begriffe Heimat, Volk und Nation in der Arbeit[14] und wiederholte Besuche von Veranstaltungen in den letzten Jahren, an denen auch rechtsextreme Personen und Organisationen wie beispielsweise der Sturmvogel oder die Heimattreue Deutsche Jugend beteiligt waren.

Noch 2003 erklärte der Freibund in seiner Zeitschrift „Na klar!“:[15]

Bei allen Unterschieden zwischen dem heutigen Freibund und dem Bund Heimattreuer Jugend der 60er und 70er Jahre sind jedoch die Grundprinzipien gleich geblieben: Selbsterziehung (Jugend führt Jugend!), Bekenntnis zu unserer Identität als Deutsche, Bekenntnis zu unserem Volk und zur Völkervielfalt, europäische Gesinnung.

Einschätzung der Verfassungsschutzbehörden

Seit seiner Gründung im Jahr 1958 wurde der Bund Heimattreuer Jugend von den Verfassungsschutzbehörden beobachtet und bis 1986[16] in den Verfassungsschutzberichten des Bundes erwähnt. In der Antwort vom 10. Oktober 1994 auf eine kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke und der Gruppe der PDS/Linke Liste teilte die Bundesregierung mit, dass der Freibund zu diesem Zeitpunkt nicht als rechtsextrem eingestuft wurde.[16] Am 30. September 2008 antwortete die Bundesregierung auf eine erneute kleine Anfrage der Partei Die Linke im Deutschen Bundestag, dass zum Freibund keine aktuellen Erkenntnisse vorlägen.[17]

Seit 2002 wurde der Verein unter den Bezeichnungen „Bund Heimattreuer Jugend“ und „Bund Heimattreuer Jugend – Der Freibund“ im Zusammenhang mit der Heimattreuen Deutschen Jugend in den Verfassungsschutzberichten der Bundesländer Berlin und Brandenburg erwähnt.[18][19] Die Berliner Behörde teilte im Dezember 2007 auf Anfrage des Freibunds mit, dass die Verfassungsschutzberichte der Jahre 2006 und früher „keine Aussage (enthalten), dass der Freibund als rechtsextremistische Gruppierung angesehen wird.“ Eine Aufnahme in den Berliner Verfassungsschutzbericht 2007 sei nicht beabsichtigt.[20]

Literatur

  • Maik Baumgärtner: Der Freibund – Bund Heimattreuer Jugend e. V.. In: Ferien im Führerbunker. 2. Auflage. Bildungvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen Ost gGmbH, Dresden November 2008, ISBN 978-3-932082-32-0, S. 152–159. 
  • Rüdiger Schütte: Wir bekennen … Wir glauben … Wir sind bereit … 15 Jahre heimattreue Jugendbewegung. Bund Heimattreuer Jugend, Braunschweig 1967.
  • Yury Winterberg: Der Rebell: Odfried Hepp – Neonazi, Terrorist, Aussteiger. Lübbe, Bergisch Gladbach 2004. ISBN 3-7857-2160-9 – Biographie mit ausführlicher Darstellung des BHJ um 1970

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Maik Baumgärtner: Der Freibund – Bund Heimattreuer Jugend e. V.. In: Ferien im Führerbunker. 2. Auflage. Bildungvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen Ost gGmbH, Dresden November 2008, ISBN 978-3-932082-32-0, S. 152–159. 
  2. z. B.: Extremismus-Berichte des Innenministeriums NRW an den Landtag oder Landesbehörden 1963. Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Abgerufen am 30. Oktober 2007.
  3. Wir gingen durch die Hölle. In: Die Zeit. Nr. 14, 30. März 1979 (http://www.zeit.de/1979/14/Wir-gingen-durch-die-Hoelle?page=3 ; Stand: 7. Mai 2008). 
  4. Klaus Bellmund, Kaarel Siniveer: Kulte, Führer, Lichtgestalten: Esoterik als Mittel rechtsradikaler Propaganda. Droemer Knaur, München 1997, ISBN 3-426-80085-3, S. 301.  Rieger bestreitet die Mitgliedschaft im BHJ auf seiner Website. Zugriff am 30. Oktober 2007
  5. Profil: Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) - Der Freibund. apabiz.de. Abgerufen am 18. August 2007.; Stand 1996
  6. Julia Montalcino: Die Gladio-Nazi-Connection. Die Spur eines Gladio-Waffenlagers führt zu einem Naziterroristen. In: ZOOM – Zeitschrift für Politik und Kultur. Nr. 4+5/96, Wien 1996, ISSN 1028-2319 (http://zoom.mediaweb.at/zoom_4596/naumann.html ; Stand: 5. Dezember 2007). 
  7. Y. Winterberg: Der Rebell, passim
  8. „Neue Rechte“. Was steckt dahinter?. Informations- und Dokumentationsstelle gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit in Nordrhein-Westfalen. Abgerufen am 5. März 2008.
  9. Ganz tief in der Grauzone?. In: Rotenburger Rundschau. (Ganz tief in der Grauzone? ; Stand: 5. März 2008). 
  10. Wartburgfest 1997. antifaschistische-nachrichten.de. Abgerufen am 30. Oktober 2007.
  11. Je kälter der Winter, desto höher die Feuer. In: Junge Freiheit. Nr. 28/07, 6. Juli 2007, ISSN 0932-660X (http://www.jf-archiv.de/archiv07/200728070639.htm ; Stand: 5. Dezember 2007). 
  12. Hajo Funke: David Irving, Holocaust Denial, and his Connections to Right Wing Extremists and Neo-National Socialism (Neo-Nazism) in Germany: Electronic Edition. Abgerufen am 5. Dezember 2007.
  13. Stefan von Hoyningen-Huene: Religiosität bei rechtsextrem orientierten Jugendlichen. LIT Verlag, Münster 2003, ISBN 3-8258-6327-1, S. 97f. 
  14. o. A.: Der Freibund: Völkischer Wolf im bündischen Schafspelz. In: Antifaschistische Infoblatt. Nr. 59, Sommer 2003, ISSN 1862-7838. 
  15. Der Freibund e. V. (Hrsg.): o. T.. In: na klar!. Nr. 95, April 2003, S. 13. 
  16. a b Drucksache 12/8565. Deutscher Bundestag. Abgerufen am 30. Oktober 2007.
  17. Drucksache 16/10442. Deutscher Bundestag. Abgerufen am 8. Oktober 2008.
  18. Verfassungsschutzbericht Land Brandenburg 2002. Ministerium des Innern des Landes Brandenburg. Abgerufen am 30. Oktober 2007.. S. 146
  19. Verfassungsschutzbericht 2006. Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Abgerufen am 30. Oktober 2007.. S. 195; ähnlich in den Vorjahren
  20. Antwortschreiben Verfassungsschutz Berlin 2007. Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Abgerufen am 06. Mai 2008.

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