Burg Weißenburg (Pielachtal)

Burg Weißenburg (Pielachtal)

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Burg Weißenburg
Burg Weißenburg am 2. August 2009, fotografiert vom Annakreuz

Burg Weißenburg am 2. August 2009, fotografiert vom Annakreuz

Alternativname(n): Ruine Weißenburg (alte Bezeichnung)
Burgentyp: Felsenburg
Erhaltungszustand: Wesentliche Teile erhalten
Ort: Frankenfels
Geographische Lage 47° 59′ 58″ N, 15° 21′ 19″ O47.99944444444415.355277777778Koordinaten: 47° 59′ 58″ N, 15° 21′ 19″ O
Burg Weißenburg (Niederösterreich)
Burg Weißenburg

Die Burg Weißenburg ist eine mittelalterliche Burg und befindet sich etwa zwei Kilometer entfernt von der Ortschaft Weißenburg, in der Weißenburggegend, im Gemeindegebiet von Frankenfels, im Bezirk Sankt Pölten-Land in Niederösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Burganlage liegt im oberen Pielachtal auf einem schiffförmigen, hellen Kalkfelsen, dem sie auch ihren Namen verdankt, und ist auf zwei Seiten von den Gewässern Pielach und Weißenbach umflossen. Am östlichen Fuß des Burgberges mündet der Weißenbach in die Pielach. Die Burganlage ist über einen Halsgraben von nördlicher Seite erreichbar.

Geschichte

Kupferstich von Georg Matthäus Vischer, 1672

Auf Grund der strategisch günstigen Lage dürfte der Burgfelsen bereits im frühen Mittelalter befestigt gewesen sein. Vom so genannten Weissenberg hatte man Kontrolle über das Pielachtal Richtung Schwarzenbach an der Pielach und über das Nattertal Richtung Frankenfels.

Die Geschichte der Weißenburg lässt sich bis in das 12. Jahrhundert urkundlich nachweisen, die Gründung dürfte aber einige Jahrhunderte früher gewesen sein.

Wichard bzw. Weichard l. von Rabenstein besaß schon vor 1230 landesfürstliche Lehen in Frankenfels und 1267 nannte sich ein Zweig der Rabensteiner bereits nach Weizzenberg (Weissenberg). Aus dieser Familie stammt auch Marquard von Weizzenberg, der Abt des Klosters Göttweig von 1316 bis 1323.

Der letzte Weissenberger, Leopold, dürfte zwischen 1365 und 1381 verstorben sein. Sein Erbe war zwischen den Familien Liechtenstein, Pottendorf und Wallsee umstritten. Zwar bestätigte 1382 der Bischof dem Grafen Heinrich von Rauchenstein das Patronatsrecht der neugestifteten Burgkapelle, doch entschied Herzog Albrecht II. 1388, dass ein Drittel der Burg Hans von Liechtenstein und zwei Drittel Friedrich und Albrecht von Pottendorf zustehen. Da nur ein Drittel der Burg landesfürstliches Lehen und der Rest freies Eigen war, wurden die Eigentumsverhältnisse im 15. Jahrhundert etwas unübersichtlich.

1494 hatten die Herren von Kling die Burg in ihren alleinigen Besitz. Nach 1526 kam Weissenberg an die Losensteiner auf der Schallaburg, nach denen 1592 die Südtiroler Ritter von Concin Besitzer waren.

Bei den Niederösterreichischen Bauernaufständen Ende des 16. Jahrhunderts, an dem auch der puchenstubener Wirt Christan Haller maßgeblich beteiligt war, wirkte die Burg als Verteidigungsanlage.

1613 fiel die Herrschaft an Sigmund von Malenthein zu Plankenstein und 1635 an die Grafen von Tattenbach. Um 1648 wurde unter Gotthard Graf von Tattenbach die Burg größer ausgebaut. Ein Steinwappen und eine Inschrift weisen darauf hin.

Er verkaufte die Burg 1655 an Johann Baptist Freiherr von Kunitz. Dieser vereinigte Weissenberg mit seinem Besitz Kirchberg an der Pielach und konzentrierte dort die Verwaltung.

Beim Großer Türkenkrieg von 1683 fanden etwa 300 Bewohner der Umgebung Schutz vor den osmanischen Streifscharen, die das obere Pielachtal verwüsteten. Mit der Vertreibung der Türken aus Mitteleuropa wurde die Burg jedoch ihre militärische Bedeutung los.

1751 kaufte Johann Georg Freiherr von Grechtler die vereinigten Herrschaften Weißenburg, Kirchberg an der Pielach, Tradigist, Mainburg und Salau. Er hat mit dem Kauf der Herrschaften Friedau und Rabenstein an der Pielach somiit einen großen Besitz im oberen Pielachtal konzentriert. Nach seinem Tod 1780 erbte sein Sohn, Georg Anton Freiherr von Grechtler den gesamten Besitz.

Weitere Bedeutung verlor die Weißenburg bei der Bauernbefreiung 1848, als die größten Teile des Herrschaftsgebietes bäuerliches Eigentum wurden.

Bis 1932 blieben die Eigentümer von Weißenburg und Kirchberg an der Pielach identisch.

Da nach 1938 Fürst Philipp Salm-Horstmar, dem auch Schloss Coesfeld in Westfalen gehörte, auch Besitzer von Weißenburg wurde, betrachtete die russische Besatzungsmacht die Ruine als deutsches Eigentum, so dass sie erst nach dem Österreichischen Staatsvertrag 1955 an den Vorbesitzer zurückgestellt wurde. Dieser verkaufte sie an die Österreichische Bundesforste

Seit 1975 ist die Weißenburg in Privatbesitz von zwei Familien.

Verfall

Die Weißenburg, um 1900 noch als Ruine, fotografiert vom Annakreuz

Im Zuge der Dachsteuer und der dadurch großen Belastung der Besitzer, wurden um 1790 sämtliche Dächer der Anlage abgetragen. Dies bewirkte einen raschen Verfall der Burg.

Ein anderer Grund dürfte der Umstand sein, dass die größten Teile des oberen Pielachtals in dieser Zeit ein Herrschaftsgebiet waren und andere Herrschaftsbauten, wie Schloss Fridau oder das Schloss in Kirchberg an der Pielach zu dieser Zeit mehr Komfort geboten haben.

Wiederaufbau

Seit die Burganlage in Besitz von zwei Familien ist, wird sie sukzessive renoviert und vor dem Verfall geschützt. Man begann zunächst mit der Freilegung der Mauern. Die Arbeiten dauerten mehrere Jahre, nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass bis auf wenige Ausnahmen ohne Baumaschinen gegraben wurde. Die Schuttkegeln waren teilweise bis zu 4 Meter hoch.

Das erste wieder bewohnbare Gebäude war der Torturm, hinter dem sich die ca. 3.700 m² große Anlage befindet. Einige Jahre später wurden die Renovierungsarbeiten am Westtrakt des Palas fertig gestellt. Als Ergänzung wurde in den darauffolgenden Jahren die Anbindung an den Bergfried wiederaufgebaut.

Ab Mitte der 90er begannen die Arbeiten an der Burgkapelle. Der Turm, sowie die Sakristei wurden vollständig revitalisiert, wobei letzter nun als Sakralraum dient. Der eigentliche Hauptteil der Kapelle stürzte im 20. Jahrhundert ins Tal, da dessen Südmauer zu knapp an der Felskante stand. Seit 2007 wird dieser Teil ausgegraben, da man darunter eine Krypta vermutet. Die Kapelle wurde im Jahr 2000 wieder eingeweiht.

Das derzeitige Großprojekt ist der Südtrakt des Palas, in dem bereits ein großer Festsaal und ein teilweise in den Fels gehauener Keller renoviert und wieder benutzbar gemacht wurden.

Heutige Nutzung

Im Jahr 2000 wurde die Burgkapelle zum Heiligen Johannes des Täufers von seiner Eminenz Franz Kardinal König eingeweiht.

Jährlich im September findet auf der Burg Das Frankenfelser Burggespräch statt - eine Kulturveranstaltung der Gemeinde, die sich vor allem mit den lokalen Bräuchen und Besonderheiten der Gegend auseinandersetzt.

Modernes Burgleben

Bis heute besitzt die Burg eine autonome Versorgung. Wasser wird aus einem eigenen Brunnen geschöpft, Strom wird durch ein Dieselaggregat erzeugt. Kleinere Solaranlagen ergänzen das Beleuchtungssystem.

Die Inneneinrichtung ist dennoch im „alten“ Stil gehalten, Holzvertäfelungen und Kassettendecken zieren viele Wohnräume. Im Winter werden diese durch zahlreiche Kamine geheizt. Ein Großteil der Möbel wurde von den jetzigen Burgbesitzern selbst gezimmert, darunter auch die in der Burgkapelle stehende Orgel.

Anlage

Durch den im Westen gelegenen Torturm gelangt man von der weißenbacher Seite in die Burganlage. Im Osten befand sich ein heute fast verschwundener zweiter kleiner Eingang.

Der Haupteingang führt durch den leicht zu verteidigenden Zwinger, welcher vom Bergfried und älteren Teilen des Palas überragt wird, in die eigentliche Burg. Eine Toranlage aus rotem Marmor trennt die äußere Burg von der Hochburg. Hinter dem Tor befindet sich der Turm der ehemaligen Burgkapelle.

Von der Kapelle sind nur mehr einige Mauerteile mit gotischen Fenstern im nördlichen Teil erhalten, der Rest stürzte im 19. Jahrhundert in die Pielach. Ein Teil des Burghofes ist unterkellert und wurde teilweise als Zisterne verwendet. Im Norden und Süden befinden sich die stark verfallenen Wirtschaftstrakte.

Der Palas und der Bergfried bilden den Kern der Burg. Hier befinden sich der große Rittersaal und der Wohnbereich. Der Bergfried bildet mit seinen bis zu 3 m dicken Mauern den höchsten und auch älteren Teil der Anlage. Der obere Teil diente als Wehrplattform, der untere als Gefängnis. Trotz dem schwierigen Gelände wurde der Bergfried exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet.

Siehe auch

Literatur

  • Bernhard Gamsjäger: Frankenfelser Häuserbuch, Frankenfels 1987
  • M. u. G. Steiger: Weißenburg an der Pielach (Folder), Frankenfels 1995
  • Bernhard Gamsjäger und Ernst Langthaler: Das Frankenfelser Buch, Frankenfels 1997
  • Heinz Palt: Heimatbuch der Marktgemeinde Kirchberg an der Pielach, Kirchberg an der Pielach 1976

Weblinks


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