Bundeshaus (Bonn)

Bundeshaus (Bonn)
Neues Plenargebäude von Architekt Günter Behnisch

Das Bundeshaus in Bonn ist ein Gebäudekomplex, in dem von 1949 bis 1999 die Plenarsitzungen des Deutschen Bundestags stattfanden. Das von 1930 bis 1933 errichtete Kerngebäude diente bis zum Zweiten Weltkrieg als Pädagogische Akademie der Lehrerfortbildung. Nach der Entscheidung der Hauptstadtfrage 1949 zugunsten Bonns wurde es zur provisorischen Unterkunft des Bundestages und Bundesrates umgebaut und bildete einen Kern des sich entwickelnden Parlaments- und Regierungsviertels.

In den über 40 Jahren als Sitz der beiden Verfassungsorgane wurde es mehrfach erweitert und umgebaut, bis die Institutionen 1999 aufgrund des Hauptstadtbeschlusses nach Berlin verlegt wurden. Den Plenarsaal übernahm anschließend das Internationale Kongresszentrum Bundeshaus Bonn, das heutige World Conference Center Bonn, in dem nationale und internationale Konferenzen stattfinden. Der südliche Abschnitt wird zukünftig als Sitz des Klimasekretariats der Vereinten Nationen Bestandteil des „UN-Campus“, der neben diesem Gebäude auch das benachbarte ehemalige Abgeordnetenhaus Langer Eugen umfasst.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Erreichbarkeit

Das Bundeshaus befindet sich an der Görresstraße in unmittelbarer Nähe zum Rhein inmitten des ehemaligen Parlaments- und Regierungsviertels (heute Bundesviertel). Während die Haupteingänge der verschiedenen Gebäudeteile an der Görresstraße liegen, ist der Plenarsaal auch über die Rheinpromenade (Stresemannufer) zugänglich. Erreichbar ist das Gebäude über die B 9, der schnellste Weg führt über die östlich davon gelegene Querstraße Heussallee. Am Ende dieser Straße befindet sich nördlich der Gebäudekomplex des Bundeshauses, an dem die Görresstraße vorbeiführt; das Bundeshaus erstreckt sich über die komplette Länge dieser Straße. Im Norden grenzt das Bundeshaus an die Dahlmannstraße.

Geschichte

Vor 1949: Pädagogische Akademie und Parlamentarischer Rat

Bundeshaus – die ehemalige „Pädagogische Akademie“ (2006)

Der Kern des Gebäudes wurde 1930 bis 1933 in den Formen der Neuen Sachlichkeit von Regierungsbaumeister Martin Witte als Pädagogische Akademie, einer Hochschule für Lehrerfortbildung, errichtet. Es umfasste neben dem Hörsaalgebäude eine Turnhalle sowie eine Aula. Nachdem 1948 entschieden wurde, den Parlamentarischen Rat in Bonn unterzubringen, wurden geeignete Räumlichkeiten zur Unterbringung des Gremiums gesucht, das die Verfassung ausarbeiten sollte. Die Wahl fiel dabei auf die Gebäude der Akademie, da sie ausreichend Platz boten, um den Verfassungskonvent aufzunehmen. Von September 1948 bis zur Verabschiedung des Grundgesetzes im Mai 1949 tagte der Verfassungskonvent in der ehemaligen Aula der Pädagogischen Akademie. Der Alliierte Kontrollrat suchte weiter nach einer Unterkunft für die zukünftigen Staatsorgane, auch Bonn bewarb sich und war damit eine Option in der so genannten „Hauptstadtfrage“. Frankfurt am Main, der wesentliche Konkurrent um den Hauptstadtstatus, ließ seit 1949 einen Plenarsaal errichten. Um Frankfurt zuvorzukommen, ließ Bonn durch den Architekten Hans Schwippert innerhalb weniger Monate ebenfalls einen Plenarsaal errichten, der im Anschluss an die zum Foyer umgebaute Turnhalle der Akademie errichtet wurde. Das gesamte Gebäude wurde ab Frühjahr 1949 von Schwippert zum „Bundeshaus“ umgebaut. Dabei fügte der Architekt dem Bau einen Nord- und einen Südflügel an. Am 10. Mai 1949 erhielt Bonn in geheimer Abstimmung des Parlamentarischen Rates mit 33 zu 29 Stimmen die Stimmenmehrheit und wurde somit zum „vorläufigen Sitz der Bundesorgane“ ernannt.

Am 7. September 1949 fand im Plenarsaal die erste Sitzung des Deutschen Bundestages statt, gleichzeitig wurde in der früheren Aula der Sitzungssaal des Bundesrates eingerichtet, dessen Büros und weitere Sitzungssäle im 1949 neugebauten Nordflügel des Bundeshauses untergebracht wurden. Am 3. November 1949 wurde die Hauptstadtfrage durch den 1. Deutschen Bundestag endgültig zugunsten von Bonn entschieden.

1949–1999: Deutscher Bundestag und Bundesrat

Bundeshaus 1961
Bundesrat 1990

Nachdem der Standort der Regierungsorgane abschließend festgelegt worden war, wurde das Bundeshaus als Sitz der Legislative und zweier Verfassungsorgane weiter ausgebaut. Da Bonn nur provisorische Hauptstadt bleiben sollte, wurde bei den Planungsaufträgen auf große Funktionalität und Wirtschaftlichkeit geachtet. Zu den ersten Erweiterungen zählte der Anbau von Wandelhallen und seitlichen Emporen. Bis 1953 entstand im Norden des Gebäudes – ebenfalls nach Plänen von Hans Schwippert – ein Quertrakt mit Restaurant. Im Juli 1953 wurde damit begonnen, das Bundeshaus am südlichen Ende um ein achtgeschossiges Abgeordnetenhaus (heute „Altes Hochhaus“) zu erweitern. Ebenfalls 1953 entstand an der Rheinseite für das Bundestagspräsidium ein eigenes Gebäude („Vizepräsidentenbau“) mit einer Verbindung zu den anderen Teilen des Hauses.

1955 wurde der Plenarsaal der Länderkammer umgebaut. Die Abgeordneten votierten für die bereits von Schwippert für den Plenarsaal vorgeschlagene neuartige kreisrunde Anordnung ihrer Sitze, so wie seit 1990 im derzeitigen Plenarsaal verwirklicht wurde. Dies empfand die Bundesregierung jedoch als zu modernistisch; deshalb wurde die ursprüngliche Sitzordnung beibehalten, bei der die Abgeordneten von der Regierung abgetrennt und die Regierungsmitglieder auf einem erhöhten Podest saßen. Nach der Wiedervereinigung 1989 wurde die Sitzordnung des Bundesrates für die Vertreter aller 16 Bundesländer erweitert.

1986 entschied sich der Bundestag nach jahrzehntelangen Diskussionen und einer Vielzahl immer wieder verworfener architektonischer und städtebaulicher Entwürfe (u.a. von Egon Eiermann und Sep Ruf) zu einem Neubau des Plenarsaals. Trotz intensiver gegenteiliger Bemühungen der Denkmalpflege, einer Reihe von Politikern und engagierten Bürgern und einer Reihe von Gutachten, die den Altbau als sanierungsfähig darstellten, wurde der inzwischen denkmalgeschützte Plenarsaal Schwipperts abgerissen. Mit Entwurf, Planung und Ausführung des Neubaus wurde das Stuttgarter Architekturbüro Behnisch & Partner beauftragt, das zuvor den entsprechenden Wettbewerb gewonnen hatte. Die Bauarbeiten für den neuen Plenarsaal (Baukosten: ca. 120 Millionen Euro) begannen 1988, 1990 war das Gebäude weitgehend fertiggestellt. Während der Baumaßnahmen tagte der Bundestag im benachbarten ehemaligen Wasserwerk. Am 30. Oktober 1992 fand die erste Sitzung im neuen Parlamentsgebäude statt. Nachdem in einer Sitzung am 24. November 1992 die Mikrofonanlage ausfiel, versammelte sich der Bundestag bis September 1993 wiederum im Wasserwerk. Am 20. Juni 1991 beschloss der Deutsche Bundestag, seinen Sitz nach Berlin zu verlegen. Am 1. Juli 1999 fand mit der Vereidigung des Bundespräsidenten Johannes Rau die letzte Sitzung des Parlamentes in Bonn statt.

Seit 1999: IKBB, Bundesrat und Vereinte Nationen

Rheinseite des Plenarsaals mit Vizepräsidentenbau

Am 29. Oktober 1999 wurde der Plenarsaalbau der Bundesstadt Bonn übergeben, um das Gebäude für das Internationale Kongresszentrum Bundeshaus Bonn (IKBB) zu nutzen. Am 14. Juli 2000 fand mit der 753. die letzte Plenarsitzung des Bundesrates in Bonn statt, nachdem dieser am 27. September 1996 entschieden hatte, seinen Hauptsitz nach Berlin zu verlegen. Seitdem unterhält der Bundesrat eine Außenstelle in Bonn. In dieser ist die „Zentrale Stelle der Länder in Europaangelegenheiten“ untergebracht. Des Weiteren finden hier außerhalb der Sitzungswochen des Bundestages die Sitzungen der Ausschüsse – mit Ausnahme des Gesundheitsausschusses – statt, die mit den Bundesministerien mit Hauptsitz in Bonn korrespondieren (beispielsweise der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie der Ausschuss für Agrarpolitik und Verbraucherschutz).

Den Kernbereich des Bundeshauses, vormals ebenfalls durch den Deutschen Bundestag genutzt, übernahmen Organisationen der Vereinten Nationen (UN). Künftig wird das Plenum des Bundeshauses über ein neuerrichtetes Foyer und einen Tunnel mit dem Erweiterungsbau des World Conference Center Bonn verbunden sein. Damit wird sich die Größe des Gesamtkomplexes in etwa verdoppeln.

Am 7. September 2009 tagte der Deutsche Bundestag aus Anlass seiner 60 Jahre zuvor erfolgten, erstmaligen Konstituierung im Plenarsaal des Bundeshauses.[1]

Gebäude

Das Bundeshaus besteht im Wesentlichen aus neun Gebäuden. Das wohl bekannteste ist der 1992 fertiggestellte Plenarsaal, in dem bis 1999 der Deutsche Bundestag tagte. Alle Gebäudekomplexe sind miteinander verbunden. Bis 2007 gab der Bund für seine ehemaligen Parlamentsbauten (Plenarsaal, Vizepräsidentenbau, Altes Hochhaus) 17 Millionen Euro aus.

Plenarsaal, Foyer und Rheinlobby

Plenum
Foyer

Der 1949 im Anschluss an das Foyer als selbsttragende Stahlkonstruktion erbaute Plenarsaal umfasste einen seitlich mit Glasfassaden geöffneten Sitzungssaal, der für 520 Abgeordnete konzipiert war, des Weiteren wurde dort eine Tribüne für 400 Besucher errichtet. Das in den 1980er Jahren baufällig gewordene Gebäude wurde ab 1986 abgerissen, um einem Neubau Platz zu machen.

Der neue Plenarsaal wurde bis 1992 an Stelle des ehemaligen Baus von Hans Schwippert nach Plänen der Stuttgarter Architekten Behnisch & Partner errichtet und wird heute als Teil des „World Conference Center Bonn“ genutzt. Er ist Teil des Wegs der Demokratie. Seitdem das Kongresszentrum seinen Betrieb aufgenommen hat, finden hier zahlreiche national wie international bedeutende Konferenzen und Tagungen statt. Der Plenarsaal kann außerhalb der Kongressnutzungszeiten besichtigt werden. Das Plenum hat eine Grundfläche von 1230 m². Das Gebäude sollte dem Geiste der Bundesrepublik folgend Transparenz, Bürgernähe und Bescheidenheit ausdrücken: Alle Bereiche des Glas- und Stahlgebäudes sind einsehbar, es gibt keine einzige durchgehende Wand. Die aus statischen Gründen unvermeidlichen Betonwände sind durch großflächige Kunstwerke kaschiert.

Die Sitzordnung ist im Unterschied zu bisherigen Parlamentsgebäuden kreisrund gewählt. Dadurch saßen die Abgeordneten der Regierung, dem Präsidium und dem jeweiligen Redner nicht gegenüber, sondern mit ihnen zusammen. Außensitze werden auf diese Weise vermieden. Seit der Bundestagswahl 1998 ist die Sitzordnung unverändert, lediglich die Stenografenplätze vor dem Rednerpult wurden entfernt. Der eigentliche Plenarsaal liegt unter dem Boden der Umgebung, wodurch das gesamte Gebäude kleiner und somit bescheidener wirkt. Die Eingänge für die Abgeordneten und für die Besucher liegen nur wenige Meter auseinander und auch das 1200 m² umfassende Foyer, das zusammen mit der Rheinlobby den Plenarsaal umrahmt und beispielsweise für Bankette dient, ist von einem Besucherbalkon einsehbar.

Der Bundestagsadler, die so genannte „Fette Henne“, ist eine Kopie des ersten Adlers aus dem alten Plenarsaal, die aus optischen Gründen aus Aluminium anstatt aus Gips gefertigt wurde. Das Gefieder des Wappenvogels ist asymmetrisch und lückenhaft, um den Abgeordneten vor Augen zu führen, dass sie niemals Perfektion erreichen werden. Bemerkenswert ist, dass sich von der gesamten Symbolik nur sehr wenig im umgebauten Reichstagsgebäude wiederfindet.

Kernbereich

Die Vereinten Nationen im Hauptgebäude des Bundeshauses (2005)

Der Kernbereich des Bundeshauses – die ehemalige Pädagogische Akademie – war der erste der heute neun Gebäudeteile. 1930 bis 1933 im Bauhausstil nach Plänen des Regierungsbaumeisters Martin Witte erbaut, wurde er 1949 bis 1999 durch den Deutschen Bundestag genutzt. Bis zur Eröffnung des unweit gelegenen UN-Campus 2006 waren dort übergangsweise UN-Organisationen untergebracht. Heute wird das Gebäude privatwirtschaftlich genutzt.[2]

Nordflügel und Bundesratssaal

Außenstelle des Bundesrates im Nordflügel (seit 2000)

Der 1949 errichtete Nordflügel beherbergt heute die Außenstelle des Bundesrates. Bis dieser seinen Hauptsitz 2000 ins Preußische Herrenhaus in Berlin verlegte, fanden in der angrenzenden ehemaligen Aula der Pädagogischen Akademie die Plenarsitzungen des Bundesrates statt. Er ist Teil des Wegs der Demokratie. In den letzten Jahren wurde der Nordflügel für rund zwei Millionen Euro saniert, wobei es in der Hauptsache darum ging, Brandschutzauflagen zu erfüllen.

In dem Gebäude haben derzeit neun ständige Mitarbeiter des Bundesrates ihren Sitz, 2006 wurden dort neun Sitzungen abgehalten.[3][4] Am 6. September 2006 wurde im ehemaligen Plenarsaal durch Bundesratspräsident Carstensen das „Informationszentrum Föderalismus“ eröffnet, das über die Geschichte des Bundesrates und des Föderalismus informiert.

Südflügel

Der Südflügel des Bundeshauses wurde 1949 als erste Erweiterung nach einem Entwurf des Architekten Hans Schwippert errichtet. Das 2250 m² umfassende Gebäude besteht aus einem Kellergeschoss, einem Erd- und zwei Obergeschossen mit circa 110 Büroräumen und einem Besprechungsraum. Das denkmalgeschützte Gebäude soll saniert werden und dann Teile des UN-Campus beherbergen.

Zwischenflügel

Der Zwischenflügel wurde 1951 nach einem Entwurf der Bundesbaudirektion gebaut. Er erstreckt sich auf einer Fläche von 590 m² und verbindet das „Alte Hochhaus“ mit dem Südflügel. Der Bau war die zweite Erweiterung des Bundeshauses. Die 36 Büro- und drei Besprechungsräume verteilen sich auf ein Sockel- und ein Erdgeschoss sowie zwei Obergeschosse. Der Verbindungsbau wird zukünftig Teil des UN-Campus.

Fraktionsbau

Der 1610 m² umfassende Fraktionsbau, in dem ehemals die einzelnen Bundestagsfraktionen ansässig waren, wurde 1953 ebenfalls nach den Plänen der Bundesbaudirektion erbaut, gleichzeitig mit dem Alten Hochhaus. Er besteht aus zwei Gebäudekomplexen mit a) einem Sockelgeschoss und drei Obergeschossen mit 31 Büroräumen, b) einem Kellergeschoss, zwei Obergeschossen und dem Fraktionsflügel mit jeweils eineinhalbgeschossigen Sitzungssälen. Zukünftig soll das Gebäude Bestandteil des UN-Campus werden.

Altes Hochhaus

„Altes Hochhaus“ (2006)

Das offiziell „Altes Abgeordnetenhochhaus“ genannte achtgeschossige Gebäude wurde 1953 nach einem Entwurf der Bundesbaudirektion errichtet. Die dritte Erweiterung des Bundeshauses enthält auf einer Fläche von 3990 m² zwei Untergeschosse auf der Ebene des ehemaligen Luftschutzbunkers, ein Erdgeschoss sowie sieben Obergeschosse mit 160 Büroräumen. Bis zum Frühjahr 2004 befand sich hier noch ein Teil der Bundestagsbibliothek, bis diese ins Berliner Marie-Elisabeth-Lüders-Haus überführt wurde. Danach wurde das Gebäude den Vereinten Nationen überlassen, um dort einen Teil des UN-Campus einzurichten. Im Frühjahr 2012 soll hier ein Teil der Mitarbeiter des Klimasekretariates der Vereinten Nationen einziehen. Mit der dafür notwendigen Modernisierung und dem Umbau wurde im September 2009 begonnen.[5]

Plenarsaalanbau (Vizepräsidentenbau)

Der im Zuge des Plenarsaal-Neubaus bis 1992 für das Bundestagspräsidium errichtete „Vizepräsidentenbau“ befindet sich an der Rheinseite. Er gehört zum World Conference Center Bonn (WCCB). In dem Gebäude befinden sich 36 Tagungsräume und 7 Konferenzsäle. Außerdem gab es dort Büros von SMI Hyundai, dem Investor, der das WCCB errichten und betreiben sollte.

Kunst im Außenbereich des Bundeshauses

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sind im Außenbereich des Bundeshauses eine Reihe von künstlerischen Arbeiten angebracht worden. Vor dem Bundeshaus, in unmittelbarer Nähe des Rheines, wurde 1990 die leuchtend rote Skulptur aus Stahlprofilen „L’Allumé“ von Mark di Suvero installiert. Sie zeigt in die geographische Richtung der deutschen Hauptstadt Berlin. 2010 fand eine Erneuerung und Modernisierung des Kunstwerks statt.[6] An der Görresstraße befindet sich die Metallplastik „Durchbruch“ von Hermann Glöckner. Im Hauteingangsbereich des Bundeshauses befindet sich die zwischen 1993 und 1997 entstandene und für diesen Ort entworfene Plastik „Meistdeutigkeit“ von Olaf Metzel, eine Assemblage aus Fahrradständern. Für den Südteil des Bundeshauses, der für den UN-Campus hergerichtet wird, wurden 2010 drei neue Kunst-am-Bau-Wettbewerbe ausgelobt. Den ersten Preis gewann unter anderem der Bildhauer Michael Sailstorfer für sein Außenthermometer am Alten Abgeordnetenhochhaus, das auf die Rolle des Klimasekretariats hinweisen soll.[7]

World Conference Center Bonn (WCCB)

Hauptartikel: World Conference Center Bonn

Das World Conference Center Bonn (bis 2006 Internationale Kongresszentrum Bundeshaus Bonn bzw. United Nations Congress Center) umfasst den 1992 eingeweihten Plenarsaal von Günter Behnisch, den angrenzenden Vizepräsidentenbau, das gegenüberliegende Alte Wasserwerk, das während der Bauzeit des neuen Plenarsaals als Ausweichquartier des Bundestages diente, sowie sein benachbartes Pumpenhaus. Seit 2006 wird an einem umfassenden Erweiterungsbau samt Hotel auf dem Gebiet westlich des Bundeshauses gearbeitet. Die Bauarbeiten wurden jedoch im September 2009 aufgrund eines noch nicht überwundenen Finanzskandals gestoppt.

Das WCCB ist eines der wichtigsten Kongresszentren in Deutschland. In ihm finden national wie international bedeutende Konferenzen statt (z.B.: 2000 die „UNCCD-Weltwüstenkonferenz“, 2004 die „Internationale Konferenz für erneuerbare Energien“, ebenfalls 2004 der Deutsche Juristentag, 2006 der Deutsche Naturschutztag). Häufig wird das WCCB auch von den in Bonn ansässigen UN-Organisationen für ihre Tagungen genutzt.

UN-Campus

Umbau des „Alten Abgeordnetenhochhauses“ (April 2010)

Hauptartikel: UN-Campus

Seit 1996 haben sich in Bonn zahlreiche Organisationen der Vereinten Nationen (UN) niedergelassen. Diese waren bisher im Haus Carstanjen und dessen Erweiterungsbau, im Bundeshaus sowie einem Gebäude in der Kennedyallee ansässig. Im November 2000 hat die Bundesregierung beschlossen, die schwerpunktmäßig im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich tätigen Organisationen an einem zentralen Punkt zu bündeln. 2001 wurde vereinbart, dafür die ehemaligen Parlamentsbauten den Vereinten Nationen zur dauerhaften Nutzung zur Verfügung zu stellen, was durch den Kabinettsbeschluss vom 28. Mai 2003 bekräftigt wurde. Im Juli 2006 sind elf der damals zwölf Organisationen in das ehemalige Abgeordnetenhochhaus, den Langen Eugen, eingezogen.

Das Klimasekretariat mit über 200 Mitarbeitern soll im achtgeschossigen Alten Hochhaus, dem Fraktionsbau, dem Zwischenflügel sowie dem Südflügel des Bundeshauses als zweitem Teil des UN-Campus untergebracht werden. Dazu werden die denkmalgeschützten Gebäude seit September 2009 für circa 55 Millionen Euro umgebaut. Nach einer Bauzeit von über zwei Jahren sollen die Arbeiten im Februar 2012 abgeschlossen sein. In einem zweiten Bauabschnitt soll ein Ergänzungsneubau errichtet werden, um alle der bisher 700 Mitarbeiter der Vereinten Nationen in Bonn an einem gemeinsamen Standort unterzubringen. Der Umzug war ursprünglich schon für 2008 vorgesehen, verzögert sich nun aber, da der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages eine Haushaltssperre für die Sanierung des Alten Hochhauses verhängt hatte.[8]

Literatur

  • Gerda Breuer: Hans Schwippert. Bonner Bundeshaus. Parlament der jungen BRD. Mit einer Auswahl aus dem Briefwechsel mit Konrad Adenauer. 1. Auflage. Wasmuth, Tübingen / Berlin 2009, ISBN 978-3-8030-0713-1.
  • Agatha Buslei-Wuppermann, Andreas Zeising: Das Bundeshaus von Hans Schwippert in Bonn. Architektonische Moderne und demokratischer Geist. Grupello, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-89978-111-3.
  • Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): UN-Campus Bonn. Document for the Presentation Meeting. Bonn 2003.
  • Oliver Zybok, Ikhlas Abbis (Fotos), David Boucherie (Fotos), Alexander Baier; Jörg Damm, Karin Eßer (Hrsg.): Kurskorrektur – Architektur und Wandel in Bonn. [Ersch. anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Parlamentsgebäudes von Günter Behnisch in Bonn]. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2002 (übersetzt von Ingrid Bell, Norbert Heikamp), ISBN 3-7757-1269-0 (deutsch und englisch).
  • Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn / Architectural guide to Bonn. Reimer, Berlin 1997 (übersetzt von Claus Warren Offermann), ISBN 3-496-01150-5, S. 92–93 (deutsch und englisch).
  • Gisbert Knopp: Das Bundeshaus in Bonn. Von der Pädagogischen Akademie zum Parlamentsgebäude der Bundesrepublik Deutschland. In: Bonner Geschichtsblätter. Band 35, S. 251ff.
  • Angela Schumacher: Das Gebäude der Pädagogischen Akademie in Bonn. Versuch einer Würdigung seiner Architektur. In: Bonner Geschichtsblätter. Band 35, S. 277ff.

Weblinks

 Commons: Bundeshaus (Bonn) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Artikel im General-Anzeiger vom 8. September 2008
  2. Artikel im General-Anzeiger vom 9. Juli 2008
  3. Artikel im General-Anzeiger vom 3. November 2006
  4. Artikel im General-Anzeiger vom 4. November 2006
  5. Pressemitteilung der Stadt Bonn vom 2. September 2009
  6. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: L’Allumé – „der Erleuchtete“
  7. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: Kunst-am-Bau-Wettbewerbe für den UN Campus in Bonn
  8. Artikel im General-Anzeiger vom 26. Juni 2008
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Dieser Artikel wurde am 5. August 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.
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